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Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Verlag und Druck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Naunhof. Ankündigungen: Für Inserenten der AmtShauptmann, schast Grimma 10 Psg. die fünsge- spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienSMg, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 ttbr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. SMUm o»i -lrneiaenannaMne BonnittagS 11 Uhr am Tage dcS Erscheinens. rir. 92 Vaterland. Gewisse Leute wollen vom Vaterland heutzutage nichts mehr wissen. Es gilt ihnen als eine längst überwundene Sache, die in den Geist der Zeit nicht mehr Hineinpasse. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit — das seien die edelsten Güter, die der Mensch sein eigen nennen müsse, um glücklich zu sein. Nun man kennt ja die grausigen Taten zur Ge nüge, die im Namen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bei jeder Umsturzgelegen- heit ausgeführt worden sind. Wir sind des halb froh, daß unser liebes deutsches Volk immer noch wirkliche Heiligtümer hat, in deren Besitz es sich reich, mächtig und glücklich fühlen kann. Eins der schönsten dieser Be sitztümer ist das Vaterland, unser herrliches deutsche? Vaterland. Ein Jahrtausend knüpft unser Volk be reits an diesen erhabenen Besitz. An das Vaterland bindet das deutsche Herz und Gemüt alles, was ihm erhaben, edel, heilig und würdig erscheint. Es ist die Stätte, wo die Kräfte seines Wesens, seine besonderen Vor züge und Tugenden mit den Jahrhunderten sich herausgebildet haben, zn den gewaltigen Erfolgen, auf die jetzt alle Völker mit Achtung und Anerkennung, sogar nicht ohne Eifersucht und Neid blicken. War ist des deutschen Vaterland? Diese Frage nicht nur zu beantworten nach Vater E. M. Arndts schönem Dichterworte mit dem Satze: „Soweit die deutsche Zunge klingt", sondern mit dem Hinweis auf die Tätigkeit und Wirksamkeit des deutschen Geistes auf die Eigenheit des deutschen Charakters, auf den unübertrefflichen Vorzug des deutschen Ge dankens. Wo die sich finden, da lebt und webt oas deutsche Vaterland, und wo echte, rechte Deutsche leben, da leuchtet ans ihren Häusern und Herzen heraus die Fülle jener Eigenschaften, die außerhalb deutscher Wohn stätten in gleicher Art umsonst gesucht werden. Weil in der Erscheinung, in den Vorzügen, in den Verdiensten eines Volkes um die gesamte Menschheit seine Bedeutung liegt, steht das denlsche Volk mit Recht an der Spitze der ge sitteten Welt. Wer sein Vaterland verwirft, wer das heilige Gut (Machtet, das in ihm sich dar- stellt, der gköt sich selbst auf; das ist der Fluch der Vaterlandslosigkeit und der Vater landsfeindschaft, daß Pflichtgefühl und Pflicht- bewnhtsein mit solcher Gesinnung verschwin den nnd der Ausdruck niedrigster Selbstsucht an ihre Stelle tritt. Nur wer sein Vater land aufrichtig liebt, wird auch feinen Volks genossen ehrlich und treu anhüngen. Nichts trennt die Glieder eines Volksstammes so schnell und leicht als die Dran gäbe des Vaterlandes. Der Volkssinn hängt an der Scholle, von der er seinen Ausgang genommen. Darum wird und kann es Deutsche nur geben, so lange das deutsche Vaterland be stehen wird. Den „Meuterern in Tüd- West-Afrika" widmet die Wochenschrift „Der Deutsche" eine längere Betrachtung, worin zunächst die sozial demokratischen Verdächtigungen zurückgewiesen werden, und wo es dann weiter heißt. Während der Affären bei Hartebeestmuud im November, wo unerhörte Anstrengungen von einer schlecht verpflegten Truppe verlangt wurden, hätte sich noch am ehesten der Geist der Widersetzlichkeit