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LMM G WWten Utrölall ßr DreWM, Smmtkhain, Achmftiil, Aeucha, Dörsdorf, KA, Lrdmoiiiisftiii, IBsljain Sliift. Sühn, MM», MiWMg. Lmih-Ui. SnfnHlii». SlMiitz, AM, WiWi«, ZvttiifUlh M llMMü. Mit einer illustrierten Sonntags - Vrilagr. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden TageS und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 1V Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 148. Sonntag, den 16. Dezember 1900. 11. Jahrgang. Bekanntmachung. In der gestrigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden: 1. Von der amtshauptmannschaftlichen Verfügung wegen Reinigung des Grabens hinter der Leipziger Straße wird Kenntnis genommen. 2. Nach einer Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 19. November 1900 ist die hier für notwendig erachtete Beschleusung vor dem Wenzelschen Grundstück nicht zu erreichen. 3. Die entbehrlich gewordenen alten 2 Anthracitöfen erhält Herr Kaufmannn Thiede in Leipzig für 50 Mark. 4. Von einer Zuschrift der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen zu Gold und Wahrheit. In die Tage der Weihnachtszeit hinein, die stiller, reiner Freude gewidmet sein sollen, zieht sich in der Reichshauptstadt jener Riesenprozeß, der dem staunenden Leser nun schon in der fünften Woche Bilder von so abschreckender Häßlichkeit, eine solche Anhäufung von Schmutz vor Augen führt, daß auch die verzerrte Phantasie des Kolportageschriftstellers daneben zahm und verblaßt scheint. Und alle diese Bilder gruppieren sich um den einen Mann, der mit der eisernen Stirne des Gewohnheitsverbrechers Anklage auf Anklage von sich abschüttelt, dessen Taschen mit dem roten Golde gefüllt sind, nach dem die ganze Meute gierig die Hände ausstreckt. Es ist keiner jener bei aller Verworfenheit durch Größe des Geistes imponierenden Geldfürsten, wie sie des Dichters Schaffen uns machmal vorzaubert, dieser Berliner „Banquiei". Kein John Gabriel Borkmann, der mit Seheraugen die Silberadern im Bauche der Erde erspäht und den Reichtum seines Landes mit jähem Ruck heben will, auch nicht der dämonische Mann, der gewitterhaft durch Zolas „I'ar^sut" schreitet. Nein, August Sternberg hat nichts von alledem an sich. Und dennoch hat kaum Einer unter den skrupellosen Finanziers seiner Sorte soviel Flüche hervorgerufen, soviel blutige Thränen erpreßt, wie der Gründer der berüchtigten Vereinsbank, der Häuser und Grundstücks-Aktien-Ges ll- schaft u. s. w. Die wahnsinnige Gier nach mühelosem Erwerb, die das ganze Leben Sternbergs kennzeichnet, hat an scheinend auf alle nbgefärbt, die mit ihm in Berührung kamen. So konnte er sich halbwüchsige Kinder kaufen, Vertraute, die für ihn in emsiger Vertuschung thätig waren, Zeugen die Hülle und Fülle, ja, Beamte, die von der Not getrieben, sich an seinen Helfershelfer Luppa wandten und diesem schamlosen Vampyr sich mit Leib und Seele ergeben mußten. Der Vielumhergetriebene, der so oft schon mit dem Rockärmel das Gefängnis ge streift hatte und trotzdem einem Polizeidirektor kleine Gefälligkeiten erweisen durfte, glaubte, auf solche Er fahrungen gestützt, vielleicht, daß heutzutage, wie im alten Rom des Jugurtha, mit Geld Alles käuflich sei. Das war ein Irrtum von ihm. Denn so selbstverständ lich nach den Ergebnissen der Verhandlungen die Reform der Kriminalpolizei erscheint, so rein und unbefleckt steht auch heute noch der Kern des preußischen Beamten tums da. Rein und unbefleckt würde, so hofften wir zu Be ginn des Prozesses, auch die Schaar der Anwälte her vorgehen, die das Amt auf sich genommen hat, die Un schuld Sternbergs zu erweisen. „Wir lechzen ja Alle nach Wahrheit," so rief vor einigen Tagen der Chef der Verteidigung, Justizrat