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AmWl T Urichteil ßrtsblatt für Wrchchin, MMtrhi», Ichmßliin, Atußa. Agrs-srf, KG, Mnmchin, JuGhm SnWütq. Süll«, Wi SleWi«, WOiNnt, Mpck, PiG«. SnfnWiii, Nuiiiiit, Arm, W,lW«. 3«lliiW »N Mtt einer illustrierten Sonntags - Vrilsgr. Nr. 2 Donnerstag, den 4. Januar 1900 11. Jahrgang Unter Garantie -er Stavtgemeinde. Rücklagen-Bestand 222600 Mark — Pfg. Sparverkehr im Jahr 1899: 5412 Einlagen im Betrage von 808805 Mark 87 Pfg. 3837 Rückzahlungen im Betrage von 664012 „ 01 „ Kaffenumsatz: 2495877 Mark 29 Pfg. Expevitionszeit im Januar: Montags, Dienstags und Donners tags Bor- nnd Nachmittags. Zinsfuß: 3l/z Prozent. Naunhof, am 3. Januar 1900. Die Sparkassenverw^ltung. Dieses Blatt erscheint in Raunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg-, vierteljährlich 1 Mari. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Das englische Volk und die Niederlagen der englischen Armee. Die Stimmung des englischen Publikums, so schreibt man der Frankf. Ztg., ist immer noch merkwürdig ge teilt. Aeußerlich bewahrt das Volk seine Ruhe und geht seinen Geschäften nach, und wer keine Zeitungen läse, könnte hier leben, ohne zu merken, daß die ganze aktive englische Armee in Südafrika geschlagen ist und festliegt Die äußere Ruhe erklärt sich nur zum Teil aus der bekannten Art des englischen Volkes. Weit mehr noch aber erklärt sich diese äußere Ruhe daraus, das; sich das englische Volk die Bedeutung der Nieder lagen oder auch nur die Thatsache, daß diese schweren Niederlagen stattgefunden haben, noch nicht hat klar machen können. Das englische Volk ist daran gewöhnt und hält es für selbstverständlich, daß seine Armee siegt. Alles, was englisch ist, ist vollkommen und unüber trefflich, und eine englische Armee muß notwendiger- mcise an Häuptern und Gliedern vollkommen und un überwindlich sein. So denkt von Kindheit auf Jeder mann im englischen Volke, und je mehr man in die breiteren Volksschichten kommt, umsomehr findet man diesen Glauben befestigt. Die Erfahrung eines ganzen Jahrhunderts hat diesen Glauben verstärkt: gegen was für Volksstämme auch die englischen Truppen gekämpft haben mögen, sie haben immer gesiegt und siegen müssen. Wie sollte es da möglich sein, daß ein Haufen verachteter Buren in Südafrcka der englischen Armee mit ihren Garden und Schotten und ihrer Artillerie einen ernsten Widerstand entgegensetzen könnte? So glaubt das Volk, und darum kommt ihm trotz aller unzweideutigen offiziellen Meldungen von ernsten Nieder lagen die Thatsache und die Bedeutung dieser Nieder lagen nicht zum Bewußtsein. Während im Auslande der Mann aus dem Volke, der nicht mit englischer Anschauungsweise und englischen Verurteilungeu aus gestattet ist, die Bedeutung dieser Niederlagen begreift, sagt sich in England der Mann aus dem Volke: „Das kann nickt wahr sein — Bullerund Methuen werden schon siegen." Man kann sich hier leicht davon überzeugen, daß nicht nur die breiteren Volksschichten so denken und empfinden; auch sehr ge bildete und sonst vorurteilsfreie Leute denken ebenw. Dieser Tage versuchte ich festzustellen, wie man sich auf Seiten der radikalen Partei zu den Niederlagen und ihren Folgen stellt, und da bekam ich an maß gebender Stelle zunächst die Antwort: „Die Buren werden doch sicher vollständig geschlagen werden! Der Fehler ist nur der, daß die Buren nicht in das offene Feld hinausgehen, sie bleiben immer in ihren „kopjes" (Hügeln), lvbald sie einmal aus