regen können, wenn er überhaupt vorhanden wäre. Aber nichts davon. Eine Truppe, die weder Salz noch Brot, weder Stiefel noch Hemden mehr besitzt, eine Truppe die tagelang nur von geschlachteten MnnitionSeseln lebt, seit vierzig Stunden keinen Tropfen Wasser mehr hat, und dennoch sich nicht murrend hin wirft, sondern in dem wilden Berggelände Mittwoch, den unablässig am Feinde bleibt, eine solche Truppe sollte über den Verdacht erhaben sein, daß sie in ihren Reihen Meuterer habe. Damals sprachen englische Offiziere an der Grenze mit Herrn v. Quitzow in Romans drift in tiefer Ergriffenheit: mit ihren Sol daten würden sie niemals solche Leistungen vollbringen können, wie da die Deutschen. Man habe überhaupt nicht geglaubt, mit weißen Truppen dort Krieg führen zu können. Am allerwenigsten aber sei man auf ein solches Heldentum der Entsagung, auf eine so eiserne Pflichttreue und Disziplin gefaßt gewesen. Das könne kein Volk den Deutschen nach machen. Was da die englischen Offiziere sagten, kam aus herzlichster Ueberzeugung und sollte keine höfliche Redensart sein. Herr von Ouitzow hat sein halbes Leben in der Kap- kolonie zugebracht und ist ihnen ein guter Nachbar, mit dem man offen spricht. Das gleiche Urteil fällt der englische Oberst French, der unserem Hauptquartier in Süd- westafiika zugeteilt ist. Er hat den Trans vaalkrieg unter Kitchener mitgemacht und weiß, was ein Feldzug bedeutet. Aber French ver hehlt auch nicht, warum Kitchener erfolgreicher sein konnte, obwohl er nicht ein so gutes Menschenmaterial hatte: bei ihm gab es keine Mängel des Nachschubs, die BahnKl" führten ständig alles Nötige herbei. Wie konnte der englische Heerführer den Ruhmeskranz von Omdurman sich erringen? Er baute zuerst jahrelang an der Etappenstraße, an der Eisen bahn nach Charlum, und dann erst holte er zn dem vernichtenden Schlage au«. Hätten die Briten unsere Kolonie zu beruhigen, so würden sie zunächst die Bahnen von Lüderitz bucht über Keetmannshoop hinaus bis Riet- fontein und von Windhuk über Warmbad bis Romansdrift bauen, ohne daß ein Parla ment ihnen hineinredete. Sie würden sich dafür bedanken, Tommy Atkins kostbare Haut unter den gegenwärtigen Umständen den Hotten totten auszusetzen. Den Kampf gegen den „tollen Mullahs gaben sie unter ähnlichen Bedingungen auf! Es ist in Summa eine wundervolle Truppe, die wir drüben haben; bei allen Anstrengungen und Entbehrungen, bei allen gewaltigen Ver lusten ein williges Werkzeug in der Hand der Führer. Und dabei ist es doll) ein völlig un vorbereitetes Korps, für diesen Zweck zu sammengewürfelt aus den Freiwilligen von Hunderten von Regimentern, ein Korps, in dem zunächst weder die Vorgesetzten ihre Leute, noch diese ihre Offiziere kennen! Wer sich an den Ruf nud den Ruhm dieser Tapferen wagt, der beißt auf Granit. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Die Bauern fangen erst jetzt an, an die Auflösung der Duma zu glauben. Die Mehrheit ist aber noch ungläubig. Hundert Abgesandte der Bauern sind hier im Auftrage ihres Bezirks auf der Suche nach ihren Ab geordneten. In den Provinzen Moskau, Kasan Kaluga und Tula nehmen die Agrar unruhen beträchtlich zu. Petersburg. Die Unruhe unter den Rekruten ist namentlich in Nikolajew besonders groß. Ein Korporal schoß gestern einen Rekruten nieder, wurde jedoch auf der Stelle von einem andern Rekruten getötet. Breslau. Die erste Verhaftung eines Duma-Abgeordneten hat nach einer Meldung der „Schles. Ztg.", in Brest-Litowsk stattge funden. Der Vertreter von Grodno-Kondra- schert wurde von der Polizei unter militär ischem Beistände arretiert, als er gerade in