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PAPIER-ZEITUNG 319 Mengen, welche sonst exportirt worden wären, selbst, sondern es hat für diesen Ueberschuss keine Verwendung, und ihm geht verloren, was sonst importirt wurde. Die verschiedenen Gattungen lassen sich eben nicht kompensiren. Noch bedauerlicher liegt es mit dem Verkehr in Lumpen für die Papierfabrikation. Vor Aufhebung des Ausfuhrzolles (1873) und noch mehrere Jahre danach hat Deutschland mehr Lumpen importirt als exportirt. In solchen Zeiten wäre Deutschland bei einer Sperre seine Lumpenerzeugung im Lande losgeworden. Mit der Einführung des Zellstoffs ist der Verbrauch in Deutschland allmälig zurückgegangen, und der deutsche Lumpenhandel ist heute auf den Verbrauch des Aus landes, vornehmlich auf Amerika, angewiesen. Die geringe Zahl der in Papierfabriken beschäftigten Lumpensortirer, wie sie die gegenwärtige Umfrage ergeben hat, bietet hierfür ein treffendes Beispiel; haben doch einige sehr grosse Fabriken die Fragebogen mit der Begründung ignorirt, dass sie Lumpen überhaupt nicht mehr verarbeiteten. Der Preis der Papierlumpen ist heute so niedrig, dass das Einsammeln kaum noch lohnt. Aber auch während der Sperre sind an die deutschen Papier fabriken nicht erheblichere Mengen abgesetzt worden als früher. Die Papierfabriken sind eben auf den Verbrauch des Holzzellstoffes ein gerichtet. Deshalb sind die Läger in den für die Papierfabrikation be stimmten Lumpen während der letzten Monate allmälig angefüllt worden. Man hat aufgenommen, was ohne Zwang nicht abzuweisen war, um Fühlung mit den Lieferanten zu halten. Geschah dies schon in einem Tempo, welches den Umsatz herunterdrückte, so musste letzterer so zusagen zum Stillstand kommen, sobald die Läger voll waren. Wenn schon die Mittel ausreichten, grössere Mengen auf längere Zeit fortzu legen, so fehlte der Raum; denn der Durchschnittspreis der Lumpen ist heute viel zu niedrig, um kostspielige Unkosten durch Lagerung an fremden Plätzen zu ermöglichen. Mit einem Worte, das Geschäft während der letzten Monate ist ein höchst dürftiges gewesen, während die Unkosten, Abgaben, Lagermiethe usw. weiter laufen. Diese Schäden stehen in keinem Verhältniss zu dem Erfolge, welchen die kühnste Spekulation vor der Sperre gehabt haben mag. Leider fehlt auch die Aussicht, dass bei Aufhebung der Sperre der Umsatz soviel grösser werde, als er in den letzten Monaten zurückgegangen ist; denn wenn das Sammeln schwächer betrieben oder eingestellt wird, so werden die im kleinen erzeugten Lumpen nicht etwa für bessere Zeiten fort gelegt, sondern fortgeworfen, verbrannt usw. Was in diesen Monaten nicht gesammelt wurde, ist für alle Zeiten dem Handel und dem Ver brauch entzogen. Deshalb kommt solcher Verlust nicht den Folgen einer Absatz stockung, wie bei Ueberproduktion, gleich, sondern den Wirkungen eines elementaren Ereignisses. Es wird Niemand zu einem kleinen Theile entschädigt für die schweren Verluste, welche den Konsumenten und vornehmlich den Händlern in Lumpen entstanden sind. * * * Dem Sonderabdruck, welcher von der Eingabe genommen wurde, und welcher, soweit der Vorrath reicht, allen Interessenten des Lumpenhandels und der Lumpenverarbeitung seitens der Firma Lewy Gebrüder gern zur Verfügung gestellt wird, entnehmen wir noch nachstehende Angaben. Das Gesammt-Ergehn iss der Umfrage ist, tabellarisch ge ordnet, folgendes: Deutschland Oesterreich Ändere Länder Papier fabriken Kunst- woll- fabriken Lumpen- hand- lungen Papier fabriken Kunst woll fabriken Lumpen- hand langen Anstalten | verschiedener j Art mit Lum- | penhantirung 1 Zahl der Lumpen-Ar beiter 2339 3067 58551, 1507 1020 1703 76781/, Zahl der anderen Ar beiter 8972 59841/2 1505’ 6678'/. 3374 " 503'/. 8926' /, An Cholera erkrankte Lumpen-Arbeiter. . 1 3 • 4 An Cholera erkrankte andere Arbeiter . . 5 135 An Cholera gestorbene Lumpen-Arbeiter. . 1 2 — 1 An Cholera gestorbene andere Arbeiter . . 12 — 22 Zweifellose Ansteckun gen mit anderen Krankheiten . . . 1 1 4 4 Wahrscheinliche An steckungen mit an deren Krankheiten . 4 3 2 10 Die Cholera ist am Orte aufgetreten . . 