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1188 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 37. Setzmaschinen befindet sich auch die im vorigen Jahr hier in der Französischen Strasse zuerst in Deutschland aus gestellte Linotype. Ob die vor kurzem unter Nr. 86912 im Deutschen Reiche patentirte Monoline, die von Gustav Fischer & Co. in Berlin gebaut werden soll, schon auf der Ausstellung im Betriebe ist, kann ich nicht sagen, denn ich habe sie bei meinem ersten Rundgang nicht gesehen. Dem Vernehmen nach sind mehrere Monoline aufgestellt worden, von denen sich eine in der Spezial ausstellung »Kairo« im Betriebe befinden soll. Diese wäre zunächst der dritte und vielleicht aussichtsvollste Bewerber um die Herr schaft im Setzersaale der Zukunft. W. üeber Licht und Farbe. Wir entnehmen dem Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt den nachstehenden Bericht über einen vom Professor Dr. P. H. Groth im Bayerischen Kunstgewerbeverein gehaltenen Vortrag. Es giebt Sinneseindrücke, die wir auf eine vollkommen genaue Weise zu bezeichnen vermögen; ein solcher Fall liegt vor in der Akustik, denn ein bestimmter Ton ist unzweideutig charakterisirt durch die Anzahl der Schwingungen, die der tönende Körper (Saite, Stimmgabel) während einer Sekunde ausführt, welche Schwingungen, auf die Theilchen der Luft und von diesen auf unsere Gehörwerkzeuge übertragen, in uns den Eindruck eben jenes Tones von bestimmter Höhe, je nach der Schnelligkeit, wo mit die Schwingungen aufeinander folgen, hervorbringen. Viel schwieriger ist eine genaue Bezeichnung für diejenigen Sinnes eindrücke, die wir durch das Auge empfangen, während diese doch bei weitem wichtiger sind, da die Erzeugnisse der Natur, wie der Kunst, doch wesentlich dadurch auf uns wirken, dass wir sie sehen. Hierbei spielt nun der Farbeneindruck meist die Hauptrolle, und es wäre daher von grösster Wichtigkeit, wenn ein solcher ebenso genau bezeichnet werden könnte; wie der eines musikalischen Tones, denn die populären Bezeichnungen der Farben, mit denen man sich zu helfen pflegt, Namen wie »Oliven grün«, die auf Vergleichung beruhen, sind doch zu unbestimmt, um Anspruch auf Genauigkeit zu machen. Dieser Mangel genauer Bezeichnungen für die Farben macht sich nicht nur in den beschreibenden Naturwissenschaften, sondern auch in der Industrie und dem Kunstgewerbe fühlbar, und zwar in umsomehr steigendem Grade, als die Chemie der organischen Farbstoffe unseren Schatz an Farbentönen täglich durch neue bereichert. Man hat versucht, diesem Mangel einigermaassen abzuhelfen durch Herstellung von typischen Farbenskalen, die, wie z. B. diejenige von Radde, aus einer grösseren Reihe von Farbentönen in verschiedener Tiefe zusammengesetzt sind — jedoch nur in unvollkommener Weise, da die Wiederherstellung derselben niemals mit völliger Genauig keit gelingt und -die angewandten Farben sich immerhin mit der Zeit etwas verändern. Einer genauen Bezeichnung stehen eben auf diesem Gebiete Schwierigkeiten entgegen, von welchen man sich nur dann einen Begriff machen kann, wenn man etwas tiefer in das Wesen des Lichtes eingedrungen ist, daher es hier versucht werden möge, diejenigen Grundbegriffe zu besprechen, zu denen die Physik gelangt ist, um die Erscheinungen des Lichtes und der Farbe zu erklären. Das Studium der optischen Erscheinungen hat zu der Ueber- zeugung geführt, dass das Licht unmöglich ein von den leuchtenden Körpern ausgehender Stoff sei, sondern, genau wie der Schall, der von einem tönenden Körper ausgeht, eine Bewegung. Das Medium, das uns den Schall überträgt, ist die Luft, und da diese im Weltall fehlt, während doch von den entferntesten Gestirnen Lichtstrahlen in unser Auge gelangen, so müssen wir ein den ganzen Weltraum erfüllendes Medium als Träger der Lichtbewegung annehmen. Wir nennen dasselbe den »Lichtäther«. Nach dieser Theorie besteht ein Lichtstrahl aus einer Reihe von Aethertheilchen, die in Schwingungen begriffen sind; dadurch dass jedes der aufeinander folgenden Theilchen von dieser Bewegung in einem etwas späteren Augenblick ergriffen wird, schreitet die Bewegung in einer bestimmten Richtung fort, während doch jedes einzelne Theilchen immer in der gleichen Bahn hin- und her schwingt. Eine derartige periodische Bewegung nennt man eine Wellenbewegung, und die Strecke um die sie sich fortgepflanzt hat, während ein Theilchen eine vollständige Schwingung ausführte, ihre »Wellenlänge«. Die Fortpflanzung der Wellenbewegung des Lichtes findet nun im leeren Raume statt mit einer Geschwindigkeit von nahe 300 000 km in der Sekunde. Dabei ist aber die Zahl der Schwingungen, die ein Aethertheilchen während einer Sekunde ausführt, d. h. die Dauer einer solchen Schwingung, verschieden, und nach dieser richtet sich der Eindruck auf unsere Sehnerven, den wir die Farbe des Lichtes nennen, genau so, wie die Höhe eines Tones durch die Anzahl der Schallschwingungen