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vor diesem dräuenden Äugenwetter. Im Gegenteil, noch dichter tritt sie an den Zornigen heran. „Es ist Ihnen nicht genug/ sagt sie mit bebender Stimme, „daß Sie einst meine Mutter betrogen und unglücklich gemacht haken, auch ich soll unglücklich werden!" „Oho, Sie kleiner Satan!" droht Zargo«, „woher haben Sie denn die Weisheit? Lächerlich hat mich einst Ihre Frau Mutter gemacht vor der ganzen Gesellschaft. Sie haben sich einen schlechten Tag gewählt, mein Fräu lein, gerade heute sind es zwanzig Jahre, als mir Leontine, wollte sagen Ihre Mutter, ein ganzes Dutzend ausge pustete Eier hinterrücks an die Rockschöße geheftet und mich so als wandelnden Osterhasen durch die ganze Stadt heimgeschickt hatte, mit Schimpf und Schande überhäuft, zum Gespött der Leute geworden, sollte ich ihr vergeben und noch mich mit ihr verloben? Nimmermehr!" „Und sie können einen so harmlosen Scherz wirklich zeitlebens nachtragen?" fragt Ruth weicher. In Zargoes Gesicht zuckt es. „Was wissen Sie davon, wie mich das damals geschmerzt hat!" grollt er, „Satanella habe ich Ihre Mutter damals getauft." „Und heute, wo die Mutter tot ist," vollendet Ruth schalkhaft, „haben Sie den Spitznamen auf mich über tragen! Wenn ich Sie nun aber für die Tote um Ver zeihung bitte, werden Sie mir dann auch noch zürnen?" Lange sieht der Sanitätsrat dem Mädchen in die bittenden Augen, endlich geht es doch wie ein milderes Leuchten über seine strengen Züge. Ist es nicht, als ob die Tote selbst vor ihm stünde? Entschlossen reicht er Ruth die Hanh. „Gut, Sie schwarze Hexe, ich bin im Grunde ja kein Unmensch! Hätte Ihre Mutter sich damals nur zu einer Abbitte verstanden — ich wäre jetzt vielleicht Ihr Vater!" Ruth errötet, doch sie schlägt tapfer in die darge botene Hand ein. „Ich verspreche, Ihnen auch keine aus'geblasenen Eier au die Röckschöße zu heften!" meint sie schalkhaft. Da schmunzelt der Alte ganz leicht. „Ein Satanellachen bist und bleibst Du doch, Mädel! Doch nun so avanß zu Deinem Dagobert!" Nachrichten vom Königlichen Standesamt Naunhof Monat März. Geburten: Am 1. Helene Klara, Tochter der Bahnarbeiter Joh. Karl Bachmann'schen Eheleute, Naunhof. Am 3. Anna Ella, Tochter der Fuhrwerksbesitzer Johann Karl Gustav TiniuS'schen Eheleute, Naunhof. Am 8. Edwin Erich, Sohn der Maurer Friedrich Eduard Thiele'schen Eheleute, Klinga. Am 16. Paul Curt, Sohn der Steinbossierer Friedrich Paul Kind'schen Eheleute, Staud- nitz. Am 18. Anna Martha, Tochter der Fuhrwerks besitzer Paul Theodor Barth'schen Eheleute, Naunhof. Am 20. Martha Dora, Tochter der HilfSweichenstcller Oswald Paul Zänker'schen Eheleute, Naunhof. Am 22. Klara Anna, .Tochter der Bahnarbeiter Ernst Richard Förster'schen Eheleute, Staudnitz, Am 24. Oswald Erich, Sohn der WirtschaftSgehülsin Helene Marie Mildner, Naunhof. Am 24. Ernst Alfred, Sohn der Steinbossierer Friedrich Ernst Zesewitz'schen Eheleute, Staudnitz. Am 24. Gotthold Alfred, Sohn der Lehrer Karl Gotthold Richter'schen Eheleute, Naunhof. Endlich vereint. Roman von Ewald August König. 36 „Machen Sie keine schlechten Witze,Sie wissen sehr wohl, was ich meine. Ich will denn doch etwa-höher mit meiner Tochter hinaus." „Natürlich, Sie können sich einen Baron für Ihre Groschen kaufen, aber ob Ihre Tochter dann den Him mel auf Erden haben wird, das steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Das Geld ist bald vergeudet, dann säugt das glänzende Elend an, von dem der Dichter sagt: Der Memch versuche die Götter nicht! Ich will ja zugeben, daß mein Neffe ein loser Schlingel ist, aber es steckt doch ein guter Kern in ihm, und wenn