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e 1187 Nr. 37. Buchgewerbe Buchbinderei ® ® Buchdruck elee @ ® ® Buchhandel ® © ® Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mlttheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Berliner Gewerbe-Ausstellung. Gruppe VIII. Buchgewerbe. Im Hauptausstellungsgebäude macht zwar der mittlere grosse Raum mit seinen reichen farbenprächtigen Vorführungen und auch mancher Nebensaal den Eindruck des Fertigen, aber der Weg zu den buchgewerblichen Ueberraschungen führt durch eine wenig freundliche Gegend. Hier sind die hohen Schränke mit Leinen verhüllt, und ein Blick hinter den Vorhang zeigt, dass noch Manches zu schaffen ist, ehe man sagen darf, auch diese Abtheilung ist eröffnet. Ein mit grüner Decke verhülltes Billard Vorführung des Zeitungsdruckereibetriebes, die nicht nur dem Be sitzer des Berliner Lokal-Anzeigers viel Ehre macht, sondern auch als eine sehr geschickte Vertretung des bedeutenden Berliner Zeitungswesens gelten kann. Die nachstehende Abbildung zeigt die Grösse des reichgeschmückten Gebäudes. Von der Frei treppe gelangt man in den vornehm ausgestatteten Depeschensaal. An den mit grünem Tuch überzogenen Flächen der Holzfüllungen der Wände hängen Depeschen, Bilder von Tages-Ereignissen, Bildnisse augenblicklich interessanter Personen usw. aus, und das Wettfahren der Damen in London bietet u. A. die Veranlassung, an der einen Seite des grossen Saales die Photographien von und ein hoher Aufbau von Billardstöcken zeigen, dass hier die Holzindustrie ihre Leistungen zur Schau stellen wird. Doch wer am Eröffnungstage durch diese Räume zum Buchgewerbe gelangte, der sah zu seiner Freude, dass schon viele wirk same Ausstellungen hergerichtet waren. Wohl sieht man auch noch einige Schränke, an denen die Inschriften fehlen, oder deren Anordnung den Eindruck des Vorläufigen macht, auch weist an einigen Stellen ein leerer Platz darauf hin, dass die Ausstellungs- Gegenstände nicht rechtzeitig fertig geworden sind, doch das Ganze macht schon einen abgeschlossenen und würdigen Eindruck. Die hervorragenden Geschäfte des Buch- und Kunsthandels und der Kartographie haben grosse und vornehm wirkende Auf bauten errichtet. Nach einem Spaziergang durch diesen Theil wollte ich mich zunächst überzeugen, ob sich in der Maschinenabtheilung schon Setzmaschinen in Thätigkeit befinden. Doch als ich zu Ludwig Loewe kam, fand ich den Typograph noch zugedeckt. »Die Kraftmaschinen sind noch nicht betriebsfähig«, antwortete auf meine Frage ein Aufsichtsbeamter. Auf der weiteren Umschau fesselte mich der Reichthum und die Vollendung, die an den Schaustellungen der Papier - Industrie sofort erkenntlich ist, und die von der Bedeutung dieses Geschäftszweiges in Berlin und der Rührigkeit seiner Vertreter einen sehr erfreulichen Beweis giebt. Doch ich wollte nun zuerst zum Druckerei - Gebäude des Berliner Lokal-Anzeigers, das sich unweit des Hauptgebäudes be findet, um zu sehen, ob hier der ältere und in Amerika tausend-1 faltig benutzte Mitbewerber auf dem Setzmaschinengebiet, die Mergenthalersche Linotype schon in Betrieb gesetzt sei. Zwar fand ich auch hier die Setzmaschine noch in Ruhe, dafür aber eine Wettradfahrerinnen aus allen Theilen der Welt auszustellen. Von diesem Saale nach links weitergehend, gelangt man auf einem Gang, der um alle Arbeitsräume herumführt, in eine wohleingerichtete Setzerei, wo 10 bis 15 gleichgekleidete Schrift setzer fleissig Buchstaben aneinanderreihen, ohne sich durch die vielen Zuschauer stören zu lassen. Auf einer Erhöhung stehen drei Linotype-Setzmaschinen und geben ein kleines Bild vom Zeitungssatzsaal der Zukunft. Die Linotype - Maschinen sind in der Papier-Zeitung mehrfach so eingehend beschrieben worden, dass eine Wiederholung nicht erforderlich ist. Eine vierte Setzmaschine soll in den nächsten Tagen aufgestellt werden. In dem sich anschliessenden Raum finden wir eine Buchdruckhand presse, auf der die Korrekturen abgezogen werden. Gleich daneben befindet sich die Rundstereotypie, in der unter den Augen der Beschauer die Kolumne abgeklopft, gegossen und als halbkreis förmige Platte fertig abgerichtet wird. In dem anstossenden Raume stehen zwei grosse Augsburger Zwillings-Rotationsmaschinen, worauf besondere Ausgaben des Lokal-Anzeigers und der amtlichen Aus- sfellungs-Nachrichten gedruckt werden, um gleich frisch ver theilt zu werden. Es ist leicht erklärlich, dass diese für die grosse Menge fremden und doch so interessanten Arbeitsvorgänge von einer grossen Schaar Schaulustiger umlagert sind, und ganz besonders sind es die Rotationsmaschinen, die eifrig beob achtet werden. Aber auch für den Fachmann ist der Aufenthalt in dem hübschen Heim des Lokal-Anzeigers sehr interessant und wird es noch mehr werden, wenn erst die eisernen Kollegen in Gang gekommen sind. Schade, dass man die im unteren Geschoss befindliche Buchbinderei und die elektrischen Maschinen nicht besichtigen kann. Die ganze Ausstattung und Einrichtung dieses Drucktempels verdient uneingeschränktes Lob. Unter den