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Wuchset G KEriKen HMM für DreWm, Dmesrfti», Achmljm, AtBa, Drsdorf, M, MmMftin, KWsiil SnßWttl, Slii«. W«, AnWu, AeiißMtq, LWnii. ?i«htn. Lchttshm, AMiiitz, Ama, Mlssjii». ZimW ml II«iM0. Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum de» nachfolgenden TageS und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der AmtShauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 11.Freitag, den 26. Januar 1900.11. Jahrgang. Die Kohlenkrifis. Ganz plötzlich und unvermutet ist ein Ausstand ausgebrochen, der zu den gefährlichsten und folgen schwersten seiner Art gehört: die Kohlenbergleute Böhmens haben die Arbeit niedergelegt. Für Sachsens Indu strie, die zum großen Teile böhmische Braunkohle ver braucht, bedeutet dieser Streik bezw. das Aufhören der böhmischen Kohlenzufuhr eine schwere Erschütterung des regelmäßigen Betriebes, unter Umständen eine ernsthafte Krisis. Als vor Jahren im Westen der große Berg, arbeiterftreik sich entwickelte, war für uns der Kriegs schauplatz zu entfernt, als daß wir die Folgen sofort am eigenen Leibe verspürt hätten. Diesmal aber sind wir die ersten, die in Mitleidenschaft gezogen werden, Wenn diese Arbeitseinstellung länger anhält, werden gerade wir in Sachsen die ganzen Härten eines wirt schaftlichen Kampfes zu ertragen haben, und uns nicht — wie damals — damit begnügen können, aufregende Zeitungsmeldungen zu diskutieren und erhöhte Kohlen preise zu zahlen. Das gilt für die Großstädte und Jndustriecentren genau so gut wie für unser kleines Naunhof. Die beruhigende Bekanntmachung des Dresdner Rates, daß die öffentlichen Anstalten (also industrieller und Hausbedarf nicht mit inbegriffen) noch auf einige Wochen hinaus mit Kohlen „verproviantiert" seien, klingt fast wie der Erlaß des Kommandanten einer belagerten Festung und zeigt, wie ernst die Lage werden kann. Hoffentlich gelingt es, den Streik noch recht zeitig beizulegen. Bis jetzt liegen folgende Nach richten vor. Die Gesamtzahl der Streikenden in allen böhmischen Kohlenrevieren und im Mährisch-Ostrauer Bezirk dürfte mehr als siebzigtausend betragen. Bei der Versammlung in Mährisch-Ostrau, an der mehr als zweitausend Ar beiter teilnahmen, forderte der Wiener Sozialistensührer Habermann die Arbeiter auf, nur noch vierzehn Tage im Streik auszuharren, da dann alle Jndustriewerke Mährens und Böhmens wegen Kohlenmangels den Be trieb einstellen und die Forderungen der Bergarbeiter bewilligen müßten. Im Duxer Bezirk allein streiken 7500 Mann, dorthin wurden ein Bataillon Infanterie und 130 Gendarme« geschickt. In Brünn stehen 3620 Wann im Streik. Daselbst ist gleichfalls ein Bataillon Infanterie eingerückt. In Mies bot der westböhmische Bergbauaktienverein eine fünfprozentige Lohnerhöhung und freie Deputatkohle an. Die Arbeiter lehnten dieses Anerbieten ab und traten in den Streik. Im Nussiger Bezirk wurde die Kohlenförderung ganz eingestellt, selbst für den Lokalbedarf. Im Trifailer, Sagorer Kohlen revier, bei Cilly in Steiermark, bewilligten die Gewerke alle Forderungen der Arbeiter, die deshalb nicht in den Streik eintraten. Die Arbeiter sind ganz ruhlg. Das Militär hat die Weisung, bei bloßen Demonstrationen nicht einzu schreiten, nur bei Gewaltthätigkeiten gegen nicht streikende Arbeiter. Die Arbeiterführer in Pilsen behaupten, den Streik vier Wochen ausrecht halten zu können, waS aber bezweifelt wird. Die Folgen dieses, vorläufig noch lokalen Streikes sind ganz ungeheuerlich und lassen erkennen, welche Riesengefahr der Welt droht, wenn erst andre Kohlen reviere, z. B. das rheinisch-westphälische, sich beteiligen. Die böhmische Kommerzialbahn Gitschin-Nimburg, 46 Kilo meter lang, längs welcher zahlreiche Zuckerfabriken