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Nilchftt G KljiriKeii ßrtsöklt für Drchtchm. Immckhiliil, AcherssZin, JoilHil, Aarsdsrf, LA, LdiU»ii5ftin, Aichftiil 8rsbftckikkz, Süili. SW, MM«, NkiHeiiiikri. Pmtzk», MrHm, Stistüitz, Am, MWn, z»«»f«ch M IImWeil Mit einer illustrierten Sonntags - Beilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg-, vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 144. Freitag, den 7. Dezember 1900. 11. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung des Stadtgemeinderates zu Naunhof. Freitag, den 7. Dezember 1900, abends 8 Uhr. Tagesordnung befindet sich am Ratsbrett. Igel, Bürgermeister. Wie wird das Ende sein^ Der alte Paul Krüger hat in seinem zähen Bauern rechtsgefühl immer noch daran festgehalten, es werde ihm gelingen, sein Heimatland von der Gewaltthätigkeit der Engländer zu befreien, er hat immer noch vertraut, es werde ihm an Beistand, wenigstens an moralischer Hilfe, bei den europäischen Festlandmächten nicht fehlen. Wer hier den Gang der Ereignisse aufmerksam ver folgt hat, konnte die Zuversicht des Burenpräsidenten nicht teilen, alle Sympathie der Völker für die Buren bleibt praktisch wertlos, so lange die Regierungen von der Rücksichtnahme auf England geleitet werden. Nach der Erfahrung, die der alte Burenheld in Deutschland gemacht hat, nach der bestimmten Abweisung aus Berlin, wird nun wohl Paul Krüger ebenfalls eingesehen haben, daß er nur dann noch etwas zu hoffen hat, wenn die Buren sich selbst zu helfen vermögen. Nach mensch lichem Ermessen müßte es ja den Engländern gelingen, den heldenhaften Widerstand eines Botha, Dewet, Vckjoen in Blut zu ersticken, und daß die deutsche Reichs regierung ebenfalls die Sache der Buren rettungslos verloren giebt, ist klar geworden, aber wer weiß, ob nicht doch ein Ungefähr eine Wendung bringt, die heute niemand ahnt. Das Urwüchsige des Bauernvolkeö kann noch alle Weisheit der Diplomatie zu Schanden machen. Die Abweisung aus Berlin hat Krüger schwer ge troffen ; das Telegramm, welches Kaiser Wilhelm vor bald fünf Jahren nach Pretoria richtete, berechtigte ja die Buren zu keinerlei direkten Hoffnungen, aber es ist menschlich erklärlich und selbst natürlich, daß sie in diesen freundlichen Worten des deutschen Kaisers den . Grund für eine dauernde Sympathie erblicken. Die deutsche Politik hat selbstverständlich in erster Reihe ihre eignen Interessen zu wahren, und daß sie diese am besten mit einem Zusammengehen mit England zu sichern glaubte, ist in den letzten Jahren reichlich klar geworden. Dieser Thatsache steht freilich die andere gegenüber, daß sich die deutsche Nation in ihrer felsenfesten Sympathie für die Buren in keiner Weise hat erschüttern lassen, und ebenso wenig in ihrer Ueberzeugung, daß der Dank, welchen Deutschland für sein Zusammengehen mit Eng land von diesem geerntet hat, ein außerordentlich spär licher ist. Der Handelsvertrag ist nicht erneuert, die Kaperet der deutschen Postdampfer bleibt ein wenig er freuliches Blatt in der Geschichte dieses Jahres, und für die Ueberlassung von Samoa ist John Bull mehr als wie reichlich bezahlt. Wer bei dem englisch-deutschen Abkommen für China den Hauptvorteil haben wird, wird noch die Zukunft beweisen müssen. Wir haben die Ueberzeugung der Reichsregierung zu ehrel^ daß ihre Politik für Deutschland die beste ist, wir haben auch anzuerkennen, daß sie den Buren in keinem Falle praktisch zu helfen vermochte. Immer hin würden Millionen Deutsche einen Empfang Krügers durch unsern Kaiser freudig begrüßt haben. Wenn er aus Staatsrücksichten unterbleiben mußte, so ist natür lich eine jede Kritik nutzlos, doch wird diese Thatsache die Teilnahme