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Nr. 37. PAPIER-ZEITUNG. 1183 Verwerthung von Sulfit-Ablauge. Auf einer gewerblichen Ausstellung in Wien 1890 wurde eine patentirte Maschine zur Herstellung von Presskohlen aus Kohlen klein vorgeführt, bei der als Bindemittel eingedampfte Sulfit-Ablauge dienen sollte. Graf Andrssy, Besitzer mehrerer Holzkohlen- Hochöfen im Komitat Gömör in Ungarn, kaufte eine solche Maschine für 1000 Gulden, um die zu ganzen Bergen angehäuften Vorräthe seiner Hochöfen an Holzkohlenklein zu verwerthen. Da sich für ihn der Bezug eingedampfter Ablauge zu theuer stellte (ein Doppelwaggon kostete etwa 160 Gulden), traf er eine Verein barung mit einer in der Nähe befindlichen, nach Mitscherlichs Verfahren arbeitenden Sulfitstofffabrik zur Lieferung von Ablauge, wie sie aus dem Kocher kommt. Die Ablauge wurde in dieser Fabrik derart fortgeleitet, dass, sobald nach beendeter Kochung der Druck unter 1 Atm. gefallen war, das Ventil der aus Blei rohren bestehenden Ablaugenleitung geöffnet wurde. Die Leitung mündete in einen geräumigen, aus dreifacher Lage säurefester Ziegel in Gement gemauerten Kanal, der zu dem etwa 50 m ent fernten sehr wasserreichen Untergraben der Turbinen führte und in diesem mit einem. Bleirohr unter Wasser endigte. Da das gräfliche Hüttenwerk für den Anfang nur einen Theil der Ablauge verlangte, so wurde an die bestehende Leitung eine zweite von kleinerem Querschnitt gelöthet und mit Absperr ventil versehen. Diese Zweigleitung mündete in einen etwa 4 cbm fassenden Bottich, der oben mit Wasserstandsglas und nahe am Boden mit Steinzeug-Ablasshahn versehen war. Der Bottich hatte einen hölzernen Deckel, der mit Filzstreifen auf den Dauben abgedichtet und von dessen Mitte aus ein weites Kupferrohr ziemlich hoch hinaufgeführt wurde, um die schwefligsauren Dämpfe fort- zuleiten. Die Einrichtung war nur probeweise gemacht, bewährte sich aber ganz gut. Die Ablauge wurde in alte Petroleumfässer gefüllt und täglich vom Fuhrwerk des Hüttenwerks abgeholt; für das Fass von 170 1 wurden der Zellstofffabrik 20 Kreuzer gezahlt. Auf dem Hüttenwerk wurde die Ablauge durch die in über schüssiger Menge vorhandenen Gichtgase der Hochöfen auf fol gende Art eingedickt: Die durch weite Rohre zugeführten Gicht gase verbrannten unter drei breiten und flachen eisernen Pfannen, deren jede um etwa 30 cm höher stand als die andere, umspülten dann einen eingemauerten offenen Kessel und gingen in eine auch anderen Zwecken dienende Esse. Die Lauge machte den umgekehrten Weg; sie wurde zuerst in den Kessel gefüllt, und sobald sie dort hinreichend eingedickt war, liess man sie in die oberste Pfanne, von dort in die nächste und so fort, sodass die ganz dicke Lauge von den heissesten Feuer gasen erhitzt wurde. Auch wenn die Lauge schon die richtige Dichte hatte, war sie bei der hohen Temperatur der Pfanne noch genügend flüssig, um leicht abzufliessen. Sie wurde dann in einem zur Brikettmaschine gehörigen Rührwerk mit Kohlenklein ver mischt; die Presskohlen hielten ziemlich gut und wurden nach dem Trocknen, welches, da Raum und Gichtgase reichlich vorhanden waren, auch nicht viel kostete, ganz fest. Sie wurden zunächst statt Holz den Arbeitern als Heizentgelt gegeben und brannten in den Oefen ohne Entwickelung lästiger schwefliger Gase. Später sollten sie versuchsweise im Hochofen gegichtet werden. Schwefel ist zwar ein gefürchteter Feind im Eisen, lässt sich aber durch hinreichenden Kalkzuschlag zum grossen Theil in die Schlacke bringen, und die Hauptfrage war nur, ob die Presskohlen im Hoch ofen nicht zu Staub zerfallen würden. Diese Versuche konnten damals nicht zu Ende geführt werden, da die bei allen Neueinführungen unausbleiblichen Schwierigkeiten sich bald einstellten. Der Leiter des Hüttenwerkes glaubte trotz der Versicherungen des Leiters der Zellstofffabrik nicht, dass die eisernen Pfannen und Kessel von der Ablauge angegriffen würden, und war sehr verwundert, als der Kessel leck wurde. Dies, sowie ein Zapfenbruch an der nicht