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318 PAPIER-ZEITUNG. No. 12. Wohlfahrtseinrichtungen für Arbeiter. Ein reich ausgestattetes Album, welches die Schroeder’sche Papierfabrik (Sieler & Vogel) in Gölzern soeben lierausgab, enthält neben einer Beschreibung und zahlreichen photographischen Ansichten der Fabrikanlagen auch interessante Mittheilungen über die von der Firma für ihre Arbeiter getroffenen Wohlfahrtseinrichtungen. Da dieselben zweckmässig und den Bedürfnissen der Arbeiter gut angepasst zu sein scheinen, geben wir nachstehend eine Be schreibung. Wie aus den vorstehend abgedruckten Skizzen hervorgeht, sind die Häuser zu je zweien aneinandergebaut. Sie haben im Erdgeschoss je einen zweifenstrigen Raum, die Wohnstube, zwei einfenstrige Kammern und die Küche, im Obergeschoss je drei Kammern, von welchen nur die nach dem Giebel zu gelegene mit Fenster versehen ist. Eine solche Wohnung genügt den Ansprüchen einer Arbeiter familie von 3 bis 6 Personen vollkommen. Zu jedem Hause gehört ein Stück Gartenland, und auf Wunsch wird auch ein Stück Feld abgegeben. Die Kosten für ein Einzelhaus setzten sich folgendermaassen zusammen: Im Jahre Im Jahre 1886 1888 Hierzu kommen noch Beiträge zu gemeinnützigen Anlagen, Brunnen, Zäunen usw., so dass jedes Haus sich durchschnittlich auf etwa 8000 M. stellen dürfte. Erdarbeiten | Maurerarbeiten J .... 3990 M. 34 Pf. 3620 M. — Pf. Zimmerarbeiten 1908 » 06 )) 1737 ») n Klempnerarbeiten .... 242 » 76 33 221 n 5? Schlosserarbeiten .... 133 n 22 3) 122 n n Tischlerarbeiten 355 n 80 320 „ 80 n Dachdeckerarbeiten .... 750 n 40 n 682 „ 90 Glaser- und Malerarbeiten 492 D 36 n 456 „ 10 D Ofensetzerarbeiten .... 263 n 16 n 240 3) r Zusammen 8136 M. 10 Pf. 7400 M. — Pf. Eine Anzahl älterer Arbeiter der Golzerner Papierfabrik hat schon seit längerer Zeit in der Umgebung der Fabrik eigenen Wohnsitz. Um auch einen tüchtigen Stamm jüngerer Arbeiter an das Ge schäft zu fesseln, beschloss die Firma, die Sesshaftmachung der selben selbst in die Hand zu nehmen und auf einem unmittelbar an die Fabrik grenzenden waldigen Gelände eine Arbeiter-Kolonie zu errichten. Die Häuser wurden auf Kosten der Fabrik aufgeführt. Als Grundsatz galt, dass die Einräumung einer solchen Wohnung die Belohnung für längere zufriedenstellende Thätigkeit bilden und die Stelle einer Gehaltserhöhung vertreten sollte. Die, im Album" der Fabrik gezeigten Ansichten der Häuschen machen einen sehr freundlichen Eindruck. Wie die vorstehende nach einer Photographie des Albums gefertigte Abbildung erkennen lässt, sind die Häuschen massiv in Rohbau ausgeführt und mit Ziegeln eingedeckt. Die Gärten sind ersichtlich gut gehalten, und die an der Südseite gezogenen Spalierobstbäumchen bekunden Freude an hübscher Ausstattung der Hauswände und praktischen Sinn. Ein zweites Bild im Album giebt einen Blick auf die Hinterseite einer Häuserreihe mit Nutzgärten, die von nett gekleideten Frauen und frisch aus sehenden Kindern belebt sind. Äusser solchen Doppelhäusern stehen noch einige grössere Ge bäude für Vorarbeiter, Saalmeister usw. auf dem Gebiete der Kolonie. Ein Konsumverein, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht, bietet den Arbeitern Gelegenheit, sich alle in der Wirth- schäft benöthigten Kolonial waaren, sowie Fleisch und Brot zum Tages preise in guter Beschaffenheit zu kaufen. Der Verkauf geschieht gegen sofortige Baarzahlung. Der Käufer erhält Marken als Quittung, welche am Jahresschluss als Belag über den Umsatz jedes Mit gliedes, behufs Verrechnung des Reingewinnes, dienen. Dieser beziffert sich durchschnittlich auf 10 pCt. Eine Sparkasse gewährt den Einlegern eine öprozentige Ver zinsung und erfreut sich, wie vorgenannter Konsumverein, reger Be theiligung. Eine Speiseanstalt sorgt für einen kräftigen Mittagstisch zum Preise von 20 Pf. die Portion. Die Einrichtung und die Anstellung einer erfahrenen Köchin mit ihrem Hilfspersonal erfolgt auf Kosten der Firma. Die Einnahmen dienen ausschliesslich zur Deckung der Ausgaben für Fleisch und Gemüse. Die Betheiligung ist nicht gross, aber beständig. Täglich machen im Durchschnitt 60 Personen von der Einrichtung Gebrauch. Zum Kaffeekochen steht Tag und Nacht stets heisses Brunnenwasser zur freien Benutzung.