der deutschen Nation für den Helden kampf des Burenvolks nur noch vertiefen. Denn wir sehen auch aus dem frischen und schneidigen Draufgehen der Buren, daß sie durchaus noch nicht das Aussehen von Verzweifelten haben, daß sie noch lange nicht das Wild sind, welches vom Jäger getrieben wird. Im Gegenteil beweisen die Ereignisse der letzten Tage mehr, daß stellenweise wenigstens die Briten von den Buren getrieben werden. Wie wird das Ende sein? Es kann das niemand mit unbedingter Sicherheit sagen, wir wi> en aber, daß wie es auch sein wird, die Kraftgestalten der Buren sich himmelhoch über die goldgierigen, brutalen Eng länder erheben werden. Und wenn es den Engländern gelingt, die Buren zu vernichten, so haben es doch auch die Buren in der Hand, die ganze britische Heuchelei auszudecken. Die Geheimpapiere Transvaals, die ver öffentlicht werden sollen, sind eine wichtige Waffe in den Händen der Buren. Präsident Krüger kann damit aller Welt zeigen, wie der Staat beschaffen ist, auf welchen die europäischen Regierungen Rücksicht nehmen zu müssen glauben. Vielleicht steht im ganzen Buren streit der sensationellste Teil erst bevor, im Kampf mit der Waffe sowohl, wie in dem mit der Feder, in dem den Engländern ebenfalls, wie schon früher so vielen andern, bewiesen wird, daß jeder frevelhafte Hochmut sich rächt. Denn es ist Hochmut, was hier ins Spiel kommt, frevelhafter, brutaler Hochmut, der weder Recht noch Ehre achtet, der kein anderes Ziel kennt, als zu beugen, was den Nacken in Transvaal und ;m Oranje freistaat noch hoch trägt. Das Jahr 1900 bietet immer neue Bilder, welche die früher» an Sensation über treffen, freilich an einer Sensation, die nichts Erfreu- liches an sich hat. Deutsches Reich. — Berlin, 5. Dez. Der Legationssekretär der Südafrikanischen Republik Jonkheer van der Hoeven hat heute Mittag im Auftrage des Präsidenten Krüger am Sarge Kaiser Wilhelm I. im Mausoleum zu Char lottenburg einen Kranz niedergelegt. DieSchleif desKranzes welcher mit den Farben der Südafrikanischen Revu- pliken angefertigt ist, trägt die Widmung: „Dem un vergeßlichen Kaiser in dankbarer Erinnerung Präsident Krüger". — Daß der Reichskanzler Graf Bülow den Kaiser von dem Empfange des alten Krüger abgeraten hat, thut der persönlichen Beliebtheit des neuen Kanzlers ungeheuren Abbruch. Wenn die Rücksicht auf Etcketlen- fragen als Grund angegeben wird, so ist das ganz unhaltbar. Die Ratgeber des alten Krüger kennen auch die höfischen Sitten und Gebräuche und sind diesen gemäß verfahren. Auch hat es Präsident Krüger nicht unterlassen, beim Betreten deutschen Bodens ein Hul- digungstelegramm an den Kaiser zu schicken. Gewal tigen Schaden wird die Abweisung Krügers uns in Holland thun. Den Traum von einem Zollbund mit dem kleinen, aber reichen Lande kann Deutschland nun mehr für lange Zeit begraben. Die Herzen der Nieder länder schlagen heute nur für Frankreich. Was unr auf der englischen Insel gewonnen, haben wir auf dem Festlande verloren. — Fast alle größeren Volksfeste der Neuzeit schließen mit Defizit ab, weil nicht mehr der ideale Gedanke, sondern das Vergnügen die große Masse heranlockt. Und die Vergnügungs-Veranstaltungen kosten Geld. Die Bürgschaftszeichner des mitteldeutschen TurnfestS in Koburg müssen 050/g bezahlen. — Köln, 4. Dezbr. Heute Nacht kam es zu be- dauernswerten Ausschreitungen vor dem englischen Kon sulate, verursacht durch einige fanatische Burenfreunde, die englandfeindliche Rufe ausstießen und unter Gejohle das Schild an dem Konsulate, Herunterzureißen versuchten. Durch Hinzukommen berittener Schutzleute wurden die Excedenten an der Ausführung ihres Vorhabens ver hindert und mehrere von ihnen