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Wichser G Archen ßMM ßr Drchtchin, Dmebtzm, Achersftm. Zechn, Arsdars KM, MmMsimn, Kchftin 8»Wei»dtkt, Mt«. Ahn, MWW, SWenttn. MPNt, Pmtzn. SciMhm, Nlnhtiih, thnm, MIWi». z»»«f«rth mS IlWini. MU einer illustrierten Sonntags - Veitagr. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie sür Anzeigen am Kopfe und im Reklameteilc, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wicderdolungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 125.Mittwoch, den 24. Oktober 1900. 11. Jahrgang. Bekanntmachung, die Einkommensdeklaration betreffend. Aus Anlaß der im Laufe des nächsten Jahres stattfindenden allgemeinen Ein schätzung zur Einkommensteuer werden zur Zeit Aufforderungen zur Deklaration des steuerpflichtigen Einkommens ausgesendet. Denjenigen, welchen eine derartige Aufforderung nicht zugesendet werden wird, steht es frei, eine Deklaration über ihr Einkommen bis zum 10. November d. I. bei der Stadtsteuereinnahme einzureichen. Zu diesem Zwecke werden bei Letzterer Deklarationsformulare unentgeltlich verabfolgt. Gleichzeitig werden alle Vertreter von Personen, die unter Vormundschaft oder Pflegschaft stehen, ingleichen alle Vertreter von juristischen Personen (Stiftungen, An stalten, eingetragenen Vereinen, eingetragenen Genoffenschaften, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Berg- gewerkschaftcn u. s. w.), sowie die Vertreter von sonstigen mit dem Rechte des Ver mögenserwerbs ausgestatteten Personenvereinen und Vermögensmaffen aufgefordert, für die Vertretenen, soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen haben, Deklara tionen bei dem unterzeichneten Bürgermeister auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zugehen sollten. Naunhof, am 22. Oktober 1900. Der Bürgermeister. Igel. Neues und Alles vom Feldmarschall Grafen Waldersee. In der „Deutschen Revue" veröffentlicht Oberst leutnant W. von Bremen einen Aufsatz, der in Anbe tracht der weltgeschichtlichen Rolle, die der preußische Feldmarschall Graf Waldersee in Ostasien übernommen, von hohem Interesse ist. Der Verfasser bemerkt richtig, das Heer habe es längst gewußt, daß Waldersee für den Fall eines Krieges zum Oberbefehlshaber einer Armee ausersehen sei, aber in weiteren Kreisen sei es doch wenig bekannt gewesen, worauf denn die hohe Meinung beruht, die sein Kaiser und das gesammte Heer von ihm hegen, v. Bremen streift kurz Waldersees Thätigkeit im Gcneral- stabe des 10. Armeekorps, sowie als Militärbevollmäch tigter bei der deutschen Botschaft in Paris, und schildert dann die Ereignisse an der Loire im französischen Kriege, bei denen es dem Grafen als Adjutant des Königs Wilhelm beschieden war, sich durch schnellen, richtigen Blick und durch Eingreifen in den entscheidendsten Momenten unvergängliche Lorbeeren zu erwerben. Der Fortgang der deutschen Operationen gegen die Reuschöpfungen Gambettas an der Loire hatte in der zweiien Hälfte des November 1870 eine Wendung ge nommen, die vielfach nicht mit den Absichten des großen Hauptquartiers und den eigensten Ansichten des Königs übereinstimmte. Der König selbst war über den Wert der französischen Heere der Republik anderer Ansicht als einzelne Persönlichkeiten im Hauptquartier. Die Berichte, die von der Armee des Prinzen Friedrich Karl und der Armeeabteilung des Großherzogs von Mecklenburg ein gingen, geuügtem ihm vielfach nicht, uud er beschloß zu einem