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1310 PAPIER-ZEITUNG. Nr 35 Druck-Industrie. Unter dieser Ueberschrift bringen wir Artikel und Mit- theilungen, welche sich auf die vervielfältigenden Künste: Buch-, Stein-, Kupfer-, Licht- etc. -Druck beziehen. Sachliche Mittheilungen finden stets kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter angemessene Bezahlung. Setzapparat „Gutenberger". 1. Prinzip der Setzmaschinen überhaupt. Mit seltener Bescheidenheit und Aufrichtig keit hat Herr Fischer vor der Berliner Typo graphischen Gesellschaft eingestanden, dass er die bisher auf dem Gebiet der Setzmaschinen- Erfindung eingesehlagenen Wege als Irrwege erkannt habe, und dass er von der Konstruktion selbst aufreihender Setzmaschinen ganz abge kommen sei. Dagegen glaubt Herr Fischer eine Methode gefunden zu haben, um das erste der eingangs auseinandergesetzten beiden ver- Die Eigenschwere der Letternsäulen drückt auf I die untersten Buchstaben, welche bei maschinellem j Betrieb durch eine an der Rückseite des Appa- । rats stetig in schnellem Grifftempo vor- und zurückbewegte Reihe von Stössern fortgesetzt in halber Länge aus dem zu diesem Zweck aus gesparten unteren Ende der Röhre herausge stossen werden, Fig. 2. Beim Handbetrieb ohne Motor, welcher vom Erfinder ebenfalls vorgesehen ist, wird der Ver- Der Grundgedanke der in grosser Anzahl aufgetauchten — und zu meist allerdings auch wieder unter getauchten — Setzmaschinen be steht bekanntlich darin, die mecha nische Setzarbeit nach zwei Rich tungen hin zu vereinfachen. Das erstevereinfachendeMoment ist die Aufreihung der beim gewöhnlichen Satz wirr durchein ander liegenden Typen zu regel mässig geschichteten Säulen, wel che den einzelnen Buchstaben in bequemster Lage für die Einzel- Abnahme bereit halten. Das zweite vereinfachende Mo ment ist die Art dieser Ab nahme selbst, welche nicht durch Griff und manuelle Ueberführung, sondern meist durch einen mittels Tastendrucks in Bewegung gesetzten Mechanismus bewirkt wird. Während nun allerdings die Ver schiedenheit der einzelnen Setz apparate fast ausschliesslich auf der Verschiedenheit dieses Ab nahme- und Sammel-Mechanismus beruht, ist doch das erste verein fachende Moment, welches allen Maschinen ohne Ausnahme gemein sam ist, das bei weitem bedeutungs vollere. Die Aufspeicherung der Typen in Röhren bietet an sich folgende zwei Vortheile: 1. Fortfall des zeitraubenden Erspähens und Wendens der Type, 2. Konzentration der Typen auf kleineren Raum, und aus diesem Grunde Ersparniss an Zeit und Kraft. schub der Letter dadurch bewirkt, dass der Setzer mit dem zweiten (iliede des Zeigefingers (besser wohl Mittelfingers?) der zum Griff bereits geöffneten Hand an das schildförmige Armende eines Hebel werkes drückt und dadurch den Stösser je eines Buchstabens in Bewegung setzt. Dies Hervorstossen des Buch stabens vor dem Greifen kann schwerlich als eine vortheilhafte und praktische Einrichtung be zeichnet werden, denn es macht die Bewegung des Erfassens kom- plizirt, und erfordert einen die Leistungsfähigkeit jedenfalls be einträchtigenden Aufwand von Zeit und Kraft. Da nun die Vortheile des „Gutenberger“ voll und ganz wohl nur von grossen, flott gehen den Werk- und Zeitungsdrucke reien ausgenutzt werden können, diese grossen Offizinen aber stets auch Motorenbetrieb besitzen, so wird die in mehreren Varianten patentirte Hand - Vorschub - Vor richtung wohl niemals in Thätig- keit treten. Die