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ßMM für Mrchkhm, AmmtbsjM, Achmhaiii, AM AmlUf, LG, MmaM5!>iiin, JuchljM GuWMz, M«», Sihn, SltWüsu, SlmWtq. Liüh«St, Pmßk», Stifnlshii«, Sittiiiiitz, Alm, WWjn. Z»mW Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum d.» nachfolgenden Tage« und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche ausierhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr.147. Freitag, den 14. Dezember 1900. 11. Jahrgang. Öffentliche Sitzung des Stadtgemeinderates zu Naunhof Freitag, den 14. Dezember 1900, abends 8 Uhr. Tagesordnung befindet sich am Ratsbrett. Igel, Bürgermeister. Erfolge der Parifer Weltausstellung für die deutfche Industrie. Nachdem die Weltausstellung ihr Ende erreicht, läßt sich nunmehr die erfreuliche Thatsache feststellen, daß viele deutsche Industrielle, die in Paris ausgestellt haben, mit ihren Erfolgen über ihre Erwartung zu frieden sind. Sie haben, wie der „Konfektionär" mit teilt, großenteils bedeutende Aufträge und zwar haupt sächlich für Uebersee «erhalten. Unter denjenigen In dustrien, die Grund zu besonderer Zufriedenheit haben, ist die Sonneberger Spielwarenbranche in erster Linie zu erwähnen. Auch der Maschinenbau, so besonders von Maschinen für Papierfabrikation, hat Aufträge, die sich nach Millionen beziffern, erhalten. Ebenso hat die deutsche Feinmechanik große Erfolge errungen und be deutende Aufträge auf Präzisionsinstrumente zu ver zeichnen. Unsere großen Bleistiftfabriken haben glänzende Geschäfte gemacht. Ferner hat die deutsche Elektro technik ihre unbedingt erste Stellung nicht nur behauptet, sondern auch befestigt. Die gewaltigen Firmen Allge meine Elektrizitäts-Gesellschaft Siemens L Halske, Loh meyer, Schuckert, Helios, Koning, ferner die großen Akkumulatorenwerke in Hagen und Frankfurt a. M. und wie sie alle heißen, haben ihrer Bedeutung ent sprechende Aufträge nach Hause gebracht. Vor allem aber ist hervorzuheben, daß das deutsche Kunstgewerbe das bisher in der Welt nicht recht für voll angesehen wurde, einen energischen und erfolggekrönten Vorstoß unternommen hat. Alle Zweige des Kunstgewerbes partizipieren an diesem Erfolge. Sowohl die künstler ische Innendekoration und Ausstattung, Kunstmöbel fabrikation und Glasmalerei wie die Glasindustrie und Keramik sind durch Erteilung größerer Aufträge ent sprechend anerkannt worden. Die Meißner Porzellan manufaktur hat große Bestellungen erzielt, wie die Keramik im ganzen recht zufrieden sein darf, nicht minder das Pforzheimer Bijouteriegewerbe, das wegen seiner Billigkeit im Bunde mit Geschmack und solider Arbeit große Aufträge erhalten hat. — Viele deutsche Firmen, die die während der Ausstellung angeknüpften Ver bindungen pflegen wollen, haben zu diesem Zwecke ständige Bureaux in Paris eingerichtet. Die Aus stellung hat also für die deutsche Industrie mehr ge halten als sie versprochen hatte. Der bedeutende indirekte Vorteil, den die deutsche Industrie aus der Ausstellung zieht, dadurch daß viele überseeische Einkäufer von Paris aus deutsche Fabriksorte besucht und hier Verbindungen angeknüpft haben, ist hierbei noch vollständig außer Acht gelassen. Wie wir hören, beabsichtigen die deutschen Aussteller dem deutschen AuSstellungskommiffar, Geh. Oberregierungsrat Or. Richter für seine energische und erfolgreiche Wahrnehmung ihrer Interessen eine besondere Ehrung zu erweisen. Deutsches Reich. — Berlin. Justizrat vr. Sello übersandte dem Staatsanwalt Braut wegen der von diesem über die Verteidigung Sternberg's nach dem Geständnisse des Kriminalkommissars Thiel gethanen Aeußerungen durch den Cartellträger eine schwere Forderung. Braut lehnte die Forderung mit der Begründung ab, daß er nicht die Absicht gehabt habe, Or. Sello persönlich zu be leidigen, und daß seine Aeußerung dienstlich gefallen sei. — Der Kaiser hat seine Zustimmung dazu erteilt, daß 12 argentinische Offiziere auf die Dauer von