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Früher Woche«- und Nachrichtsvlott Hageblatt fd N«MIU, MiMLckiMtsllls, Msti st. Nllis, st. IM 8t. MI», AmE Am. WmWi. W-iMtl ui Mhe« Amtsblatt für das Kgl.Amtsgerichtund deu Siadtrat ;u Lichtettstei« Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk — — - - - St. Atchr«mi«. — - - - - — Nr 273. Freitag den 24. November L'SVNS M1 Lieke« Matt erscheM täglich anher Lon»- und Festtag« »achinMag* Mr den folgende» Tag. — vierteljährlicher chq»g«prei» 1 Miu bv pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 7S Pfg Einzelne Lumuier» 10 Pfg. «estelumge» «echnen anher der ErpMMo» t» Lichtenstein. LrviMa»er Str. Lr. bd, aste Laiserltche» postaxstaltni, Postboten, sowie die ÄustrSger entgegen.. Luserate werde« dir künsgelvattene Grundzette mit 1V, fSr Uniwstrttge Lsserente» mit 1k psg. drrechxrt. vetürm«eile 3V pfg. L» «rtttche« teile kostet die zweispaltige Seile 30 Pfg. Fernsprech-Anschtay Nr. 7. -usrrateu-AnxaiMe tlgttch di» spät«-«» oorwittag» 10 Uhr. Telegramm-Ädrehe: Tageblatt. Erledigt hat sich die für Freitag anberaumte Versteigerung eines Piaaiaos. Lichtenstein, den 21. November 1911. Der Gerichtsvollzieher de» Kgl. Amtsgerichts. Bekanntmachung. Gemäß § 5V Ker Rev. SlSkteordnung vom 24. April 1873 sind für die dem nächst stattfindenke Stadtverordvetev-Grgäuzvngsmahl Listen der Stimmbe rechtigten und Wählbaren, und zwar getrennt noch den drei Wählerllassen, ausge stellt worden. Die'e liegen vom 18. ds«. Mt«. ob 14 Tage lang während der gewöhnlichen Geschäflsstunden im Rmhauje — Ratskanzlri — zur Einsicht aus. ES steht jedem Beteiligten hi» MM G«dr de» siebente« Tage« «ach Dekan«tmach«ug «nd Ke ginn der Auslegung frei, gegen die Wahllisten bei uns Einspruch zu erheben. Nach Ablauf der 14tagig^ Auslegesrist werden die Listen geschlossen. Bürger, die in den geschlossenen Listen nicht eingetragen sind, können an der bevorstehenden Wahl nicht teilnehmen. Lichtenstein, am 16. November 1911. Der Stadtrat. »ß O Heute Freitag, den 24 November früh 8 Uhr Mei»M Fleischverkauf Fisches rotes «»»»fleisch, - Md. 4» Wq frisches rohes Schweinefleisch, ä Pfü 45 Pfg Freibankmarken werden punkt 8 Uhr im Rathaushofe ausgegeben. Volks-Bibliothek Lichtenstein i'i geöffnet Sonntags von 11—12 Uhr, Mittwochs von 12—1 Uhr Das Wichtigste. , * Das Zeppelin-Luftschiss „Schwaben" hat gestern! vcrmittag trotz der denkbar ungünstigsten Witte rungs- Verhältnisse die Fahrt Berlin—Leipzig—Gotha auf das glücklichste zurückgelegt. Die Stadt Leipzig wurde vor s/t 10 Uhr passiert. * Anhängerinnen des Frauenstimmrechts verursach ten in London große Tumulic. 220 Frauen wurvcn vcr-- Hgftel und vor dem Polizeigericht abgeuricilt. * In der Budgetkommissivn des Reichstages wurde brkanntgegcben, daß 2 PK Millionen Mark in das Kvn- gvbudget eingestellt werden sollen. * Durch einen Sprengschuß wurden im Schacht des fiskalischen Kaliwerkes Kleinbodungen bei Nordhausen 11 Mann getötet. * Schwedische Missionare berichten von der Er- nwrdung mehrerer Deutscher durch Aufständische in Wangsu. * Dir Rebellen von Wutschang und Hanyang sollen Haulau wicdererobert