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Ter Bczirkssoldnleurat Gelsenkirchen hat in -er Nacht vom 1!>. zu«! 20. Februar fünf Haupt- rädelssührer der Svartakisten der haftet und der 13. Division «bgeliesert. Tie Aicherheit^wchrcu sind noch nicht ganz von Unabhängigen gereinigt Tie Zechen sind zum Teil überrumpelt. Zurzeit herrscht Ruhe. Um 10 Uhr Vormittag-Z sollten Bahnhof und Volizeigeb.inde von den Regierungstrupp.m gestürmt werden. Tie spartakistischen Mitgliederverzcichnissc sind mit Beschlag belegt Warden. .Das Nest ist gründ lich gesäubert. Auch in Eisenach rühren sich die Spartakisten wieder. Anscheinend haben sie dort das Postamt be setzt, da die telephowsche und telegraphische Verb n- dung vollkommen gesperrt ist. In Gotha tritt der „Tägl. Rundschau" zufolge als P.otest gegen den Generalstreik die Einstellung des gesamten Geschäfts verkehrs einschließlich der Lebensmittelgeschäfte Ban ken, Acrztc, Apotheken in Kraft, bis der Generalstreik eingestellt wird. ZW-Allem IS? KIMUM. Paris, 20. Februar. Der Urheber des Attenta tes. Cott!», ist >803 geboren und fr-m-ösi scher Na- Mnalität. Er erklärte, er sei ausgesprochener Anar chist und habe seit sechs Monaten daran gedacht, den Ministerpräsidenten zu toten, da er ihn als den größ ten Feind der Menschheit halte. Cottin kaufte einem demobilisierten Soldaten einen Browning ab und versuchte in seinen! Zimmer die Waffe. Da er beobach tet hctte, daß das .Hans Clem. lueau? bewacht war, entschloß er sich, in einer gewissen Entfernung davon das Attentat auszuführen. Sv gab er mehrere Schüs se an; das Auto ab. Er hatte die Empfindung, daß das letzte oder vorletzte Geschoß getroffen hätte. Ter neben dem Chauffeur sitzende Soldat war sofort vom Wagen gesprungen, hatte sich gegen den Täter "ge wandt und zwei oder drei Schüsse auf ihn abgegeben, ohne ihn jedoch zu treffen. Ein Vorübergehender hielt hierauf Cottin,fest, der von der Menge hernmaezerrt wurde, bis er der Polizei übergebe« werden konnte- M wnlMme MklMiMkWW. Bautzen, >0. Februar. Ter wendische Äationäl- ausschust in Bautzen erläßt heute w'geude Erklärung: Am 5. Februar 1919 ist die Frage der Lausitzer Wen den der Friedenskonferenz in Paris offiziell vorac egt worden, über die nur einzig und allein dort verhan delt und entschieden werden wird. Die Vertreter sämtlicher Großmächte lwbm sie überaus svmpath sch ausgenommen und ihre Gympath en unzweideutig zum Ausdruck gebracht. Die Aussichten sind außerordent lich günstig. Mir sind imstande, alle unseren Versi cherungen in bezug auf Selbständigkeit und Selbst verwaltung der Wendet, Ausnahmestellung der wen dischen Kriegsgefangenen, Befreiung von jedweder Kriegsentschädigung sowie baldige Einfuhr von Roh stoffen für die in der Wendei ansässigen Gewerbe- und Industriebetriebe voll aufrecht zu erb Alen. Gleich zeitig haben wir Schritte unternommen, die notwen digen Lebensmittel für die Arbeiter und Benin cn in Stadt und Land schnellstens einzusühcen- E.n ande rer Führer der Wendenbewegung. Lehrer Georg Mel zer in Panschwitz, veröffentlicht heute eine Erklärung, in der er u. a. sagt: „Ich hatte die i'tbsicht, noch mals eine Anregung zu einer unverbindlichen -Be sprechung mit der Staatsregiernng über die Wcnbcn- froge zu geben. Es kommt mir aber eben der Bc- schcid des sächsischen Kultusministeriums vom 20. Ja nuar zu Gesicht, aus dem ein vollkommen prinzi piell ablehnender Standpunkt der derzeitigen Regie- * Wenn zwei sich lieben. » Roman von Hedwig C o urthS-Mahl,r, Amerikanisches Copyright by Ullstein L C». ' -'6 Nachdruck Verbote» Nun wollten auch Graf und G äf-n Dal he in §ol- tcmaries Bild sehen. „Sie schein! eine Schönheit zu sein", sägte die G.