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Kigeu Minuten zu nehmen. Sämtliche Beamte wur- dei« unter Mißkvmdlliugeu mit Kolben und Fäustcu aus Kem Gebäude herausgeschleppt und '.u vcrsi.ic- dcne nahegelegene Höfe gebracht. ,uin dort erschossen weedin. Dabei leisteten sich die Spartakisten einen unmenschlichen „Scherz". Sie ließen einige von den Wolizeisekretären'zuerst frei. ?lls aber die Armen w-g- bulemfen begannen, wurde unter Lachen hinter ihney hergtschessen- Die meisten von ihnen sind getötet worden, ebenso sämtliche uniformierte Polizeb,amte und znm Deil auch.ihre Angehörigen, darunter Frauen und Kinder die im Gebäude des Polizeipräsidium wohutc». Es wird heute vonnittag der Versuch ge macht, mit den Truppen um Lichtenberg, mit denen man wcher telephonisch noch durch Radfahrer sich in Nrrbindung setzen kann, Fühlung zu b kommen. Ncderoll ivurde in.Lichtenberg geplündert. Ber'li n. 10. März. Ein ganz trostloses Bild bie tet der Osten der Stadt, die Große Frankfurter und die umliegenden Straßen, in denen die Kämpfe am heftigsten getobt haben. Tie Verwüstungen welche hier angerichtet wurden, sind gewaltig, besonders m der Blumen- und Palisadenstraße, wo mehrere Häuser infolge der Artillerie und Minenwerfer ganz einge stürzt sind. Tort sind die Regierungstruppen, uuwr- stü.ht» vlm Es.mitätsmannschaftcn und dem Rot.» Kreuz, mO den Bergungsarbeiten beschäftigt. Ans den Trümmern werden immer noch Verwundete und To te gelu-roe». In den Häusern der Rachbarschaft sind fast alle Fenster zertrümmert. Neue Kämpfe Vertin, 10. März. Im Osten Berlins ist seit heilte morgen 10 Uhr eine regelrechte Schlacht im Gange unter reichlicher Verwendung von schwerer Ar tillerie Tie Brennpunkte sind der Falhmplatz.. Lich tenberg und der Schlesische Bahnhof. Man Hoist, dis heute abend den Hanptwidcrstand der Spartrki- sicn zu brechen. B e r li » . 10. März. Ilm 6 Uhr abends wird mitge teilt: Von den Regierung-Struppen ist Neukölln bis zur Ringbahn besetzt. Nach Norden verläuft die er reichte L-nie über den Schlesischen Bahnhof, den Fried richshain, Güterbahnhof Nord, die Nordgrenze von Moabit. Die Durchführung der Entwaffnung m;stu tzute Fortschritte. Ein ^AMmff auf Lichtenberg ist beabsichtigt, der Zeitpunkt dafür kann aber noch nicht kugegeben werden. .Dir Bolksmarmedivisio» ist aufgelöst. Jeder frühe re Angehörige der Bolksmarinedivision, der noch mit der Waffe in der Hand betroffen wird, wird nach Ariegsrecht behandelt. Verschärfte Streiklage in Oberschlesien nnd im Nuhrrevier. Beuthen, 10. März. Die Streiklage in Obcr- fchlesien ist dieselbe wie am Sonnabend. Es sind im ganzen 25 Schachtanlagen im Ausstand. — Spartaki sten (-'stürmten heute früh die Wache auf dar Arenz straße.' wobei dem Posten das Gewehr entrissey wur de. Ein Soldat wurde durch Kopfschuß sofort getö tet und ein Unteroffizier durch Bauchschuß schwer ver letzt. Das Militär konnte sich nur durch Handgrano- etn des Angriffes erwehren. Berlin, 10. März. Im Ruhrrevier steht man, Ivi? der „D. T. Z." aus Mülheim gemeldet wird, Dor einem neuen Generalstreik. Als neuer Unlaß dient die Verhaftung der Spariakisteniührer. deren unver zügliche Freilassung gefordert wird. In einem Ulti matum, das telegraphisch der Regierung nach Berlin rmd Weimar übermittelt wurde, erklären di? Berg leute: Wen» bis Montag nachmittag 8 Uhr die Ver hafteten nicht freigegeben werden, wird die r^vZutio- »äre Arbeiterschaft von neuem in den Generalstreik eintrewn. Außerdem wird die rücksichtsloseste Sa botage angedroht. Ferner