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Mr. 61.' PAPIER-ZEITUNG. 1935 Differenzen. Wer sich aber mit Papierprüfungen^beschäftigt hat, weiss zur Genüge, wie sehr die Festigkeit des Papiers an ver schiedenen Stellen ein und derselben Rolle schwankt. Selbst bei sorgfältig hergestelltem Papier von einer Reisslänge von 6 1cm kann man Reisslängen finden, die um 1 km von einander abweichen. Solche Zufälligkeiten können nur durch eine grosse Anzahl von Beobachtungen ausgeschieden werden. Aus wieviel Beobachtungen Herr W. Herzberg seine Tabellen hergeleitet hat, ist in seinem Aufsatze nicht angegeben, und es entzieht sich daher die Genauig keit seiner Zahlen meiner Beurtheilung. Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Strassburg i. E. Die Stadt Strassburg hat für das Gelingen ihrer Industrie- und Gewerbe-Ausstellung ausserordentliche Anstrengungen ge macht, und man kann wohl sagen, dass es nicht umsonst geschehen ist. Auf einem vorher ganz flachen Platz sind reizende Terassen, ein ziemlich grosser See mit Springbrunnen und eine Felsengrotte aus Stampfbeton geschaffen, und auch die Beschickung ist, obgleich sie nur vom Reichsland und Baden erfolgte, äusserst reichhaltig. In der Abtheilung für Papier-Industrie erregt allgemeines Interesse die Ausstellung der Zellstoff-Fabrik von Ludwig Trick, Kehl, die in einem Glasschrank naturgetreu die Fabrikation des Zellstoffs zeigt. Die Firma führt nämlich das ganze Modell einer Mitscherlich-Sulfitstoff-Fabrik vor; zuerst zwei Pyritöfen, dann einen mit Tuffkalk gefüllten Mitscherlichthurm, daneben den Uebertreibthurm. Beide Thürme sind aus Glas, und in dem be kannten Holzgestell befestigt. Sodann folgen drei Laugenbehälter, darunter zwei Kühlbottiche für die Gase, ehe sie zur Wieder gewinnung in den Uebertreibthurm treten. Es folgt ein liegender Mitscherlichkocher; die Laugenleitungen sind aus Glasröhrchen hergestellt. Ein Paternoster werk befördert den Zellstoff unter dem Kocher nach zwei Wagnerschen Separatoren, aus denen der aufgelöste Stoff über zwei Schüttelsiebe geht, die als Astfänge dienen. An der hinteren Wand des Glasschrankes befindet sich Fichten-Rundholz, ungeschält und geschält, ferner offenbar mit der Kreissäge geschnittene Scheiben. Die Firma scheint also keine Späne zu hacken, sondern Scheiben zu kochen. Am Ende der Fabrik steht der fertige Zellstoff in Rollen. Vor der kleinen Modellfabrik sind die Rohstoffe in der Reihen folge, wie sie zur Verwendung kommen, in Glasschaalen aufgestellt: zuerst Schwefelkies, Tuffkalk und Dolomit, dann drei Flaschen mit Uebertreiblauge, Thurmlauge und abgekochter Lauge; dann wieder in Schaalen Zellstoff, wie er aus dem Kocher kommt, aufgelöster Zellstoff, Brocken-Zellstoff und gekochte Aeste. Vor dem Ganzen befinden sich in Glaskästen Papiere aus reinem Zellstoff, und Lichtdrucke nach mikroskopischen Präparaten eines Quer- und eines Längsschnittes durch Fichtenholz, ferner Zellstofffasern, Pack papier, imit. Pergament und Druckpapier der Kölnischen Zeitung. Das Ganze ist so übersichtlich geordnet, dass auch der Laie ein anschauliches Bild der Fabrikation erhält. Die Papierfabrik Albbruck zeigt unmittelbar daneben eine Rolle Papier aus Kehler