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Krankenhaus? zu gelangen. So entstand unter den Asy- listen überall eine lebhafte Aufregung, die «nieder die verschiedensten Gerüchte über die Art der Ertränkungen und ihre Ursachen zeitigte. Eine Schwester im Kran- leuhause am Friedrichshain, die gleich mit den Patien ten zu tun hatte, hörte, daß diejenigen, die >wch nicht besinnungslos waren, von Bücklingen sprachen. Zwei nachträglich nach dem Krankenhaus in Moabit ge brachte Patienten leben noch. Die Krantheitscrschei- nungcn traten bei allen Patienten gleich sehr heftig auf. Sie begannen mit starkem Schwindel. Dann folgten Erbrechen mit sehr schmerzhaften Krämpfen. Wie uns weiter ein Telegramm meldet, erkrankten ferner fünf Personen, die sich aber auf dem Wege der Besserung befinden, unter ihnen ein Paul Lcuichmw aus Dresden. Sie wurden in den Straßen Berlins aufgefunden und gehörten zu den Äjylisteu, die Bücklinge genossen hatten. Nach dem Ergebnis der bisherigen Ermittlun gen ist wahrscheinlich der verstorbene Max Bogt der jenige, der die Bücklinge besessen und an die anderen Obdachlosen abgegeben hat. Er verrichtete in der Zen- tralmarkthallc Gelegenheitsarbeiten, und was er da bei verdiente, benutzte er zum Einkauf von gsrävchcrwu Fischen, die er so billig als möglich erwarb, um sie au andere Obdachlose weiter zu veräußern. Die kn- mma'lpolizei, die sofort von dein Barfall benachrichtigt worden war, entsandte-noch in der Nacht Beamte nach dem Asyl und den Krankenhäusern, um durch ihre Er mittelungen die Schuldfrage sestzustellen. Darüber mel den Berliner Blätter noch des näheren: Einige, unter ihnen in der Hauptsache Erkrankte, aber auch solche, die inzwischen gestorben sind, bekundeten, daß sch von Straßcnhändlern Bücklinge und Flundern, vier Simek für 10 Psg., kauften: sie glaubten, daß sie gleich nach dem Genuß dieser anscheinend verdorben gewesenen Fische erkrankten. Ein anderer inzwischen Gestorbener vckun deie, daß er sich in der Zentralmarttyalle einen ge räucherten Dorsch kaufte, dein er die Ursache an den Vergiftungen zuschrieb. Ein dritter wieder bekundete, daß er bei einem Händler in der Danziger Straße, den er namhaft machte, geräucherte Fische gekauft haue. Als man zu diesem Händler sandte, stellte sich heraus, daß dieser init allem anderen, nur nicht mit Fischen handelte. Aber auch alle anderen Aussagen sind nur mit großer Vorsicht auszunehmen. Ein Händler machte . eine wichtige Aussage; nach dieser sind mehrere der > Erkrankten in der Zentralmarkchalle am Alexander- platz gewesen und haben dort verdorbene und von den Händlern . l auf de« Kehrichthaufen geworfene Bücklinge ausgesucht und mitgenommen. Zum Teil haben die Erkrankten die verdorbenen Eßwaren bereits vor ihrem Eintritt in die Anstalt verzehrt, zum Teil brachten sic die Waren noch mit in die Zchlassaie und gaben an deren Kameraden davon ab. Wie der Leiter des Ber lincr Städtischen Untersuchungsamtes, Geheimrat Pro fessor Proskaucr, erklärt, liegt in dem vorliegenden Falle aller Wahrscheinlichkeit nach eine Erkrankung an Fifchgift vor. Dafür spricht, al»gcsehen von der Art der Krankheitssymptomc und dem rapiden Verlauf, vor allem die Gleichzeitigkeit der Erkrankung bei einer gan zen Reihe von Personen. Die das Gift tragenden Lia zillen sind jedenfalls durch den Räucherprozeß nicht zerstört wurden. Das AM für Obdachlose in der Fröbclstraßc ist von 1 Uhr nachmittags bis !1 Uhr abends zur Aufnahme von uuterstandslvsen Per sonen geöffnet, die dort die Nacht verbringen wollen. Es stehen den Asylistcn im ganzen 39 Schlafsälc zur Verfügung Der durchschnittliche täglich: Besuch durch Obdachlose beläuft sich auf 4000—5000 Personen. Am Dienstag nachmittag war der Andrang von Obdach losen in das Asyl besonders groß. Die Asylisteu