Mittel zu greifen, hier gewissermaßen „mit eigenen Augen zu sehen," indem er eine Persönlichkeit dorthin sandte, von der er die Ueberzeugung hegte, daß sie eben falls so vorurteilsfrei wie er selbst die Lage bei der feindlichen Armee ansehen werde. Er erwählte hierzu seinen Flügeladjutanten Oberstleutnant Grafen Waldersee. Am 24. November empfing Graf Waldersee vom König selbst seine Weisung, wobei sich dieser folgendermaßen äußerte: „Wir stehen vor einem entscheidenden Moment des Krieges. Die französische Armee an der Loire hat sich allmählich mehr and mehr verstärkt und bester organisiert. Ich habe das ja kommen sehen und den Herren oft genug gesagt, allein sie wissen ja alles immer bester als ich und behaupten, der eigentliche Krieg sei zu Ende. Ich weiß sehr wohl, daß meine Truppen besser sind als die französischen, täusche mich darüber aber nicht, daß wir vor einer Krisis stehen. Wird der Prinz Friedrich Karl geschlagen, so wüsten wir die Cernie- rung von Paris aufgeben. Ich habe dem Prinzen den Ernst der Lage in diesem Briefe, den Sie ihm über bringen werden, vorgestellt; wiederholen Sie ihm dabei daß ich das vollste Vertrauen in seiner Führung und Kriegserfahrung habe. Machen Sie sich auf den Weg, denn es wird bald Gefechte geben. Sie werden mir täglich berichten und bei dem Prinzen bleiben, bis ich Sie abberufe." Waldersee war damals 38 Jahre alt, in der Blüte der Manneskraft, mit eisernen Nerven und einem durch Uebung abgehärteten Körper, der jede, auch die stärkste körperliche und geistige Anstrengung willig ertrug. Be zeichnend ist auch die Art seiner Ausrüstung. Selbst natürlich sehr gut beritten, war er nur von drei Mann der Kavalleriestabswache des Großen Hauptquartiers aus Versailles begleitet und führte einen kleinen Wagen mit dem notwendigsten Gepäck, Lebensmitteln und Faurage mit, der ihm überall folgen konnte. So machte er sich vollständig unabhängig in seiner Unterkunft, war den ganzen Tag unterwegs, um dann spät abends irgendwo sein Quartier zu suchen und seine Berichte an den König zu schreiben. Obwohl ihn der Prinz gebeten hatte, immer in seinem Hauptquartier an seinem Tische als Gast teilzunehmen, machte er doch nur selten davon Gebrauch. (Schluß folgt.) Deutsches Reich. — Berlin. Wie das „Berl. Tagebl." erfahren haben will, ist die Ernennung des Grafen Bülow zum Reichskanzler mit dem Einverständniß der Bundesfürsten erfolgt, mit denen der Kaiser persönlich korrespondirt habe. — Haag, 20. Okt. (W. T. B.) Der deutsche Kaiser hat an den Herzog Heinrich von Mecklenburg- Schwerin folgendes Telegramm gerichtet: „Empfange aus treu mitfühlendem Herzen meinen innigen Glück wunsch. Die Aufgabe, welche Du übernommen, ist schwer, entsagungsvoll und reich an Arbeit. An der Seite der zielbewußt ihres Amtes mit klarem Blick wal tenden Oranierin wird es Dir mit Gottes Hilfe ge lingen, das kernige Volk der Niederländer zu beglücken. Meine Gedanken und Wünsche begleiten Dich und die teure Königin. gez. Wilhelm* — Ein Gifteffer produzierte sich dieser Tage vor einer geladenen Gesellschaft in Berlin. Es ist der frühere amerikanische Kapitän de Vetrio. Er aß zu erst Waschblau, dann nacheinander Grünspan, Arsenik, Schwefel, Kupfervitriol und zum Schluß je 4 Gramm Phosphor und Strychnin. Die Probe nahm einen glücklichen Ausgang, zum Erstaunen auch der Mediziner, die ihr beiwohnten. —Für Gottlieb v. Hippel, den Verfasser des Aufrufs „An mein Volk" vom