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Papier-Zeitun Bei Bei (Pappwaaren- Spielkarten- Tapeten- Maschinen- chemische Fabriken etc.) Für Annahme und freie Beförderung von Chiffre-Briefen wird dem Einsender der betr. Anzeige 1 Mark berechnet. Bestellungen werden angenommen: von jeder Postanstalt des In- und Auslandes von jeder Buchhandlung und vom Verleger. 26 maliger Wiederholung 35 Prozent weniger. 52 maliger Wiederholung 3 50 Prozent weniger. 7 Erscheint jeden Donnerstag. 9 Vorausbezahlung an denVerleger. z / Preis, bei der Postanstalt < 2 abgenommen, oder vom Verleger / 9 frei unter Kreuzband für ( 7 Deutschl.u. Oesterr.-Ungarn 7 2 vierteljährlich 212 Mark. < für alle anderen Länder 2314 Mk. ss Redaction und Selbstverlag von CARL HOFMANN Civil-Ingenieur, Mitglied des kaiserlichen Patentamtes Berlin s.w., Charlotten ■ Strasse 82. für Papier- u. Schreibwaaren-Handel u. Fabrikation sowie für alle verwandten und Hilfs-Geschäfte Organ des Vereins, deutscher Buntpapier-Fabrikanten (Laut § 3 der Satzungen.) IV. Jahrgang. Berlin, Donnerstag den 17. Juli 1879. No. 29. Inhalt: Seite Wissen und Können 569 Büttenpapier contra Maschinenpapier . 569 Der Lumpen-Ausfuhrzoll 569 Preisgekrönte Entwürfe 570 Zange 570 Die orientalische Malerei 572 Beschreibung neuer in Deutschland paten- tirter Erfindungen 574 Aus der amtlichen Patentliste .... 576 Amerikanische Verpackung 582 Gefährliches Luxuspapier 582 Cliches aus Celluloid . 584 Moderne Papierfabriken in Japan . . . 586 Wissen und Können, Deutschland hat (s. Dingler’s Journal, 1. Märzheft) über 31/2 mal so viel Professoren technischer Fächer, und beinahe G mal so viel Studirende an technischen Hochschulen als Frankreich! Frankreichs Industrie dürfte aber der deutschen kaum nachstehen, ist ihr sogar in manchen Zweigen überlegen. Die allzugrosse Ausbildung des technischen Schulwesens hat bei uns Theorien auf Theo rien gehäuft, die der deutschen Jugend als unfehlbare Wissenschaft vorgetragen werden. Die Aneignung dieser zum Theil zweifel haften Kenntnisse nimmt mehrere der besten Jugendjahre in Anspruch und gerade die Zeit, in welcher Körper und Geist sich am besten zur praktischen Ausbildung eignen. Die Praxis, das sichere Können wird somit einem Wissen von zweifelhaftem Werthe geopfert und auch selten später nachgeholt, da der „akademisch“ gebildete junge Tech niker, nach Absolvirung der Hochschule, vielleicht gar mit Diplom versehen, für die Ausübung seines Berufs genügend vorgebil det zu sein glaubt. Nur zu bald, aber leider häufig zu spät, lernt er erkennen, dass es besser für ihn gewesen wäre, wenn er einen Theil seiner Jugend in der Praxis i anstatt auf den Schulbänken verlebt hätte. ; Der Industrie wird dieser Erziehungsfehler dadurch immer mehr zur Kenntniss gebracht, i dass sich die neu eintretenden jungen Tech niker weniger und weniger brauchbar er weisen, dass sie alle glauben, vermöge ihrer Vorbildung auf erste Stellen Anspruch zu haben, aber nur selten die zu erspriesslichem Wirken nöthige praktische Ausbildung be sitzen. Wenn wir so oft auf diesen Gegenstand zurückkommen, so geschieht es, weil wir möglichst dazu beitragen möchten, dass die allzu theoretische Vorbildung unserer tech nischen Jugend einer mehr dem Bedürfniss entsprechenden Erziehung Platz mache. Büttenpapier contra Maschinen papier. