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raffen wollte und als ob sie langsam BoiK-u gewinnen Sie erläßt ANseufe an die Soldaten, sich zu freiwilli ger Scimtzbereitschast im Osten zu melden, und an die A- nud S. Räte Teurrchlcmds, die Regierung bei ihren schweren Kümpfen nm die Freiheit zu stü tzen, das Treiben verbrecherischer Banden zu bin dern. Sie sagt selbst, Proteste allein nütwn nichts. Hoffentlich zieht die Regierung die Lehren ans den letzten Vorgängen und greift endlich mit fester Hand zu. Sc kann es in Deutschland nicht mehr weiter gehen. Wir verzeichnen folgende Telegramme, die die Lage etwas beleuchten: Berlin, 7. Januar. Der Volksbeaustragte Noske wurde zum Oberkommandierenden der Regierungs- truppen ermannt. Die Regierung hat es abgelehnt, mit den Spartaknslenten zu verhandeln. In der Wil- helmsiraße neben sich die beiden Parteien kampfbe reit gegenüber, es dürfte zu blutigen Zusammenstößen kommen. 7 Berlin, 7. Januar. Gegen 2 Uhr nachmittags ivaren die Wilhelmstraße und die benachbarten Stra- ßenzüge von Demonstranten für die Regierung Evert- Scheidemaun dicht gefüllt. Als durch die Mauer - straffe ein grober Zug von.Anhängern des Sparta kusbundes anrückte, wurde der Wilhelmplatz und der Platz vor dem Hotel Kaiserhof geräumt und militä risch abgesperrt. Ballone nud Fenster deS Hotel Kai serhof und der gegenüberliegenden Häuser sind von Soldaten mit Gewehren und Maschinengewehren dicht besetzt. Kurz nach 2 Uhr rückte Artillerie an. AurK darauf fielen Schüsse. Auch au anderen Stellen der Stad! kam es wiederholt zu Schiessereien. So fielen auch aus den Fenstern des W. T. B., das immer noch von den Spartakusleuteu besetzt ist, mehrfach Sal ven. Der Stwas:eubahuverkehr vollzieht sich wie ge wöhnlich, wenngleich auch vielfach Umleitungen not wendig geworden sind. Die Regierung hat in der Moutaanacht den revolutionären Obleuten der Ber liner Großbetriebe gegenüber folgende Erklärung äb- rzegeben: „Es ist uns eine Gcwisseussache, Gewalt lediglich zur Abwendung von Gewalt anzuwenden. Auf die sem Standpunkte bleiben wir stehen. Wir werden > von der Waffe keinen Gebrauch machen zu Angrif fen. Zu irgend einer Abmachung, können wir uns nur dann verstehen, wen» die nm Abend des 5. und istl Laufe des U Januar besetzten Gebäude freige- f gebe» sind. Tie Regierung hat dem nichts hinzuzu fügen. Die Erklärnug ist nur ein neuer entschie dener Ausdruck ihres Programms: Kamps gegen je de Rechtlosigkeit." Bern, 7. Januar. „Daily Mail" meldet indirekt aus Petersburg: Dem Sowjet wurde ein Funkspruch Liebknechts mitgeteilt, daß em baldiger Sieg des Bolschewismus in Deutschland in Aussicht stünde. Es wurde bekanntgegeben, daß auf deutschem Boden l-1 russische Sowjetvertreter zur Unterstützung der Be wegung in Deutschland weilen. Bor nencn Ereignissen. - Einstellung ves Pahnv^rkchrs. Berlin, 7. Januar. Im Laufe deS heutigen Nach mittags sind wichtige Ereignisse zu erwarten. Die Svartatusleuto haben die Eisenbahndirektion, besetzt. Augenblicklich schweben Verhandlungen zwischen der Regierung und den Vertretern der unabhängigen Sv- zialdcmokraten. Die Bahnhöfe werden von bewaff neten Svartaknslenteu belagert und man befürchtet beim Eintreffen von Militär sofort heftige Kämpfe. Der Eisenbahnverkehr in Berlin ist eingestellt. Tie Bahnhöfe der Stadtbahn sind geschlossen. Züge Ver kehren nicht mehr. - , < - f Die Eisenbnhndircttiou nach Hampf zuriilk erobert! Berlin, 7. Januar. Heute vormittag wurde das