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» Wenn zwei sich liebe» * «7. Nachdruck verboten Seit Anbeginn des Krieges warew diese drei Männer unzertrennlich gewesen und hatten einander n)ch mehr als zuvor schätzen gelernt. Keiner von ihnen hatte bisher Urlaub genommen, so sehnsüchtig sie auch nach .Hause dachten. Sie wußten, daß jeder gesunde Mann gebraucht wurde, und wollten ihren Leuten mir gutem Beispiel vorangehen. Wußten sie doch auch, daß ein Urlaub nnr von kurzer Dauer sein konnte und daß der nochmalige Abschied nur noch schwerer sein mußte. Wie durch ein Wunder waren sie alle dr>i auch im heißesten Kampf unverletzt geblieben- Aber ihre Augen blickten w-e die all der Männer, die draußni Furchtbares erbbt batten, mit stillen ernsten Blik ken. — — Aber Anfang Mai kam dann ein Tag, der Fürst -.Egon und Gras Günter zugleich kampfunfähig ma- chen sollte. Tas Regiment des Obersten Torneck sollte um jeden Preis eine schwierige, feindliche Stellung rp. einer Brücke neluun Tiefe Brücke sollte und mußte in die Hände der Deutschen gelangen und die dahincer liegende SwUnng von ihnen besetzt werden Es war nne sehr schwere, aber auch ehrenvolle Aufgabe. Trotzdem sahen sie alle zuversichtlich auf ihren verehrten und geliebten Obersten, der ihnen . in einer zündenden Ansprache ihre Aufgabe klar mach te und mit seinen jünglinghaft blitzenden Augen, die seltsam unter dem fast weißen Haar hervorkeuchteten, in.s, Antlitz seh. Tann gcw er feinen 'Offizieren besondere Befehle und rief Fürst Egon und Graf Günter, den Verlobten sdiner Tochter, an seine Seite. Mit weithin schallender Stimme ries er: ^Vorwärts, Kameraden — mit Gott für König und Vaterland!" Und der heißeste Tag für das Regiment begann, ein Tag, der ein neues Ruhmesblatt für hie Geschichte des Regiments werden, aber auch viel blutige Opfer kosten sollte Unter Kanonendonner, unter dem Sausen und Zi - scheu der Granaten und dem mörderischen Feuer der Maschinengewehre ging das Regiment an die Arbeit, mit der unentwegten Kikhnheit, die, mit Ruhe ma» UeberUgung gepaart, den Steg verheißt. Rach tapfercOGegenwehr des Feindes wurde endlich die Drucke genommen. Fürst Egon stürmte an der Svitze seiner Leute als Erster hinüber hinter dem fliehenden Feinde her. Aber als er etwa die Hälfte der Brücke hüktcr sich hatte, stürzte er, von einem Granatsplitter, der an einem Brückenpfeiler abprallte, getroffen, zu Brdm. Trat "Günter, der mit seinen Leuten dicht hinter ihm hielt, eilte vorwärts, an seine Seite. Das Ant litz des Fürsten war bleich und schmerzverzogen. „Laß mich, Günter — vorwärts, daß die Brücke uns geyvrtw So feuerte er trotzdem den Freund noch an „Das ist Die geschehen, Egon?" fragte "linier, besorgt sn sein b.lasses Antlitz sehend. „Mein Vein - ich weiß nicht — es trägt mich nicht mehr, halte Dich nicht auf", stieß der Fürst per - vor und ast' ohnmächtig zurück. Graf Günter rief einigen Leuten zu, den Fürsten zur Ambulanz zurückzutragen. Daun stürmte er wei ter. Er hatte-nicht viel Zeit, sich mehr um den Freund zu kümmern- Die. Brück.