Dr. Cello emphatisch aus. Alle? Das Bestreben der Verteidiger ging damals darauf aus, die Glaubwürdigkeit des Zeugen Stierstädter zu erschüttern, der eben den Kriminalkomissarius Thiel schwerer Amtsverbrechen beschuldigt und Herrn Dr. SelloS Namen hereingezogen hatte. Heute steht eS fest, daß Thiel lange vorher schuldbeladen Trost und Rat bei Herrn Dr. Sello gesucht, daß Letzterer starken Ver dacht geschöpft hatte. Und dennoch spielte er Thiel gegen Stierstädter aus, ließ sich bestätigen, daß er Land wehroffizier sei, und duldete es, daß ein Mitverteidiger schwere Vorwürfe gegen Stierstädter richtete. Alles in dem Bestreben, Thiel als den Glaubwürdigeren hinzu- DreSden vom 6. dss. MtS. wegen Gewährung eines DarlehnS von rund 100 000 Mk. wird Kenntnis genommen und nach Prüfung der Bedingungen beschlossen, diesen Be trag, eventuell 130 000 Mk., zur Abstoßung der Schulden der Stadtgemeinde bei der hiesigen Sparkasse aufzunehmen. Die Verzinsung muß zu 4"/g erfolgen; abge zahlt werden soll jährlich. 1^/g, sodaß das ganze Darlehn binnen 41 Jahren getilgt sein wird. Naunhof, am 15. Dezember 1900. Der Stadtgemeinderat. Igel, Bürgermeister. Neueste Depeschen. London, 14. Dezember. (Privattelegramm.) Nach soeben in Offizierskreisen eingetroffenen Privatdepeschen bemächtigte sich General Botha der Hauptstrecken der Delagoabahn, schlug General Clements bei Barberton und eroberte das ganze englische Lager nach mehrtägigem Gefecht unter großen Verlusten der Engländer. Diese verloren angeblich gegen Tausend Gefangene. London. Tie Niederlage des Generals Clements wird offiziell vom Kriegsamt bestätigt, ebenso die Weg nahme des englischen Lagers bei Noitgedacht (an der Delagoabahn) durch Delarey. Die Zerstörung der Dela goabahn wurde durch General Botha eingeleitet, während Dewet durch seinen Marsch nach Süden die besten englischen Truppen hinter sich her und so von der Dela goabahn fortlockte. Ein Generalangriff sämmtlicher Burenkommandos auf alle wichtigen Punkte der Eisen bahnen endete mit deren Zerstörung. Durch Aufreißung ' der Schienen auf langen Strecken, Sprengungen und Zer störung der Stationen sind sämmtliche Eisenbahnver bindungen der englischen Hauptkorps untereinander unter brochen. Bethlehem, Brede, Bryheid, Mafeking, Stander ton und Kimberley sind gleichzeitig von den Buren an gegriffen worden. Ausland Lihungtschang hat seine Vermittlerrolle zunächst ausg spielt. Seine Vollmacht ist von den Vertretern der Mächte geprüft, aber zu leicht befunden worden, es fehlte dem Schriftstück das Spezialsiegel des Kaisers. Ehe sich Lthungtschang das erforderliche Siegel von dem in Singanfu weilenden Kaiser beschafft, kann eine recht geraume Zeit vergehen, sodaß der Beginn der Friedensverhandlungen wieder ganz ms Ungewisse hinaus verschoben zu sein scheint. London. Roberts trifft am 3. Januar in der Hauptstadt ein. Der Prinz Wales wird ihm bis Pallings- ton entgegenfahren. Gleich nach seiner Ankunft in London begiebt sich Roberts in Begleitung des Prinzen von Wales in die St. Pauls-Kirche, wo ein Dank gottesdienst stattfinden wird. Alle Straßen der Stadt werden festlich geschmückt werden, und die Bevölkerung bereitet Feste aller Art vor. Loudon. Dem „Truth" zufolge teilte das ruffische Kaiserpaar der Königin Viktoria mit, daß es im nächsten Sommer, wahrscheinlich im Juli, zu privaten Besuch nach England kommen werde. Schon einmal tauchten Gerüchte auf, der Sultan habe auf Englands Ersuchen die Mohamedaner Chinas vor einem Parteiergreifen gegen die Mächte gewarnt. Nunmehr soll der Sultan beabsichtigen, den Moha- medanern zu raten, unter keinen Umständen die Hand zu bieten, die gegenwärtige Dynastie zu stürzen, viel mehr ihr loyal treu zu bleiben und die Schritte der