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2020 PAPIER-ZEITUNG. No 92. 6. Der Fragekasten enthielt u. a. die Frage, ob nunmehr das Berliner Adressbuch in Berlin gebunden würde, was bejaht und dahin beantwortet wurde, dass sogar eine kleine Preiserhöhung statt gefunden hätte. Eine weitere Frage ging dahin, ob und wann wieder in Berlin eine Papier-Ausstellung stattfinden werde. Der Vorstand erklärte, dass keine Papier-Ausstellung, sondern nur eine grössere Fachmesse geplant sei, über die man aber noch keinerlei Entscheidung getroffen habe. Die Erwägungen würden noch innerhalb des Vorstandes ge pflogen, und der Plan würde von dem Verein so zeitig besprochen werden, dass genug Zeit zur Vorbereitung übrig bliebe. Schluss der Versammlung um Mitternacht. Papiermarkt, Während die meisten Papierfabriken noch vor wenig Monaten Bestellungen zur Lieferung in ganz kurzer Frist annahmen, hat sich jetzt das Blatt, wie uns von verschiedenen Seiten mitgetheilt wird, gänzlich gewendet. Die Fabriken sind grösstentheils für mehrere Monate mit Lieferungen versehen und können Aufträge nur mit langen Lieferungsfristen annehmen. Der grössere durch den Auf schwung aller Geschäfte hervorgerufene Verbrauch von Papier wird wohl diese Lage veranlasst haben. Merkwürdigeiweise wagt aber niemand den Preis des Papiers zu erhöhen, obwohl die gesteigerten Ausgaben für Lohn, Kohlen und Chemikalien dies in hohem Grade rechtfertigen würden. Es scheint, als ob die vielen vergeblichen Versuche, durch Vereinigungen eine Preiserhöhung zu erzwungen, die Fabrikanten entmuthigt hätten. In Zeiten des Niederganges und Stillstandes sind solche plato nische Vereinbarungen allerdings meist werthlos, vielleicht schädlich, aber jetzt, wo die Fabriken mit Aufträgen versehen sind, wird es vielleicht nur eines gemeinsamen Anstosses bedürfen, um die noth wendigen Erhöhungen zur Durchführung zu bringen; wenigstens könnte derVersuch jetzt mit grösserer Aussicht auf Erfolggemacht werden. Blei für Sulfitkocher. West-Carrolton (Ohio), August 1889 Bei Auswahl des zur Innenverkleidung von Sulfitkochern bestimmten Bleies müssen, angesichts der Thatsache, dass Blei in seinen Eigenschaften von allen andern Metallen abweicht, verschiedene Punkte berücksichtigt werden. Blei zeigt nicht allein beim Temperaturwechsel ein ganz eigenartiges Verhalten, sondern seine Löslichkeit in Schwefelsäure ist um so grösser, je weniger fremde Stoffe es enthält. Hierdurch ergiebt sich ein grosser Unter schied zwischen Blei und solchen Metallen, welche, wie Zink und Eisen, im reinen Zustand nur schwer von Schwefelsäure angegriffen werden. Viele Sulfitstoff-Fabrikanten, welche mit Blei ausgekleidete Sulfitkocher verwenden, befinden sich mit Bezug auf dieses Verhalten des Bleis in einem Irrthum, der besondere in England genährt wurde. Er entsprang aus un richtiger Auffassung der in der englischen Industrie gangbaren Bezeichnungen für die verschiedenen Bleisorten, und besteht bei manchen Fachleuten noch jetzt Der Ausdruck »chemisch reines Blei« wird gebraucht für Blei, welches auf elektrolytischem Wege niedergeschlagen und nur zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet wird. »Chemisches Blei« ist das unreine Rohblei, welches man durch Aus schmelzen der Wände alter Schwefelsäure-Kammern erhält. Es enthält ver schiedene Verunreinigungen, die jeder mit dem Bleigeschäft Verbaute genau kennt. Platten, die aus dieser besonderen Bleisorte angefertigt sind, ent sprechen den Anforderungen der Sulfitstoff-Industrie in bemerkenswerthem Grade, und weit mehr als solche, die aus gewöhnlichem, mit