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Nach Darlegung all' der unliebsamen Vorgänge ans dem Miet- und Hypo thekenmarkt rc., die den HauS- und Grundbesitz wäh rend des Krieges so schädigen, faßte Redner feine Schlußsätze wie folgt zusammen: Seitens der Reichs regierung ist jedenfalls in der letzten Zeit stark gear beitet worden, um dem Grundbesitz zu helfen. Es muß aber unbedingt auch danach gestrebt werden, daß die Regierung ein Gesetz erläßt, nach dem den Hypo thekengläubigern die Kündigung und die Erhöhung des Zinsfußes der Hypothek während des Krieges untersagt wird. Bis das erreicht ist, heißt es „durch halten" bis zum Siege. (Lebhafter Beifall.) Dem Vortrage folgte eine lebhafte Aussprache, in der noch allerlei Wünsche zum Ausdruck kamen, so der Erlaß eines Gesetzes, nach dem Hypothekenkapita- lien während des Krieges nicht zurückgezahlt werden brauchen und weiter, daß während des Krieges bei Zwangsversteigungen keine Bietertermine stattfinden dürfen. Auch die Festsetzung von Höchstpreisen für die Lebensmittel wurde gefordert. Der Antrag des Vereins Dresden: „Bei der Regierung vorstellig zu werden, daß eine Einrichtung geschaffen wird, die auch dem privaten Hausbefitz Mittel zur Beschaffung von Nachhypotheken zur Verfügung stellt", zeitigte nach Er stattung der hierzu angesetzten Vorträge 1. Die Ver sammlung erklärt die Errichtung von Kreditanstalten (Pfandbriefämter) zur Beschaffung billigster und un kündbarer Hypothekendarlehn sowohl in erster als zweiter Stelle für dringend und unbedingt nötig und bittet zweitens Staat und Gemeindeverwaltung um weitgehendste Förderung der auf Selbsthilfe gedachten Einrichtungen nach Maßgabe des Antrages Dresden. Sodann erstattete Herr Verbandssekretär Thiele den Jahresbericht, der in ausführlicher Weise die Lage des Haus- und Grundbesitzes in Sachsen, sowie die Entwicklung des Verbandes im verflossenen Jahre, in dem dieser auf 198 Vereine mit 47870 Mitglieder wuchs. Der Kaffenbericht wies auch einen erfreulichen Stand auf Darnach fand ein vom Verein Leipzig- Stötteritz gestellter Antrag Annahme: Die Verbands- leitung wolle dahingehend wirken, daß in Zukunft staatliche und Gemeindegrundsteuern nur nach dem tatsächlichen Ertrage der Grundstücke erhoben werden, daß also Mietsausfälle zu berücksichtigen sind. Der Hausbefitzerverein zu Pirna beantragte, daß der Ver bandstag beschließen wolle, den Vorstand zu beauftra gen, zur Feststellung der durch den Krieg veranlaßten Mietsverlnste bei der Regierung vorstellig zu werden, daß diese gelegentlich der Aufstellung der Hauslisten am 12. Oktober in den einzelnen Orten bezw. von den einzelnen Grundstücken Ermittelungen anstellen läßt. Ter Hausbefitzerverein Döbeln beantragte, bei der Staatsregierung sofort darum nachzusuchen, daß das Inkrafttreten der Gemeindesteuergesetze um ein weiteres Jahr verschoben wird. Auch diese Anträge wurden angenommen. — Der nächste Verbandstag findet in Annaberg statt. Mllel VWsmles. Die Magrbriefe ins Feld nehmen lei« Ende! Schon ost ist auf die kleinmütige Art hingewiesen worden, in der viele der Daheimgebliebenen ihren Männern, Brü dern und Söhnen draußen das Herz schwer machen durch verzagte Briefe, durch kleinliche Klagen und Ent stellungen der wirklichen Verhältnisse in der Heimat. Leider ist aber bis jetzt von einer besseren Einsicht solcher Briefschrerber nicht viel zu spüren. Was kürzlich schon als eine fast unglaubliche Tatsache verzeichnet werden mußte, daß in Briefen an in Gefangenschaft geratene deutsche Soldaten völlig unwahre Angaben über dro hende Hungersgefahr gemacht wurden, wiederholt sich auch in den Briefen ins Feld- Wenn man das hört und dem die taffschlich vollkommen auhreichenden Er- nährungSmöglichkeiten im Lände gegenüberstellt, so kann man den Schreibern solcher Unwahrheiten