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PAPIER-ZEITUNG. 1189 Durchgang durch das Prisma kein Spektrum, sondern nur ein einfaches gebrochenes Bild des Spaltes liefert. Genau so ist es auch mit dem Eindruck, den wir weiss nennen; wir können den selben hervorbringen, wie es vorher geschah, durch eine Mischung aller Spektralfarben in bestimmtem Helligkeitsverhältniss, wir können ihn aber auch erzeugen durch Mischung von nur zwei bestimmten Farben, z. B. Blau und Gelb, ohne dass es unserm Auge möglich wäre, diese beiden Weiss zu unterscheiden. Solche Farben, deren Mischung Weiss giebt, nennt man Komplementärfarben. Aus dem Vorhergehenden folgt also, dass ein Farbeneindruck, den wir empfangen, in sehr verschiedener Weise zustande kommen kann, und hierauf beruht die eingangs erwähnte Schwierigkeit, denselben in wissenschaftlich genauer Weise zu bezeichnen. Eine Mischfarbe, in der sehr verschiedenartige Lichtschwingungen ver einigt sind, kann uns ebenso rein erscheinen, wie eine der eigent lichen reinen Farben, d. h. wie Lichtschwingungen von nur einer Art, sogenanntes homogenes Licht. Nachdem wir gesehen haben, wie man Licht durch die Zerstreuung mit einem Prisma hervor bringt, soll nun die Erzeugung derartiger Mischfarben betrachtet werden. Lassen wir weisses Licht durch einen Körper hindurchgehen, so erscheint es uns in vielen Fällen unverändert, und alsdann nennen wir einen solchen Körper farblos; ändert dieser jedoch die Art des Lichtes, so nennen wir ihn farbig. Diese Aenderung be steht darin, dass der Körper von den verschiedenen, im Weiss enthaltenen Farben einen Theil verschluckt, daher die durch ihn hindurchgegangenen Farben nicht mehr in demjenigen Verhältnisse ihrer Helligkeit vorhanden sind, das zur Hervorbringung des Ein druckes »Weiss« erforderlich ist. So erhalten wir z. B. scheinbar rothes Licht, wenn wir weisses durch ein sogenanntes rothes Glas — blaues, wenn wir es durch ein blaues Glas hindurchgehen lassen. In Wirklichkeit sind die so entstehenden Farben aber Mischungen verschiedener, zum Theil sogar aller eigentlicher Farben, von denen nur ein Theil sehr stark verschluckt ist, wie man sehr leicht zeigen kann, wenn man das Licht, das durch ein derartiges Glas gegangen ist, mit einem Prisma zerlegt. Man sieht alsdann, welche Mannig faltigkeit von Farben namentlich in dem schönen Blau eines solchen blauen Glases enthalten sind. Solche, durch Absorption entstehenden Mischfarben, Absorptions- oder Körperfarben ge nannt, finden auch in der Industrie Verwendung in den sogenannten Lackfarben, indem die Auflösung eines Farbstoffes als Ueberzug aufgetragen wird, der die von der überzogenen z. B. metallischen Fläche zurückgeworfenen Strahlen hindurchlässt und ihnen hierbei die ihm eigenthümliche Körperfarbe verleiht. Ein solcher durch sichtiger Ueberzug wirkt daher genau so, wie wenn wir den darunter befindlichen Gegenstand durch ein dünnes farbiges Glas betrachten würden. Fortsetzung folgt. Eingänge. Dreifarbendruck-Kollektion. Unter dieser nicht recht verständ lichen Bezeichnung haben die Besitzer der Farbenfabriken von Berger & Wirth in Leipzig ein Heft in Folio-Format mit rothem, lederpapierartigem Umschlag versandt, das ihre Normalfarben für den Dreifarbendruck empfehlen soll. Von den acht Blättern des Heftes zeigt das letzte eine in Dreifarbendruck hergestellte Geschäftsempfehlung, die mit ihrem überreichen Beiwerk einem kleinen Plakat ähnlich sieht. Die Arbeit eignet sich für den Dreifarbendruck anscheinend nicht gut, denn die Farbenwirkung ist theilweise matt und unbefriedigend. Lehrreich für die Be schaffenheit der einzelnen Farbenplatten sind die übrigen Blätter, die von der Gelbplatte einen Abdruck in gelber Farbe, von der Rothplatte einen in rother und von der Blauplatte einen in blauer Farbe enthalten. Von diesen drei Farbenplatten ist der Deutlichkeit wegen noch je ein schwarzer Abdruck gegeben. Da ausserdem ein Blatt die Gelb- und Rothplatte aufeinander gedruckt vorführt, so ist der Dreifarbendruck in seiner Auf einanderfolge gut dargestellt. Die Satzausführung des Umschlages ist steif und verbesserungsfähig; es ist auch auffällig, dass die aus einer grossen Titelschrift gegebene zur Firma gehörige Be zeichnung »Farben-Fabriken« einmal in zwei mit einem Binde strich verbundenen Wörtern und an anderer Stelle als ein Wort angewendet wird. Die Maschinenfabrik 0. Ronniger Nachf. H. Berger in Leipzig hat ein mit vielen Abbildungen versehenes Hauptverzeichniss herausgegeben, das