Gebäude der Eiseubahndirektiou und die Linienkom- mondontur am Schöneberger Ufer von Truppen der renblikauischen Soldatenwehr besetzt. Spartakusan hänger, die die Gebäude seit gestern nachmittag be- -setzl Gelten, wurden nach harw.m Kampf vertrieben. Sie hatten 7 Tote und eine Airzahl 'Verwundete: die Soldatenwelw 2 Tote. Umschwung bei »ry Matrosen'? Berlin, 7. Januar. Ein großer Umschwung zu gunsten der Regierung trat in den späten Abendstmi - d u des Montags in der bisherigen Hochburg der Spartakisten, im Marstall, ein. Die dort einqnartisr- ten Matrosen der Volksmariuedivision entsernteu die dort ebenfalls nntergebrächten Spartakisten nnd de ren Führer Liebknecht nnd Eichhorn sowie auch den Führer der revolntionüren Obleute Ledebour zum Teil mit Gewalt aus dem Marstallgebäude, setzten gleich zeitig ihre alten Führer ab und wählten n-ue. Diem erklärten dann im Auftrag der Volksmariuedivisi on daß diese voll nnd ganz auf Seiten der Regierung stände nnd daß sie gewillt sei, dis Regierung Ebert- Scheidemann zu unterstützen und sich an keinerlei Par- teipntschen der Spartakisten zu beteiligen. Berlin, 7. Januar. Wie das W. T.-B. «r>ährl, haben sich noch gestern abend die Soldatenräte aller Berliner Garnisonen ans die Seite der Regierung ge stellt. Auch von den Garnisonen in Brandenburg, Frankfurt a. O. und Küstrin find gleiche Kundgebun gen noch in der Nachl an die Regierung abgogaugen. Der Volkskommissar Noske hat im Auftrage der Re gierung noch gestern abend die Alarmbereitschaft au sämtliche Garnisonen Groß-Berlins auSgegeben. Der Hamps gegen die Pioniere. Berlin, 7. Januar. Gesteru kam es zu heiligen Kämpfen bei der an der Köpenicker Siraße gelegen?» Kaserne des Garde-Pionier Bataillons, das als be sonders regierungstreu gilt. Anlaß dazn soll der Umstand gewesen sein, daß gestern vormittag eine Anzahl Marinelandslieger, die zu den Sparla Esten übergegangen waren, von den Gardepionieren ver haftet worden find, auch follcn ihnen einige Autos und Muujtiou abgeuommeu worden fein. Tie Auf ständischen forderten Herausgabe nnd gingen an- griüsweiie vor, als dies abgelehnt wurde, Der erste Angriff erfolgte gegen b? 4 Uhr. Zunächst vernichten die Revolutionäre die Soldaten zn überreden, ihnen die Kaserne zu übergeben. Als dies abgewhnl wurde, beschossen sie die Fenster mit Maschinengewehren, wurden aber uuter Hinterlassung einiger Toter und zahlreicher Verwundeter znrückgcschlageu. Am Spät- abend gegen G 11 Uhr forderte ein Parlamentär im Namen der Revolutionäre erneut die Uebergabe der Kaserne, die dann mit zwei Feldgeschützen beschossen wurde, wobei die Gadevionirere einen Toten und 7 Verwundete hatten. Es kam zu Verhandlungen, wo raus die Besatzung die Wasfen niederlegte. Sie ver blieb in der Kaserne, doch wurde die Wache nm Spartakisten besetzt. Bei dem letzten Angriff hakten die Aufständischen mehrere Tote und 20 bis KO Ver wundete. Gleichzeitig gelang es den Aufständischen, sich des nur schwach besetzten, in nächster Nähe gelege nen Proviantdepots zu bemächtigen, Ivas iür sie sehr wichtig ist. In. der Nackt wurden beide Gebäude in Verteidigungszustand gebracht und die dorr be findlichen Truppen als gefangen interniert. Bei diesen Kämpfen sind nach der „Freiheit" außer vielen Verwundeten auch lö Tote zn beklagen. Fer ner wird mitgeteilt, daß auch vom Kriegsministe- rium aus geschossen worden sein soll, wodurch 8 Per sonen getötet und lO schwer verwundet wurden. Spartakus i» der Neichsdruckerei. Berlin/ 