wird die Absetzung des OberbiEgermeisters sowie das Verbot der.Bildung von Freiwi-stqenkorvs gefordert. Reichsminister Gothein erklärte einer An ahl von Pressevertretern gegenüber. Tie Regierung »cr^c durch die sinnlose Sabotage auf Zecheneinrichtungen und durch das verbrecherische Vorgehen der Strei kenden gegen die Zechenbeamten direkt daru gezwun gen, der Gewalt mit allen ihr ^ur Verfügung stehen den M'tteln cntgcgenzutreten. Ang sichtS der nm im Osten und Westen gleichzeitig einsetzenden Streikwelle werde sich der Verband hoffentlich der lieberwuguug nicht verschließen, daß dieser ungeheuren Hunger- Psychose nur durch Lebensmittclliefcrungeu bei',»kom men sei. Der Leipziger Streik beendet! Leipzig. 10. März. Der Generalstreik ist heute für beendet erklärt und beschlossen worden, am Diens tag ft üh in sämtlichen Betrieben wieder mit oer Arbeit zu brg'uncn. Bereits heute vormittag wurde von den Eisenbahnern die Arbeit ausgenommen, sodaß der Zugverkehr von und nach! Leipzig wieder im Gauge ist, trennt gleichzeitig auch der Postverkehr nach aus wärts wirderhergsstellt ist. Der A.- und S.-Rat hat au die Arbeiter die Auf forderung gerichtet, jetzt nach Beendigung des Gene ralstreiks. wo die t^fahr eines Truppeneinmarsches behoben sei Waffen und Munition sofort wieder ab- .zugebeu. Ferner ivurde die Bestimmung, daß jeder Straßenverkehr von abends 9 bis morgens 0 Uhr verboten ist. aufgehoben. Deutsches Reich. BSZ. Dresden. (Tic Sozialisierung des sächsi - sch-m Bergbaues.) Der Entwurf zur Soz-aliiierui.g des Bergbaues des gesamten deutschen Reiches ist der sächsischen Regierung erst etwa zur selben Zeit ^u- gegang.m, wo in Weimar bereits die Aussprache über ihn erfolgte. Die Gliedstaaten des Deutschen Reiches sind somit nach ihren Wünschen garnicht gc- siagr werden. Hinterher läßt sich natürlich nichts mehr durchsetzen. Gegen den Weimarer Beschluß einen lAuwand seitens der sächsischen Regierung zu er heben, wäre, wie wir von zuständiger Seite hörm^ politisch unklug. Die Ereignisse drängen sich jetzt so, daß mit den vielen bundesstaatlichen Organen gar nicht gearbeitet werden kann. Aber anderseits ist cs sehr bedauerlich, daß die Regierung in Berlin sic!) veu den Ereignissen so drängen läßt. Sie sollte mehr ruhig Blut behalten. Bei der sächsischen Regie rung besteht bisher noch keine Klarheit, wie die gan ze Angelegenheit gemeint ist. Sie muß deshalb ab- w-arwn und mit den Reichsinstanzen erst Fühlung nehmen ^.Der Gesetzentwurf zur Sozialisierung d.'Z sächsischen Bergbaues wird, wie Minister Dr .Grad- naucr in der Eröffnungssitzung der Sächsischen Volks kamme'' mitteilte, zur 'Zeit im Finanzministerium auSgearbeitct. Wenn der Entwurf fertig ist, muß er erst dw verschiedenen Ministerien passiere» und ge nau geprüft werden, da es sich um eine Angelegenheit handelt, die im gleichen Umfange bisher kein Staat versucht hat. In welcher Zeit der Entwurf der Volks- kamnwr vorgelegt werden kann, und ob das über haupt geschehen kann, hängt von den Verhandlun gen» mit dem Reiche ab. B.S. Z. Dresden. fZu der Frage eines Ueber- gangsgesetzes für das Schulwesen, insbesondere sür das Volksschulwesen,) das ein Antrag Arzt (Soz.) und Gen. von der sächsischen Regierung fordert, erfahren wir von zuständiger Seite: Im Versas- sungsausschuß der Nationalversammlung in Weimar finden jetzt Beratungen statt, in denen der Aus schuß auch zu den Kirchen- und Schulfragen Stellung nehmen muß. Dort sind auch schon ver schiedene Anträge, z. V von Heinze, gestellt wor den. Was in