Volltext Seite (XML)
Nr. 62. PAPIER-ZEITUNG. 1979 sodass der Arbeiter mit den elektrischen Apparaten, die ausser dem nur ganz ungefährlichen Strom führen, nicht in Berührung kommt. Bei der vorgeschriebenen Anordnung fällt nun jegliche Trans mission mit dem lästigen Riemenbetrieb fort, und das Einzige, was der Presse die Kraft zuführt, sind zwei dünne Drähte, die mit dem Elektromotor in Verbindung stehen. Nun ist es eine bekannte Thatsache, dass Schnellpressen, und namentlich solche, auf welchen feine und schwierige Arbeiten hergestellt werden, behufs Zurichtung und sonstiger Vorbereitungen Fig. 2. zum Druck in längern oder kürzere Perioden stillstehen müssen. Bisher laufen aber während dieser Stillstandszeit Transmissionen und Leerlaufscheibe weiter, dadurch wird fortlaufend Kraft ver braucht und vergeudet. Häufig sitzt die Leerscheibe auf der Maschinenwelle, sodass auch der Riemen während des Stillstandes fortgesetzt in Bewegung ist. Man überlege sich, wie viele Maschinen in einer grössern Buchdruckerei, welche feinere Ar beiten herstellt, manchmal gleichzeitig stehen müssen, und wird dann leicht zu dem Schluss kommen, dass der bisherige Antrieb mittels Transmission und Riemen höchst unvortheilhaft ist. Diese Kraftvergeudung kostet nicht nur Brennstoff, sondern die Maschinen- Anlage zum Betrieb der Druckerei muss auch entsprechend stärker gewählt sein, als eigentlich für den Betrieb nothwendig wäre. Auf Grund von sorgfältig ausgeführten Messungen hat sich ergeben, dass in Transmissionen zum Betrieb von Schnellpressen häufig 40 bis 70 pCt. der erzeugten Kraft verloren gehen. Die Dynamomaschine, welche den zum Betrieb der Elektro motoren erforderlichen Strom liefert, wird von der grossen Betriebs-Dampfmaschine in Bewegung gesetzt und giebt ausserdem noch Strom zum Laden der Akkumulatoren ab. Am Abend betheiligt sich diese Dynamomaschine mit mehreren andere auch gleichzeitig an der Lichtlieferung. Da der Kraftverbrauch von Dynamomaschinen für Strom-Erzeugung ungefähr proportional der Stromlieferung ist, so wird nur in dem Augenblick mehr Strom erzeugt, wenn auch mehr Strom verbraucht wird, d. h. genau dann, wenn ein Elektromotor eingeschaltet wird, ist die Betriebs- Dampfmaschine im Verhältniss zur Kraftleistung des Elektro motors stärker beansprucht. Es ist nun interessant und vor allen Dingen wegen etwaiger Einführung des elektrischen Betriebes von Wichtigkeit, etwas über die Kosten desselben zu erfahren. Bei der im vorliegenden Falle zur Anwendung gekommenen Maschinen-Anlage sind genaue Messungen gemacht worden und stellt sich demnach unter Berück sichtigung der normalen Verzinsung und Abschreibung, ein ¬ schliesslich Kohlenverbrauch und aller sonstigen Ausgaben, eine Ampörestunde bei 110 Volt auf 2,5 Pf. Mit der Zweifarben maschine wurden im Januar d. J. umfassende Messungen angestellt, die sich über 25 Arbeitstage je 10 Arbeitsstunden = 250 Arbeits stunden ausdehnten. Durch Zurichtungen und sonstige Vor bereitungen zum Druck stand die Maschine während dieser Zeit 125 Stunden, sodass sie thatsächlich nur 125 Stunden im Gange war. Sie lieferte 62 300 zweifarbige Drucke, also die Stunde durchschnittlich 500 Drucke. Der Elektromotor hat während dieser Zeit 1671 Amperestunden bei 110 Volt ver braucht, was durch einen Aron’schen Elektrizitäts-Zähler festgestellt wurde. Demnach kostete der Betrieb der Zweifarbenmaschine für den Monat Januar 1671 X 2,5 = 4177 Pf. = 41 M. 77 Pf. Dies ergiebt an Betriebskosten die Stunde durchschnittlich 16,6 Pf. Dabei kann angenommen werden, dass die Zweifarbenmaschine zum Betrieb ungefähr zwei Pferdekräfte gebraucht. Uebertragen wir nun die oben angeführten Verhältnisse auf gewöhnliche Schnellpressen, die nicht mehr als durchschnittlich 1 Pferdekraft benöthigen, so stellen sich die Kosten des elektrischen Betriebes bei gleichen Arbeitsverhältnissen auf nur 8,3 Pf. die Stunde. Berücksichtigt man ferner, dass Transmissionen, Riemen und Riemenscheibe gegen früher in Wegfall kommen und die Ersparniss an Kraft ganz erheblich ist, so ist es leicht ersichtlich, dass sich die Anlage in wenigen Jahren bezahlt macht.