höchsten» zu Gute halten, daß sie die Verhältnisse nicht zu überblicken vermögen, denn sonst muß man sie als Verleumder an sehen, deren Treiben unserem Vaterlande nur schweren Schaden bringen kann. Wo ist in Deutschland etwas von Hungersnot zu spüren? Freilich find viele Preise gestiegen. Aber in Kriegszeiten muß sich ein jeder ei nige Entbehrungen aufertegen. Aber ist das ein aus reichender Grund zu solch schwächlichen Klagen? Und dann auch, welch ein Unrecht gegenüber den Braven an der Front! Sie, die Tag und Nacht im schwersten Kampfe stehen, sehnen sich darnach, in den Briefen von Hause ein liebes, freudiges, erhebendes Wort zu ver nehmen. Statt dessen lesen sie Klagelitaneien, die mit Uebertreibungen und Unwahrheiten gespickt sind und ihnen die Stimmung verdüstern. Die kleinmütigen, un deutschen Brieffchreiber aber muß man fragen: Schämt Ihr Euch nicht vor den Helden im Felde, die tausend Strapazen lautlos und kraftvoll ertragen? Und für wen ertragen? Für Euch! Die Pferde im Weltkrieg Auf der ganzen Erde gibt es rund 94 Millionen Pferde. Nach einer Angabe des Grafen Dominik Har degg in der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift stehen dem Dreiverband rund 40 Millionen, dem Zweiverband nur 8 Millionen Pferde zur Verfügung. Trotzdem liegt das überwiegende Schwergewicht für den Krieg in diesen 8 Millionen. England hat, mit Ausnahme Irlands, für Militärzwecke überhaupt keine Pferde. In Frank reich kommt der Norden fast ausschließlich für die Land wirtschaft und den Luxus in Betracht, da die Norman die nur einen kleinen Bruchteil ihrer Aufzucht für die Armee abgibt. Das südliche Frankreich züchtet kleine Orientalen, die kaum die nöligen Maße haben, um für Militärzwccke ausreichende Verwendung zu finden Ruß land hat mit seinem riesigen Pferdereichtum zwar für- feinen eigenen Bedarf genügend Pferde und könnte auch seinen Verbündeten wirksame Hilfe leisten, aber gerade Rußland ist von seinen Bundesgenossen vollkommen abgeschnitten und kann von seinem Ueberfluß nichts ab- gcben. In Frankreich hat sich auch tatsächlich bereits ein enpfindlicher Pferdemangel bemerkbar gemacht. Ser AMO »kl MW» Msse. In den „Times" von: 19. Juni finden sich in einem Artikel „Eine Tour durch die Schützengräben" folgende Sätze: „Gestern nahm einer unserer braven Soldaten einen Deutschen gefangen und streß ihm das Bajonett rurch den Leib mit den Worten: „Das ist für die „Lusitania". Tann, nach einer kurzen Pause durch bohrte er ihn zum zweitenmal: Und das ist für mich selbst". — Da ist keine Liebe mehr geblieben zwischen uns und dem Feind. — Nicht lange vorher kam ein Deutscher auf uns zu mit dem Ausruf: „Ich bin ein Christ". Die Antwort war: „Bist Du wirklich ein Christ? Gut, dann hast Du jetzt die Beförderung zum Engel". Eine Kugel beendete das Leben eines deut- Schurken. — Wenn das bedeutenste und gelesenste Blatt in England solche Verrohung zeigt, ist ein Rückschluß auf die Bevölkerung nicht von der Hand zu weisen. Letzte Telegramme. Die Erfolge gegen die Nnsscn. Berlin, 6. Juli. „Deutsche Tageszeitung". Aus dem Kriegspresseguartier wird gemeldet:. Tie gro ßen Kämpfe beiderseits Krasnik bedeuetn einen wichti gen Erfolg. Die Russen werden schon in der Ge gend der Pruth-Wcichsel-Linie von den weiter öst lich vordringenden Verbündeten geworfen. Trotz der durch die hohe Gefangenenzahl bewiesenen Nieder lage des Feindes muß mit einen: starken Widerstande 'gerechnet werden. Nordöstlich Lemberg stehen die Verbündeten an der Bug-Linie, weiter südlich die Ar mee Linsingen in scharfein Nachhutkampfe mit dem geschlagenen Feind. > Tie Sonn- und Montagszeitung in Wien meldet laut „^Kreuzzeitung": Der Mangel an Geschützen u. Munition bei dem Feinde zeigte sich darin, daß er in den galizischen Schlachten Geschütze von Schiffen und Festungen verwandte. Der