sehr kräftig gebauten Brikett presse verursachten längeren Betriebsstillstand, im Verlaufe dessen (1893) Schreiber Dieses die Stellung wechselte. Ein vom 30. April 1896 datirter Brief des erwähnten Hüttenverwalters meldet, dass die Erzeugung der Presskohlen weiterbetrieben wird, und dass diese sich als vorzüglicher Heizstoff nicht nur auf Rostfeuerungen, sondern auch im Hochofen bewähren. Zur Dickflüssigkeit eingedampfte Ablauge würde nach seiner Ansicht auch von ferner gelegenen Holzkohlen-Hochöfen in grossen Mengen vortheilhaft zur Erzeugung von Presskohlen verwendet werden können. Brielgewicht. Die in Nr. 10 d. J. abgedruckte Eingabe des Papier vereins Rheinland-Westfalen an den Reichstag um Erhöhung des Maximalgewichts für einfache Briefe auf 20 g wurde durch Reichs tagsbeschluss vom 24. März d. J. dem Reichskanzler überwiesen. Papier-Einfuhr nach Rumänien. Die Papierfabriken Rumäniens in Letea, Campulung, Scaeni und Busteni können den heimischen Verbrauch bei weitem nicht decken. Rumänien entrichtete an das Ausland im Jahre 1895 für Papier und Papierstoff 7 784868 Franken, die sich folgendermaassen vertheilten: 1. Schreib- und Druckpapiere. kg Franken Oesterreich-Ungarn 1031047 1237256 Belgien 8456 10147 Deutschland 101853 122224 Italien . 30834 37001 zusammen 1 172190 1 406628 2. Zeichen- und andere Papiere. kg Kranken Oesterreich-Ungarn 152765 534677 Frankreich 61011 213538 Deutschland 65525 229338 zusammen 279 301 977553 3. Stroh-, Holz- und getheertes Papier. ■ kg Franken Belgien 20254 13165 England 181735 118128 zusammen 201 989 131293 4. Cigarettenpapier. kg Franken Oesterreich-Ungarn 43158 1 294740 Frankreich 84772 2543160 Deutschland 5019 150570 zusammen 132949 3988470 5. Papierstoff. kg Franken Oesterreich-Ungarn 843576 1265364 Belgien 10373 15560 zusammen 853949 1280924 Nach dem Bericht des österreich-ungarischen Konsulats nimmt in der Papierausstattung die Einfuhr infolge der zunehmenden Erzeugung im Inlande ab. Federn, Federhalter, Bleistifte usw. werden am meisten aus Oesterreich-Ungarn bezogen, etwas aus Deutschland und Frankreich und ein geringer Theil aus England; Siegellack, Tinten und flüssiger Leim werden im Inlande her gestellt. Durch das im April 1895 eingeführte neue Taragesetz sind viele Unzukömmlichkeiten und Härten des Zolltarifes beseitigt und eine gerechtere Art der Taraberechnung angeordnet worden. Um die noch immer vielfach vorkommenden Zollanstände wegen unrichtiger Deklaration des Inhaltes der zur Einfuhr nach Rumänien bestimmten Güter zu vermeiden, sollten die Versender den Frachtbriefen zu Gütern, deren Verzollung in den rumänischen Grenzstationen (Verciorova, Predeal oder Burdujeni) zu erfolgen hat. eine Abschrift der Faktura oder mindestens eine Aufzählung des Inhaltes nach Gattung, Menge und Beschaffenheit der Waaren beilegen. Das von verschiedenen Ausfuhrhändlern geübte Ver fahren, die Beibringung der erforderlichen Angaben dem Empfänger zn überlassen, entspricht nicht den bestehenden Bestimmungen und hat schon vielfach Veranlassung zur unrichtigen Abfassung der Zollerklärungen gegeben und zur Beschlagnahme der Waare und Zollstrafe geführt. Sendungen mit unvollständigen Zoll begleitscheinen werden bis zur nachträglichen Beibringung der erforderlichen Angaben auf Gefahr und Kosten des Absenders in den rumänischen Grenzstationen auf Lager behalten. . Die ausländischen grossen Auskunfteien haben in Rumänien wenig verlässliche Korrespondenten. Diese sind meistens Agenten, welche die Kundschaft nur mangelhaft kennen und oft falsche Auskünfte in die Welt schicken. Es bestehen zwar zwei halb amtliche Auskunftstellen, es bleibt aber noch abzuwarten, wie sich dieselben bewähren werden. Am besten thun die aus ländischen Fabrikanten, wenn sie sich behufs Einholung von Aus künften über ihre Kunden an das Bankhaus wenden, welches das Inkasso ihrer Kundenaccepte besorgt. Die Handelskammern ertheilen fremden Firmen nur Auskünfte über solche Punkfe, die in den Registern des Tribunals oder der Kammer verzeichnet sind.