erhalten im Asyl duf Wunsch Suppe und Brot unentgeltlich ver abreicht, aber nichts anderes. Die ersten Besucher des Asyls kamen am Dienstag schon um 4 Uhr nachmittags und die Anzahl der schon in den ersten Nachmittagsstuu- den ongesammelten Asylisteu war bedeutend. Etwa g een 6 Uhr wurde durch einen Aufseher dem Arzt des Asyls gemeldet, daß sich mehrere Personen in einem Saale krau! fühlten. Im Asyl rief die Massenoergiftung selbstverständlich ungeheuere Aufregung hervor. Die Er krankungen erfolgten nicht in einem einzigen, sondern in verschiedenen Sälen und die Erkrankungen kuwen förmlich Schlag auf Schlag kurz hintereinander, so daß die Aerzte alle Hände doll zu tun hallen. Fortwährend kamen Krankenwagen an, um die Vergifteten abznho- len und sic nach dem Krankenhaus zu bringen. Der letzte Patient wurde erst in den späten Abendstunden farrgc- schafft. St» Tote. Berlin. Die Gesamtzahl der nach dem Genuß verdorbener Räucherfische im städtischen Obdachlosen- Asyl in der Fröbelstraße erkrankten Personen beträgt bisher 46, von denen 3tt gestorben sind. Ein Telegramm besagt noch folgendes: Berlin. Im Laufe des heutigen Vormittags wurden im Asyl für Obdachlose weitere 28 Neuerkrankungen festgestcllt und diese Personen im Krankenhaus Fried richshain eingeliefert, 5 sind bereits gestorben, sodaß nun von 60 Erkrankten 35 verstorben sind. In der Be völkerung nimmt mau an, daß es sich nicht um eine Fischvergiftung, sondern um eine epidemische Kranlheit handelt. Aus Nah und Fern ! Lichtenstein, 28^ Dezember lON * Bezirk»aussch«ß»Sitzu«g Die Daxsord nuna für die 9. diesjährige Bezirksausschuß-Sitzung weist u. a. folgende Punkte auf: Anlagen regulativ für Huhndorf, Ortsqesetz über die Besteuerung yon Retlame- schitdern in der Gemeirü>e St. Egidien. Gesuch des frühe ren Maurers Bruno Arthur Meichsner in Rödlitz um Erlaubnis zum Kleinhandel mit Rum und feinen Li kören in geschlossenen Flaschen. - Neu. - Oie such des Zchmicdemcisters Emil Petzold in Stanaendorf um Er laubnis zum elektrischen Antriebe des in feinem Grund stücke Brd.-Kat.-Nr. 6 daselbst bisher mechmisch be triebenen Lufthammers. Gesuch des Elasthofsbesitzers Max Meyer — Abtrennung von Blatt 61 des Grund buchs für Mülsen St. Niclas und Gesuch der Emilie Puschmann — Abtrennung von Blatt 256 des Grund buchs für Hohndorf. * Ei« Modell des Pavillons auf dem Kroa tenberge spendete Herr Rendant Mehnert als Weih- nachisgabe auch Herrn Stadtrat Theodor Arnold und zwar mit folgender Widmung: „Dem Stifter der Al tersrentenbank im Kroatenparkc mit freundschaftlichem Weihnachtsgruße von einem fleißigen Parkbesucher." Ein gleiches Geschenk ging, wie bereits erwähnt, Herrn Ober- cmtsrichter Bachmann zu. *— Gesegneter Heimgang. Nach 56 >5 jähri ger Ehe starben infolge eines Schlaganfalles und nur 3- täzigem Krankenlager am 2. bezw. 3. Weihnachtsteicr- tage Herr Schneidermeister Johann Friedrich Sestrig in Callnberg und dessen Ehefrau im hochbeiagten Alter von 84 und fast 82 Jahren. Gemeinsam sind die ally? mein bekannten und beliebten Eheleute eine lange Spanne Zeit durchs Leben gegangen, gemeinsam hat sic ein sanfter Tod zur ewigen Heimat gerufen und c i u Grab hügel wird sie decken. Fünvahr, ein gesegneter Heim gang! *- Neuer Schacht? Die Anzeichen vernichten sich immennehr, daß in der Nähe des Aussichtsturmes von einem Konsortium ein Schacht geteuft werden wird. Man vermutet, in diesem Gelände auf abbaufähige Kohle zu stoßen. MANNNN NNNNNNNANNS N N Das bloäernste in A MWHrK- s A noä aackörsn Slkeßuausvlr A HA Lucken Sie bei diNixsr kreissteUaoß in cksr N D iLgeblstt-lliMlcerei D A von Otto Loeb llllck kVilkelm kootor N N 2viob»u«rstr»ss« A N N NNNNNNSNMNNNNNNNNN * Tanzwesen Wie das Ministerium des I,!' uern in einer kürzlich erlassenen Verordnung bemerkt soll durch die