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Nr. 88 PAPIER-ZEITUNG 3135 Behandlung der Papiermaschine Von 0. Merz in Hanau Fortsetzung zu Nr. 83 Das Glättwerk oder die Feuchtpresse soll in den meisten Fällen den Kalander ersetzen. Durch das schnelle Laufen und öfteres Reissen des Papieres, abgesehen von der Gefahr für den Arbeiter, welche sie mit sich bringt, liefert aber die Feucht presse soviel Ausschuss, dass ihr Betrieb meist mehr schadet als nutzt, und deshalb lässt man sie gern stehen. An der Seite, wo das Glättwerk Falten giebt, wird zu stark gepresst, oder der Zug ist zu lang. Auch kann der Maschinenführer die Papierbahn nicht immer gleichmässig stark halten. Auf der Seite nun, wo die Bahn etwas schwächer ist, trocknet das Papier leichter, und hier giebt es Falten. Um diese nun nicht vom Glättwerk zerschneiden zu lassen, hebt man auf dieser Seite die obere Walze etwas an. Ist das Papier durchweg etwas zu trocken, oder ist der Zug vor dem Glättwerk um eine Kleinigkeit zu lose, so giebt es Falten. Ist es zu nass, so erhält man förmliche Wasser streifen, das Papier wird schwarz und ist auf der Oberfläche ganz verschmiert. Harzflecke, welche im Stoff sind, kleben an den Walzen fest und geben Ausschuss, und es vergeht manch mal lange Zeit, ehe man es bemerkt. In allen Fällen, den letzten ausgenommen, denn die Flecke müssen mittels scharfer Schabermesser weggeschafft werden, muss die obere Walze gehoben werden. Ich habe an fast allen Maschinen gefunden, dass die obere Walze nie mit ihrer eigenen Schwere auflag, sondern stets etwas angehoben sein musste, um ja nicht zuviel Ausschuss zu erhalten. Was unter solchen Umständen die Feuchtpresse noch bezwecken soll, ist mir nicht verständlich. Längsschneider oder Tellermesser können auf einer Welle hin und her gleiten, werden jedoch durch Keile gezwungen, die Um drehungen der Welle mitzumachen. Man stellt mit den Messern die Breite des zu arbeitenden Formates, und zwar stellt man an den Seiten soviel herein oder heraus, als man mit dem Wagen und Deckelriemen herein- oder herausgefahren ist. Bei Papieren, welche viel eintrocknen, wie Pergament- Ersatz, ist es aber anders. Denn hat man z. B. vorher Pergament-Ersatz von 160 cm Breite gearbeitet, und man geht auf Holzschliff-Papier von 164 cm Breite über, so sagt man sich: Pergament-Ersatz trocknet auf den Cylindern 8 cm ein, Holz papier aber nicht. Würde man in diesem Falle die Messer garnicht auseinander rücken, so käme die Papierbahn 168 cm breit bei den Messern an. Um die richtige Breite zu erhalten, stellt man den Wagen 4 cm schmäler, also auf jeder Seite 2 cm. Jedoch darf in diesem Falle mit den Messern nicht gleichfalls 2 cm herein-, sondern es muss damit 2 cm herausgefahren werden. Denn das Papier soll ja nicht 4 cm schmäler, sondern 4 cm breiter werden. Die Tellermesser sollen sich eigentlich selbstthätig durch Reibung schärfen, aber sie werden durch Oellappen, welche man anlegt, damit sie nicht pfeifen, und durch die Widerstände, wie Sand, Holz u. a. m., welche die Schärfe angreifen, mit der Zeit doch stumpf und müssen von Zeit zu Zeit durch frisch abgedrehte ersetzt werden. Feucht-Apparat. Hat das Papier die Messer passirt, so wird es noch durch einen Feucht-Apparat geführt. Das Feuchten hat den Zweck, das Papier wieder leimfester zu machen, welche Eigenschaft durch zu schnelles Trocknen des Papieres etwas vermindert wird. Ferner wird durch verschiedene Feuchtung die dem Papier später zu verleihende Kalander-Glätte beeinflusst, welche ja bei Einschlagpapieren verschieden verlangt wird. Durch die Befeuchtung wird das Papier auch geschmeidiger, fügt sich daher am Kalander den Walzen besser an, dadurch wird auch namentlich durch Falten an den Seiten verursachter Ausschuss wesentlich vermindert. Zugreglung. Die Spannung der Papierbahn an der Stelle, wo sie von einem Theil der Maschine zum andern geführt werden muss, nennt man den Zug, z. B. von der Steigefilzpresse zum ersten Trocken-Cylinder oder vom Sieb zum Nassfilz usw. Ist ein solcher Zug zu lose, so ziehen sich Falten nach dem anderen Theil, während wenn er zu straff ist, die Papierbahn ab reissen muss. Beides würde also zu Ausschuss Veranlassung geben. Ungleicher Zug wird in der Trockenpartie meistens da durch hervorgerufen, dass die Dampfzufuhr schlecht geregelt wird. Je trockener oder überhitzter das Papier wird, desto mehr