drei Jahren zur Dienstleistung in das deutsche Heer eintreten. — Zur Vermahlung der Königin der Niederlande wird, wie aus Kiel gemeldet wird, ein deutsches Ge schwader sich Ende Januar nach einem Hafen der Nieder lande begeben, um anläßlich der Vermählungsfeierlich- keiten die deutsche Flotte zu vertreten. — Die ersten Kriegstrophäen aus China hat der in Kiel eingetroffene Dampfer „Köln" an Bord. Die Ladung besteht aus erbeuteten chinesischen Kanonen, Waffen, Fahnen, die dem Marinemuseum in Berlin einverleibt werden sollen. — Der preußische Minister des Innern hat den Polizeipräsidenten von Köln aufgefordert, über die Vor gänge die sich beim Emp'ang des Präsidenten Krüger am Zentralbahnhof abgespielt haben, Bericht einzu senden. Ferner soll der Polizeipräsident über den Zwischenfall vor dem englischen Konsulat sich äußern. — Wilhelmshaven. Der Lloyddampfer „Köln" ist mit etwa tausend Mann Truppen, die an den Kämpfen in China teilgenommen haben hier eingetroffen uud ist in den neuen Hafen eingelaufen. Später wurden die Chinafahrer von Admiral Thomsen auf dem Torpedo exerzierplatz herzlich bewillkommnet. Thomsen schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. — Annähernd 10000 Personen werden in Deutsch land gegenwärtig steckbrieflich gesucht. Das amtliche Steckbriefregister verzeichnet die Sünder aufs genaueste und mutet den Gendarmen und Polizisten ein kolossales Gedächtnis zu, denn jede Neueintragung wird ihnen durch Rundbefehl behufs Fahndung bekannt gegeben. Die für die Ermittelungen ausgesetzten Belohnungen belaufen sich auf insgesamt 80000 Mark. — Köln. Die „Kölnische Zeitung" erfährt von Petersburger amtlicher Stelle, baß auch die russische Regierung Krüger nahelegte, von der Reise nach Peters burg abzusehen, da der Gesundheitszustand des Zaren es in absehbarer Zeit nicht möglich erscheinen lasse, ihn zu empfangen. — Das zerrissen gewesene deutfche Kabel nach Amercka ist wieder hergestellt. Die Depeschen gehen glatt. — Ein arges Mißgeschick ist dieser Tage der Stadt Dessau i. A. widerfahren. Sie ist nämlich regelrecht gepfändet worden. In einem Zivilprozesse über 88 Mk. hatte das Amtsgericht zu Ungunsten der Stadt ent schieden, und die siegende Partei hatte es, obgleich die Stadt gegen das Urteil sofort Berufung einlegte, mit der Vollstreckung sehr eilig. Sie ließ pfänden und zwar — das Sofa im Amtszimmer des Oberbürgermeisters! Nachdem die Stadt hiergegen Beschwerde erhoben, traf vom Anwalt der Gegenpartei ein Entschuldigungsschreiben ein, worin dieser erklärte, daß die Pfändung ohne sein Vorwissen erfolgt sei. — Wenn auch die Erklärungen des Reichskanzlers Grafen Bülow im Reichstag über den Nichtempfang Krügers sich sachlich indem bisher immer innegehaltenen Rahmen der deutschen diplomatischen Stellungnahme zur südafrikanischen Frage bewegten, so hat doch die Art, wie der verantwortliche Leiter der Reichspolitik die Sache behandelte, auch diesmal nicht verfehlt, im Auslande den vortrefflichsten Eindruck zu machen. — Einem Norweger ist eS dem „Vorwärts" zu folge gelungen, ein neues Gewehr zu erfinden, daß hinsichtlich seiner genialen Konstruktion und Durchschlags kraft alle übrigen Systeme bei Weitem übertrifft. Die Versuche im Lehrinfanterie-Bataillon haben solche glänzende Resultate ergeben, daß der Kaiser befohlen hat, eine der Divisionen des zehnten Armeekorps probeweise da- mit auszurüsten. Die Mitteilung ist bisher nirgends angefochten worden. — Offiziösus Eugen Richter. Eher werden Feuer und Wasser sich vermählen — und doch, auch ein Kanzler und ein Eugen Richter kamen zusammen. Schon längst hatte Graf Bülow sich gewünscht, einmal dem Tribunen von Hagen, dessen Namen vor Bismarck nicht genannt werden durfte, gesellschaftlich sich zu nähern. Am Freitag nach der Sitzung der Budgetkommission gelang es ihm, dem Führer des Freisinns vorgestellt zu werden. Ein langes Gespräch über die auswärtige Politik knüpfte sich an und die „Freis. Ztg." erscheint, plötzlich anderer Meinung geworden, alsbald nnt einem Artikel über Transvaal, der sich an die Redewendungen des Kanzlers sanft anschmiegt und so offiziös geartet ist, daß man fast die „Köln. Ztg." zu lesen vermeint. 