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1064 PAPIER-ZEITUNG. N938 General-Versammlung des Vereins Deutscher Holzstoff-Fabrikanten zu Hirschberg in Schlesien. Fortsetzung aus No. 37. Montag, 4. September, Nachm. 4 Uhr. Festmahl. Da sich der zuerst in Aussicht genommene Saal auf dem Cavalierberge, in dem die Ver sammlung abgehalten wurde, zu klein erwies, so hatte man das Festmahl in einem Saale der Stadt hergerichtet. Die Wände und Musik bühne desselben waren mit Flaggen und Kränzen sowie zahlreichen bezüglichen Sprüchen ge ziert, von denen wir nachstehend einige wieder- geben: Nehmet Holz vom Fichtenstamme, Aber grün muss es noch sein, Dass die Faser eine lange Und geschmeid’ge möge sein. Erst wenn’s Holz schön rein, Geht es auf den Stein. Alle Stoffe, selbst die groben, Müssen ihren Schleifer loben. Bäume hat uns Gott gegeben, Lauter schönes, grünes Holz, Wär’ Holzschleifer Er gewesen, Gäb’s vielleicht nur Fichtenholz. Gefährlich ist’s, am Leim zu lecken, Verderblich, fehlt im Rad ein Zahn, Jedoch der schrecklichste der Schrecken Ist, wenn wir nichts zu schleifen hoan. Nachdem eine Gesellschaft von 110 Personen, darunter etwa 12 Damen, unter den Klängen eines Marsches Platz genommen hatte und die Suppe gegessen war, eröffnete Herr Meissner eine Reihe von Toasten mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser. Unter den vielen Tischreden ernster und heiterer Art wollen wir nur die von Herrn Linke in schle sischem Dialekt gesprochene erwähnen. Zur Erhöhung der Stimmung trugen auch noch die trefflichen Leistungen des Koches und der Stadtkapelle erheblich bei. Das Lokalcomit hatte nicht weniger als 4 Tafellieder verfasst, gedruckt und vertheilt, die gemeinsam gesungen wurden. Sie verdienen in weiteren Kreisen gekannt zu werden, und sind desshalb nach stehend abgedruckt: Erinnerung an Schwarzenberg. Melodie: Ich bin ein Preusse etc. Ein Jährchen ist’s, seit wir in Sachsen waren, Zu schau’n und hör’n, was Neues wär’ geschehn In Holzstoff-, Pappen- und Papier-Fabriken, Worin bekanntlich man nicht „still“ darf stehn! Zu Schwarzenberg im Bade Versammlung war. ’S war grade Als ob es nur noch Holzstoff-Schleifer gab’, So hatten „Kellers Jünger“ sich vermehrt. Sie kamen her aus allen deutschen Landen, Beriethen lang, was ihnen nützlich sei, Und dass der Leib darob nicht geh’ zu Schanden, Vergassen sie das Essen nicht dabei. Sie tranken auch Burgunder; K. schlürft vier Flaschel ’runter Und geht drauf fröhlich mit am andern Tag Von Werk zu Werk, ohn’ jede Müh’ und Plag’. In Sachsenfeld bei Wusing könnt’ man sehen Der Steine automat’sche Schärfung schon, Und Holtzmann-Breitenhof liess uns bestehen EinFrühstück, köstlich schön!, Ach, das istHohn! “ Rief Kunz’, als ward geblasen Zum Abmarsch nach der Strassen, — „Ich geh’ nicht fort, bis alle Fässer leer, „Denn so was finden heute wir nicht mehr!“ Indess, den „dritten Pulsen“ hört’ man blasen, Und weiter in das schöne Thal hinaus Fuhr’s Holzstoff-Völkchen, steckte seine Nasen In all’ die Schleifen, klein und gross und kraus. Das End’ von diesem Tage War leider eine Plage, Die „Dreckschenk“ mit dem wunderschönen Bier. Sie musste grösser sein, dann blieben wir bis vier. In Schlema, ei potztausend, da war’s „scheene“: Rostosky-Leonhard und Andre mehr, Die zeigten uns, wie man kommt „uf die Beene“, Des Leibes Pflege sie auch kennen sehr. Dann noch Kriebstein’s Fabriken, Das war gar zum Entzücken! Darum habt Dank für Eure Güt’ und Müh’, Ein „Hoch“ Euch Sachsen, — Eurer Industrie! Beiträge zur Naturgeschichte der Kelleriten. Melodie: Gott erhalte Franz den Kaiser. Hasen brauchen Kohl zum Leben, Löw’ und Tiger trinken Blut; Aber Menschen soll es geben, Nähren sich von Holz recht gut. Zäher Holzschaft, Und doch nahrhaft! — Wer hat Magen wie ein Strauss? — :|: Holzstoff-, Holzstoff-Fabrikanten Saugen sich die Nahrung draus. ;l: Raupen mancher Art, sie fällen Hie und da ein Bäumchen zart; Aber grosse Waldparcellen Raubt uns eine Menschenart. Welt wird’s spüren, Muss erfrieren. — Wer bringt uns so um den Wald? — Holzstoff-, Holzstoff-Fabrikanten! Forst