dieser Hinsicht die Nationalversamm lung beschließt, wird natürlich für die endgültige Regelung des Schulwesens in Sachsen maßgebend sein Mit Rücksicht darauf, ist sicher auch der Antrag Antrag Arzt und Gen. eingereicht, ein Uebergangsgesetz zu schaffen, weil die Ungewißheit über den Entwurf der Reichsregierung über Schul fragen die Rücksichtnahme ersordert, eine abwar tende Stellung einzunehmen. Ob nun der Weg der Verordnung weiter gewählt wird, oder ob ein. Uebergangsgesetz geschaffen wird, das wird von dem Inhalt der Begründung des Antrages Arzt, die in dec Volkskammer gegeben wird, abhängig sein. Berlin. :Eine Note Fochs a» die deutsche Was- seustiklslandskommissivu.) Marschall Foch hat am 10. März oer deutsche» Waffe» stillstaudskommisiion in Spa folgende Note übergeben lassen: Tie alliier« ten Rcgicrungen haben beschlossen, daß ihre Vertreter in beschränkter Anzahl unter dem Vorsitze des Admi ral Wcmvß in Brüste^ am Donnerstag, den 19- März mit den Vertreter» der deutsche» Regierung ^usam- mentrcsfcn. um ihnen ihre Entscheidung über ui- deut sche Handelsflotte und die Lebensmittelversorgung: Deutschlands zu übermitteln, und um die damit zu- Mwmcnhängcude» Fiuanzfragen zu regeln. Di; Stun de der Zusammenkunft wird später festgesetzt werden-. Es wird gebeten, die deutsche Abordnung eiligst zu beuachrjchiiaew Die deutsche Abordnung reist Diens tag ab-nk über Spa nach Brüssel. — (Tie Entwaffnung Deutschlands.) Tie Bedingiin- gen, welche am Freitag behandelt wurden, faßt Reu ter wie folgt zusammeu: Deutschlauds Heer wird auf 200000 Mann herabgesetzt, die durch das Los ge wählt werde» und ei» Jaar laug diene» müfien. Kei-- »c Aushebung darf die Zahl von 180 000 überschrei te». Offiziere müsse» 2o Jahre, Unteroffiziere 1L Jahre diene». Die Meuge der Waffe» uns Muni tion wirk auf die von dieser Streitmacht benötigce Menge herabgesetzt. Es werde» Garantie» für die vollständige Tucch>ühe»»g dieses .Planes geschaffen Die Bcdmguuge» für die Flotte enthalte» W.stim- »unigcu für eine e»tsprechc»de Herabsetzung dr r de»!iche» Flotte, die nur hinreichend fein wird, um. Polizei- und Verteidjgungszwccken zn genügen. Sie wird nicht mehr zu den Flotte» ersten oder zweiten Ranges gerechnet werden können. Sowohl die Hcercs- aks »'.ich die Flottenbcdingimgen werden in Kraft blei be», bis der Völkerbund anders beschließt. Tie Be- dingungcn für dje deutfchen Luftstreitkräfte setzen die Zahl ter Flugzeuge herab. Das Personal des Flug dienstes wird aus 1000 Man» bestehen. Es wird die Aufgabe haben, bis zmu 1. Oktober Minen zu sucheu- Danach wird der ganze Dienst aufgehoben. Obwohl die EmzistheiUm dieser Bedingungen »och näher be spreche» werden müssen, werden sie zweifellos in de« Hauptsache unverändert bleiben. — (Bahern kapituliert vor den Räten.) T-er Räte- longrcß in München hat in seiner Sitzung vor den Nürnberger Forderungen kapituliert uud hat diese angcnommeu. Diese Forderungen laut,» dahin 1. der Rätclaudtag sofort einberufcu werden soll; 2. Koß die Räteeinrichtuug in der Verfassung ve^on- kert wcrkc» soll; 9. daß eine rein so,statistische Re- giciuug gebildet werden muß. Man geht also trotz, der Verhandlungen mit der bürgerlichen Mehrherr daran, eine rein sozialistische Regierung am Ruder zu erhalte». Wie lauge das möglich fein wird, muß die. Zukuuft leben, da letzten Eudes gegen d,e Mehr heit nicht regiert werde» ka»u. — (Uucrhörte Einmischung des Verbandes iL Schleswigs Nach halbamtliche» Mitteilungen aus Po- - ris hat sich der Ausschuß für territoriale