bestimmt wird; was also bei dem Schall der Ton, das ist beim Licht die Farbe. Am langsamsten schwingen die Strahlen rothen Lichtes, etwas schneller diejenigen des orangefarbenen, noch schneller die gelben, grünen, blauen und am schnellsten die violetten Strahlen. Da nun von der Dauer einer Aetherschwingung die Länge einer Welle abhängt, so unterscheiden sich die Farben durch ihre Wellen längen: Roth hat die grösste, nämlich 0,000760 mm, Violett die kleinste 0,000400 mm. Infolgedessen vollführt ein rother Licht strahl in einer Sekunde etwa 390 Billionen einzelne Schwingungen, ein violetter etwa 750 Billionen. Da die Lichtstrahlen sich nicht bloss im leeren Raume, sondern auch durch gasförmige, flüssige und feste Körper hindurch fort pflanzen, so müssen wir annehmen, dass auch in diesen der Lichtäther vorhanden sei. Hier aber nimmt derselbe unter dem Einflüsse der Körpertheilchen besondere Eigenschaften an, denen zufolge er das Licht nicht mehr mit der gleichen, sondern mit einer geringeren Geschwindigkeit fortpflanzt, d. h. die Körper setzen dieser Bewegung sozusagen einen Widerstand entgegen, der nicht nur von der Natur des Körpers, sondern auch von der Schwingungsdauer der Lichtbewegung abhängt, und zwar erfahren die schnellsten Schwingungen, die des violetten Lichtes, die stärkste Verzögerung, die des rothen Lichtes die geringste. Die Folge davon ist, dass sich nun die verschiedenen Farben auch durch ihre Fortpflanzungsgeschwindigkeit unterscheiden. Von letzterer hängt aber die Brechung des Lichtes an der Grenze zweier Substanzen ab, z. B. die Ablenkung, die ein Lichtstrahl erfährt, wenn er sich erst in der Luft fortpflanzt und in einen Glaskörper eintritt, oder umgekehrt beim Austritt aus einem solchen. Ist hierbei die Ein- und Austrittsfläche parallel, so findet an der letztgenannten die umgekehrte Brechung statt, und die Lichtstrahlen nehmen in der Luft wieder ihre frühere Richtung an. Lassen wir dieselben jedoch durch ein sogenanntes Glas prisma mit gegeneinander geneigten Ein- und Austritts-Flächen gehen, so verleiht dieses den Strahlen verschiedener Farben eine verschieden grosse Ablenkung aus ihrer ursprünglichen Richtung; die Rothen werden am wenigsten gebrochen, stärker die Gelben, Grünen, Blauen, am stärksten die Violetten. In dem gewöhnlichen weissen Lichte der Sonne oder einer elektrischen Lampe sind nun alle genannten Farben enthalten, wie man am besten dadurch beweisen kann, dass man es durch einen engen Spalt gehen lässt, von dem man ein Bild auf einen Schirm entwirft, und als dann ein Prisma in den Gang der Lichtstrahlen einfügt; diese erzeugen nun, je nach ihrer Farbe, verschieden abgelenkte Bilder des Spaltes auf dem Schirme, von denen diejenigen ähnlicher Farbentöne so nahe aneinander liegen, dass ein ununter brochenes farbiges Band entsteht, das sogenannte Spektrum. In diesem entspricht der rothe Theil den am wenigsten, der vio lette den am meisten abgelenkten Strahlen. Aus diesem Versuche folgt, dass Weiss, wie es jene Lichtquellen aussenden, keine Farbe ist, sondern aus einer sehr grossen Zahl verschiedener Farben d. h. Lichtschwingungen von verschiedener Dauer besteht, die, wenn sie in einem gewissen Verhältniss ihrer Helligkeit gleichzeitig unseren Sehnerv treffen, denjenigen Gesammteindruck hervorbringen, den wir weiss nennen. Wir müssen daher das weisse Licht auch aus diesen Farben, wenn wir sie in dem selben Verhältniss mit einander mischen, wieder zusammensetzen können, und dies ist in der That der Fall. Wenn wir z. B. auf eine Scheibe den Spektralfarben möglichst ähnliche Farbstoffe auf tragen in derjenigen Breite, die ihrer relativen Helligkeit entspricht, und diese Scheibe in sehr rasche Umdrehung versetzen, so werden in der kurzen Zeit, die wir nöthig haben, um einen Farben eindruck in uns aufzunehmen, schon alle jene Farben in das Auge gelangt sein und, in unserer Empfindung sich gleichsam überdeckend, die Scheibe weiss erscheinen lassen. Noch vollkommener erreichen wir den gleichen Zweck, wenn wir die durch ein Prisma zerstreuten Farben des weissen Lichtes durch ein zweites, dem ersten gleiches, aber umgekehrt ge stelltes Prisma hindurchgehen lassen; da sie durch dieses umgekehrt gebrochen werden, so erscheinen sie nun sämmtlich an der gleichen Stelle des Schirmes zu einem Bilde des Spaltes vereinigt, das wieder vollkommen weiss ist. Nehmen wir aber aus den das Weiss zusammensetzenden Farben einen Theil heraus, so ist der Eindruck, den nun die übrigen zusammenwirkend hervorbringen, nicht mehr weiss, sondern derjenige einer Farbe, die unter Umständen sich von einer der reinen Spektralfarben nicht unterscheiden lässt, d. h. dem Auge ebenso rein erscheint, obgleich sie eine Mischfarbe ist. Dem entsprechend kann eine solche Farbe durch ein Prisma in die jenigen einzelnen Farben zerlegt werden, aus denen sie zusammen gesetzt ist, während eine wirklich reine Spektralfarbe nach dem