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No. 12. PAPIER-ZEITUNG. 321 mit 2 kg Stearin gemischt wurde. Reinicke. Farben für Buntpapiere. Um weiss Glanzpapier herzustellen, verfährt man auf folgende Weise: Man nimmt 50 kg Blancfixe in die Farben-Knetmaschine, fügt 24 Liter warmes Wasser hinzu und lässt diese Mischung kneten, bis sie ganz dünnflüssig und ohne Knoten ist. Dann lässt man sie heraus, giebt 4 kg guten, fett- und säurefreien Leim, welcher in 8 Liter Wasser vorher gelöst wurde, in die Farbe, rührt tüchtig um und fügt noch 5 kg präparirtes Stearin hinzu. Sollte die Farbe schäumen, so setzt man etwas ungekochte Milch oder Spiritus zu; wenn die Farbe einen gelblichen Schein hat, giebt man etwas feines Ultramarin blau hinzu und filtrirt das Ganze durch ein feines Messing- oder Haarsieb. Ist kein Friktionskalander, sondern nur Steinglätte vorhanden, so setzt man der Mischung noch 5 kg präparirtes Wachs und 2,5 kg Talkum zu, und gegen Schaum wie vorher etwas ungekochte Milch oder Spiritus. Neben dem Ultramarinblau kann man auch eine Kleinigkeit feines Roth zusetzen. Soll dieses Glanzpapier nur mit einem Strich gefärbt werden, so gebe man etwas weniger Wasser in die Farbe, damit dieselbe dick flüssiger ist. Bei zweimal zu färbendem Papier nimmt man beim ersten Aufstrich etwas mehr Leim in die Farbe als beim zweiten Strich. Will man helle bunte Farben erzielen, z. B. Blau, so gebe man eine nach der Probe passende Menge Blau, Roth, Lila, Grün u. dgl. in die fertige Blancfixefarbe. Bei ordinärem Buntpapier nimmt man statt Blancfixe auch China Clay, Englische Erde, Thon usw., alles Stoffe, welche bedeutend billiger sind als Blancfixe. Die so erzeugte Farbmischung ist jedoch nicht so weiss und schön wie die mit Blancfixe hergestellte. Will man bunte Farben in grossen Mengen bereiten, wie z. B. zu blauem Glanz-Friktionspapier, so nehme man 50 kg Nürnberger Ultramarin in Pastenform, 5 Liter Wasser, 5 kg trockenen Leim, 5 kg Stearin, oder 5 kg präparirtes Wachs; für Steinglätte noch 2,5 kg Talkum. Die Zuthaten bleiben sich bei allen Farben gleich. Auf 10 kg Farbe nimmt man 1 kg trockenen Leim, Wasser je nach der Flüssigkeit der Farbe; Stearin oder Wachs ebenfalls auf 10 kg Farbe 1 kg. Wenn der Bogen auf der Steinglätte Farbe abgiebt, so ist zu wenig Wachs in der Farbe; schmiert dieselbe, so ist zu viel Wachs darin. Dasselbe gilt auch für Reibungsglätte auf Kalandern. Man nimmt auf 10 kg Farbe 0,5 kg Talkum; etwas mehr oder weniger schadet nichts. Will man Buntpapierfarben billig herstellen, so verwende man Anilinfarben und mische dieselben mit Stärke. Zu roth Glanz-Friktion löst man z. B. 5 kg Stärke in 50 Liter Wasser und mischt mit 1 kg Brillant-Anilinroth, welches vorher in heissem Wasser gelöst und Liniir - Maschinen. (Fortsetzung zu Nr. 10.) Mit derRollen-VomchtunganamerikanischenMaschinenkommenwir nun auf das Gebiet der Rollen-Rotations-Liniirmaschinen. Diese haben in den letzten zehn Jahren verschiedene deutsche Erfinder be schäftigt, welche rastlos an der Verbesserung derselben arbeiteten. Und nicht ohne Erfolg! Man kann hier fast sagen: jedes Jahr bringt die eine oder die andere Verbesserung oder doch Neuerung, und die Erfindungen sind noch nicht abgeschlossen. Wie es scheint, richtet man jetzt das Augenmerk hauptsächlich auf Erfindung einer mit der Maschine verbundenen oder an derselben thätigen Druck vorrichtung, mit welcher abgesetzte Richtungslinien zu Schul- liniaturen zu gleicher Zeit mit den Längs- oder Querlinien erzeugt werden sollen. Als die älteste vollkommene Rollen-Rotationsmaschine gilt die sogenannte Brissard-Maschine. Eine genaue und eingehende Be schreibung derselben findet sich in der ersten Ausgabe von Hof manns »Handbuch der Papierfabrikation«, und diese Beschreibung soll hier nicht wiederholt werden, da sie mit dem betreffenden Hefte der neuen Ausgabe bald in die Hände der Leser gelangt. Die Farbe abgebenden Theile der Rollen-Liniirmaschinen sind dünne Messingröllchen, von denen in Fig. 11 eines verkleinert abgebildet ist. Die Kante dieser Röllchen ist, der Liniendicke entsprechend, mehr oder weniger dünn abgedreht; Kopflinien sind entweder als Doppellinien gedreht, oder sie werden durch Zu sammenstecken einer dünnen und einer dicken Rolle erzeugt. Äusser mit geraden Rollen kann auch mit solchen gearbeitet werden, welche in Fig. ii. Schlangenlinien gravirt sind, wogegen scharf winkelig gravirte Verzierungen nicht gut zur Anwendung kommen