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No. 62. PAPIER-ZEITUNG. 1861 1 ) r i t s i s o 11 t s e wohl auch heut der Fall sein. Da im Augenblick gerade ein zweirädriger Wagen vorbeikam, welchen ein Mann von vertrauen erweckendem Aeussern lenkte, so erlaubte ich mir die Frage, ob er mich in seinem »buggy« zur Cliff Paper Co. bringen wolle. Er bejahte, und auf meine Frage, was es koste, antwortete er »nichts«. Da ich für diesen Preis nicht wollte, sagte er »Geben Sie, was Sie wollen«, fuhr mit mir zur Cliff Paper Co., die aber leider geschlossen war, und dann zum Gasthof. Unterwegs be stätigte er das über die Sonntags-Arbeit der Fabriken Gesagte, wodurch wieder bewiesen wird, dass in Amerika Nützlichkeit und Nothwendigkeit über dem Gesetze stehen. Gegen 10 Uhr abends fuhren wir ab, schliefen im Wagen, frühstückten sehr üppig für 1 Dollar im Speisewagen und kamen, von Herrn Villard empfangen, Montag, vormittags gegen 12 Uhr, in Chicago an. Die Fahrt von New York nach Chicago hatte 20 und der Schlafwagen für 2 Nächte 5 Dollar gekostet. Carl Hofmann. Untersuchung des Pariserblau und der Chromfarben. Nachstehende einfache Prüfungsmethoden haben insofern Werth, als man dadurch in den Stand gesetzt ist, die häufig mit minder- werthigen Stoffen versetzten und als chemisch rein gekauften Farben zu erkennen. Pariserblau. Man digerirt 5 g der zu prüfenden blauen Farbe mit Aetzkali- lauge, welche gewöhnlich keinen der Zusätze so löst, dass er bei der nachfolgenden Behandlung wieder gefällt wird, bis alle blaue Färbung verschwunden ist, giesst dann die entstehende Lösung ab, wäscht den Rückstand mehrere Male mit Wasser aus, was durch Dekantiren geschehen kann, vereinigt alle Flüssigkeiten, und erhält so in der gesammten alkalischen Lösung genau dieselbe Menge von gelbem Blutlaugensalz, aus welcher das nunmehr zersetzte Pariserblau sich ursprünglich gebildet hat. Denn sämmt- liches Cyan des letztem ist in das zurückgebildete Blutlaugen salz wieder übergegangen. Aus dem ungelöst gebliebenen Rück stände, welcher theils die Zusätze der Farbe, theils das aus der Zersetzung von Pariserblau hervorgegangene Eisenoxydhydrat enthält, wird letzteres mit Salzsäure gelöst und durch Filtration sowie durch Auswaschen der nun allein zurückbleibenden fremden weissen Zusätze von diesen getrennt. Wenn man dann die erstere alkalische, blutlaugensalzhaltige Flüssigkeit mit Salzsäure neu- tralisirt, und hierauf die letztere Lösung von Eisenoxydhydrat damit vereinigt, so bildet sich das durch die obige Behandlung mit Aetzkali zersetzte Pariserblau aufs neue, und zwar in der ursprünglich vorhandenen Menge. Bringt man den hierbei erfol genden blauen Niederschlag auf ein Filter, wäscht vollständig mit Wasser aus, trocknet bei etwa 80 bis 100° und wägt, so erhält man nach Abzug des Gewichtes vom Filter, das man eben ge trocknet gewogen hatte, das Gewicht des Pariserblau, das in 5 g der untersuchten Farbe enthalten ist, woraus sich schliesslich ihr Prozentgehalt an Pariserblau durch Vervielfachung mit 20 unmittelbar ergiebt. Diese Methode, das Pariserblau in einer Farbe zu bestimmen, ist unter allen die einfachste und sicherste. Enthält eine Farbe neben Schwerspath, Gips und Thon auch Stärke, so hat deren Gegenwart bei der vorangeführten Bestimmung keinen Einfluss und erschwert nur im Anfang das Filtriren. Aus Neublau, welches neben Pariserblau nur Stärke enthält, kann man letztere vor Anwendung des obigen analytischen Verfahrens auch durch Kochen mit sehr verdünnter Salzsäure ausziehen. In gleicher Weise können die übrigen Blaufarben behandelt werden, wenn man unter Verzicht auf die Ermittelung der Zusätze nur die obige Bestimmung von Pariserblau beabsichtigt. Ueber den Nachweis und die quantitative Bestimmung der Zusätze möge Folgendes bemerkt werden: Ob gebrannter Thon vorhanden ist, erfährt man durch Digeriren mit konzentrirter Schwefelsäure, nachheriges Verdünnen mit Wasser und Abfiltriren der Flüssigkeit. Verdampft man sie zur Trockene und übergiesst den Rückstand mit Wasser, so bleibt, wenn Thon vorhanden ist, ein sandartiger, sich in Säuren nicht lösender Rückstand von Kieselsäure, während das Wasser, das von diesem sandartigen Rückstände abfiltrirt wurde, mit Ammoniak einen Niederschlag von weisser, flockiger Alaunerde giebt. War ungebrannter Thon vorhanden, so wird hierbei von demselben nur eine Spur gelöst. Schmilzt man aber die Farbe mit etwas trockenem Kalihydrat in einem kleinen Silbertiegel, oder glüht man sie auch vorher nur tüchtig durch, so giebt sie bei gleicher Behandlung ebenfalls die obigen Reaktionen des gebrannten Thönes. Will man die Gegen wart von Gips feststellen oder denselben zugleich annäherungs weise der