gewissen andern Metallen legirtem Rohblei gewalzt werden Zum Auskleiden kugelförmiger und cylindrischer Kocher braucht man öfters härteres Blei, als sich aus »chemischem« Rohblei herstellen lässt. In diesem Falle ergiebt Zufügung bestimmter Mengen von Antimon die verschiedenen erforderlichen Härte grade, vorausgesetzt, dass man Sorge trug, das Antimon gleichmässig mit dem Blei zu vermischen. Wenn dies nicht geschieht, so fällt das Ergebniss, wie praktische Blei-Verarbeiter wissen, meist schlechter aus, als wenn gar kein Antimon zugesetzt worden wäre. Die Herstellung guter Platten zum Auskleiden von Sulfitstoffkochern fordert beim Auswalzen eben so grosse Aufmerksamkeit wie bei der Mischung des Metalls. Auf einem andern Gebiet der Metall-Industrie ist kürzlich ein Verfahren erfunden worden, welches die Erzeugung vollständig homogenen Metalles zu Bleiplatten gestattet. So viel ich weiss, liefert dies Verfahren in Europa befriedigende Ergebnisse. Vor einigen Tagen versicherte mir der Vertreter eines wohlbekannten Fachblattes ganz ernsthaft, dass der Kniff hierbei im Walzen liege. Es be lustigte mich ungemein, als er hinzufügte, dass gewisse Blei-Industrielle ihm gesagt hätten, es komme hauptsächlich darauf an, eine gute Oberfläche zu erhalten. Wenn diese Auffassung sich verbreitet, so werden die Eigenthümer ver bleiter Kocher bald sehr trübe Erfahrungen machen. Je früher sie aber an fangen, der Zusammensetzung des verwendeten Bleies Aufmerksamkeit zu zuwenden, um so eher werden sich auch die Ausbesserungskosten verringern. II. A. Rademacher. (Nach The Paper Makers Circular.) Zells tof-Reinigung. Nr. 84 bringt eine Mittheilung über Sulfitstoff-Geruch, in welcher der Beweis geliefert wird, dass das völlige Reinigen des Zellstoffs höchst wichtig ist. Die riechenden Stoffe werden in der Zelle festgehalten, ihre Entfernung wird dadurch sehr erschwert, und es dürfte im Fach-Interesse liegen, wenn ich eine vor langen Jahren gemachte Erfahrung hierüber mittheile. Damals wurde das Kochprodukt in einem Waschholländer gewaschen, indem die Flüssigkeit durch eine Waschtrommel abgeschöpft und durch un unterbrochenen Zufluss von reinem Wasser erneut wurde. Es dauerte etwa 8 Stunden, bis die abgeschöpfte Flüssigkeit keine Färbung mehr zeigte. Der gewaschene Zellstoff wurde dann in die Bleichholländer gepumpt, das Wasser soweit thunlich durch Waschtrommel entfernt, und Chlorkalklösung hinzu gesetzt, mit welcher der Zellstoff 11—16 Stunden im Holländer umging, um schliesslich in Abtropfkästen abgelassen zu werden. Von dem abgetropften Zellstoff, der gut hochgebleioht erschien, gab ich einen Theil zwecks eines Versuchs in eino kräftige Centrifuge, um möglichst weitgehende Entwässerung vorzunehmen. Das zuerst ausgeschleuderte Wasser war klar, aber das zuletzt abfliessende braun gefärbt! Eine Reihe von Ver suchen gleicher Art lieferte dasselbe Ergebniss, so dass ein Zufall oder eine Täuschung völlig ausgeschlossen war. Der über 20 Stunden anhaltende Wasch- und Bleichprozess hatte die Lauge nicht aus der Zelle zu entfernen vermocht! Wir haben es hier mit Natron-Zellstoff zu thun, dessen Inkrusten ge löst sind und die Zellen nicht durch Niederschläge verstopfen, somit der Os mose kein Hinderniss bereiten. Da hier schon solch zähes Zurückhalten der Inkrusten in der Faser vorkommt, so muss dasselbe im Sulfitstoff sich in noch höherem Grade zeigen, dessen Fasern schon im Kocher, nach Entfernung der freien schwefligen Säure, durch den sich bildenden unlöslichen Nieder schlag von Monosulfit verstopft werden. Wenn hier die Entfernung