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AmUtt G IchHIeii Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Mittwoch, den 21. Februar 1900. 11. Jahrgang Nr. 22. Mrklatt für MnOhm, Zmelrüm, Achmüm, IniA, HrsSsrf FA, Mmchiil, KchljM GusiMai Mp. Uhr« MWn, MWiitq, MPM, Pmßi». Snfnlshiiii, NMH, Wem, MlW«. ZUechrt- mt äi»Mt. feindlichen Bewegungen, welche unsere Korps trennen und in eine Falle zu locken drohen. Brüssel, 19. Febr. In hiesigen Transvaalkreisen ist man der Ansicht, die englische Siegesfreude über den Entsatz von K'mberlcy werde nur von kurzer Dauer sein. General Robert? Verbindung mit seiner OperattonS- basis sei bereits bedroht. Die Buren sollen sich schon an einigen Stellen der Eisenbahn nach Capstsdt be mächtigt haben und bis De Aar vorgedrungen sein. Burengencral Eronje verfügt über 20 000 Mann und hat ein befestigtes Lager bezogen, wo er leicht der ganzen Armee Roberts Stand halten kann. Oesterreich-Ungarn. Entgegen den offiziösen Berichten über den Stand der Ausgleichskonferenz wird von informierter Seite versichert, daß noch immer ernste Differenzen zwischen dem deutschen und czechischen Stand punkte bestehen. Besonders bestehen die Deutschen darauf, daß die Sprachenfrage und die übrigen Fragen als ein Ga:zes behandelt werden, da sie sonst in die Lage ver setzt würden, Zugeständnisse zu machen, ohne setwaS zu erreichen. Italien. Neapel. Die englischen Werber treiben ihr Handwerk hier offen und ungestört. Sie werben angeblich Maultiertreiber an, thatsächlich aber werben sie namentlich Sardinier für Südafrika. Ueber 100 Mann trafen vorige Woche zur Einschiffung ein. Aste«. Schanghai, 16. Febr. Heutewmdeein Edikt erlassen, durch das auf die Einlieferung der Re former Kangyu-wei und Liang, sei eS lebendig oder tot, eine Belohnung von 100.000 To6lS gesetzt wird. Deutsches Reich. Steuersätze bis zu wenigstens 400000 Mark würden sich für die größten Berliner Warenhäuser er geben, wenn die Vorlage betr. die Warenhaussteuer Gesetz werden sollte. Auch in Städten wie Breslau, Köln, Frankfurt a M., Elberfeld, Esten würde nach den der Gewerbesteuer-Veranlagung zu Grunde liegen den Erträgen die Warenhaussteuer bis zu etwa 125000 Mark betragen. Die Angabe, die Wahl des freikonservativen Reichs- tagsabgeordneten, Frhr. v. Stumm, sei von der Wahl- Prüfungskommission beanstandet worden, wird von gut unterrichteter Seite mit dem Hinzufügen für unbegründet erklärt, daß die Wahlprüfung bisher noch garnicht zum Abschluß gekommen ist. Die Budget-Kommission der zweiten badischen Kammer gewährte 50000 Mark zwecks staatlicher Unterstützung der Gewerbetreibenden und Arbeiter zum Besuch der Pariser Weltausstellung. Das Fürstentum Reuß ä. L. hat keine Häfen, die gesperrt werden können, und die Reuß-Greiz-Loben- steiner Flagge weht nirgends auf den Fluten des Welt meeres. Reuß ä. L. hat also kein Interesse an der Flottenvorlage und hat auch im Bundesrat dagegen stimmen lassen. Eine Novelle zum Berggesetz ist von der badischen Abgeordnetenkammer mit großer Majorität angenommen worden. Die Bemühungen, ein Reichsberggesetz herzu stellen, find dagegen bisher im Reichstage stets gescheitert. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Bfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche auherhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. A«Sla«d. Krieg ins Südafrika. London, 17.Feb. FeldmarschallRobertSmcldetaus Jacob-dal vom 17. d. M.: General Kelly Kenny er- beutete gestern 78 Waggons Vorräte, von denen zwei mit Mausergewehren beladen waren, ferner 8 Kisten Granaten und 10 Fässer Sprengstoffe. Die Beute ge hörte dem Lager des Generals Cronje an. Da» „Reut. Bur. meldet au- Jakobsdal vom 17.: Wegen Erschöpfung der Zugochsen mußte der Baren- general Cronje mit den ihm verbliebenen Wagen ein Lager bilden, das General Kelly Kennys Artillerie gegenwärtig energisch