Zellstoff. Das Papier wiegt 100 g das qm und soll 8000 m Reisslänge haben; die Rolle ist 30 cm breit, und das abgewickelte Ende der Rolle wird vor den Augen des Publikums, um die Festigkeit zu zeigen, mit 250 kg belastet, allerdings noch keine sehr grosse Belastung bei einem Papier von 100 g. Die »Neue Papier-Manufactur« in Strassburg stellt feine und feinste Papiere aus, auch verschiedene Hadern und gebleichte Halbstoffe. Im übrigen ist von Papier-Fabrikanten nicht viel Interessantes zu sehen; die Unterelsäss. Papierfabriken, vorm. •1. Robein, Reichshofen, zeigen geringere Packpapiere, Braunholz papier, gewöhnliche Zellstoffpapiere, ferner eine offenbar gehackte Scheibe Holz, Späne und ungebleichten Sulfitstoff, ausserdem eine Photographie der Fabrik. Die Papier-Manufactur Heiligenberg i. E. stellt gewöhnliche Packpapiere aus, die Badische Pressspan- und Pappen-Fabrik Max Wilke In Kandern Muster ihrer Pressspan erzeugnisse. In der Papierverarbeitung erregt grosses Interesse die Aus stellung der Holzstoffgefässe von Gebr. Adt. Die Firma führt an Holzstoffgefässen Eimer, Kannen, Getreideschaalen, Schüsseln usw. vor, ferner wunderhübsche Sachen aus gepresster Oelpappe, die verschiedenartigsten Gebrauchsgegenstände für Zimmerein richtungen, Imitationen von japanischen und chinesischen Sachen usw. Gebr. Rheinstrom, Papierwaarenfabrik, Kaiserslautern, haben einen pyramidenförmigen Aufbau- von Düten-, Flaschen- und Filtrirpapieren errichtet. Sehr hübsch ist auch von verschiedenen Buchfirmen ausgestellt, die vorwiegend Gebetbücher und Alben vorführen. Mit Vorstehendem dürfte das, was die Abtheilung für Papier industrie bietet, ziemlich erschöpft sein, die Ausstellung ist aber, obgleich sie nur eine Provinzialausstellung ist, doch auch in anderer Beziehung so reichhaltig, dass ein Besuch ungemein lohnend ist. B. Pneumatischer Lichtpausapparat. Die in den nachstehenden Abbildungen veranschaulichte Vor richtung zur Herstellung von Lichtpausen ist von Ingenieur H. Sack in Düsseldorf-Rath zum Patent angemeldet. Fig- L Für Herstellung scharfer Kopien muss während der Belichtung das lichtempfindliche Papier fest gegen die Zeichnung oder das Negativ anliegen, wobei bei grössern Glasscheiben leicht die Scheibe springt, wenn der Druck in üblicher weise durch Federn ausgeübt wird. H. Sack beseitigt diesen Uebelstand, indem er die auf der Glas scheibe liegende Zeichnung und das lichtempfindliche Papier mit einer Gunimid ecke überdeckt, deren Ränder auf der Glasscheibe dicht anliegen, und dann die Luft zwischen Gummidecke und Fig. 2. Glasscheibe wegsaugt. Hierdurch entsteht ein luftleerer Raum, welcher bewirkt, dass die GummideckeZ das lichtempfindliche Papier durch den atmosphärischen Druck gegen die Zeichnung presst. Die Glasscheibe wird dabei nicht belastet, da dem Druck auf der einen Seite der atmosphärische Druck auf der andern entgegen wirkt; man kann also beliebig grosse Platten ver wenden. Da die auf der Glasscheibe ruhenden Ränder der Gummi decke hermetischen Schluss bewirken, lässt sich die Belichtung auch bei nassem Wetter im Freien vornehmen. Die Rahmen sind aus Pitchpineholz gefertigt, da Eisen durch elastische Verbiegung die Glasscheibe gefährdet. Die Glasscheibe