auf seinen 120 Seiten in Grossoktavformat Abbildungen der von der Firma hergestellten Maschinen für Papier verarbeitung mit den erforderlichen Grössen- und Preisangaben enthält. Das farbige Titelbild zeigt eine Ausstanzpresse für Riemenbetrieb, umrahmt von den goldenen Medaillen, die dem jetzt bereits 30 Jahre bestehenden Geschäfte auf vielen Ausstellungen seit 1867 ver liehen worden sind. Das vornehm ausgestattete und zweifarbig gedruckte Werk ist in der Buchbinderei von Hübel & Denck in Leipzig in einfacher aber fein wirkender Weise eingebunden. Besonders wirksam ist die nur durch Goldprägedruck verzierte vordere Deckelseite. Kleine Mittheilungen. Eine Ausstellung von Buch- und Kunstwerken für den Kolportage-Betrieb findet in Verbindung mit der zehnten General- Versammlung des Central-Vereins Deutscher Kolportage - Buch händler vom 21. bis 23. Juni in Berlin in Kellers Festsälen, Köpenickerstrasse 95 bis 96, statt. Ueber die Verbreitung der Setzmaschinen in Amerika und die Verhältnisse der dabei beschäftigten Personen giebt eine in den Freien Künsten nach einer amerikanischen Quelle veröffentlichte Uebersicht beachtenswerthe Aufschlüsse. Es sind gegenwärtig in den Vereinigten Staaten in Betrieb: in deutschen englischen zusammen Druckereien Mergenthaler Linotype . . . 146 2563 2709 Thorne . 7 148 155 Rogers . 18 150 168 Empire — 46 46 McMillan . — . 8 8 zusammen 171 2915 3086 Innerhalb der seitdem verflossenen sechs Monate hat die Maschine in weiteren 28 Städten Eingang gefunden und deren Zahl um 515 (37 in deutschen und 478 in englischen Buchdruckereien), die Zahl der Beschäftigten um 1124 Personen zugenommen. Die Arbeitszeit schwankt zwischen 36 bis 63 Stunden in der Woche bei englischen und 40 bis 59 bei deutschen Arbeiten. Die Aushändigung der auf der Chicagoer Welt-Ausstellung verliehenen Medaillen und Diplome hat sich trotz wiederholter Anregung von deutscher Seite bisher nicht erreichen lassen. Einen besseren Erfolg scheint eine neuerdings in Washington er hobene Vorstellung haben zu sollen, bei der auf den Wunsch vieler deutscher Aussteller, die ihnen in Chicago verliehenen Aus zeichnungen bei der Berliner Gewerbeausstellung benutzen zu können, hingewiesen worden war. Es ist darauf dem Kaiserlichen Botschafter in Washington die amtliche Mittheilung zugegangen, dass der mit der Vertheilung der Diplome und Medaillen be auftragte Chef des »Bureau of Engraving and Printing« am 24. oder 25. April die Diplome und Medaillen der Kaiserlichen Botschaft übermitteln werde. Danach ist zu hoffen, dass die prämiirten deutschen Aussteller binnen kurzem in den Besitz ihrer Aus zeichnungen gelangen werden. The Paper Digest ist der Titel einer neuen Wochenschrift, die in New York, Reade Street 22 bis 26, erscheint und in ge drängter Kürze über alle Erscheinungen des Papierfaches zu be richten verspricht. Die Probe-Nummern haben reichen Inhalt, der zumeist aus Auszügen der europäischen und amerikanischen Fachpresse besteht. Papier und Druck sind gut. Der Be zugspreis beträgt 1 Dollar jährlich. Büchertisch. Haupt-Katalog der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896. Heraus gegeben im Auftrage des Arbeitsausschusses der Berliner Gewerbe- Ausstellung. Verlag von Rudolf Mosse in Berlin. Preis 1 M. Ein brauner, lederartig aussehender, schmiegsamer Deckel umhüllt den rechtzeitig fertig gewordenen sehr umfangreichen Haupt-Katalog. Fast zu umfangreich ist der Katalog ausgefallen, denn neben 64 Seiten für Einleitung und Gliederung der Ausstellung und 256 Seiten für das Aus steller-Verzeichn iss sind 250 Seiten Anzeigen vorhanden. Wir wissen wohl, dass nicht die Verlagsbuchhandlung, sondern der Herausgeber die Schuld an dieser oft gerügten Unsitte trägt, die gerade die Ausstellungs- Besucher am härtesten trifft, die auf der Ausstellung etwas lernen wollen. Es wird Keinem, der öfter zur Ausstellung geht, einfallen, den Katalog in seiner jetzigen Form zu benutzen, sondern er wird versuchen, den Anzeigentheil abzutrennen, und ihn bei Seite werfen. Die Buchdruck- Ausstattung ist klar, übersichtlich und zweckentsprechend und im Hinblick auf die kurze Herstellungszeit auch sauber durchgeführt. Die Schauseite des Deckels zeigt auf dem gegitterten Grunde das Berliner Wappenthier in Blindprägung, in einem Oval in der oberen linken Ecke die bekannte Hammerfaust und daneben in Goldprägung in vier Zeilen den Namen der Ausstellung. Weshalb dabei das Versal-I in »BERLINER« einen Punkt trägt, ist nicht recht ersichtlich.