seiner Heimat angekommen war. Der Grund der Verhaftung ist unbekannt. — In Peters burg haben in den Wohnungen mehrerer. Abgeordneten Haussuchungen stattgefunden. — In den Gouvernement Moskau und Perm sind nach Veröffentlichung eines Manifestes 1. August 1906. gegen die Auflösung der Reichsduma Bauern- Unruhen ausgebrochen. * In Petersburg überfielen Bewaffnete eine Druckerei und druckten dort 150000 Exemplare des Ausrufs der aufgelösten Duma. Rundschau. * Der Bundesrat hat in einer seiner letzten Sitzungen vor den Ferien beschloßen, die Einfuhr von Pökelfleisch fortan nur noch zu gestatten, wenn an dem Fleisch die zugehörigen Lymphdrüsen noch vorhanden sind, damit eine völlig einwandfreie Unter suchung dieses Fleisches gewährleistet werden könne. * Eine ehrliche Haut. In Sachen des Briefdiebstahls beim Reichsverband nimmt jetzt im „Vorwärts" der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Fischer das Wort: „Wenn Herr Oskar Hellmann behauptet, daß ich ihn zunr Vertrauensbruch verführt habe, so hat er einfach gelogen. Der Mann erbot sich selber, für Parteizwecke Material des NeichSverbandes zur Verfügung zu stellen; er tue das aus Parteiinteresse, dann aber ließ er durchblicken, daß er auf eine Stellung in der Partei reflektiere. Ich ließ ihm keinen Zweifel, daß diese Erwartung sich kaum er füllen dürfte, erklärte gleichzeitig, daß die Partei an feinem Material kein Interesse habe, vielleicht aber ein Journalist, und ich erklärte mich bereit ihn mit einem solchen Journalisten in Verbindung zu bringen. Das ist meine ganze Tätigkeit als Mittels person. Es ist ferner von ihm erlogen, daß ich ihn aufgefordert habe, nach eine kurze Zeit beim Reichsverband zu bleiben. Die Sache ist einfach die: Eines Morgens kam der Mann zu mir und erklärte, die grobe Behandlung im Bureau des Reichsverbandes verbiete ihm ein ferneres Verbleiben daselbst. Auf meine Frage, wieso und warum, zeigte er mir eine Karte seines Bnreauchefs, in der er unter Drohung der Entlassung zum sofor tigen Erscheinen im Bureau anfgefordert wurde. Als ich den Anlaß hierzu erfuhr (Wegbleiben ohne Entschuldigung infolge „Erkältung"), er klärte ich ihm ungeschminkt, daß die Auffassung seines Burcauchcfs doch ganz berechtigt sei, denn er hätte in jedem Falle mindestens in einer Karte sein Nichterscheinen ankündigen müßen. Seitdem habe ich von dem Manne nichts mehr gesehen und gehört, außer der auffälligen Tatsache, daß er von dem Jour nalisten eine Quittung über die an diesen ge lieferten Abschriften verlangt hatte! Richard Fischer." Berlin, 24. Juli 1906. Zunächst steht hier Aussage gegen Aussage, aber selbst wenn man Herrn Fischer unbedingt Glauben schenken wollte, wozu nach dem bis jetzt mit dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeord neten gemachten Erfahrungen kein zwingender Grund vorliegt, sind die Bekenntnisse dieser schönen Seele so hanebüchen, daß es augen scheinlich selbst dem „Vorwärts" schwer füllt, die Leistungen seines Herrn und Meisters zu beschönigen. * Die deutschen Reichstagsabgeordneten sind auf ihrer Studienreise in Sansibar in bester Gesundheit eingetroffen. Doktor Arendt erzählte, daß die Reise nicht besonders ange nehm mar. Im Roten Meer herrschte eine fürchterliche Hitze; 40 Grad war nichts un gewöhnliches. Fünf Fälle von Hitzschlag kamen an Bord vor. Im Indischen Ozean wehte der Südwest-Monsun mit außerordent licher Heftigkeit, so daß der Dampfer zwei volle Tage Verspätung hatte. * Zur Verhaftung des Majors Fischer von der Schntztrnppe erfährt der Berl. Lok.