liegen, mußte des KohlenmangelS wegen den Verkehr einstellen. Der Verwaltungsrat der elektrischen Straßenbahn in Prag zeigte dem Stadtrat an, daß er wegen Kohlen« mangels den Betrieb einstellen müsse. Der Stadtrat beschloß, den Wagenverkehr mit Pferden zu besorgen. In Dux konnten die Bäcker nicht mehr backen, in Prag wurden viele Kohlenniederlagen und Geschäfte wegen Kohlenmangels bereits geschloffen. Die Porzellanwerke und Glashütten in den böhmischen Erzgebirgsbezirken stellten bereits alle den Betrieb ein. Am wichtigsten ist, daß die Chemische Fabrik in Aussig, eines der größten derartigen Etablissements des Kontinents, ebenfalls den Betrieb einstellen mußte wegen Kohlenmangels. Der Pilsener Stadtmt telegraphierte an den Statthalter, die Notlage sei so groß, daß, wenn die Regierung nicht bald Abhilfe schaffe, eine Katastrophe in den industriellen Eta blissements ui'd der arbeitenden Bevölkerung bevorstehe. In Teplitz-Schönau mußten die Volksküche und die Suppenanstalt geschlossen werden. Auch für die Schule» reicht der Kohlenvorrat nur noch wenige Tage aus. Seit Sonnabend sind keine Kohlensendungen mehr zur Abfertigung nach Deutschland gelangt. Sonst ge langten regelmäßig täglich im Durchschnitt 500—700 Lowris zur Einfuhr nach Deutschland. Es ist daher ein Uebergreifen der Kohlennot auf die großen Industrie- Unternehmungen des Königreiches und der Pro vinz Sachsen, deren Bedarf die einheimische Kohlen» förderung schon seit Jahren nicht mehr decken kann, in unmittelbare Nähe gerückt. Sächsische Industrielle kamen nach Aussig und boten vergeblich 130 Gulden für den Waggon Braunkohle. Oesterreichische Fabrik besitzer wendeten sich an ungarische Kohlenwerke; mehrere Prager bestellten englische Kohlen, die aber nur für 2^/z oder 3 Gulden pro Zentner bis Prag geliefert werden können. Das österreichische Ministerium hat beschlossen, olle ihm zu Gebote stehenden Mittel aufzubieten, um den Kohlenarbeiterstreik so rasch wie möglich beizulegen. Ueberall sollen in den nächsten Tagen Einigungsämter in Thätigkeit treten, wovon aber wenig zu erwarten sein dürfte, da die Gewerkschaften verlangen, daß die Arbeiter vorher die Arbeit wieder aufnehmen sollen, da man mit Streckern nicht verhandeln könne. Die böh mische Statthalterei schlug ein Kohlenausfuhrverbot vor, worauf aber die Regierung nicht eingeheu will, da viele Fabriken und Werke Mährens preußisch-schlesische Kohlen beziehen, und alsdann auch dort ein Ausfuhrverbot zu erwarten wäre. Deutsches Reich. Zu Ehren des Prinzen Heinrich wird am ersten Sonntag nach seiner Rückkehr von der Kieler Bürger schaft ein Festzug veranstaltet werden. Nach einer vor läufigen Aufstellung des Festausschusses beteiligen sich daran 12000 bis 15000 Personen. Die von der Kaiserin im Jahre 1899 verliehenen goldenen Dienstbotenkreuze nebst Diplomen, die bekanntlich weibliche Dienstboten ffir vierzigjährige Dienst zeit in derselben Familie erhallen, verteilen sich auf die nachbezeichneten Landesteile, wie folgt: Ost-Preußen 31, West-Preußen 2, Brandenburg 6, darunter 6 Berlin, Pommern 4, Posen 8, Schlesien 23, Sachsen 19, Schleswig-Holstein 4, Hannover 8, Westfalen 11, Hessen-Nassau 14, Rheinprovinz 32, Elsaß-Lothringen 7. Im ganzen wurden demzufolge 186 goldene Kreuze verliehen. In diesem Jahre wird die regelmäßig nach je fünf Jahren wiederkehrende Volkszählung vorge nommen werden. Sie soll sehr umfänglich und nach verschiedenen bisher unberücksichtigt gebliebenen Gesichts punkten stattfinden. Jetzt regt Professor Georg v. Mayr in dem von ihm herausgegebenen „Allg. statistischen Archiv" die Frage an, ob es sich nicht im Interesse der Förderung dieser großen statistischen Erhebung empfehlen würde, die Entwürfe zu diesen statistischen Erhebungen vor ihrer