Menge nach bestimmen, so digerirt man die Farbe mit kohlensaurem Ammoniak wenige Tage lang, wäscht sie dann durch Dekantiren mit Wasser aus und setzt verdünnte Salzsäure zu. Man hat nun den Kalkgehalt des Gipses in Lösung. Versetzt man diesen mit Schwefelsäure, so fällt der Kalk in Form von Gips nieder. Zur vollständigen Abscheidung des letztem setzt man der Flüssigkeit Alkohol zu, bringt den Gips auf ein ge wogenes Filter, wäscht mit alkoholischem Wasser aus und wägt. Wenn hinreichend kohlensaures Ammoniak angewendet wurde, so verschwindet bei obiger Digestion zugleich Pariserblau infolge von Zersetzung, ferner wird auch das Eisenoxyd aus dem zer setzten Pariserblau durch die Behandlung mit Salzsäure gelöst. Der Rückstand ist dann weiss und besteht etwa noch aus Schwer spath oder aus Schwerspath und Thon, worin man letztem, wie vorhin erwähnt ist, aufsuchen kann. Ist Thon vorhanden, so kann derselbe dadurch entfernt werden, dass man eine Quantität des Restes mit Kalihydrat zusammenschmilzt, am besten mit einem grossen Ueberschuss, dann die geschmolzene Masse in Wasser löst und mit verdünnter Salzsäure neutralisirt. Die Bestandtheile des Thönes werden hierdurch gelöst, während das schwefelsaure Baryt als schweres weisses Pulver zurückbleibt und nach Ab filtriren der Flüssigkeit gewogen wird. Die Differenz des so ermittelten Schwerspathgewichtes gegen das Gewicht des Rück standes vor jener Behandlung mit Kali usw. ist als Thon in Rechnung zu bringen. Genauere und ausgedehntere Analysen, als die oben an gegebenen, sind zur praktischen Untersuchung und Werth- bestimmung der in Frage stehenden Farben, als wenig zweck- fördernd, nicht zu empfehlen. Wollte man z. B. auch noch im besondern Kieselerde und Thonerde oder Alaunerde als Bestand theile des Thönes der Menge nach bestimmen, so wäre damit einerseits für die Beurtheilung der Farbe ein weiterer Anhalt nicht gewonnen, anderseits aber den Anforderungen einer voll ständigen Mengen-Analyse immer noch nicht genügt, denn diese würde auch die Bestimmung des Kalkes, der Magnesia, des Kali- und Eisengehaltes usw. bedingen. Hätte man selbst diese Bestand theile im einzelnen nach Menge bestimmt, so bliebe man doch darüber noch in Ungewissheit, ob die letztbemerkten Bestand theile dem Thon angehören oder von unvollständigem Auswaschen der Farbe herrühren, da die blauen Eisenfarben oft Salze auf das Hartnäckigste zurückhalten, so dass diese sich überhaupt nicht durch Auswaschen mit Wasser aus den Farben entfernen lassen. Chromfarben. Die Chromsäure giebt drei Verbindungen mit dem Blei: das Chromgelb (neutrales Bleichromat), das Chromroth oder den Chromzinnober (basisches Bleichromat) und das Chromorange (zumeist ein Gemenge von neutralem und basischem Bleichromat). Bei der Herstellung Von Chromgelb ist die Neigung der Bleioxydsalze, basische Verbindungen einzugehen, ein Uebelstand. Der anfangs hellkanariengelbe Niederschlag zeigt grosse Neigung, theilweise sich in Chromroth zu verwandeln, d. h. einen Stich von Orange zu bekommen. Man muss deshalb den Niederschlag im Dunkeln stehen lassen. Stellt man Chromgelb durch Fällen von Kaliumchromat mit essigsaurem Bleioxyd her, so neigt die Farbe unter allen Umständen zu dieser unliebsamen Veränderung hin. Dagegen tritt sie nicht ein, wenn man salpetersaures Bleioxyd an wendet und diese Salzlösung in die Chromatlösung unter Belassung eines kleinen noch unzersetzten Theiles der letztem eingiesst. Das Chromroth, welches jetzt vielfach als Anstrichfarbe an gewendet wird, entsteht durch Fällen von essigsaurem Blei mit einer Lösung von Kaliumdichromat, zu welcher Aetznatron gefügt wird. Man kennt zahlreiche Sorten Chromroth, vom dunkelsten Zinnoberroth bis zur matten Mennigfarbe, deren Färbung indessen lediglich durch die Grösse der Krystalle bedingt wird. Die Prüfung von chromsaurem Kali erstreckt sich auf den Nachweis von Kalium- und Aluminiumsulfat, Kaliumnitrat und Chlorkalium. Zur Kaliumsulfat-Bestimmung kocht man die Chromat lösung mit überschüssiger Salzsäure unter Zusatz von Alkohol und versetzt die grüne Flüssigkeit mit Chlorbarium. Das Aluminium sulfat bestimmt man, indem man 10—15 g Chromat in Wasser löst und unter Zusatz von Salzsäure und Alkohol kocht, bis gleich mässig grüne Färbung eingetreten ist. Alsdann übersättigt man mit Aetznatron im Ueberschuss, kocht, und weist im Filtrat die Thonerde wie gewöhnlich nach. Kaliumnitrat. 10—12 g gepulvertes chromsaures Kali werden in einer Retorte mit gleichviel englischer Schwefelsäure und Wasser erwärmt und die in einer gekühlten Vorlage kondensirte Flüssig keit auf Salpetersäure (Entfärbung eines Tropfens verdünnter In digolösung beim Erwärmen) geprüft. Chlorkalium erkennt man