- Anz.: Das wegen Verdachts der Bestechung eingeleitete Verfahren wird bald zum Abschluß gelangt sein; es dürfte jedoch kaum Beweise einer strafbaren Handlung bringen, um so weniger als bereits feststeht, daß eine materielle 17. Jahrgang. Schädigung des Fiskus nicht vorliegt. Es handelt sich lediglich darum, daß Major Fischer der in schlechten pekuniären Verhältnissen lebt und dessen Fainilienverhältniße gleichfalls die denkbar ungünstigsten sind, von einem Teil haber der Firma von Tippelskirch bedeutende Darlehen genommen hat, die zurückzuzahlen er kaum in der Lage sein dürfte. Mit seiner Stellung als OWer und besonders als Vor stand der Bekleidungsabteilung der Schutz truppe war diese Handlungsweise nicht zu vereinbaren. — Die Veranlassung zur Ein leitung der Untersuchung hat eine Anzeige gegeben. Eine Verhaftung des Beschuldigten mußte erfogen, um jede Verschleierung zu vermeiden. * Amerika und das deutsche Fleisch. Durch das neue Fleischbeschaugesetz, das am 1. September in Kraft tritt, wird für den Fleischhandel in den Vereinigten Staaten be kanntlich nur noch das Fleisch von solchen Tieren zugelaßen, die in Amerika geschlachtet sind. Infolge der anläßlich der Chicagoer Schmutzereien in Deutschland eingetretenen Beschränkung der amerikanischen Fleischeinfuhr macht tnan in Amerika überdies die äußersten Anstrengungen, um die Zulaßung der ver schiedenen deutschen Fleischpasteten, der sogen. Frankfurter Leberwurst und ähnlicher Erzeug nisse, die zusammen mit dem westfälischen Schinken täglich wachsenden Eingang in die amerikanischen Häuser fanden, zu verhindern. * Hamburg. Der Kriegerverein von Klein-Flottbek hat den Fürsten von Bülow zum Ehreninitgliede ernannt, was der Reichs kanzler mit folgendem Schreiben annahm: „Dem Kriegerverein zu Klein-Flottbeck danke ich verbindlichst für sein so freundliches Schreiben. Als geborenem Flottbeker ist es mir eine ganz besondere Freude, die auf mich gefallene Wahl zum Ehrenmitglieds des dortigen Zweigvereins des preußischen LandeS- Kriegerverbandes anzunehmen und dadurch aufs neue das warme Interesse zu beweisen, das ich dem KriegSvereinswcsen entgegenbringe. * Hamburg. Die „Neue, Hamburger Ztg." meldet aus Amsterdam: Eine Konferenz von 112 Abgeordneten des niederländischen Parlaments beschloß der Staatsregierung die Thronfolge des weimarischen Hauses zur ge setzlichen Festlegung vorzuschlagen. * Hamburg. Das 21jährige Frl. Hars, das am Sonntag abend, von einem Ausfluge ermüdet, den Hahn des Gasherdes aufgedreht hatte, und dann, ohne das Gas anznzünden, eingeschlafen war, wurde durch das Gas ge tötet. Als ihr Bruder mit einem Lichte die Küche betrat, wurde er durch eine Gas explosion schwer verletzt. * Hannover. Auf einer Morgenspazier fahrt stieß eine Automobildroschke gegen einen Baum, fiel um und explodierte. Der Führer wurde auf der Stelle getötet und von den In saßen, dortigen Unteroffizieren, ist einer lebensgefährlich, die beiden anderen sind schwer verletzt. * KoSwig. Beim Feuerwachen mit Petroleum verbrannte die 12jährige Tochter des Arbeiters Rübe bei lebendigem Leibe. * Hagen. Nach einem Wahlkampf von großer Heftigkeit endete die am Freitag in dem ehemals Eugen Richterschen Wahlkreise Hagen- Schwelm stattgefundene Stichwahl mit dem Siege des Kandidaten der freisinnigen Volks partei, des Ersten Bürgermeister von Hagen Cuno. Auf ihn fielen 21593, auf den sozialdemokratischen Kandidaten König 18717 Stimmen. * Frankfurt a. M. Das Dorf Ehren tal bei St. Goarshausen ist niedergebrannt. * Frankfurt. Im V-Zug 68 Ostende— München, der abends in Frankfurt eintraf, wurde einen Notar aus Arnheim, der mit der Familie nach Wiesbaden reiste, das Porte feuille aus der Brusttasche mit 800 Gulden