beschießt. Dem „Reut. Bur." wird aus JacobSdal vom 17. Februar berichtet: Buren-General Cronje ist mit 10000 Mann in vollem Rückzüge auf Bloemfontein und wird von General Kelly Kenny verfolgt. Die Buren nahmen am Rietfontein einen großen Convoi. — Durch Letzteres wird die Vermutung bestätigt, daß die Buren der nach Kimberley eingelassenen englischen Vorhut den Nachschub abschneiden werden. Der Rück zug Cronjes hat jedenfalls den Zweck, einen Teil der Hauptmacht des Lord Roberts adfeits zu locken. Ein Vordringen der Buren ist aus dem nordöst lichen Teile der Kapkolonie zu melden. Offenbar hat e» den Zweck, die Absendung von englischen Truppen aus GatacreS Division nach den entscheidenden Punkten im Westen zu verhindern. Wieder ein Zeichen, wie ein heitlich und umsichtig die gesamte Burenarmee ge leitet wird. Port Elizabeth. Das Kanonenboot „TruSh" belegte den auf der Fahrt von Newyork nach der Dclagoa- Bai befindlichen Dampfer „Sabine" mit Beschlag, weil Kriegskontrebande an Byrd desselben vermutet wurde. London, 19. Febr. Aus JacobSdal ist folgendes Telegramm eingelaufen: General Kelly Kenny meldet, daß der Feind die Straße nuch Bloemfontein auf Hügeln, welche jene beherrschen, mit starken Truppen- massen besetzt hält und jeden weiteren Vormarsch ver hindert. Der ganze Vormarsch nördlich des Modder flusses ist vorläufig unterbrochen. Aus JacobSdal wird berichtet': Sonntag Nacht wurde Roberts gezwungen, seine Operationen zu unter brechen und den Vormarsch nördlich vom Modderfluß zeitweise einzustellen wegen der völligen Unkenntnis der England und seine Soldaten. Einem Londoner Briefe der «Münch. N. Nachr." entnehmen wir folgende ergötzliche Schilderung: Soweit es auf den Geldpunkt ankommt, ist eine nach dem Burenkriege neu erstehende, große britische Armee unzweifelhaft schon heute gesichert. Die Art aber wie man sich die Organisation einer solchen vorstellt, die militärische Naivität, die in allen Vorschlägen hier für zu Tage tritt, ist für den festländischen fachmännischen Beobachter geradezu erstaunlich. Daß Derartiges jahr zehntelanger Pflege bedarf, weiß Niemand, und es ist die allgemeine Meinung, daß dergleichen schließlich nur eine Geldfrage sei, und daß England nur seinen Beutel für „Tommy Atkins" ein wenig mehr zu öffnen brauche, um sofort den großen kontinentalen Armeen überlegen zu sein. Dieser verblüffende DilletantiSmuS in allen militärischen Dingen, der so unverkennbar das gesamte englische Volk beherrscht, tritt aber am stärksten dann hervor, wenn die unglücklichen Ergebnisse des süd afrikanischen Krieges öffentlich in der Presse und im Parlament besprochen werden. Bald ist es der Umstand, daß das Lee-Metfor d- Gewehr um 1 oder 2 Schüsse weniger in der Minute abzufeuer« «rlaubt, al- die Mauserwaffe, der an allem Unglück schuld sein soll; bald ist es die schlechte Be schaffenheit der britischen Feldanillerie, her die Mißer folge z »geschrieben werden, und derMangel an berittener Infanterie auf dem Kriegsschauplätze; oder gar diejUn- zulänglichkeit der geheimen Fonds, die, wie Lord Salis bury im Oberhause erklärt hat: „es unmöglich machte, durch die Klavierkisten hindurchzusehen, in denen Krupp'sche und Creuzot-Kanonen nach Pretoria geschmuggelt worden seien." Sein Ausruf: „Wie um Himmelswillen hätte ich das wissen sollen!" wird freilich gebührendermaßen von der ganzen öffentlichen Meinung in Wort und Bild verspottet. Ein sechs Fuß langer und schön gewachsener Grenadier, ein vornehmer junger Offizier, der Polo und Criquet, Fußball und Pferderennen mit gleicher Gewandt heit zu meistern versteht, dann ein altgedicnter guter Drill-Sergeant, der die Bagatelle der Gesamtausbildung der Mannschaften zu erledigen hat, und hierbei nur hin und wieder von dem Adjutanten, in Ziwl und mit Spazierslöckchen, beaufsichtigt wird; hierzu dann ein gut klappendes Salvenfeuer auf alle Entfernungen