- wurde genommen und nun ging es mit Hurra in die hinter der Brücke liegende feiudliche Ltkllnng hinein Oberst von Torneck leitete seine Leute so geschickt, daß derStunu verhältnismäßig wenig Opfer kostete. Er feuerte ,ie an und riß sie mit sich fort zu unerhör ten Heldentaten. llm jeden Fußbreit Boden mußte ein erbitterter Nahkampf gerungen werden. Graf Günter hielt sich in nächster Nähe seines Schwiegervaters. Ter 'Kampf tobte um die beiden Männer, die kühn nnd unerschrocken vorwärts dran gen. Schon war der Sieg sicher. Ter Feind floh in wir rer Hast und ließ reiche Beute zurück. 9kur hie und da leisteten besonders mutige, zähe Gegner noch er- Silkeeten Widerstand. Graf Günter setzte sich eben mit seinen Leuten iu einer schwer errungenen 'Stellung fest, als eine Hand- granate dicht vor ihm niederfiel. Blitzschnell beugte er sich nieder, hob ne aus *und warf sie zurück ehe sie explodierte. Kaum hatte er das getan, bi rra/ihn eilt Geschoß. Ein Querschläger schlug ihm über die Stirn den Helm durch, und verursachte ihm eckien Streifschuß. Tas rinnende Blut hinderte ibn um -scheu. Er taumelte vorwärts uno diesen Augenblick benutzte ein Franzmann uno hieb ihm mit oenk Ba jonett über den Kops. Es glitt ab und fuhr Mn'hal ber Wucht in die Schulter. Einige Franzosen orangen nun ans ihn ein.. Ter hohe, stattliche Offizier, d"er ko tapfer gegen sie gekämpft hatte, sollte dran glauben, ehe auch sie sich zur Flucht wandten. Aber zum Glück halte Oberst Torneck die Bedrängnis Günters bemerkt. Wie iwr 'Sturmwind kam er mit einigen Leuten herbei, fuhr nuter die Franzosen und hieb Günter heraus.^ Kaum war dieser befreit, da brach auch er, ohnmäch tig vom Blutverlust zusammen. Ter Oberst ließ ihn nach der AmbukaM schaffen. Ter Sieg war erkämpft, die Brücke und die reMd- lichen Stellungen waren in den Händen der Deut schen — nach bangem heißen Kampf. Aber es hatte schwere Opfer gekostet. , Oberst von Dvrneck war auch diesmal wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Erst am Abend, als die Mannschaften schon dec schwer verdwuteu Ruhe pflegten, tonnte er nach sei nem Schwiegersohn und Fürst Egon sehen. Ls war ihm s.bmerzlich, daß diese beiden tüchtig sten Offiziere v-rwundet waren — nnd zwar schwer verwundet, wie r nun erfuhr. Die Ficunde hatte mau im Feldlazarett nebenem- ander g.bettet. Fürst Egou hatte am linken Ober- sckKnkel eine schwere Wunde und Graf Günter außer dem Streifschuß au der Stirn, eine tiefe Wunde 'n der Schulter. Sein linker Arm war vadurch vöMg bewegungslos. ^Sie waren beide bereits verbunden und hatten auch das Bewußtsein wieder erlangt. Oberst von Torneck blieb bei ihnen, bis 'ie mir einem Luzno tiautomabil weiter zurück transportiert wurden, was noch au demselben Abend geschah. Er Ec konnte wenigstens die Beruhigung mit sich nhhmen, daß füb beide Offiziere keine direkte Lebensgefahr vorhanden war. . ' Nrwerwundet, frisch nnd tatendurstig bliest Oberst von Torneck auf dem Kriegsschauplatz zurück. Es war, als sei er gegen alle Gefahr gefeit, als könne ihm keine Waffe etwas anhaben. Nach jeder Anstrengung schienen sich sein? räste zu verjünge». Er war eine jener beneidenswcrtc'l Nalmen, die sich im Kampfe stählen und di? zÜH und unverwüstlich scheinen. Nach wenigen Stunden "Schlaf erwachte er auch nach diesem .Kampf frisch und neu gestärkt. (Fortsetzung folgte > ,