Ihre Tochter ihn nicht liebte, hätte sie sich nicht von ihm küssen lassen." „Ich werd' ihr die Banditen lesen!" „Bitte, sehen Sie mich etwas freundlicher an, ich bin eben mit dem Auge beschäftigt," fuhr der Maler fort, un ter dessen kunstfertigen Händen die Zeichnung rasche Fort schritte machte. „Denken Sie jetzt nicht an die Leviten, das war auch leichtsinniges Volk Wenn Sie meinem Neffen Ihre Tochter geben, so schaffen Sie ein glückliches Paar. Sie können den Schwiegersohn ja kurz halten, er wird e» Ihnen nicht übel nehmen." „Einem Schauspieler? Nie!" „Na, na, es giebt unter allen Ständen Schauspieler, die dem Publikum mit ihren Mätzchen Sand in die Augen streuen," spottete Wildenbruch ; „übrigens können Sie ihm die Bedingung stellen, daß er seinem Stande entsagen soll!" „Und was soll er dann werden?" „Meinetwegen Schneider!" „Spaß!" sagte Bauerband ärgerlich. „Jcb bitte Sie noch einmal, machen Sie keine schlechten Witze, dazu ist die Sache zu ernst. Ich hab' nicht mein ganzes Leben lang ge arbeitet und gespart, um einen Bummler zu füttern." „Gut gebrüllt, Löwe!" lachte der Maler. „Von diesem Gesichtspunkte aus gebe ich Ihnen recht. Aber mein Neffe wird Ihnen das auch nicht zumuten, reden Sie ruhig und L. Eheschließungen. Am 3. Postbote Ernst Robert Thiemer mit der Schneiderin Hedwig Anna Leine, Naunhof. Am 3. Handarbeiter Friedrich Bernhard Müller, Albrechtshain mit der Fabrikarbeiterin Elisabeth Laske, Naunhof. Am 5. Schieferdecker Reinhold Paul Kind mit der Wirt- schastSgehülfin Johanna Bertha geschiedene Wagner ge borene Wegel, Naunhof. Am 10. Sergeant Rudolf Eduard Wilhelm Magritz, Leipzig-Gohlis mit der Haus tochter Helene Klementine Adelheid Hennig, Naunhof. Am 17. Kartograph Otto Max Paul Franke, DreSden-A. mit der Haustochter Amalie Alma Werner, Naunhof. 6. Sterbefälle: Am 6. Hermann Willy Kenzig, Sohn der Zigarren macher Johann Karl Hermann Kenzig'schen Eheleute, Naunhof, 3 M. 2 T. Am 8. Max Willy Metzner, Sohn der Fabrikarbeiterin Martha Olga Metzner, Naun hof, 5 M. 9 T. Am 12. Anna Emma Wadewitz, Tochter der Maurer Friedrich Hermann Wadewitz'schen Eheleute, Naunhof, 4 M. 15 T. Am 17. Anna Martha Eidam, Tochter der Maurer Friedrich Hermann Eidam- schen Eheleute, Naunhof. Am 22. Amalie Ida Möbius geborene Kupfer, Staudnitz, 25 I. 2 M. 9 T. Am 25. Margarethe Charlotte Kind, Tochter der Schiefer deckermeister Klemens Hermann Kind'schen Eheleute, Naunhof, 6 M. 22 T. Am 29. Emma Anna Schön - feld, Tochter der Fabrikarbeiterin Anna Emma Schönfeld, Naunhof, 6 M. 26 T. Sächsisches. f Die Eier, das Symbol der Osterzeit als Zeichen der Auferstehung, spielen schon längst eine Hauptrolle im menschlichen Genußlebeu; schon längst prangen sie verlockend auf dem gewöhnlichen Schänktische im Glase, noch verlockender aber auf der Speisenkarte des feineren Restaurants als Sooleier mit Salat oder Radieschen oder gar mit Algiersalat als Frühjahrsnovität, am ver lockendsten jedoch besonders für die spähenden Kinder augen, in den Schaufenstern der Zucker« und Konfitüren- Handlungen. Man ist fast genötigt, Respekt vor dem Osterhasen zu bekommen, der gerade in dieser Eigenschaft der sonst eierlegenden Bogelwelt weit überlegen zu sein scheint. Die Eier präsentieren sich hier in den ver schiedensten Größen undphantasiereichsten Ausschmückungen welche durch ihre geschmackvolle süße Anschaulichkeit die andächtigen Beschauer nötigen, auf die unzweifelhafte Güte des Inhalts zu schließen. Die immer Neues bietende Kultur hat natürlich auch die an und für sich unscheinbaren Eier beleckt, kein Wunder, daß dieselben die Zungen, wenigstens die der Kinder, wiederum zum Belecken reizen. Es