ä- fiu k- „Fa — ich glaube, sic ist sehr schön", antwortete Orgf Günter. Die Gräfin lachte. „Sie glauben es nur, lieber Günter' Da sieht nm« — verliebte Leute laufen wie blind in der West herum. Nun ja — so muß cs auch Win. Für einen Bräutigam darf cs nur eine schöne Frau geben — die, welclw feinen Rainen tragen soll." Graf Günter lenkte das Gespräch hastig auf ein anderes Thema. Und bei alledem siel es niemand ans daß Kvmteß Nora unverwandt auf das Bild des bürsten Egon sah. Mit Augen, in denen es seltsam leuchtete. 10. Kapitel. In einer Art Selbsrbetänbnng such'« Graf Günter fein Heil in der Arbeit. Er verarnd sich förmlich hin- > ein. um. seinen Gedanken zu entgehen, um seine Schn» sucht zu betäuben Sv vergingen einig? Wecken. Dann drang die Kunde von dem Fürstenmord in Serajewv nach Raina«, und Gras Joachim Rainen zm- Graf Talheim verfielen anläßlich dieses Errig- nijses in eine hitzige politische Debatte und schimpf ten ans die unruhigen Balkanvölker, die immerfort rang in den wendischen Fragen Zu ersehen ist Aus diesem (B unde und da unsere Wendischen Angelegen - heilen seit dem 5. Februar von der Friedenskonferenz zur Verhandlung und Entscheidung angenommen wor den sind erscheint ein weiteres Pcrhandrln mit der sächsischen Staatsregiernng zwecklos." Die unerhörte Anmaßung der Wenden — um kei nen nuparlamcntarischen Ausdruck zu gebrauche« — übersteigt noch die unverschämte Begehrlichkeit der Polen. Solange der Obrigkeitsstaat bestand, haben iich die Wenden nicht gerührt: ihre parlamentarischen Vertreter haben als Mitglieder der konservativen Londtagsfraktion wohl ihre besonderen Wünsch' ae- äi'Kert, die auch im Rahme« der gebotenen Verhält nisse Berücksichtigung fanden, sie,haben es aber stets' vermieden, offene Opposition zu treiben. Im Gegen teil, ihre Lippen flossen immer vo« Lohalitätskuud- gebnugcn über. Jetzt zeigt sich's, daß das eitel Schein- Heiligkeit gewesen ist. Weit ihnen die Entente Befrei ung von jeder Krjegskostenentschädigung verspricht - das nämlich allein ist natürlich die Triebfeder ihrer angeblich aus „ideale" Motive gestützten Haridlnngs- weisc —, fallen sie jetzt Heizen in den Rücken, deren Kostgänger sie seit imdenklichen Zeiten gewesen find. Wenn ein kümmerlicher Völkersplitler von etwa 120- bis I M 000 Köpfen sich auf einmal als „Staat" auftun will, so kann für diesen maßlosen Anspruch eines über hitzten Größenwahnsinns nnr die Spekulation aus di' Unkcnutnis der tatsächlichen Verhältnisse bei den Entcntcregiernngen als Erklärung dienen. Wär wic- dcrho'en a len d esen l mdcs e rätcr s hcn Bestrc un- gcn gegenüber, immer wieder das eine: d c wendische Frage ist nnd bleibt eine rein innerdeutsche Frage. Sie gehört nicht vor das Form» der Friedenskonfe renz Die sächsische Regierung wird hossent ich Ver anlassung nahmen, der Reirhslcitnng in dieser Bc- ziclmng die erforderlichen Unterlagen zu un'crbrci- ten, damit daun von Weimar aus ein kräftiges „.Hän de weg von der sog. Wendcufrage!" gesprochen wer den kann Deutsches Reick. Verkitt. (Eine W'rknng der WafsenstiUstandsb-- ewonngenb Telegramme aus dem Osten teilen m't von wie verhängnisvoller Wirkung das Aufgebcn der Linie Birnbaum—Deutschen kür die Deutschen ist. Der Verband hat mit gutem .Vorbedacht die Räumung dies.' Orte gefordert, denn in Birnbaum liegen große nnstlärEchc Depots M't wertvollem Material nnd gro ße Lcbcnsmittelvorräte für Monate, die nun dem Geg ner ju die Hände fallen. Auch aus dem Westen kom- m u. Notrufe gegen die feindlichen Eroberungsibsich- ten an die