7: Januar. Die Terrorakte der Sv.rr- takusleutc haben, Este mitgeteilt wird, dazu geführt, daß der Verband bereits die Vertreter der deutschen WaffenstillstandskommW in Svaa hat befrage» las se »„welche Rückwirkung hie Ereignisse in Berlin auf die finanzielle Leistungsfähigkeit Deulschlands haben würben. Dazn mag bemerkt werden, daß. die Mel dung einer Berliner Zeitung von der Besetzung "der Reichsdruckerei zwar zutrjsst, daß aber die Revolu tionäre nicht in der Lage sein werden, echte Bank noten z» drucken, da das dazu nölige Papier in Si cherheit gebracht werden konnte. Lei , IMMUriWi im «nrerM erfolgt Berlin, 7. Januar. Die Zustände in Berlin 7dn- nen selbstverständlich nicht ohne Rückwirkung ans dis Verhandlungen in Spaa bleiben. Wie die Telegra- phen Uujou zuverlässig erfährt, hat General Nudaht, dcr Vorsitzende der Waffenstillstandskommission er klärt, daß an eine Verlängerung des W/rfsenffill- ftaudes über den 17. Januar hinaus rnrht gedacht Mer- den könne, falls in Berlin eine Regierung Ledebour«. Liebknecht ans Ruder käme. NWes M. Dir deutschen Hricftsgefnngenttt vor der Heimkehr. Wie die Würktembergische Pressekorrespondenz borg zuständiger Sielte erfährt, ist zu erwarten, daß di» in der Gewalt der Entente befindlichen deutsche» Kriegsgefangenen nun doch in absehbarer.Zeit früge- gebeu werde». Es handelt sich um eAba 860MC Manu, von denen die eine Hälfte ans dem Landwege, die. andere aus Lem Wasserwege in die Heimat zurück- gclaugcu jvil, nud zwar wird damit, gerechnet, daH die Rückbeförderung schon im kommenden Monat be ginnt. Tie Schnelligkeit des Verlaufs der Heimkehr? wird sehr wesentlich von den vorhandenen Trans portmöglichkeile» abhänge». An de» Grenzüber» gangsstativneu (Häm», werden die Zurückkehrende» von deutschen Abnahmekommissionen übernommen und möglichst rasch den an verschiedene» Punkten Dentsctztands zu errichtenden Durchgangslagern zu- gelcitet. Dort verbleiben die Leute zwecks ihrer, gründlichen gesundheitlichen Untersuchung und Enl seuchuug etwa zehn Tage und gelangen von da M ihren Stammtruppeuteileu, von denen aus die Ent lassung erfolgt. — (Deutschland leidet keine Noto Amtlich wirbt ans Paris gemeldet: Die Alliierten beschlossen, eAre« Rat zu ernennen, der aus zwei Vertreter« eines jede» Landes bestehen würde, nm die BerproviantieruuM und Hilfeleistung in den neutralen, befreiten uns seindlüben Gebieten zu leiten. Die Vereinigten Star ten übernehmen die Führung bei der OrgauisaLi»» des Plaues, und Hoover wird als Gesternldirstklov tätig sein. Hoover erklärte, die Alliierten erwar ten, daß Deutschland den Schiffsraum liefern wird?» der nötig ist, nm Nahrungsmittel nach den befreite» Gebieten zn bringen, als Gegenleistung kür die Ge nehmigung, selbst Nahrungsmittel zu erhalten. Deutschland müsse auch Schiffe schassen für die Zit rückführung der amerikanischen Truppen. Hoover füg te hinzu: Deutschland habe gewiß genügende Lebens mittel. um noch einige Zeit durchzuhalten, mit Aus nahme allein von Fetten. Aus Nab «nd Fern. Lichtenstein, 8. Januar ISkgt. * Weitere Huqeünschräntnngcn nnd Aen« Serungen. Durch die Abgabe weiterest Lokomoti ven an. die seiudlichen Mächte wird es nötig, vow Dienstag, den.7. Januar ab weitere Zugemschränkun- gen und Aenderungeu dnrchznsühren. Betrosfen hier von werden zunächst die Linien Dresden—Bodenbach- Tctschen und Dresden—Görlitz nebst Seitsuliniem im östlichen Teile Sachsens. Die Maßnahmen wer den durch Deckblatt zu der Fahrplan-BekanntmaM