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde in Holland eine Stoffmühle zur Zer kleinerung der Hadern erfunden, welcher der Name „Holländer“ beigelegt ward und unter dieser Bezeichnung noch jetzt allge mein in Gebrauch ist. Der Erfinder dieses wichtigen Factors bei der Papierfabrikation ist leider unbekannt geblieben. — Holland genoss damals wegen seiner vorzüglichen Papiere einen wohlbegründeten Ruf und beherrschte den Weltmarkt. Im Anfänge unseres Jahrhunderts begann die Papiermaschine, deren erste in Deutsch land die Patentpapierfabrik zu Berlin 1819 aufstellte, einen Feldzug gegen die Bütten papiere, dessen Erfolg mit dem fast gänz lichen Erliegen der Handpapiermacherei endete. Wie jede bahnbrechende au sich vorzügliche Erfindung auch manches Ueble im Gefolge hat, wurde bei der Massener zeugung von Maschinenpapier auch kein so hoher Werth mehr auf die Haltbarkeit des Papiers gelegt, wie es bei dessen Herstellung durch Schöpfen der Fall war. Besonders in unserm Jahrzehnt ist die Durchschnitts qualität des Papiers in Folge Einführung der mannigfachsten Surrogate auf eine er schrecklich niedrige Stufe gesunken. In dem mehrfach aufgetretenen löblichen Streben nach Besserung dieses traurigen Zustandes gelangt man nun öfters zu den Extremen und führt selbst für Werkdruck wieder Büttenpapier ein, wie wir dies jetzt in Frankreich finden. Das Aussehen des Büttenpapiers soll an das Gediegene der alten Zeit gemahnen; die Rückkehr zum guten Alten ist auch sehr anerkennenswerth, nur darf das Aeussere, die Schönheit, nicht ganz äusser Acht gelassen werden. Wir meinen nun, dass wirklich gutes Maschi nenpapier in den weitaus meisten Fällen das Büttenpapier mit seinen unschönen Rän dern vollkommen ersetzen kann, nur be willige man den für letzteres zugestandenen oder doch einen annähernd hohen Preis auch für Maschinenpapier. Zu diesen Ausführungen veranlassen uns die von Herrn Berth. Sigismund als Vertre ter der Firma van Gelder Zonen in Amsterdam vorgelegten Muster. Dieselben beweisen, dass genannte Firma, wie seit langen Jahren, auch jetzt noch wirklich vorzügliche Bütten papiere fertigt und den alten guten Ruf der holländischen Papiere noch immer bewahrheitet. Wir wollen damit nicht sagen, dass nicht auch in Deutschland vorzügliche Büttenpapiere gefertigt werden; unter an deren bewährten Fabriken ist z. B. die Firma J. W. Zanders bekannt, deren Büttenpapiere, wie die Whatman'schen gefertigt, sich wei ter Verbreitung erfreuen. Der Lumpen-Ausfuhrzoll. Reichstags-Sitzung vom 12. Juli 1S19. Bei Pos. 27 (Papier- und Pappwaaren) haben die Abgg. Frhr. v. Heeremann und v. Goss ihren in der zweiten Lesung abgelehnten Antrag wiederholt: den Ausfuhrzoll für Lumpen und Papierabfälle auf 6 Mk und für alte Taue, Stricke Netze auf 2 Mk. festzusetzen (jetzt zollfrei). Bundescommissar, Steuerrath v. Moser giebt. die Erklärung ab, dass die verb. Regierungen einmüthig beschlossen haben, den Antrag abzu lehnen Der Eingangszoll für Papier etc. sei unter der Voraussetzung normirt, dass ein Lum penzoll nicht eingeführt werden würde, andern falls müsste eine Revision der Papierzölle vor genommen werden. Abg. v. Goss zieht hierauf den Antrag zurück. ] Pos 27 wird unverändert genehmigt. Wir enthalten uns gegenüber dieser That- sache jeder Bemerkung, glauben aber im Sinne der grossen Mehrheit aller deutschen Papier-Interessenten zu sprechen, wenn wir in ihrem Namen allen denen danken, welche sich für die Einführung des Lumpen-Aus fuhrzolls bemüht haben. Ganz besonders gilt dies einigen Papierfabrikanten sowie den Mitgliedern des Vorstandes des Vereins deut scher Papierfabrikanten Herren 0. Winter und Drewsen, die wiederholt und noch in den letzten Tagen persönliche Anstrengungen in der Angelegenheit gemacht haben.