ist wirklich eine Freude, die immer wechselnden Bilder vor einem solchen von Klein und Groß belagerten Schaufenster zu beobachten! — In Anschluß hieran noch einige Anweisungen zum Färben der Ostereier: Marmorierte Ostereier erzeugt man, wenn man marmoriertes Papier in Streifen schneidet, fein zerzupfte Malvenblätter darauf streut und dahinein die Eier wickelt. Darauf umwickelt man sie zum Zusammen- halten fest mit Zwirn und kocht sie dann eine Viertel stunde lang im Wasser, in welchem man etwas Alaun aufgelöst hat. Beim Aufbinden werden die Eier in blaugrünem Marmor erscheinen, zwischen welchen die bunten Papiersarben in hübschem Gemisch hervorblicken. — Brennesseln geben ein schönes Grün, Zwiebelschalen ein leuchtendes Gelb, grüne Wallnußschalen ein dunkles ernst mit ihm und hören Sie, welche Pläne er für seine Zukunft hat. So, mit dem Kopf bin ich fertig, was soll ich Ihnen in die Hand geben?" „Das Konservations-Lexikum," erwiderte Banerband rasch. „Damit der Beschauer sieht, daß Sie den Born der Weisheit besitzen? Na, mir kann es recht sein, alle Bände, oder nur einen?" „Spaß! Natürlich nur einen, die übrigen Bände kön nen Sie ja auf den Schreibtisch legen." „So, so, einen Schreibtisch wollen Sie auch haben?" „Ist das nicht eine vermoste Idee?" „Ausgezeichnet! Soll ich auch einen Globus auf den Schreibtisch stellen? Man kann glauben, Sie hätten eine Reise um die Welt gemacht " „Wie nennen Sie das Ding?" fragte Bauerband, die roten,buschigen Brauen hoch hinaufziehend „ Was ist das ?" „Ein Globus ist eine Erdkugel, auf der man alle Län der und Meere studieren kann." „Vermost!" rief Bauerband vergnügt. „Stellen Sie einen Jakobus auf den Schreibtisch und wissen Sie, ein Fernrohr daneben." „Das kostet fünfzig Thaler mehr, wenn e- naturge treu gemalt werden soll." „Natürlich ganz naturgetreu, wa» es kostet, bezahle ich." „Schön, dann können wir's ja machen. Nur kaltes Blut, das rate ich Ihnen noch einmal! Machen Sie kein Auf sehen, nehmen Sie nachher meinen Neffen unter vier Augen inS Gebet und hören Sie in aller Ruhe, was er Ihnen zu sagen hat, Sie können dann Ihre Entscheidung noch immer treffen." „Die ist schon getroffen," rief Bauerband, „meine Frau wird ganz mit mir einverstanden sein. Glauben Sie, wir hätten darum unsere Tochter in eine Pension geschickt, um sie mit einem Schanspieler zu verheiraten? Sie spricht französisch und englisch, spielt Klavier .. Braun, Blauholz ein Lila, das durch längeres Kochen zum gesättigten Violett wird. Vermischtes. * In Zweibrücken erschoß Oberleutnant von Brückner die Frau des Hauptmanns Hanfstingl vom 22. Jnfanterie-Regiment und dann sich selbst. * In Sagan schlug der Strafgefangene Förster Wajand auf dem Transport nach dem Bahnhof seinen Transporteur nieder; dem Verbrecher gelang, obgleich er durch Schließen an den Händen stark gefessellt war, doch die Flucht. * Ueberraschung. Schwiegervater in SPS (zum angehenden, stark verschuldeten Schwiegersohn): „Nur heraus damit, wenn Sie Schulden haben — ich habe selbst genug!" Briefkasten. Angehender Radler. Bon den deutschen Pneumatiks ist der Excelsior-Reifen der beste und den englischen an Haltbarkeit, Dichtigkeit und Elastizität überlegen. Sonntag, den 15. April 1900. Sonnenaufgang 5 Uhr 6 Min. Sonnenuntergang 6 Uhr 56 Min. Mondaufgang 7 Uhr 56 Mn. Monduntergang 4 Uhr 44 Min. „prüfet Alles und behaltet das Beste", schreibt Herr Küchenchef Carl Reichenbach, Hotel Viktoria, Wiesbaden. „So mancherlei von dm in neuerer Zeit auf dem Gebiete der Koch kunst gemachten Erfindungen ich auch schon probiert habe, so kann ich doch nichts mit der Würze Maggi vergleichen. Fast zu allen