Verordnung über Tanzvergnügungen vam 8. Dezember 1910 das gesamte Tanzwesen im g anzen Lavoe grundsätzlich einheitlich geregelt werden. Es seien daher alle bestehenden Tanzregulative aufgehoben mic Ausnahme der Bestimmungen, die sich auf Abgaben van Lustbarkeircn zu öffentlichen Kassen sowie auf die Er teilung von Tanzunterricht bezögen. Maßgebenv seien demnach in Zukunft mit den vorerwähnren Ausnahmen nicht mehr die einzelnen Tcmzregulative, uuch soweit sic fick inhaltlich mit der Verordnung vom 8. Dezember deckten, sondern nur diese Verordnung selbst. Demnach sei es hiermit nicht vereinbar, wenn, wie cs geschchen sei, ein Stadlral seinerseits wieder das gesamte Tanz- und Vergnügungswcscn dadurch selbst neu regele, daß cr die in der Verordnung vom 8. Dezember 1910 enthal tenen Besrimmungen, ohne sich überdies durckyvcg an deren Wortlaut zu kehren, unrer Hinzufügung einiger Zusätze als eigenes Regulativ bekannt mache. Tiefes Regulativ sei daher zu beanstande». * Kinematographisches Die starke Vermeh rung der kmematographenthealer im ganzen Lande hat an den zuständigen Stellen zu Erwägungen geführt, ob die Errichtung dieser Theater nicht der Konzessions- Pflicht unterworfen werden und die konzessiv» qon der Bedürfnisfragc abhängig gemacht «verdeu falte. Mülsen St. Michel«. (Die Weihnachtsbcsthc- rung, welche alljährlich in Bvßnecks mechanischer We berei stctttfindet, bedachte auch am 23. Dezember wieder die zahlreichen Beamten, sowie die gesamte Arbeiter schaft mit Geldgeschenken und mancherlei Gebrauchs- acgcnständen. — Der praktische Vergrößrrungsbau, wel cher in: Lause dieses Jahres dem südlichen Flügel des stattlichen Fabrikanwesens ein weiteres Stockwerk auf- setzte, konnte nun dem Betriebe übergeben werden. Auerbach. (Flüchtig?, Infolge beträchtlicher Ver untreuungen ist seit Anfang dieser Woche der bei der Firma O. R. u. Ko. hier als Prokurist tätig gewesene Kaufmann Albert Schulze flüchtig geworden. Er hat sich anscheinend nach der Türkei gewandt; wenigstens kam die letzte Nachricht von ihm, in der er anzeigte, daß er nicht zurückkehren werde, aus Saloniki. Drespe«. Mine wichtige Entscheidung? Das Ober- verwaltungsgilncht zu Dresden hat eine Entscheidung von weittragender Bedeutung für die Stadt- und Land gemeinden SochsrnS herbeigeführt. Nach del Entschlie ßung des Oberverwaltungsgerichts steht die Besttnerunz von Wild und Geflügel durch Kommunen mit dem K 13 des Zolltarifgesetzes in Widerspruche und die Ge meindesteuer-Ordnung entbehrt insoweit der Gültigkeit. Tic Folge dieser Entscheidung ist, daß die z. B. bon der Stadt Dresden seit 1. April 1901 erhobenen Abgaben von Wild und Geflügel an die Händler ziirückgAhlt werden müssen. ' ' . Dresden. (Im Fieberwahn) stürzte am ersten Weih- nachtsseiertage der 13jährige Sohn eines im 5- Stock! des ,Hauses Nr. 14 der Fraueustraßc »whuyaftn Tief bauarbeiters auf die Straße hinab. Zwei vorübergehende Männer brachten den schwerverletzten .Knaben in die Wohnung zurück, wo er bald darauf verschied. Dresden. (Ein schwerer Einbruchsdiebstahl) wurde am zweiten Feiertage unternommen, bei dem folgende Wertpapiere gestohlen wurden: 1. ein Bankbuch der Sächsischen Bank Nr. 15831, auf den Name» Emil Beyreuther lautend, mit 560 Mark Einlage, 2. ein De potschein der Sächsischen Bank Nr. 27 207, aus den Name» Martha Marie Elisabeth Beyreuther laätend, auf welchem Wertpapiere im Werte von 16 100 Mark hinterlegt sind; 3. Anteilscheine des Dresdner Spar- mW Bauvereins e. G. m. b. H. a 200 Mark mit Zins- bage», a 48 Mark, auf den Namen Emil Beyreuther lautend. Diese Anteilscheine haben folgende Nummern: 1640, 2554, 5117, 5704, 5705, 5706 und ferner »ach 5707; 4. ein Sparkassenbuch der Sparkasse zu Tol kewitz Nr. 2442, auf de» Namen Martha Beyreuther- lautend, mit 5-—6000 