den „kopjeS" heraus kommen, werden sie geschlagen. Ich erfuhr dann, daß man auf Seiten der radikalen Parier auf ein in Folge des Krieges zu erwartendes großes Fiasko der Finanz politik der Regierung rechnet, welches man sich zu Nutze machen wird, indem man die Wähler an die Gladstone'sche Finanzpolitik erinnert — aber an einen unglücklichen Ausgang des Krieges in Südafrika kann und will man auf Seiten der der radikalen Partei noch nicht glauben. Deutsches Reich. Angesichts der „KrerrzzcitungS". Mitteilung, daß nach Annahme der Flottenpläne der Regierung die drei jährige Dienstzeit wiedereingeführt werden solle, sind die nachstehenden Ausführungen von Interesse, die das „Militärwochenblalt" in eine mArtikel zur Jahres wende bringt: „Die Versuche mit jener verkürzten Aus- bildungsperiode sind hiernach zwar noch nicht endgiltig abgeschlossen, immerhin ist für längere Zeit die Frage zurückgestellt, ob insbesondere für die Infanterie die zwei jährige Dienstzeit erwünscht ist oder nicht, und dafür die andere um so wichtiger geworden, wie sich unsere Fußtruppcn mit den nun einmal gegebenen Verhältnissen einrichten werden, um nach wie vor auf der Höhe ihrer Aufgabe zu bleiben. „Schwierigkeiten sind dazu da, daß sie überwunden werden", ist ein altes Wort, das bei uns gottlob noch immer und so auch im vergangenen Jahre volle Geltung gehabt hat. Mit Teilnahme richten sich die Blicke nach außen, auf das kleine tapfere Volk im fernen Süden, das gerade jetzt den Kampf um seine Existenz gegen eine gewaltige Weltmacht führt und dessen Denken und Handeln dem soldatischen Empfinden — fernab von jeder Politik — immer sympatisch sein wird." — Daß gewisse Schwierigkeiten würden über wunden werden müssen, erklärte Reichskanzler Graf Caprivi selber bei Begründung der Vorlage. Wir sind der Ansicht, daß die von manchen Reaktionären ersehnte Rückkehr zur dreijährigen Dienstzeit überhaupt unmög lich ist. Gegenüber dem Berliner Lokalblatte stellt der offiziöse „Hamb.Korr." vier Punkte über den deutsch englischen Geheimvertrag fest. 1. Es ist ein Eventualvertrag, der nur unter bestimmten, genau be zeichneten Verhältnissen in Wirksamkeit tritt. Dieser Zeitpunkt wird weder von London noch von Berlin be stimmt, sondern er wird von den Zuständen in Por tugal diktiert werden. 2. Der Eventualverlrag bezieht sich ausschließlich auf die portugiesischen Besitzungen in Afrika. Die „Schlesische Zeitung" fügt einige Er gänzungen hinzu. Danach handelt das Abkommen in der That von den portugiesischen Kolonien in O^- wie in Westafrika. In Ostafrika soll England den südlichen Teil mit der Delagoabai erhalten, und Deutschland den Norden von Novuma nicht ganz bis zum Sambesis; die Mündung dieses Stromes würde ganz englisch werden. In Westafrika bekommt Deutschland die an Südafrika angrenzende Provinz Mossamedes, und Eng land nimmt den nördlichen Teil mit dem Südufer der Kongomündung. Falsch ist aber in der neuen Lon doner Nachricht, daß es sich um einen „Verkauf" portu giesischer Kolonien handele. Sie sollen an Deutschland und England verpachtet werden. Nack der Kolonial-Denkschrift lebten in Togo von Mitte 1898 bis Mitte 1899 107 Deutsche. Hiervon waren 47 Beamte, 33 Kaufleute und 27 Mis sionare. In Kamerun gab es 348 Deutsche, darunter 115 Beamte, in Südwestafrika 1557 Deutsche, davon 776 Beamte, auf Neu-Guinea 96 Deutsche, auf den Marschallinseln gar nur 50. Die Kolonien, von Ost- afrika abgesehen, weisen in Summa 2158 Deutsche auf wovon 947 