Natlonalversamm'ung. Ein Flugblatt aus dem Saargebiet legt das Bekenntnis ab, daß das Saarhcklu kerndeutsch ist und beim .Deutschen Reich? bleiben will. — (Französischer Streit über die Kriegslasten) Tie Finanzfrage tritt in der französischen Preise jetzt mehr in den Vordergrund. Temps, Petit Pa- rinen, Petit Journal, Action Francaisc sowie die rechtssozialistischen Blätter verlangen volle Be zahlung aller Kriegslasten durch Deutschland. Hier gegen nimmt nnr „Journal du Peuple" Stellung. Es schreibt, es wäre ein sehr großer Irrtum, wenn man glauben wollte, Deutschland werde bezahlen. - (Unerhörte englische Barbarei.) Zwei Trans porte Zivilgefangencr von rund 11000 Personen trafen in einer der 'letzten Nächte ans England in Wesel ein. Sie waren zehn Tage von London un terwegs. Bei der Ankunft in Antwerpen waren fünf gestorben: davon blieben vier in .Antwerpen und KriegSlärm machten. Schließlich mußte sich ' auch Günter mit au dieser Debatte beteilige». Aber die Herren nahmen trotzdem die Angelegenheit nicht sehr wichtig. Sic spielten mehr mit dem Gedanken, als daß sie ihn ernst nahmen, nnd ahnten nicht, daß dieses Ereignis der erste Anstoß zu einer Katastrophe wer den solst, die einen Weltenbrand entfachte. Am »ächsten Tage kam Günter von einem Jiisp- z-elungsritt über die Felder zufällig au Schloß Troll witz vorüber. Er sah, daß auf der Fahrtstraße, die bergauf zu dm» Schlosse führte, Ehrenpforten errich tet wurden. Ta hielt er sein Pferd bei einer Gruppe von Arbeiter« a«. < „Weshalb werde« die Ehrenpforten anzgebanl, Leu te?" fragte er. » , Einer der Arbeiter nahm die Mütze ab. „Unsere Durchlaucht, die Frau Fürstin, nnd Sc. Durchlaucht, Fürst Ego«, kommen morgen an, Herr Gras," Günter dankte sür die Auskunft nnd r-tt iin Schritt weiter. Er saß wie gelähmt im Sattel. Nur iejii Herz hämmerte in kauten Schlägen. Die Fürstin und ihr Neffe kamen nach Trollwitz - das hieß für ihn, -aß er Lottemarie Wiedersehen würde. Diese Gewißheit überfiel ihn wie ein Rausch-! 'Er konnte es nicht hindern, daß es in seiner Seele jii- belte und jauchzte. Dottemarie — Lott erwarte! Er konnte nichts anderes denken. Jetzt begriff cr mit einem Male, wie namenlos er unter dcr Trennung von ihr gelitten hatte, und unter dar Furcht, daß Fürst Egon sei« Ziel erreichen und Lottemarie für sich 8-, Winnen könne. l . - , t-ner davon in Rotterdam* zurück. — «rußten ju Antwerpen 18 nicht transpchVähise Schwerkranke znrückbleiben. Bei der Ankunst in We fel mußten fünf Personen ins Krankenhaus und acht in ärztliche Behandlnng gegeben werden. Mc Orts gruppe Wesel für Kricgsgefangenenfchutz richtete auS diesem Anlaß an die Nationalversammlung: in Weimar nachstehendes Telegramm: „Bet den hier eingetroffenen, in England intcrukiert getvesrne« Deutschen wurden außer 1K Schwcrkrankcn füns Tote überbracht. Di ser übel ans kraur 'se FM ist hervorge^nfen worden durch Entbehrungen «nH Mangel an irgendeiner Schlafgelegenheit bei dcr zehntägig.« Ilcberfahrt von England nach Rotterdam^ Die Ortsgruppe Wesel ersucht die Nation« versnnrm- l.-wg dringend, keinerlei Mittel nnd Weg? unv.rsucht zn lassen, der aller Menschlichkeit spottenden Behänd» lung unserer Gefangenen durch baldmögliche AückkcHü ein Ende zu machen." — (Des neue Bvlksheer.) Tic „Deutsche Nllgcmem ne .Zeitung" hat erfahren, daß das Reichswehrmint« st-wium einen Gesetzentwurf wegen Bildung eines stehende!: Heeres ansgearbcitct habe. Die Mehr-- HUESpartcien hätten sich dahin verständigt, dieses vorläufigen Gesetzentwurf, welcher »och der Zustim mung einiger Einzelstaaten bedürfe, als Jniimtiv- mArag eiuzubringen. Es bestehe die