und in jeder Formation, und zum Schluffe „tks oo1ä otasi," das Bajonct, mit dem man den Gegner aufspießt — das sind heute noch vielfach die militärischen Ideale einer großen Mehrheit der englischen Armee. Clausewitz, Napoleon I. und Moltke, Friedrich der Große und ähnliche „Foreigners" (Ausländer) haben neben Wellington keinen Anspruch auf militärische Klassizität, und das „deutsche System", das einige wissen schaftliche Fanatiker — „Gott sei Dank, umsonst!" — im britischen Herre einzuführen versucht haben, hätte nach Meinung der Engländer mit seinen Prüfungen und Büchern schließlich den jungen Adel (xvutr^), den „voll kommensten der Welt", auf die Dauer noch gründlich verdorben. Wenn in diesen Kritiken und in den Berichten der Kriegskoirespondenten lobend hervorgehoben wird, daß nunmehr „regelmäßig in Schützenlinie" gegen den Feind vorgegangen würde, daß man bei Angriffen nunmehr beginne, „auch sprungweise vorwärts zu kommen" und daß das Einzelfeuer immer mehr gegen die Salven zurücktrete, dann enthält dieses Lob eine geradezu ver nichtende Kritik des zu Beginn des Krieges geübten Verhaltens der englischen Truppen. Oertliches und Sächsisches. Naunhof, den 21. Februar 1900. Rmmhof. Zu dem gestrigen Vortrage des Herrn Bürgermeister Igel, welcher gewiß alle an denselben ge« stellten Erwartungen weit übertraf, batte sich ein statt liches Auditorium eingefunden, so daß der Saal voll ständig gefüllt war. Außer einer großen Anzahl hiesiger Bürger und Einwohner, allen Berufsklassen angehörig, hatten sich auch dfe Herren Gutsbesitzer der Umgegend recht zahlreich eingefunden. Dies allseitige Interesse an dem Vortrage dürfte eine vollständige Befriedigung ge sunden haben, denn Herr Bürgermeister Igel behandelte den rein juristischen Stoff in so vollendeter Weife vor dem nicht juristischen Publikum, daß wohl kein Zuhörer irgend einen Puukt nicht verstanden hätte. Besonders hervorgehoben sei, daß der Vortragende bei feinem Gange durch das System deS neuen Gesetzes immer hauptsächlich die Punkte näher erörterte, welche in der Allgemeinheit am ehesten zur Anwendung gelangen können. Einen Umriß bringen wir nachstehend. Ausgehend von den Wechselbeziehungen des Staates und der Rechtsordnung wurde einleitungSweise der Versuch, nach dem Befreiungskriege dem deutschen Volke ein Deutsches Recht zu schaffen, nach der Thibautschen und Savignyschen Streitschrift auS dem Jahre 1814 und die Entstehungsgeschichte des neuen Ge setzbuches von dem deutsch-französischen KÄege bis zum 18. August 1896 besprochen. Im ersten Teile wurde der Charakter des Gesetzbuches als der einer Privatrechtskodifikation geschildert, der Begriff „Kodi fikation" und der Unterschied zwischen dem Privat- und öffentlichen Rechte erläutert, der Kodifikationen des deutschen Reiches vom 1. 10. 1879 gedacht, endlich wurden die 4 anderen Privatrechts kodifikationen, die das Gesetzbuch abzulösen bestimmt ist, besprochen, daS römische Recht vom Kaiser Justinian von dem Jahre 533 bis 535, daS französische Recht des Kaisers Napoleon von 1804, daS preußische Landrecht Friedrichs II. von 1794, endlich das sächsische Recht von 1863. Im zweiten Teile wurde der Inhalt deS Gesetzbuchs nach seinem System kurz erläutert und gesprochen: a, auS dem allgemeinen Teile: über natürliche und juristische Personen, (Vereine mit wirtschaftlichem Geschäftsbetriebe, ideale Vereine, Stiftungen), über Zubehörungen, über die Verjährung, über daS Chikaneverbot, über Sicherheitsleistung; b, auS dem Recht der SchuldverhLltniffe: über Zinsen, RechenschastSablegung, Aufrechnung, Abtretung und Verpfändung von Forderungen, über Kauf, Schenkung, Miete, (RetentionS- und Pfandrecht), AuSlobung. e) auS dem Sachenrecht: über den Eigentumsbegriff, Rachbar recht, über die Grundstücksbelastungsformen (Grundschuld, Renten» schuld, Brief-, Buch-, Sicherung«-, Eigentümerhypothek)."