VLark Einlage. Um sachdienliche Mitteilung bittet die Dresdner Kriminalpolizei. Leipzig. (Unrecht Gut.) Aus einer Garage in der Lößnitzer Straße wurde in der Nacht zum Dienstag unter erschwerenden Umständen ein Automobil im Werte oon 12000 Mark gestohlen. Den Diebstahl haben zwei Männer verübt, die in der Richtung nach Markranstädt davonfuhren, kurz vor Markranstädt ist das Automobil mit einer Droschke zusammengestoßen, wobei beide Fahr zeuge erheblich beschädigt wurden. Die Diebe ließen daraus das Automobil in Stich und flohen. Neustadt bei Chemnitz. (Ein falscher Detektiv.) Die hicsigc Polizei nahm einen raffinierte» Schwindler fest, der sich als Detektiv ausgab. Der Schwindler, der aus Limbach stammt, erschien bei einen, Gutsbesitzer in dcr Umgegend und erklärte, cr sei geheimer Steuer- Detektiv und wisse, daß er, der Gutsbesitzer, sich große Steuerhinterziehungen Hai zu schuloen komme» lassen: er werde gegen entsprechende Entschädigung die Ange- lcgcnhcit vertuschen. Als Entschädigung verlangte er 10t! Mark, die ihm der Gutsbesitzer tm Gasthof Neu stadt übergeben sollte. Eine sofortige Abschlagssumme wurde gefordert und geleistet, worauf dcr ^Schwindler eine schriftliche, mit gefälschter Unterschrift versehene Erklärung abgab, laut der die Angelegenheit mit Be zahlung der Entschädigung erledigt sein sollte. Der Polizei gelang es, den Schwindler hier ab zu fasse» und zu verhaften. Oberwiesenthal. (Die Schnceverhältnrsse) sind i« Oberwiesenthal so günstig, daß vorzügliche Gelegen heit zur Ausübung des Wintersports gegeben ist. Wäh rend der Feiertage herrschte sehr lebhafter Verkehr von Wintersportlern in Oberwiesenthal. Pöhlau. (Bergbauliches.) Die Teufung eines neuen Schachtes in der Nähe der „Einnahme" bez. der „Hein- saatcn" (Heinz Adam) wird sich doch nötig machen, sobald bei Morgenstern 3 die tieferen Flöze zum Abbau, gelangen. Zur Zeit ist man bei einer Tiefe oon ungefähr 800 Metern tätig, hat aber der Abbau die Sohle von 1084 Metern erreicht, so wird ein Luftschacht nach Mlien angelegt werden. Schneeberg. (Zur Reichstagswahl.) Im 19. säch sischen Reichstagswablkreise (Stollberg-Schneeberg), dem einzigen, in dem bisher kein bürgerlicher Kandidat be nannt war, ist als solcher mm Herr Pastor Köhler in Freiberg aufgestellt worden. Pastor Köhler gehört der konservativen Partei an. Im Gegensatz zu den meiste« anderen Wahlkreisen besteht in diesem erfreulicherweise unter den nationalen Wählern Einigkeit, so daß sich voraussichtlich die Stimmen aller vaterländisch gesinn ten Wähler auf Herrn Pastor Köhler vereinigen werde«. Frau Mollys Weihnachtsmann. Novelle«« von A. Sacht. ^Nachdruck verboten.) .Meine süß« Molly-, sagte, mitten beim Frikassee, der jung« Arzt, Dr. Neubert, hascht« nach dem Händchen, doS ihm die Komvottin« hinhielt und küßte eS zärtlich. .Meine süße Molly", sagte er nochmals und es klang so recht aus glücklichem Herzen heran- und jetzt küßte der verliebte Doktor den Arm seine- Frauchen-, der rund und rosig-weiß au- dem Kimonoärmel hervorsah. Sie warrn gerade neun Monate verheiratet und Hon- Neubert noch gerade so verliebt i« seine Molly al- a« erste» Tage ihrer Eh«. Hierzu kam, daß « eben eine Nachricht mit nach Haus« gebracht, die geeignet war, ihm so recht vor di« Seele zu führen, wie glücklich er im Besitz seines Frauchen- war, o so glücklich, gegen dm anderen, den die Geschichte getroffen — seinen arme«, beklagenswerten Kollege«, Dr. Wehr. — .Welch «in Weihnacht-fett hat der arme Mensch nun." sagte er bedauernd, .gewiß hatte er schafft, da- Fest ^röb läut auch« Tch viel« Veit Dir! und Du nack S sie .D ich Mo vorn 8 Hä, er, «st hin, sich aus Z -Grs Irlck Wil hör Lest r wir -esc Tai nick stur ach! tag, „N Ab, wer sink S auf gtfl 5 Do S Bai und Hap hät c M ließ On! Ivi« ,Gr in und den «ex