des in den Fasern Festgehaltenen überhaupt möglich ist, so gehört dazu so viel Zeit und Wasser, wie man sie in der Praxis unmöglich darauf verwenden kann. Der vorerwähnte Versuch zeigt aber, dass solches in den Fasern Festgehaltene durch einen Druck, wie er mittels Centrifugalkraft hervor gerufen wird, mechanisch entfernt werden kann. Denken wir uns die Holz zelle als einen mit der Kochbrühe gefüllten elastischen Schlauch, so wird durch einen geeigneten Schlag oder Anprall die Flüssigkeit herausgepresst, und bei vorhandenem reinem Wasser dieser Zellschlauch vermöge der Kapillar- Attraktion sich des letzteren bemächtigen. Auf diese Weise wird schnellste Reinigung bewirkt. Das jetzt in Gebrauch kommende Ausblasen des Stoffes aus dem Kocher kann diese reinigende Wirkung nicht hervorbringen, weil die Flüssigkeit, welche die Zelle umgiebt, mit der in derselben befindlichen übereinstimmt, weil sich also die Zelle nach dem Ausspritzen ihres Inhalts infolge des Anpralls wieder mit der gleichen Flüssigkeit füllt. Eine Reinigung findet also nicht statt. Dahingegen besorgt meine Stoffschleuder D. R. P. Nr. 41 519 diese Arbeit auf das vollkommenste, wenn der oberflächlich von der Kochbrühe befreite Stoff mit frischem Wasser versetzt durch die Schleuder geht. Dieselbe dürfte selbst da für diese Reinigung zu empfehlen sein, wo das Ausblasen des Stoffes die Faserbündel schon zertheilt hat. A. Hempel, Berlin SW., Grossbeerenstr. 55. Rollen-Glättmaschinen. Schneeberg in Sachsen, 9. November 1889. Als in der Generalversammlung des Vereins Deutscher Bunt papierfabrikanten am 17. September 1887 Herr Fried rieh Müller aus Potschappel einen längeren Vortrag über Fortschritte in Maschinen für Buntpapierfabrikation hielt und hierbei auch auf die Rollen-Glätt maschinen für Glanzpapier zu reden kam, wurde er seitens des Herrn Winterwerber in Firma Ferd. Flinsch, Offenbach a. Main, daran erinnert, dass er in seinem Vortrage vergessen habe, den eigentlichen Erfinder der Rollen-Glättmaschinen, Herrn Robert Wilisch sr., Schneeberg i. S., zu nennen. Herr Winterwerber bemerkte dabei weiter, dass zwar die Firma Ferd. Flinsch schon Ende der 60er Jahre eine derartige Rollenglätte konstruirt, dass diese Maschine aber keinen Anklang ge funden habe. Erst durch die Wilisch’sche Erfindung sei die Rollenglätterei recht in Fluss gekommen. (Papier-Zeitung, Jahrgang 1887, No. 45, Seite 1448.) Diese Berichtigung enthob uns selbst der Mühe, Herrn Müller zu antworten. Derselbe hat auch bei einem seiner Besuche in Schneeberg unserm Herrn R. W. sr. selbst gesagt: »Sie haben 1878 den Maschinenbauern erst gezeigt, wie Rollenglätten gebaut werden müssen.« Wenn somit Herr Winterwerber Herrn Rob. Wilisch sr. unum wunden das Erfinder-Vorrecht einräumte, was erfahrungsgemäss seitens eines Maschinenfabrikanten nur dann geschieht, wenn an der That sache nicht zu rütteln ist, so ist es wunderlich, wie Herr Frambach in der diesjährigen Generalversammlung desselben Vereins (Nr. 76, Seite 1645) jetzt dieses Verdienst für die von ihm vertretene Firma Flinsch in Anspruch nehmen konnte. Die angeblich im Jahre 1867 konstruirte Rollenglätte der Firma Ferd. Flinsch muss ziemlich mangel haft gewesen sein, wenn sie in ihrer Art weder gebrauchs- noch verbesserungsfähig war. Wenn nun Herr Frambach sagt, dass Flinsch seit 1878 Glättmaschinen für endloses Papier baut, so giebt er damit in direkt zu, dass erst das in der Ausstellung von 1878 zu Berlin vorge führte Modell des Herrn Rob. Wilisch sr. den richtigen Weg zur Her stellung von Rollen-Glättmaschinen zeigte. Gebrüder Wilisch.