schrumpft oder trocknet es ein, und ist dann die Dehnung des Papieres auf dem Grenzpunkt angelangt, so platzt oder reisst die Bahn. Wird aber das Papier wieder feuchter, so dehnt es sich in der Länge mehr aus. Durch zu starke Dehnung ver liert das Papier beträchtlich an Festigkeit. Man könnte sich, wenn der Zug zu lose wird, dadurch helfen, dass man das Dampf-Ventil oder den Hahn des Trocken- Cylinders etwas öffnet und die Dampfzufuhr für diesen Cylinder vergrössert. Da es aber zu lange dauern würde, ehe der Zug dadurch wieder in Ordnung käme, so hilft man sich, indem man den Lauf der Antriebs-Riemen, welche meistens auf konischen Scheiben laufen, verändert. Je kleiner die Scheibe, desto schneller die Umdrehung. Hat man z. B. zwei Stirn- oder Sternräder, das eine von 10, das andere von 30 Zähnen, so würde das kleine Rad von 10 Zähnen dreimal herumgelaufen sein, ehe das grössere von 30 Zähnen einmal herum ist; genau so verhält es sich mit den Riemenscheiben. Soll demnach ein Theil etwas schneller laufen als der andere, so müsste man die Antriebscheibe verkleinern, was man bei konischen Scheiben erreicht, wenn der Lauf des Riemens verändert wird. Bei flachen Scheiben werden auch Streifen aus Filzschlauch oder Filz aufgelegt und der Durchmesser der Antriebs-Scheibe, somit auch die Schnelligkeit der angetriebenen Scheibe dadurch vergrössert. Geht man von schwachem Papier auf stärkeres über, so wird die Abnahme am Sieb ganz hoch sein, und so geht es von Theil zu Theil, • und bei den Trocken-Cylindern werden die Züge so straff, dass die Papierbahn reisst. Es ist gleichsam, als wollte der dicke Körper mehr Platz haben. Am besten ist es in solchen Fällen, man lässt alle Züge, ehe man anfängt, etwas nach, sonst lässt sich das Platzen und Reissen hier und dort garnicht vermeiden. Im umgekehrten Fall muss man die Züge spannen. Eine Hauptrolle spielt aber hierbei auch der Stoff und der Mahlprozess, welchen er durchgemacht hat. Schmieriger Stoff lässt den Zug immer länger als röscher Stoff, -weshalb man auch beim Pergament-Ersatz, welcher Stoff ganz schmierig ist, die Züge fast nicht straff genug bekommen kann. Schluss folgt Papier-Industrie in Sachsen Jahresbericht 1896 der Dresdener Handelskammer Der Handel mit Hadern und Lumpen hat sich nach dem Bericht einer Riesaer Firma insofern etwas gebessert, als die einheimischen Papierfabriken durch die Billigkeit der Lumpen veranlasst wurden, etwas mehr davon zu verarbeiten; die Ausfuhr war aber ganz todt, Anzeichen lassen indess auf Wiederbelebung hoffen. Die Preise blieben auf dem Stande von 1895. Von der neuen amerikanischen Zollgesetzgebung werden wahrscheinlich auch wollene Lumpen, die bisher frei waren, getroffen werden, sodass dann die Einfuhr gänzlich ausgeschlossen ist. Eine Dresdener Firma bezeichnet den Ver kehr mit Lumpen zur Papierfabrikation im ganzen Jahr als überaus ruhig, gewöhnliche Lumpen waren schwer verkäuflich, während bessere leinene wohl verkäuflich sind, aber nur in geringen Mengen hereinkommen, ebenso verhält es sich mit den weissbaumwollenen Sorten. In Lumpen zur Kunstwoll- Fabrikation herrschte während des Berichtsjahres gute Nach frage zu festen Preisen. Holzschliff. Die Berichte von Holzschleifereien in Cotta, Liebethai, Langenhennersdorf, Edle Krone, Geising, Schmiedeberg, Lehnmühle bei Frauenstein, Deuben, Königstein und Colditz stimmen alle darin überein, dass der Geschäftsgang im Berichtsjahre zufriedenstellend war. Die Wasserverhältnisse waren den ganzen Sommer über gut und erlaubten vollen Betrieb, sodass die Er zeugung in den meisten Werken stieg; der Absatz an die Papierfabriken war flott und vollzog sich zu etwas besseren Preisen als im Vorjahre, ebenso einstimmig werden aber die Herstellungskosten als gesteigert bezeichnet, wozu die Erhöhung der Schleifholzpreise — nach einem Berichte um 20 pCt. — und in den meisten Werken auch die der Arbeitslöhne beitrug; im Ganzen war also der Nutzen verhältnissmässig bescheiden. In den der Sächsischen Schweiz und deren Sandsteinbruch- Betrieben nahegelegenen Werken hatte man grosse Schwierig keit, Arbeiter in genügender Menge zu erhalten, auch machte sich das Verbot der Nachtarbeit für Frauen unbequem fühlbar. Zellstoff. Ueber die Fabrikation von Sulfitzellstoff liegen Be richte aus Gröditz und Pirna vor. Zwar ist das ganze Jahr I hindurch die Nachfrage anhaltendund lebhaft gewesen, aber