verhaftet. — Im Reichstage sind Erwägungen im Gange, ob eine Anfrage an den Reichskanzler wegen des amt lichen Verhaltens gegenüber dem Präsidenten Krüger zu richten sei. — Köln, 3. Dez. Heute Nachmittag begab sich der deutsche Gesandte in Luxemburg, von Tschirschky- Bögendorf, zum Präsidenten Krüger, um ihm mr Auf trage des Kaisers persönlich für das Telegramm zu danken, das Krüger aus Herbesthal an den Kaiser ge richtet hat. Präsident Krüger erwiderte: „Ich bitte, meinen verbindlichsten Dank für die durch Ew. Exellenz mitgeteilte Botschaft S. M. dem Kaiser zu übermitteln, für Allerhöchstwelchen ich seit der vor Jahren stattgehabten Begegnung stets die freund schaftlichsten Gefühle und besten Wünsche hegte und Gottes Segen herabflehte." — Großherzogin Luise von Baden, die einzige Tochter weiland Kaiser Wilhelms I., beging am Mon tag ihren 62. Geburtstag. — Vom Grabe „Ozean". In diesem Oktober gingen 135 Schiffe total verloren, darunter 12 deutsche. — Kiel, 4. Dez. Das erste Geschwader unter Befehl des Vizeadmirals Prinzen Heinrich von Preußen hat heute Morgen die mit taktischen Uebungen verbun dene Winterreise nach Norwegen angetreten. Ausland. Tientsin. Neuerdings wird hier durch öffentliche Anschläge auf einen drohenden neuen Ausbruch des Fremdenhasses aufmerksam gemacht. Es heißt, in ganz China sei die Bildung von Freiwilligenkorps im Gange, die die chinesische Negierung mit Waffen und Munition versehe, die sich aber im Uebrigen selbst unterhielten. Feldmarschall Graf Waldersee meldet am 3. d. Mts. aus Peking: Stärkere reguläre Truppen unter einem General stehen bei Thsang, 95 Kilometer südlich von Tientsin; gegen dieselben gehen von Tientsin zwei Detachements unter Oberst von Rohrscheidt und Major von Falken hayn auf beiden Seiten des Kaiser-Kanals vor. Paris. Dr. Leyds erklärt, Präsident Krüger ver bleibe noch längere Zeit in Holland, um die völlige Genesung des Zaren abzuwarten. Demnach sei es nicht ausgeschlossen, daß der Zar sich nach Nizza oder Men- tone zur völligen Wiederherstellung begeben wird, wo er auch gleichzeitig den Präsidenten empfangen will. Nachdem die Forderung dec Todesstrafe für den Prinzen Tuan seitens der Mächte fallen gelassen ist, will der Kaiser von China doch wenigstens seinen guten Willen zeigen. Li-Hung-Tschang hat eine Depesche vom kaiserlichen Hof erhalten, in welcher der Hof seine Ein willigung dazu giebt, daß Jühsin, der Gouverneur von ^Schansi, enthauptet oder sonstwie hingerichtet werde. 'Untergebene von Li-Hung-Tschang sagen, der Kaiser werde Jühsien wahrscheinlich eine Seidenschnur über senden, die bekannte Aufforderung, sich zu hängen. Für die halb verrichtete Arbeit Lord Roberts ver langt Daily Mail in einem Artikel, daß diesem als Nationalgeschenk der Herzogstitel und eine jährliche Dotation von zweieinhalb Millionen gewährt werde. — Warum nicht noch mehr? Die Besserung im Befinden des Zaren macht immer mehr Fortschritte. Appetit und Kräfte nehmen weiter zu. Eine erfreuliche Nachricht über das Befinden des Corvetten-Kapitäns Lans, des tapferen Kommandanten des „Iltis", traf dieser Tage in Hamburg ein. Kapitän Lans berichtet selbst in einer am 28. Oktober ds. Js. zu Aokohama aufgegebenen Postkarte folgendes: „Mir scheint es jetzt endlich nach einer Operation, die vier Stunden dauerte, besser zu gehen. Hoffentlich heilen die Knochen jetzt zusammen. Das Bein wird aber fünf Zentimeter kürzer." Bei der Operation handelte es sich darum, die Knochen des Beines, die nicht mitein ander verheilen wollten, durch Silberdraht fest mit einander zu verbinden, um so eine Heilung zu erzielen. Wie es scheint, ist also diese Operation durchaus zu friedenstellend ausgefallen.