Jahre 1813, wurde am 18. Oktober auf dem evangelischen Kirchhof zu Brom berg ein Grabdenkmal enthüllt. — Bezüglich der Kohlennot faßte das bayrische Staatsministerium eine Entschließung, welche die zwei fellos übertriebenen hohen Preise dem Handel zuschreibt. Es wird in der Resolution zur Abhilfe des Mißstandes die Bildung von Genoffenschaften behufs direkten Koh leneinkaufs angeregt und den größeren Städten außer dem, wenn Genoffenschaften nicht vorhanden seien, die Anschaffung großer Kohlenvorräte auf direktem Wege empfohlen, um sie an die Gemeindeangehörigen zu an gemessenem Preise abzugeben. — 15 Kriegsschiffbauten beschäftigen gegenwärtig die deMfchen, zum Bau von Kriegsschiffen zugelaffenen Werften. Darunter befinden sich 8 Linienschiffe und 2 Panzerkreuzer, während der Rest auf kleinere Fahr zeuge emfällt. Die Bauzeit eines Linienschiffes erfor dert rund drei Jahre. — Der Kaiser Wilhelm-Kanal hat für die Fisch erei insofern eine große Bedeutung gewonnen, als die Heringe ihn an gewissen Stellen als Laichplatz benutzen. Gegenwärtig kann man viele Millionen kleine, nur wenige Centimeter lange Fische von den Laichplätzen im Kanal in die Kieler Föhrde und westliche Ostsee vordringen sehen. — Die Einnahmen der 69 deutschen Eisenbah nen mit einer Gesamtlänge von 43 506,45 Kilometern bezifferten sich im September d. I. aus dem Personen verkehr auf 49,2 Millionen Mark mehr. — Von der preußischen Eisenbahnverwaltung sind 417 Lokomotiven für bestehende Bahnen und für die im Etatsjahr 1901 zur Eröffnung gelangenden Neubahnlinien in Bestellung gegeben worden. — Dieser Tage gehen aus Bestellung eines reichs deutschen Händlers aus Südtirol, größtenteils aus Meran, drei Waggons Obst nach Bremen, um von dort als Weihnachtsgeschenk für die deutschen Truppe« nach China eingeschifft zu werden. Airsland. Eine deutsch-englische Bindung. Am 16. d. M. ist in London zwischen dem kaiser lichen Botschafter Grafen Hatzfeldt und Lord Salisbury durch Notenaustausch die folgende Vereinbarung getroffen worden: „Die kaiserlich deutsche Regierung und die könig lich großbritannische Regierung, von dem Wunsche ge leitet, ihre Interessen in China und ihre Rechte aus bestehenden Verträgen aufrecht zu erhalten, sind über eingekommen, für ihre beiderseitige Politik in China nachstehende Grundsätze zu beobachten: 1. Es entspricht einem gemeinsamen und dauern den internationalen Interesse, daß die an den Flüssen und an der Küste Chinas gelegenen Häfen dem Handel und jeder sonstigen erlaubten wirtschaftlichen Thätigkeit für die Angehörigen aller Nationen ohne Unterschied frei und offen bleiben; und die beiden Regierungen sind mit einander einverstanden, dies ihrerseits für alles chinesische Gebiet zu beobachtest, wo sie einen Einfluß ausüben können. 2. Die kaiserlich deutsche Regierung und die könig lich großbritannische Regierung wollen ihrerseits die gegenwärtige Verwickelung nicht benutzen, um für sich irgend welche territorialen Vorteile auf chinesischem Ge biet zu erlangen, und werden ihre Politik darauf richten, den Territorialbestand des chinesischen Reiches unver mindert zu erhalten. 3. Sollte eine andere Macht die chinesischen Kom plikationen benutzen, um unter irgend einer Form solche territorialen Vorteile zu erlangen, so behalten beide Kontrahenten sich vor, über etwaige Schritte zur Sicher ung ihrer eigenen Interessen in China sich vorher unter einander zu verständigen.