können, da dieselben leicht schmutzen. Wie man an Fig. 11 sieht, befindet sich in der Mitte der Rolle ein rundes Loch. Dasselbe ist so ausgebohrt, dass es genau auf eine runde Stahlwelle passt, auf die sogenannte Liniirwelle. So viel Linien man zu ziehen beabsichtigt, so viel Rollen werden auf die Welle gesteckt und am Anfang und Ende des Röllchensatzes mit je einem Stellring befestigt. Die Räume, welche zwischen den Linien freibleiben, werden erzeugt, indem zwischen die Messingrollen Zinkspatien geschoben werden. Man richtet den Rollensatz vor, indem man erst an einer Seite der Liniirwelle den einen Stellring befestigt. Hierauf steckt man eine Messingrolle auf, dann ein Zinkspatium, dann wieder eine Rolle und so fort, bis der Satz vollständig ist. Nun presst man ihn fest zu sammen und schraubt den zweiten Stellring fest, so dass der Satz unbeweglich auf der Liniirwelle sitzt. Fig. 12 zeigt einen theil weise zubereiteten Satz in halber Grösse. L ist die Liniirwelle, rechts sieht man den Stellring, links sind vier Messingrollen und drei Spatien dargestellt, und zwischen diesen und dem Stellring vier Rollen und Spatien im Durchschnitt. Fig. 12. Die Liniirwelle mit den aufgesteckten Rollen ist so in der Maschine angebracht, dass sie unter entsprechendem Druck auf dem rotirenden Liniir-Cylinder abrollt, und das eingelegte Papier zwischen ihr und dem Cylinder durchlaufen muss. Wird nun auf die Ober fläche der Rollen Farbe oder Tinte gebracht, so übertragen sie diese auf das Papier, und es entstehen Linien. Die Tinte wird den Rollen durch eine Gummiwalze zugeführt, die je nach der Maschinenbauart entweder oberhalb oder neben den Rollen liegt. Die Gummiwalze empfängt die nöthige Tinte durch einen Flanellstreifen, welcher mit dem einen Ende in einem mit Tinte theilweise gefüllten Kasten liegt und von hier Tinte saugt, mit dem anderen auf der Gummi walze, welche so viel Tinte von dem vollgesaugten Flanellstreifen abnimmt, dass ihre Oberfläche immer eingefärbt ist. Auf dieser Oberfläche rollen sich die Liniir-Rollen ununterbrochen ab, nehmen mit ihrer Kante Tinte auf und übertragen sie als Linien auf das Papier. Es ist also eine ähnliche Vorrichtung wie beim Farbwerk der Buchdruck-Schnellpresse. Aehnlich wie auf Rotationsmaschinen die gekrümmten Stereotyp platten, so arbeiten auch die Rollen stets gleichmässig fort, so lange die Tinte entsprechend zufliesst. Störungen kommen daher nur selten vor. Sind die Rollen in gutem Zustande, haben sie keine Lücken oder sonstige Fehler, so müssen auch die Linien sauber ausfallen. Man kann also mit Rollenmaschinen verhältnissmässig schnell arbeiten und hat nicht nöthig, dieselben so angestrengt zu beaufsichtigen wie Federmaschinen, bei denen es sich öfter ereignet, dass eine Feder dicker zieht oder versagt und daher wieder in Gang gebracht werden muss. Dagegen ist die Thatsache nicht wegzuleugnen, dass die Rollenliniatur gegenüber der zarten und weichen Federliniatur eine gewisse Härte zeigt, weshalb noch jetzt viele Liniirer die Feder liniatur zu feinen Arbeiten vorziehen. Dem Laien freilich dürfte dieser Unterschied weniger auffallen, und ihm wird es meist gleich- giltig sein, ob er ein Buch mit Feder- oder Rollenliniatur kauft, so bald die Ausführung nur gut ist. In Deutschland befasste sich bereits in den siebziger Jahren A. Flaskämper in Leipzig-Lindenau (gegr. 1871) erfolgreich mit dem Bau von Rollen-Liniirmaschinen, die er im Laufe der Zeit mehrfach ver änderte und vervollkommnete. Der Grundgedanke, nach welchem der Liniirmechanismus dieser Maschinen gebaut ist, ist derselbe, auf welchem die Brissardmaschine beruht. In Einzelheiten dagegen, wie in der Anordnung der Cylinder, dem selbstthätigen Bogenzuführungsapparat, dem Farbemechanismus usw. weichen die Flaskämperschen Maschinen von der Brissardmaschine wesentlich ab. Fig. 13 zeigt die Abbildung einer Flaskämperschen Rotations- Liniirmaschine mit einem grossen Liniir-Cylinder. Auf derselben kön nen sowohl durchgehende als auch abgesetzte Liniaturen erzeugt werden, doch eignet sie sich wegen des grossen Cylinders besser zu durch gehenden Liniaturen und hohen Auflagen, während zu abgesetzten die später zu besprechenden Maschinen mit kleinem Cylinder den Vorzug verdienen. Die Maschine ist nur mit einem Liniir-Cylinder versehen, liniirt also bei einmaligem Durchgänge nur auf einer Seite, auch ist an ihr kein Einlegemechanismus angebracht. Es ist also eine von den kleineren und billigeren Maschinen.