Mächte zu unterstützen. England und Transvaal. Es verlautet, Präsi dent Krüger werde den Winter über in Holland ver bleiben. In der Nähe von Harlem hat ihm ein reicher Bankier eine Villa zur Verfügung gestellt, in der er sich häuslich einrichten dürfte. — Bom südafrikanischen Kriegsschauplätze besagen in London eingetroffene Privat depeschen, General Knox sei von Dewet geschlagen worden, die Nachricht werde aber vom Kriegsamt bis zum Schluß der parlamentarischen Session geheim ge halten werden, da ein Sieg Dewets auf die Kammern einen gar ungünstigen Eindruck machen würde. Zuzu ¬ stellen. Heißt das, dem Gerichtshof den Weg zur Wahr heit weisen, oder heißt es, ihn einem Irrlicht nach- schicken, das in den Sumpf führt? Es giebt naive Leute, die die Ansicht vertreten, nachdem einmal die schmutzigen Manipulationen der Freunde Sternbergs enthüllt waren, hätte Herr Justizrat Dr. Sello, an den nach der schönen Ausdrucksweise eines Berliner Blattes „die bösen Ge walten der Niedertracht und Lüge nicht heran können", die Verteidigung niederlegen sollen. Wohl um sein „Lechzen nach Wahrheit" weiter zu befriedigen, zog Herr Dr. Sello es vor, Sternbergs Sache weiter zu führen und erst am Mittwoch hat er beleidigt den Ge richtssaal verlaffen, als Thiel mit einem weiteren, sensa tionellen Geständnisse herauskam. Wir möchten indes über diesen neuen Zwischenfall noch kein Urteil fällen. Steht es doch ohnedies schon fest, daß die berufenen Hüter der Ehre des Anwalts- standes nach den Prozeßverhandlungen noch ein ernstes Wort zu sprechen haben werden. Deutsches Reich. — Ein Luxuszug ohne Paffagiere. Der dieser Tage von Berlin nach der Riviera abgelaffene erste Luxuszug bestand aus 2 Gepäck-, je einem Speise- und Personenwagen, von denen der letztere prächtig ausge stattet, mit Butzenscheiben und ähnlichen Luxus versehen war. Der Speisewagen zeigte eine stattliche Fülle von delikater Speisen und ganze Batterien edler Weine, die zu kredenzen Personal genug zur Stelle war; aber ach, dem Zug fehlte die Hauptsache — die Fahrgäste. Auch nicht einen einzigen Passagier hatte der kost spielige Zug aufzuweisen. Diese seltsame Erscheinung soll darauf zurückzusühren sein, daß die Einrichtung der Luxuszüge nicht zeitig genug bekannt gemacht worden mar. — Wiederholt sei darauf aufmerksam gemacht, daß die im Deutschen Reiche umlaufenden österreichischen Thaler Ende dieses Jahres außer Kurs gesetzt werden. — Stuttgart. Die Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt „Zeppelin-Ballon" hat sich durch Be schluß der Generalversammlung aufgelöst und ist in Liquidation getreten. — Die Ausführungs-Bestimmungen zum Fleisch beschau-Gesetz sind im Reichsamt des Innern nahezu vollständig fertiggestellt und werden dem Bundesrat des Reiches zu Anfang des nächsten Jahres zugehen. — Ein Zeichen der Zeit ist eS, daß die Zahl der Konkurse im dritten Vierteljahr 1900 im Reiche wieder erheblich zugenommen hat. Sie betrug 1765 gegen 1625 im dritten Vierteljahr 1899. 180 Anträge auf Konkurseröffnung mußten wegen Mangels eines auch nur die Kosten des Verfahrens deckenden Massebetrages abgewiesen werden. — Die deutschen Landwirte an der Ostgrenze klagen über die Einschleppung der Geflügelcholera aus Rußland. Sobald sich in Ruffisch- Polen beim Feder vieh die Geflügelcholera zeigt, wird es massenweise von den Juden fast umsonst erworben und nach Preußen zum Verkauf gebracht. Die zahlreichen unterwegs eingehenden Stücke werden in die Chauffeegräben geworfen. Hunde und Katzen schleppen die verseuchten Geflügelleichen in die Ortschaften. Die Verluste rechnen nach Millionen. Die Landwirte fordern die Einrichtung einer Quaran täne für einzuführendes Geflügel. So wie jetzt gehe die Geflügelzucht zu Grunde.