Absicht, eine Ver ständigung mit de« rechtsstehende« Parteien herbei- zn'ühren Ter Gesetzentwurf sehe eine .Stärke von 110- bis l 75 000 Maun vor. Njcbt eingerechnet seielä die Offiziere, Unteroffiziere und militärischen Beo ur teil. — (Dfc Leiche Rosa Luxemburgs gesunden?) Aw )der Möckernbrücke, unweit des Anhalter Güterbohn- hofeS in Berlin, wurde aus dem Laudwehrkanal ein? weibliche 'Leiche geborgen, die mit dcr Leiche Rsse Lnrcmbnrgs identisch sein könnte. Es ist ein voll kommen nnb.k eidetee Freuenorpr, dcr m ndcstens drei Wochen im Wasser gelegen haben mnß, Tie Schädeldecke ist vollkommen zertrümmert. Die Art der Verletzung läßt den Schluß zu, daß diese von dem Schlag mit einem Gewehrkolben herrührt. Im Rül» ken wies die Leiche zwei schwere Stichvcrlctzungcn auw Der L<ib zeigt eine weitklaffendc Munde. Nach der Stalnr der Leiche und der eigentümlichen Nasen- bildnug schließt inan, daß die Tote mit Rosa Luxem burg identisch ist. Gegen diese Annahme spricht a! - lerdingS der Umstand, daß die Leiche bis aus Reste von Glacrh.iudschuh.m au den Händen vollständig un- b'klcZe! war Andererseits glauben wieder Pcrfnncw, die Rosa Luxemburg kannte«, trotz der starken BeNvc« hing, in der sich die Leiche befindet, sie ganz bestimmt zu erkennen. — (Rasst sich die dcmlsche Regierung ans?) Tie „Neue Freie Presse" erfährt aus Weimar: Die deutsche Regierung mied bei den Friedensverhandlungcw evtl, schon bei den Verhandlungen über den Präli minarfrieden. mit der Berufung auf die 14 Punke in schroffen! Gegensätze stehen. Es verlautet, daß tue Franzosen das Saargebiet nicht als Kompensation für den Anschluß Deulschösterreichs verlangen, so«, der« dessen Besitznahme an Stelle der nngchcurcu Enr« jchädigungsforderniigen fordern. — Nach den bis herigen Erfahrnngcn können wir nicht .mehr daran glauben, daß die Taten der Regierung m.4 jhreH Morten übereinstimmcn. — (Keine Auflösung des Grenzschutzes.) In § « r I Versammluug der sämtlichen Verrrauenshute - Ai gesamten Grenzschutzes Westposen tvuroe eine Cut«! schlicßung angenommen, die auch au die Regie» I rnng in Weimar gesandt wurde. Zn dieser Eutsch! r«I Sie kommt nach Trollwitz, Du wirst sie wieder» I scheu, wirst in ihren Augen lesen, daß sie dich liebt I und wicht vergessen hüte- So dachte er. lieber diesen Gedanken, der ihn mit einer jähen, I heiße« Freude überfiel, vergaß cr alles andrrc. JH«I war in dieser Stuude, als seien nur zwei Meuschau I auf der Welt — er uud Lottemarie Alles andere lose I w .s nl s.' s' Ties und schwer ging sein Atem, während er re-UÄ i ans seinem Pferde saß und vor sich hinstarrte, dir I ibm dir Ange« brannten. Da schloß er sie und» I preßte die Hand anfs Herz. I „Du! Du" I So raug es sich in wilder, heißer Sehnsucht üb e Z seine Lippen. ' I Erst als sein Pferd leicht vor einein Reh scheu! c, I das aus de«! Unterholz brach und seinen Werl kreuzte, schrak er zusammen nnd kam zur BesimmMl Nan erst fragte er sich, warum ihm Egon nicht Nach«I richi, von seinem Kommen gesandt hatte. Egon Werl freilich kein Freund vom Brieischreiben. Lieber tc er eine Tagereise, als daß cr cincn Brief geschri»«! b?n hätte, nnd zu anderen Zeiten wäre Günter dieAl Versäumnis nicht ausgefallen. Wer jetzt, iu de»! aufgescheuchten Unruhe seiner Seele, suchte cr allc^I lei Deutungen für dieses Schweige«. Mc, wenn Ego« Lottemarics Jaivort erhalten hatte und 0«! als dessen Braut heimkehrte?" I« Heitzer, unsinniger Angst schob er diese» danken weit von sich. . I Neiu, das konnte, durfte nicht sein, wenn er nwOl wahnsinnig werden sollte vor Schmerz und Eifer«! sucht. Nein — das würde ihm der Freund «rB!