0 tempora! — Der Kommandeur der ostafrikanischen Schutz truppe, Major v. Estorff, der mit der Vertretung des Gouverneurs betraut ist, hat nach Berlin gemeldet, daß er sich nach dem Norden des Schutzgebietes begeben wolle, um sich dort mit eigenen Augen von den Zu ständen zu überzeugen. In jenen Landstrichen am Kili mandscharo und dessen weiterer Umgebung find bekannt lich wiederholt Unruhen ausgebrochen, und der Befehls haber des Bezirks, Hauptmann Johannes, hat sich ge nötigt gesehen, am Meer und Gebirge eine neue be festigte Station zu errichten, durch die die unruhigen Nachbarstämme bester im Zaume gehalten werden können. Ausland Generalmajor Graf Hülsen-Häseler traf in Wie» ein, um im Auftrage des Kaisers Wilhelm dem Kaiser Franz Joseph einen Jnterimsfeldmarschallstab zu über- reichn. Präsident Krüger hat, wie der Frankfurter Ztg. ans dem Haag gemeldet wird, an den in Berlin sich befindenden Jonkheer van Hoeven telegraphirt, Kränze auf den Gräbern Bismarks und Moltkes niederzulegen. Rom. In den letzten Tagen wurde wiederholt der Versuch gemacht, den Papst zu einer Kundgebung für den Präsidenten Krüger Wd dir Burenrepubliken zu bewegen. Der Papst erwiderte, er hege für Krüger alle möglichen Sympathien, werde aber jeden Akt ver meiden, der in England Anstoß erregen könnte. London. Die „Morning Post" Meldet aus Peking: Der amerikanische General Chaffee hat an den Grafen Waldersee einen Brief geschrieben, worin er sich über die Entfernung der Instrumente voM astronomischen Observatorium beklagt. Der Brief wurde wegen des unverschämten Inhalts an den General Chaffee zurück geschickt. London. Im vorigen Jahre gab es Chokolade, diesmal giebt es Fünf-Pfund Noten (100 Mk.). Jeder einzelne Soldat, einerlei ob er zu den regulären, frei willigen oder Kolonialtruppen gehört, erhält zu Weih nachten hundert Mark geschenkt, allerdings diesmal nicht von der Queen, sondern aus den Taschen der englischen S teuerzahler, in deren Namen der Kriegsminister das angeordnet hat. Da über 200 000 Mann in Süd afrika stehen, und ^auch Invaliden, Soldatenwittwen u. s. w., das Geschenk erhalten, kostet diese WeihnachtS« gäbe für die Armee allein 30 Millionen Mark. Paris. Frankreich hat in jüngster Zeit auffallend viel für die Verstärkung seiner Flotte gethan, aber mehr vielleicht noch für die Küstenbefestigung und vor allem für die Schaffung von starken Flottenstützpunkten. Im Kriegshafen von Toulon sind bedeutende Ergänzungs arbeiten dnrchgeführt worden; Biserta ist in großartiger Weise zu einem wohl uneinnehmbaren Waffenplatz und Kriegshafen umgestaltet worden, in dem beiden Flotten Frankreichs bequem Platz finden würden. Sensation macht in Sofia die unerwartete Ankunft des berüchtigten faktischen Mörders des Minister-Präsi denten Stambulow. Er wollte im Magazin der Gebr. Jwanowi zwei Revolver entnehmen, sie nicht baar bezahlen, sondern auf Rechnung der 40 000 Frks. seines Gut habens bei Jwanowi stellen. Die Polizei mischte sich ein, ließ den Mörder jedoch frei. Haag. Präsident Krüger empfing eine Deputation des Alldeutschen Verbandes unter Führung des Professors Or. Hasse, der Krüger eine Adresse und eine Krone aus Edelweiß überreichte. Der Präsident sprach seinen Dank für die ihm von den deutschen Stammesgenosten bekundete Sympathie aus. Auch eine Abordnung des Zentral-Komitss des niederländischen Vereins vom Roten Kreuze wurde vom Präsidenten empfangen. Krüger stattete später dem Minister des Aeußern de Beaufort im Ministerium einen Besuch ab. Bern. Der Bundesrat beschloß einstimmig, ent schieden Stellungnahme gegen den im Nationalrat ge stellten Antrag, betreffend die Forderung eines SchiedS-