Speisen ist dieselbe zu verwenden, hauptsächlich bei Suppen, Saucen, Ragouts, Resten usw. — Ganz besonders hervorragende Dienste thut Maggi bei Krankenkost und Fastenspeisen oder sonstigen Gerichten, denen aus irgend einem Grunde die Kraft des Fleisches fehlt; ein paar Tropsm Maggi geben denselben einen angenehmen, die Verdauung fördernden Wohlgeschmack. In keiner Küche und Familie sollte daher die Maggiwürze fehlen, zumal dieselbe durch den sparsamen Verbrauch nicht nur die beste, sondern auch eine der billigsten ist. Leipziger Stadttheater. Für die Osterfeiertage ist das Reportoir der Leipziger Theater wie folgt festgestellt worden. Am ersten Osterfeiertage gelangt im Neuen Theater die Oper „Die Hugenotten" mit Frl. Martha Patrini von der Kgl. Hofoper in Stockholm als Gast in der Rolle der „Margarethe" zur Aufführung. — Im alten Theater findet die Erstaufführung des neuen Schwankes „Der Hochzeitstag" von Wilhelm Wolters und Königsbrunn < Schaup statt, dem der Einakter „Zum Einsiedler" folgt. Im Carolatheatcr wird die Operette „Die Fledermaus" gegeben. — Der zweite Osterseiertag bringt im Neuen Theater die beiden Opern „Der Troubadour" und „Die Nürnberger Puppe"; im alten Theater den Schwank „Der Hochzeitstag" mit dem Ein akter „Zum Einsiedler" und im Carolatheater den Schwank „Eine tolle Nacht". — Am Dienstag findet im Carolatheater ein ein maliges Gastspiel des Ensembles des Berliner Theaters unter Leitung seines Direktors Dr. Paul Lindau statt. Zur Aufführung gelangt Björnstjerne Björnsons Drama „lieber unsere Kraft", welches jüngst bei seiner Erstaufführung in Berlin einen außer ordentlich starken-Erfolg davontrug. LU». L» 60 und höher — 14 Meter! — Porto- und zollfrei zugcsandt! Muster umgehend; ebenso von schwarzer, weißer u. farbiger „Henneberg- Seide" von 75 Pf. bis 18.65 p. Meter. 6. üönrlsdörA. 8siösn-fsd»-ik»nt (k. u k. kost.) „TaS hat wohl ein Heidengeld gekostet?" unterbrach der Maler ihn." „Tausend Thaler, aber e» reut mich heute noch nicht. Vergessen Sie nur auf dem Bilde den Brillantring an meiner Hand nicht." „Unbesorgt.. so, ich bin so weit fertig, morgen begin nen wir mit der Farbe, schauen Sie sich die Zeichnung an." Bertrain Bauerband trat vor die Staffelei, seine Augen strahlten, der Aerger war für einige Minuten vergessen. „Vermost," sagte er, indem er das Lorgnon auf die Nase klemmte. „Aber das ist nur ein Buch, kein Konser- vatiottS-Lexikum, Sie müssen auch den Titel darauf schrei ben." „Das kommt später; wenn Sie wünschen, male ich so gar das Buch mit Goldschnitt." „Das würde sich sehr gut machen. Also morgen geht's los!" „Morgen früh komme ich mit dem Malkasten heraus," nickte Wildenbruch, während er hier und da einige Strichs verbesserte. „Und nun rate ich Ihnen noch einmal, gehen Sie mit den jungen Leutchen nicht allzustreng ins Gericht, die Sache ist wirklich nicht so schlimm wie sie aussieht. Und vor allen Dingen kein Aufsehen ..." Hier wurde er durch den Eintritt Karolines unter- krochen, die im Auftrag der Gnädigen die Herren einlud, zum Kaffee zu kommen. „Ich werde Ihren Rat befolgen," sagte Bauerband, während sie die Treppe hinunterstiegen, „aber mein Ent schluß steht fest. Ich hatte dem jungen Herrn eine Wohn ung in meinem Hause angeboten, da» muß ich nun zurück nehmen." „Natürlich, das hieße den Bock zum Gärtner machen," fiel der Maler ihm in die Rede. „Aber wenn die beiden einander lieb haben, so hilft Ihnen das alle» nicht»." Sie fanden im Familienzimmer da» junge Pärchen bei der Gnädigen, die sich mit Hugo sehr herablassend unter- hielt. Da» Glück, da» au» den blauen Augen Bertha» strahlte, konnte ihnen nicht entgehen. 73,1S