Volltext Seite (XML)
No. 12. PAPIER-ZEITUNG. 323 Dies kann sich besonders bei angesetzten Kontoliniaturen unangenehm bemerkbar machen, da es hier Bedingung ist, dass der Bogen auf Millimeter-Entfernungen genau auf den Cylinder und unter die Liniir-Vorrichtung gelangt. Denn trifft er etwas zu spät ein, so erfolgen die Ansätze nicht genau an der Kopflinie, sondern durch schneiden diese oder stehen von derselben ab. Die Liniir-Vorrichtungen liegen bei den Flaskämper’schen Maschinen stets auf dem Cylinder, da die Liniirwellen mit den aufgesteckten Rollen nebst Zubehör durch eigene Schwere die Linien erzeugen. Bei Abbildung Fig. 13 sind zwei nebeneinander liegende Farbwerke an gebracht, d. h. zwei Liniir-Wellen mit aufgesteckten Rollen, zwei Farb- oder Gummiwalzen und zwei lange schmale Kästen, welche die Tinte enthalten. Diese zwei Farbwerke sind auf dem Cylinder, senkrecht über Zapfen 3, ziemlich gut zu erkennen. Rechts steht zunächst ein verzierter Griff vor, welcher zum Einrücken der Rollenwelle Leim Be ginn der Arbeit dient. Hinter ihm liegt waagerecht über dem Cylinder weg der lange Tintenkasten, in welchen während der Arbeit der Flanellstreifen gehängt wird, der hier nicht mit abgebildet ist. Links die Kopflinie eingesetzt; dann wird rothe Tinte in den Kasten gegossen und ein Flanellstreifen von diesem aus auf die Gummiwalze gehängt. So liniirt das erste Farbwerk blau, das zweite roth. Da auf der rothen Liniirwelle nur eine Kopflinie läu't, so würde dieselbe zu tief einschneiden, auch die Reibung nicht zum Abrollen derselben genügen; deshalb werden einige »Läufer« oder »Mitnehmer-Rollen« auf die Welle gesteckt, breitere Eisen- oder Zinkrollen, welche ohne Farbe laufen und nur den Zweck haben, die Umdrehung der Liniir welle zu unterstützen und das zu tiefe Einschneiden der Kopfrolle zu verhüten. Zu letzterem Zweck sind überdies noch Konusringe vor handen, welche an beiden Seiten auf der Liniirwelle befestigt werden und an beiden Enden des Cylinders laufen, da, wo in der Abbildung die zwei hellen Ringe auf dem Cylinder sichtbar sind. Diese Ringe laufen gleichfalls etwas konisch ab, und je nachdem die Konusringe mehr oder weniger nach innen gestellt werden, wird der Druck der Rollen schwächer oder stärker. Da bei durchgehenden Liniaturen immer Bogen an Bogen in die Maschine geschoben wird und zwischen den einzelnen Bogen nur ein Fig. 14 von diesem langen Kasten sind die unterhalb liegenden Liniir-Rollen zu erkennen; auf ihnen liegend sieht inan die dünne Gummiwalze, welche die Farbe auf die Liniir-Rollen trägt. Links von dieser Vorrichtung liegt das zweite Farbwerk. Wünscht man blaue Linien zu ziehen, so braucht man nur ein Farbwerk. Man füllt den Tintenkasten theilweise mit blauer Tinte, hängt den Flanellstreifen ein und legt diesen mit seinem Ende so über die Gummiwalze weg, dass er diese theilweise bedeckt. Legt man nun Papier ein und setzt die Maschine in Gang, so laufen die eingerückten Liniirrollen auf dem Cylinder oder vielmehr dem einge legten Papier weg; durch ihre eigene Schwere und diejenige der Gummiwalze üben sie den zum Liniiren genügenden Druck aus. In folge der stattfindenden Reibung folgen die Rollen der Drehung des Cylinders und zwingen die Gummiwalze, diese Drehung mitzumachen. Letztere übernimmt dabei Farbe vom Flanellstreifen, trägt sie auf die sich drehenden Rollen, und diese übertragen sie wieder als Linien auf das Papier. Sollen zweifarbige Liniaturen erzeugt werden, vielleicht blaue Querlinien mit rother Kopflinie, so wird auf der zweiten Liniirwelle] ganz geringer Zwischenraum bleibt, so ist es nicht nöthig, dass die Liniirwellen am Anfang und Ende des Bogens ein- und aussetzen. Sie bleiben immer auf dem Cylinder liegen und rollen ohne Unter brechung über das Papier hinweg. Anders wird es, sobald Längs linien erzeugt werden sollen, die am Kopfe ansetzen, bei getheilten Konten auch inmitten des Bogens wiederholt aussetzen müssen. Dann ist es nöthig, durch eine Stellvorichtung die Liniirwelle mit den Rollen aus- und wieder einzuheben. Eine solche Stellvorrichtung ist an beiden Seiten des Cylinders angebracht, da, wo sich an den beiden Enden desselben die weissen, ringartigen Stellen befinden. Auf denselben sieht man zwei schwarze Linien. Diese stellen Vertiefungen oder Nuthen vor. In diesen Nuthen werden mittels Schrauben niedrige und verschieden lange Absatzstege befestigt, welche etwas über die Cylinderfläche hervorstehen. Treffen dieselben auf die Konusringe der Liniirwellen, so werden letztere ein wenig gehoben, die Liniirrollen liegen dann nicht mehr auf dem Papier, sie setzen aus und ziehen keine Linien mehr. Ist der Absatzsteg durchlaufen, so senkt sich die Liniirwelle wieder und liniirt weiter. Die Absatzstege sind so eingerichtet, dass zwei neben einander