ung vom 17. Dezember 1918 veröffentlicht. - Sei wie eine Mume. - Roman von Erich Eben ff ein. 41 Nachdruck verboten Aber ihre Auge» Ware» groß und angstvoll auf Liew Tür gerichtet. Sie hatte sie nicht abgesperrt. Und das Arbeitszimmer hatte auch einen Ausgang den Korridor wer weiß, ob mau nicht ver suchte, vou dorr aus eiuzudringen? Eine Stunde laug saß sie so da, den Blick immer fest ans die Tür gerichtet, olme daß sie das geringste ver nahm Dann stand sie ans, schlich auf den Strüm pfen durchs Zimmer nutz versperrte leise auch diese Tür, Erst jetzt atmete sie sreier, Draußen dämmerte sctzon der Tag, Eugenie, er schöpf! von all den Anstrengungen, legte, sich wieder aus das Sofa uud veriank bald iu tiefen Schlaf. Als sie die Augen auischlng, schien die Herbstjonue Hel! znm Fenster herein. Es mußte mindestens neun 'Uhr jein. Flora stand au ihrem Lager und blickte sie bald verwundetl, halb belustigt an. „Jetzt sage mir um H mmelswilleu erstens, was ihr habt - Du uud die Kleist, daß ihr einen solchen Boncheujchlaf entwickelt uud zweitem?, wie Du eigentlich hierherkommst?" Eiigeuic suchte cs verwirrt zu erklären. Sie sei noch ein Stündchen im Park gewesen, habe daun vor dem Schlafengehen luach Mlly sehen wollen uud dabei die Kleist in einem sonderbaren Zustand ge- - funden. „Ich glaube, sie war betrunken." » „Was fällt Dir ein ? Die arme Haut war gestern ? abend schrecklich müde, da riet ihr Wawra nach dem i Abendessen eine Tasse Kaffee zu trinken, das mache , wieder frisch. Sie holte ihr den Kaffee auch, aber die Kleist wurde nur »sch »rüder danach und ging dann bald zu Bett." „So. War sie schon auf, als Du kamst?" „Gott bewagre. Sie schlick wie ein Murmeltier, als ich wie gewöhnlich um 7 Ehr hereinkam. Ich mußte sie förmlich mit Gewalt aus dem Bett treiben und schickte sie dann, da sic über entsetzliche Kops- schmerzen klagte, hinab, damit sie sich durch eine kalte Kvpsdouche wieder ganz ennmuerte. Inzwi schen hrachte Josepha Bulns Kakao und ich fütterte ihn. Wir waren furchtbar still, damit wir Dich nicht nufweckteu. Aber sage, Herz, warum hast Du den» die Türe» hier versperrt? Wir sind doch nicht un ter Rändern! Alles ans Ejnöd schläft bei offenen Türen." „Ich kann nicht schlafen bei offenen Türen", ant wortete Eugenie kurz. „Ihr lmbt Wohl schon ge frühstückt?" „Nein. Papa ist noch nicht auf. Und da auch Du ss gut schliefest — wartete ich natürlich. Auch Algers wartet. Nur Lou, die ihre» Morgenritt durchaus. nicht verschiebe» wollte, ließ sich i» gewohnter NÄck« sichtslosigkeit separat servieren." „Wo ist Dr. Algers jetzt?" l „Ich glaube, er läuft auf der Terrasse wie ei» hungriger Löwe aus und ab. Znd da Franz Papa ebeM wecke» ging, da hast Du alle Ursache, rasch Toilette zu machen." e ' , ^Ja — ich gehe schon." j Flora begleitete sie. „Ich darf doch mit?" „Natürlich!" „Ich möchte Djr nämlich etwas sagen, wahrend D« Dicl> zurecht machst. "Mir ist heute nacht eine Ide« gekommen. Ich will mit Bubi »ach Wien fahr-rt und Dr. S. konsultiere». Tu weißt, er ist ein groß artiger Nervcmspczialist und hat sowohl durch Hyp nose als durch Galvanisieren wahre Wundcrkmei« auSgesührt!" Eugenie wandte sich hastig um und rief säim'W überstürzt: „Ja, tu das, Flora! fahre» wir heul» uoch!" „Du hältst die Idee also für gut?" „Für ausgezeichnet! Ein Engel hat sie Dir «i<d» gegeben! Nnr führe sic nun auch gleich aus. WoM zögern? Hier wird Willys Zustand ja doch mM besser..." , ' ri > . / (Fortsetzung folM. Z