endgiltigen Festsetzung durch den Bundesrat der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen, um auf diese Weise vielleicht manche annehmbaren Verbesserungsvor schläge zu erhalten. Auf der Tagesordnung des Reichstages standen am Montag die von der Regierung eingebrachten Gesetz entwürfe, betreffend Abänderung und Erweiterung der Unfallversicherung. Danach soll die Unfallfürsorge für Gefangene neu eingeführt und die für das Gewerbe, für Land- und Forstwirtschaft, für das Baugewerbe und für die Seeleute reformiert werden. Auf vielfache Klagen über langsame Beförderung im deutsch-englischen Telegraphenverkehr und über die Unzulänglichkeit der zur Verfügung stehenden Be triebsmittel läßt die Postverwaltung erklären: Diese Verzögerungen sind, wenigstens soweit der Verkehr mit London in Frage kommt, wirksam nur durch eine Ver mehrung der telegraphischen Verbindungen zwischen England und Deutschland zu beseitigen. Die Grenze zwischen Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat nördlich vom Tanganyfluß ist bekannt lich streitig. Wie nun berichtet wird, soll eine gemischte Kommission ernannt werden, die sich an Ort und Stelle begiebt und eine neue Grenze aufstellt, derart, daß weder Deutschland noch der Kongostaat eine Einbuße an Land erleiden. Das ist ein Weg, der die meiste Aussicht auf Erfolg hat. Ausland. Krieg in Südafrika. London, 25. Januar. (Privattelegr.) Ans New York wird gekabelt: Soeben schlagen der „New York Herald", die „World" und die „Sun" Kabeltelegramme an, welche ein furchtbare- Massaere der englischen Truppen am Tngela melden. London ist noch ohne Nachrichten. ES herrscht große Aufregung und Pessimismus Wege« des Ausbleibens von Nachrichten. GS ver lautet, die Regierung trete zurück, fall- die Niederlage sich bestätigt. General Joubert wies den erneuten Versuch der Generäle Warren und Hart, seinen rechten Flügel zu umgehen und den Spionkop wegzunehmen, zurück, und warf beide südwestlich zurück, sie vom Zentrum ab schneidend, nachdem er Clery erlaubt hatte, etwas vor zudringen. Bullers einzelne Korps sind dadurch ge trennt und sein ganzer OverotionSplan ist vereitelt. Bullers Angriffskrast scheint erschöpft. Die Kosten der Kriegsführung wachsen für Eng land diesmal in so ungewöhnlicher Weise an, daß man schon von allerhand neuen Steuern spricht, deren Be willigung durch das Parlament dem Kabinet freilich schwere Kämpfe aufnötigen wird. Schweiz. Das Kassationsgericht des Kantons Zürich hat als oberster Gerichtshof beschlossen, daß künftig alle Studentenmensuren an den hiesigen Hoch schulen strafrechtlich verfolgt werden sollen. Oesterreich. Die Schächte des westböhmischen Bergbou-AklienvereinS und der Pankraz-Zeche im Mieser Bezirke, mit einem MannschastSstande von 5200 Mann, haben die Arbeit eingestellt. In Rußland dürfen von nun an jüdische Soldaten wieder zu Unteroffizieren befördert werden. Das Recht, diesen Rang einzunehmen, wurde den Juden 1885 entzogen. GuglauV. Aus der bedingungslosen Freigabe des deutschen Segelschiffs „Marie" in Durban schließt man, daß die englische Regierung keine weitere Provokation Deutschlands wünscht, und daß die anmaßenden Zeitungs artikel über Bülows Rede jedes ernsten Hintergrundes entbehren. Man erblickt darin einen neuen Beweis für den vollkommenen Sieg der deutschen Diplomatie und ist peinlich erstaunt über den neuen Mißgriff der eng« lischen Behörden, den sie sofort desavouieren mußten. O-rtttch-s und Güchttsches. Naunhof, den 26. Januar 1900. Naunhof. Die Ausstellung des Geflügelzüchter vereins Naunhof rückt näher heran und die Vorbereitungen dazu sind in vollem Gange. Um dem Unternehmen einen Erfolg in jeder Hinsicht zu sichern, und um durch dasselbe ein wahrheitsgetreues Bild von dem Umfange