Krieg mit Italien. Ber lin, 6. Juli. Der Mitarbeiter eines Wie ner Blattes berichtet vom südlichen Kriegsschauplatz, die österreichisch-ungarischen Truppen hätten sich be reits auf italienisches Gebiet vorgeschoben. Der Feind habe das Hotel aus der Ferdinand-Höhe bisher vergeblich angegriffen. Ein Wiener Telegramm der „Kreuzzeitung" be richtet, daß kriegsgcangene russische Offiziere in Nie der-Oesterreich dagegen protestierten, daß ein gefan gener italienischer Major bei ihnen interniert wer den sollte, indem sie sagten, sie seien ehrliche Soldaten und keine wortbrüchigen Italiener.. Nach der „Vossischen Zeitung" bertschr in Italien Beklommenheit wegen der Langsamkeit der Operatio nen und der vielen Verwundeten. „Vvssische Zeitung": Unter dem Einfluß Giolit tis ist in Italien ein neuer Zeitungstrust, den die Metallindustrie finanziert, gebildet worden. Ter deutschfreundliche „Concordia" wurde für 1 Monat verboten. Atts Frankreich. Berlin, 6. Juli. Schweizer Blättern zufolge herrscht in Paris eine ernste Stimmung. Die Begei sterung für die Italiener sei verflogen, ans dis Engländer werde vielfach Pech und Schwefel herab gewünscht. Auf dem Lande sei die Stimmung wür diger. Um Warschau. London, 6. Juli. Tie „Times" meldet auS Petersburg, daß man dort um das Los Warschaus nicht unniittelbar besorgt sei. Wenn die Gerüchte sich bewahrheiten, daß. die Warschauer Bürger die Stadt verlassen, so bedeute dies nur, daß die Ver teidigung der Stadt vorbereitet wird. Rußland und Schweden. Paris, 6. Juli. Der „Temps" erführt auS guter Quelle, daß die Unterhandlungen zwischen Rußland- und Schiveden über die Warendurchfuhr von und nacht Rußland demnächst zu Ende geführt sein werden. Kirchennachrichten. Lallnberg Donnerstag abends 8 Uhr Kriegsbeistunde mit heil. Abend- mahl. Chemnitzer Vieh- und Schlachthofbericht vom 5. Juli 19,5 Auftrieb: Ochsen 439, Bullen S Kalben und Kühe 854, Kälber 316, Schafe 546, Schweine, '919. Zus. 2344 Tiere. Bezahlt in Mk. für kO kg. Schlachtgewicht: Ochsen 10' —125 Mk., Bullen 78-90 Mk, Kalben und Kühe 60—125 M Kälber 98 164 Mk, Schafe 131-131 Mk., Schweine 110-1-5 Mk. Bei Schweinen verstehen sich die Lebendgewichtspreiss unter Gewährung von 10—20 kg Tara für je ein Schwein, Schlachtgewichtspreise ohne Schwergewicht. Zwickaner Vieh- und SchlachthofberichL vom 6. Juli 1915. Ochsen 95-130 Mk., Bullen 88-104 Mk, Kalben und Kühe 70—125 Mk, Kälber 94—65 Mk, Schafe 54-68 Mk, Schweine 140-160 Mk,. Die Preise verstehen sich bei Rindern für 50 kg. Cchlachi. gewicht bei Kälbern und Schafen für 50 kg. Lebendsgewicht. Braves, kinderliebes 18 jährigeS Mädchen wünscht sofort oder bald nach hier oder auSttärlS in SltAO«g zu gehen. Zu erfahren in der Geschäfts stelle des „Tageblattes." 14-15 jährige Aufwartung für sofort gesucht. Von wem sagt die Geschäfts stelle des „Tageblattes". Besuchskarten ! werden schnell und sauber ange- fertigt in der Tageb!att>Dr. Heute Mittwoch Echweiuschlachten j bei Arno Friede», v. P.Kunz. Heute Mittwoch Wellfleisch Lei S. Brosche. blacb längerem in Oeciulcl ertragenem leiden verscbieck sankt unä rüstig im Olauben an seinen Orlöser deute vormittag 9 Okr mein inni^stZeliebterOatte, unser Aiiter, treusorxenber Vater, 8obn, 8cbwie§er- sobn, Orobvater unä 8cbwa§er, der Keskaurateur u. ^lelsckdescksuer, stettverlretencker Oemeinckevorstanck IVvvß im 45. Lebensjahre. Dies 2ei§en scbmerrerküllt an Oie trauerntte Witwe nebst Kinciern unck übrigen Hinterbliebenen. I^euckörke! b. Ortmannsäork, 6. ^uli 1915. Oie LeerckiZunZ unseres teuren OeimLOLan^enen erfolgt breita^ nacbmitta^ 2 Obr vom Drauerkause aus. Avklung! Ein Transport csuararttänesrei, steht zum Verkauf bei Herms-orf-Oberlungwitz. Druck und Verlag vo» Otta Loch ch Wil Hel» Pester. Für den gesamten Inhalt verantwortlich Wilhelm Pester in Lichtenstein.