Griffstellen der Lettern sind durch Schilder deutlich bezeich net, sie sind wegen der Vertikal- Stellung der Röhren nicht über einander, sondern diagonal angeordnet und so eng aneinander gereiht, als das bequeme Erfassen es gestattet. Die Buchstäbenfolge ist fast ge nau dieselbe wie beim deutschen Kasten, so dass jeder Setzer ohne weiteres an den Apparat heran treten und daran arbeiten kann. geschichtet; und zwar sehen Hofbuchdruckerei inThätig- Büxenstein. Köln. Ztg. Neuer Vorschlag. Haltung d. Winkelhakens. von Schienen, welche in ihrer eines jeden zum glatten Satz verwendbaren Kegels. (Horizontalquerschnitt der Schienen.) dimension a a sondern in der Dicken-Dimen- sion, Genuss dieses Vortheils aber wird stark verkümmert durch die Störungen, welchen der kom- plizirte Zuführungsmechanismus stets unterworfen ist und vor allen Dingen durch den Umstand, dass bei regelrechter Benützung der Maschine eine zweite Ber son zum Formiren der Zeilen und zum Ausschliessen herange zogen werden muss. 2. Bauart des „Gutenberger“. Wird dem Auge die hastige Detektiv-Arbeit (vergl. Nr. 29: „Setzers Auge und Hand“) der Signatur-Ermittelung erspart, wird die Bewegung des Arines und der Finger vereinfacht, so ist schon sehr viel gewonnen, und eine Beschleu nigung von 100 % dürfte nahezu erreicht sein. Die Ersetzung des klammern den Griffs von Mittel- und Zeige- finger mit folgender Ueberführung zum Winkelhaken durch ein faches Anschlägen einer Taste kann dann noch einen weiteren Vortheil mit sich bringen: der Einer der neueren Setzmaschinen-Techniker, Herr Ingenieur Fischer von der Gutenberg- Kommandit-Gesellschaft in Bielefeld, ein Mann, der mit seltener Zähigkeit seine Lebensaufgabe seit Jahren verfolgt und Dutzende von Patenten aufSetzmaschinen-Konstruktionen besitzt,ist nun nach zahlreichen Enttäuschungen zu der Er- kenntniss gelangt, dass jenes oben erwähnte zweite vereinfachende Prinzip nur theoretisch Vortheile verspricht, für die Praxis aber sich bisher als werthlos erwiesen hat. einfachenden Prinzipien für sich allein der Praxis nutzbar zu machen. Er hat eine Art von Setz-Kasten konstruirt, bei welchem der Buchstabe dem Setzer ge wissermaassen entgegen kommt, und nennt ihn: „Setzapparat Guten berger. Ein System Aneinander reihung eben- sovieleRinnen oder Röhren bilden, steht in Kastenhöhe gleich einem steilen Pult nothwendig, die allerdings keinen nennenswer- then Aufenthalt verursacht, wenn man den Buchstaben — entgegen dem allgemeinen Setzer gebrauch — in der Kegeldimension erfasst und zwischen Daumen und Zeigefinger während der Ueberführung zum Winkelhaken wendet. Vorhanden ist aber der Aufenthalt dennoch, und es wäre vielleicht, (nach einem von der Red. d. Bl., gemachten Vorschlag) rationeller, wenn die Typenröhren nicht in senkrechten Nachstehend das Schema der Buchstaben-An ordnung: auf massiv eisernem Sta tiv, Fig. 1. Die Schienen sind verstellbar und gestatten die Einfüllung von Schriften bei den Apparaten, welche ich in der Büxenstein- 12 3 4 5 6 7 8 9 o A 8 6 D ( 5 <4 6 3 .« I ] e 9 % 5 T ü :1t 8 I S ( ) $ $ ft ä o ü 11 W X 9 3 r ff f 6 t u v v ro j » 8 1 1 fi f l) in i n 0 q , . » : J cf 11 1 a e d v ff fi f;," e <ti b "A ‘/ */o 7< f 0 : ‘t Die Buchstaben liegen in den Röhren nicht wie beim Kasten- beinschen Apparat in der Kegel- keit sah, mit der Signatur nach rechts. (S. nebenst. Illust, ac.) Diese Lage (Signatur nach rechts) ist ziemlich ungünstig, denn sie macht eine Drehung um etwa 60 Grad