Beamte sind. Also besteht nahezu die Hälfte der in Kolonien ansässigen Deutschen aus Be amten. Anläßlich der Jahrhundertwende sind vom Kaiser als König von Preußen eine große Anzahl StandeSerhöhungen verfügt worden. Er verlieh 1 Mal die Herzvgswürde (dem Oberpräsidenten von Schlesien, Fürsten v. Hatzfeld) 3 Mal den Fürstenrang (n. a. dem Grafen Philipp v. Eulenburg), 1 Malden Grafentitel und 29 Mal den erblichen Adel (u. a. dem Landrat Stubenrauch, dem Minister Thielen, dem Admiral Koester, dem Generalleutnant Spitz, dem Generalmajor Liebert). Bei der Jahrhundertfeier im Zeughause hat der Kaiser eine Ansprache an die Offiziere der Berliner Garnison gehalten. Nachdem er die Entwickelung der preußischen Armee geschildert, sagte er wörtlich: An Ihnen ist es nun, Meine Herren, auch im neuen Jahr hundert die alten Eigenschaften zu bewähren und zu bethätigen, durch welche unsere Vorfahren die Armee groß gemacht haben: Einfachheit und Anspruchslosigkeit im täglichen Leben, unbedingte Hingabe an den König lichen Dienst, volles Einsetzen aller Kräfte des Leibes und der Seele in rastloser Arbeit an der Ausbildung und Fortentwickelung unserer Truppen. Und wie mein Großvater für sein Lanvhkei, so Werve auch ich für meiste Marine unbeirrt in gleicher Weise das Werk der Reor ganisation fort- und durchführen, damit auch sie gleich berechtigt an der Seite meiner Streitkräfte zu Lande stehen möge und durch sie das Deutsche Reich auch im Ausland« in der Lage sei, den noch nicht erreichten Platz zu erringen. Mit beiden vereint hoffe Ich in der Lage zu sein, mit festem Vertrauen auf Gotte- Führung den Spruch Friedrich Wilhelms I. wahr zumachen: „Wenn man in der Welt etwas will decj- vieren, will es die Feder nicht machen wenn sie nicht von der force des Schwertes soutenieret wird." Ausland. Frankreich. Beim Neujahrsempfange hielt Prä sident Loubet eine Ansprache und sagte, daß aus der Ausstellung von 1900 sich für Jedermann der Gedanke ergeben werde, daß fortan Größe und Macht besonders durch den friedlichen Wetteifer der Arbeitenden sich werde erwerben lassen. Die Aufnahme, die die Einladung der französischen Republik gefunden habe, beweise zur Ge nüge, daß ihr Vorgehen den Wünschen und der Hoffnung Aller entsprochen habe. Amerika. Die Femier, die nach Amerika aus gewanderten revolutionären Irländer, die politisch orga nisiert sind, planen anscheinend einen Elnsaü in die britische Kolonie. Canada. Es sollen in den letzten Tagen und Wochen plötzlich große Gelddepots, die nachgewiesener maßen Eigentum des alten Geheimdundes Clan-na-Gael sind, flüssig gemacht worden sind; so ist eine Summe von 32000 Dollars (130000 Mark), die seit drei Jahren in einem großen Etablissement in Connecticut angelegt war, und eine sichere Rente von acht Prozent gab, per sofort gekündigt. Führer der Bewegung ist der alte General O'Beirne. Krieg in Südafrika. Während das London.r „War-Office" (Kriegs- Ministerium) seit einigen Tagen überhaupt keine Nach richten aus Afrika mehr veröffentlicht, kommt von an deren Seiten die Kunde, daß dort die ernstesten Nach richten eingelaufen seien. Wie der Pariser Temps aus London meldet, erhielt das Kriegsamt geheim gehaltene Informationen, welche die Situation des Kriegsschau platzes von vorgestern resümieren sollen. In Kapland befinden sich 50000 Afrikander in offenem Aufruhr. In de Aar sind die Generäle French und Gatacre arg bedrängt von den Oranjeboeren. 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