wird eine Mythe bald. Lichter Höhen Werk und Kräfte — Himmelsgaben ist ihr Nam’! Doch, wie steht’s um ein Geschäfte, Das vom Keller zu uns kam? — Darum Rasseln, Grausig Prasseln! — Wer ist Jünger der Magie? — Holzstoff-, Holzstoff-Fabrikanten! Schwarze Kunst, die treiben sie. Heut’ muss man gar sehr sich hüten; Unsolid soll Vieles sein, Menschen giebt’s, die überbieten Sich im Raffiniren fein. Ihre Pfiffigkeit, O, die geht zu weit — Wer ist’s, der so marchandirt? — Holzstoff-, Holzstoff-Fabrikanten Offeriren raffinirt. Eins nicht können sie entbehren: Wasser für die Schleiferei’n; Darum allezeit verzehren Rücksichtsvoll sie Bier und Wein! Wasser treibe, Wasser reibe! Arbeit ist des Wassers Zweck. — Holzstoff-, Holzstoff-Fabrikanten Trinken nie das Wasser weg. Seht, vertheuert so sie haben Holz uns Armen, Bier und Wein, Und für alle diese Gaben Tauschen schlecht’ Papier wir ein. Doch verschlucken Wir ohn’ Zucken Uns’re Kummerseufzer heut. — Holzstoff-, Holzstoff-Fabrikanten! Zum Verzeihn sind wir bereit. Drum, so lasst die Gläser klingen, Bringt ein Hoch mit edlem Wein! — Grosser Keller, Lob wir singen Dir, und auch der Wespe klein! Flott’ Geschäfte, Treue Kräfte, Guter Preis, stets Ausverkauf! — Holzstoff-, Holzstoff-Fabrikanten, So soll’s sein ! — Wir trinken drauf! Zum Feste des dreissigjährigen Bestehens der Holzschleiferei in Schlesien. Melodie: Als die Hussiten. Schüchtern kam vor vielen Jahren, Als wir noch unschuldig waren An dem guten Druckpapier, Vater Keller flink herfür :|: Aus dem Häuschen sauber. :|: Denn man hatte ihm verrathen, Dass die Wespen bauen thaten Sich ein Nest von Löschpapier, Ohne Lumpen und Geschirr, Nur aus gutem Holze. Dieses that ihn gar sehr reizen, Denn man fing schon an, zu geizen Mit den Lumpen, grob und fein; Klagte, dass genug nicht sei’n Lumpen mehr auf Erden. Darum pfuschte ohne Zagen, Ohne lange erst zu fragen, Er der Wesp’ in’s Handwerk heut’, Eilte mit Geschäftigkeit Nach ’nem Scheitel Holze. Liess die Mutter flink sich drehen Seinen Schleifstein und dann gehen — Was ihn gar so sehr gefreut — Mit ’ner Schürz’ voll Holzstoff, weit Hinter bis nach Bautzen. Dorten hat er auch gefunden Bald den richt’gen guten Kunden, Der das Holz macht’ zu Papier, Keller’n aber zeigt’ die Thür, Als er hat’s Patente. Und so ist es denn gekommen, Dass der Völter hat begonnen Holz zu schleifen zu Papier, Und wir mussten ihm dafür Zahlen das Patente. Denn er war gar raffiniret, Hat ja extra eingeführet Einen grossen Raffineur, Der das Holz zerreibt noch mehr Und ihm füllt die Tasche. Doch er hat gar bald gespüret, Dass auch Schlesien sich rühret; Dorten war ein „grosser“ Mann, Kam aus Brieg in Giersdorf an, Baut die erste Schleife. (1852.) Lange hat er laboriret; Seeliger hat’s ausgeführet. Dass er ohne Raffineur Holzstoff machet schön gar sehr — Zahlet kein Patente. Und das hat gar sehr ergrimmet Völtern, dass sich Seel’ger nimmet Gleich die Freiheit, ohne ihn Stellet neun Stück Schleifer hin — Zahlet kein Patente. Warte, Du sollst mir schon kommen, Sprach er, hat sofort begonnen, Hitze’n scharf zu feuern an, Richter’n hat er’s auch gethan, — Schaffet Concurrenten. Diese sind gar bald gewachsen: „Schlesinger“ und auch die Sachsen, Fangen rasch zu schleifen an, Schleifen um die Wette dann, Wer’s kann bill'ger machen. Einer hat sogar ersonnen — Mai hiess er, und hat’s begonnen: Holz zu kochen zu Papier, „Völter-Mai“ hiess nun dafür Jetzund das Patente. Und darauf ist reingefallen Seel’ger endlich! — der vor allen Schlesiern wollt’ der Erste sein, Der macht braun Papier gar fein — Zahlet nun’s Patente! Aber auch in diesem Falle Ist die Concurrenz nicht alle; Löbbeck, Prause, in Varzin Selbst der Bismarck geht noch hin, Macht Papier und Pappe. Darum höret auf, zu bauen Und nach Schleifen auszuschauen. Sonst kommt noch ein böser Mann Mit fünfhundert Pferden an — Kommet von Welt-Ende Und macht rasch ein Ende. Doch zu End’ darf es nicht kommen; Drum Verstand zur Hand genommen, Weg mit allem Zank und Streit! Haltet fest in Einigkeit An verständ’gem Preise!