23 ja 8 ja 139 ja 6 ja 36 ja 58 ja 37 nein 40 nein 157 n. 29 nein 12 nein 70 nein 71 nein Die mehrfach nöthige Durchschnittsberechnung veranlasste, dass auch »halbe Arbeiter« aufgeführt sind. In den 60 deutschen Papierfabriken, welche die gestellten Fragen beantworteten, sind mit der Lumpensortirung 2339 Arbeiter beschäftigt, mit anderen Arbeiten 8972 Arbeiter. In 23 Ortschaften, wo sich die Fabriken befinden, sind Cholerafälle vorgekommen, in 37 keine. Nur in einer dieser Fabriken ist ein Lumpenarbeiter an der Cholera erkrankt und gestorben. Von anderen Arbeitern sind 221/2 an der Cholera er krankt und 12 gestorben. Andere Erkrankungen, die zweifellos von Lumpen-Ansteckung herrühren, sind nur in einem Betriebe, solche, die wahrscheinlich davon herrühren, in vier Betrieben vorgekommen. Ueber das Auftreten von Erkrankungen, welche nicht cholera artiger Natur waren, aber anscheinend von der Beschäftigung mit Lumpen herrührten, finden sich folgende Mittheilungen: In unserer Fabrik Wiener Herberg sind in diesem Sommer zehn Personen von der sogenannten Hadernkrankheit ergriffen worden. Die Erkrankungen, welche nahezu gleichzeitig erfolgten, betrafen Arbeiterinnen, welche sämmtlich in demselben Arbeitssaale beschäftigt waren. Die dem Milzbrände ähnlichen Krankheits - Erscheinungen haben ausserdem seröse Exsudate mit Pleuritis und Entzündungen der Lunge gezeigt. Ein Fall hatte den Tod zur Folge. Die Aktiengesellschaft Schlöglmühl berichtete über ihre Er fahrungen mit der »Hadernkrankheit« auf Wunsch der Frage steller Folgendes: Unter »Hadernkrankheit« versteht man eine erst seit neuerer Zeit bekannte und beobachtete, dem Milzbrand nicht unähnliche und öfters als solcher auch angesehene Krankheit, welche die in Papierfabriken mit der Manipulation der Hadern beschäftigten Arbeiter, und zwar beinahe ausnahmslos den weiblichen Theil derselben, befällt und fast durchweg tödlich endet. Als Ursache der genannten Krankheit nimmt man den beim Sortiren und Zerschneiden der Fladern in grosser Menge sich entwickelnden Staub an, welcher besonders durch Inhalation in den Körper gelangt. Die Krankheit beginnt mit und ohne Vorboten, meist mit Mattig keit, Abgeschlagenheit und einem schmerzhaften Druck im Magen. Bald stellen sich Athembeschwerden, Beklemmung und Angstgefühl, häufig auch Husten und Brustschmerz ein. Das Fieber fehlt meistens ganz, höchstens dass im Anfänge der Krankheit solches vorhanden ist. Bei kleinem und dabei sehr frequentem Puls tritt bald subnormale Tem peratur und eine bläuliche Verfärbung der Hautdecke ein, die Kräfte sinken rasch, und der Tod erfolgt nach 2 5 tägiger Dauer der Krankheit. Es dürfte selten vorkommen, dass von einer einzelnen Firma eine so umfassende Statistik wie die vorbesprochene veranstaltet wird. Alle Lumpenhändler nnd Lumpenverbraucher sind daher der rührigen Firma Lewy Gebrüder, welche mit erheblichen Opfern an Zeit und Arbeit die Interessen ihres Faches vertrat, zu Dank verpflichtet. Das Ergebniss der Umfrage wird hoffentlich eine solche Milderung der lästigen und wenig nützenden bisherigen Maassnahmen gegen den Lumpenverkehr zu Seuchenzeiten herbei führen, dass die betheiligten Gewerbe nicht mehr als unvermeidlich ist geschädigt werden. Schwarze Streifen und Flecken von Trocken- Cylindern. Moskau, 14/26. Januar 1893. Im]Briefkasten der Nr. 1 vom 1. Januar 1893 finde ich eine Notiz über das Streifig- und Fleckigwerden von Pappen auf einem neu ab gedrehten Trocken - Cylinder. Diese schwarzen Streifen und Flecken werden, wenn der Cylinder sonst sauber und blank ist, hervorgerufen durch Kohle, die während des Erkaltens des Gussstückes ausgeschieden worden ist. Diese ausgeschiedene Kohle findet sich gewöhnlich an einer Stelle zusammen, wo das Erkalten des Cylinders am langsamsten stattgefunden hat und lagert sich dort ab. Die Stelle ist dann auch grobkörniger und infolgedessen poröser. Liegt nun die Kohlenstoff ablagerung dicht an der Oberfläche, so wird dieselbe durch den Dampf der Cylinderheizung aufgeweicht und an die Oberfläche getrieben, die Pappe wird infolgedessen geschwärzt. Ganz dieselben Erscheinungen eigen sich bei neuen Kochtöpfen, die aus weichem grauem Roheisen gegossen sind. Ist die Menge ausgeschiedener Kohle gering, so wird das Schmutzigwerden nach einiger Zeit auf hören; im anderen Falle giebt es keine Abhilfe. Zu Trocken-Cylindern nehme man gutes, schwach halbirtes (?) Roheisen, welches aus Rotheisenstein erblasen ist. —r. Schreibmaschinen-Trust in Amerika. Wie aus Bridgeport, Conn., gemeldet wird, ist eine geschäftliche Vereinigung der grössten Fabrikanten der Remington, Caligraph, Hammond, Yost und Smith Premier’schen Schreibmaschinen angebahnt worden. Im Auftrage eines Syndikats, welches die nöthigen Millionen zur Verwirklichung der geplanten Ver einigung hergiebt, hat A. C. Fowler in New York sich einen kontrolliren- den Antheil an Remington Co. in Bridgeport gesichert, und auch die Calligraph- und Hammond-Compagnieen sind von ihm bereits dem neuen Unternehmen einverleibt worden. Behufs Ankaufs der Smith Premier Compagnie in Syrakuse hat Franklin mit Yost Unterhandlungen ange knüpft. Clarence W. Seamans von der New Yorker Firma Wylkoff, Seamans & Benedict wird Präsident und A. C. Fowler Schatzmeister der vereinigten Typewriter-Gesellschaften werden. (New Yorker Handels-Ztg.)