Angelegen- - Wenn zwei sick üebeL. »- ; Roman von Hedwig Court hs-Mahler. z Amerikanisches Coptzright bh UllMin Hi CorH i h Nachdruck verboten H Ehc er sich darauf Antwort geben konnte, .hatte sch aber die Komtesse wieder abgcwandL und nahm an j der Tafel Platz. Ihr Pater sah sie streng und Dor- wurwvoll an. Wie konntest Du Dich uur so gehen lassen? Diese Frage lag i» seinem Blick. Ihre Lippen zuckten. Und sich fassend sagte sie iriilos: „Ich bitte um Entschuldigung wegen der Störung, dS ich verursachte — aber der Gedanke an den Krieg erschreckte mich so sehr." Ma»-, half ihr von allen Seiten zart über die Si- tuitwn hinweg Fürst Ego» sah fest am nachdeuküch in ihr Gesicht, aber sie vermied es ängstlich, ihn wieder anzusehcn. Lenge blieb man heute nicht zusammen. Gleich r-ch Tisch brachen die Gäste auf. Fürst Egon und Günter mußten sogleich ihre Borbr-"nun;. n t'.cssen da sie in wenigen Tagen bei ihrem Regimen: zic sein hatten. Auch der Major hatte keiue Ruhe Mehr, Am liebste» wäre er sofort »ach Berlin abac reist Es zog ihn »ach dem Herzen Deutschlands. Aks mcn in die Wagen stieg, stand der Mond lz'nUW am Himmel. Und drüben aus dem Gutshof hatten sich die Leute versammelt. Ihre Erregung mc chke sich Lust. Sie sangen: ,.Deutschland, Deutschland über Alles." ES klang feierlich hinter den abfahreudcn Gästen her. Komteß Nora stand au dem offene» Fenster ihres Zimmers, in das sie sich sofort zurückgezogen hatte, und starrte in den roten Mond, während sie auf das Lied lauschte. Uud sic krampfte die Hände uni das FcE.erkreuz und barg ihr Gesicht in ihrem Arm 18. Kapitel. Major von Dorncck hatte sich noch gleich au die sem Abeud von feiner Tochter verabschiedet. Ehe mau ausbrach, war er eine Weile mit ihr aus die Veranda gegangen und hatte sie fest in seine Arme gmommcn „Sei mein tapferes Mädel, Lottemarie, unk laß den Kvp' nicht hängen. Gegen den Willen unfeces Herrgotts füllt kein Sperling vom Dach. Wenn er glich gesund hcimkehren lassen will, wird cs ge- d schehcu. Und hat er mir den Dod auf dem SÄlacht- i feld zugedacht, dann denke daran, daß Ach mir eine» § ehrlichen Svldatentod immer gewünscht habe. Nicht l wahr — ick kann Deinetwegen ruhig gehe», meine ! Lottemarie?" ! Sie hatte sich an den Vater geschmiegt. j „Ja, mein lieber Vater, um mich mache Dir keine ! Sorge " „Für eine» Notgroschen habe ich gesorgt, Lottema- ric. Tu findest meine letztwilligcu Verfügung'» in meinem Schreibtisch. Einige kleine Einnahmen wirst Dir auch noch haben aus dem Erlös meiner schrift stellerischen Arbeiten,, worüber mein Verleger mir Dir abrechnen wird, wenn ich fallen sollte. Auch da rüber findest Du Belege in meinem Schreibtisch Vorläufig bleibt Christine, denke ich, in unsere» Wohnung wohlgeborgeu." „Es ist gut, mein lieber Vater, Ich bin ja hei der Fürstin." „Vorläufig, ja. Aber wenn sie stirbt? Sie ist über siebzig Jahre alt." „Dann würde ich zuerst zu Christine gehen, alles ordnen uud meine Lage überdenken, und dann sehr«, wie es am besten weitergeht." Er küßte sie herzlich. „Ich sehe, Du. blickst mit klaren Augen in die Zukunst. Gott segne Dich, meine Tochter." „Er nehme Dich in seinen Schutz, mein lieber Vater. Auf Wiedersehen!" Der Major verabschiedete sich auch von der Fürst!«! und Fürst Ego«. Fürst Egon drückte ihm fest und warm die Hand. „Vielleicht auf Wiedersehen draußen! vor dem; Feind, Herr Major." „Es kann schon fein, Durchlaucht, daß wie ScikL au Seite fechten." Die Fürstin sah mit ihren funkelnden Außen: vc dem Major'aus. (Fortsetzung folgt.) ,5 i. 's