haben. * In Mexiko ist an der Nordgrenze die Mobilisierung von 2500 Mann angeordnet worden. Die Auslavdspolitik des Reiches ist am Dienstag im sächsischen Landtag zur Sprache gekommen. Anlaß gab eine Interpellation des freisin nigen Abgeordneten Günther, der die Regierung befragte, in welcher Weise es ihr möglich gewesen sei, aus den (Hang der Märokkoverhandlungcn Einfluß zu gewinnen, und die weiterhin Auskunft darüber vcr- Vangte, ob sie geneigt sei, eine Erweiterung der Kompe tenzen des Reistages in Fragen der Kolouialpolitik im Bundesrat zu fordern, und die schließlich noch eine Erklärung zu dem Problem eines v c r a n i w o r t l i - .chen R e i chs m i n i st c.ri u ms fordert. Minister Gras Vitzt um von Eckstädi führte nr der Beantwortung der Interpellation ans, daß d>c säch sische Regierung an den Märolkoverhandlungcn natur gemäß nur durch den Bundesratsausschuß für auswär tige Angelegenheiten Mitwirken konnte. Tie verantwort lichen Reichsbeamten haben ihre Pflichten nach bestem Wissen und (Gewissen erfüllt. Bezüglich der zukünftigen Mitwirkung des Reichstags bei der Inischnduug über koloniale Erwerbungen verwies der Minister aus die Erklärungen des Staatssekretärs Delbrück in der Bud getkommissivn, nach denen die Verbündeten Regierungen bereit sind, dem Reichstag in diesem Falle höhere Kom petenzen einzuräumen. Ium dritten Punkte der Inter pellation erklärte der Mnister, daß Sachsen schon im Jahre 1884 bei Bismarck die Frage der Einführung eines verantwortlichen Reichsministers angeregt habe. Bismarck habe damals die sächsische und die anderen Bundesregierungen davon zu überzeugen gewußt, das; die Einführung von verantwortlichen Reichsministerien -ir Einheit des Reiches gefährden müsse. Die sächsische Regierung steht heute noch auf demselben Standpunkt «nd lehnt alle Anträge auf Schaffung eines Reichs- Ministeriums ab. Abg. Opitz (kvns.): Man könne nicht sagen, daß das Deutsche Reich aus der Marokko-Affäre gcschäd-G hcrvergc-mngcn sei. Daß England uns überall Schwie rigkeiten gemacht habe, sei bekannt. Dem leitenden Staatsmann werde man betreffs seiner Gattung keine Vorwürfe machen tonnen, zu bedauern sei aber fein Vorgehen im Reichstag gegenüber den Konservativen «nd Nationalliberalen. Wenn Volksvertreter dem elementa ren Proteste des gesamten Volkes Ausdruck geben, dann darf' ein Reichskanzler nicht von Wahlmache reden. (Sehr richtig!- Tic Auskunft des Herrn Ministers über den Bundcsratsausschuß für auswärtige Angelegenheiten müsse voll befriedigen. Anträge auf Erweiterung der verfassungsrechtlichen Kompetenzen oes Reichstages und Schafsuna eines ReichsministcriumS lchnc seine Fraktion ab. Abg. Tr. Zöphel (natlib.) gibt seiner Freude über die Anerkennung der Bassermamstschcn Rede durch den Llvrrcdncr Ausdruck. Tic Situation im Reichstage habe nur dem Empfinden des Volkes Ausdruck gegeben. Ten ersten Teil der Interpellation Günther habe der Mi nister ausreichend beantwortet Tie Forderung nach einem Reichsministerium sei unberechtigt; wir hätten schon eins. Abg. Fleißner (SvzI tritt den Kriegshetzern ent gegen und stimmt dem Reichskanzler zu. Tas Volk lehne eine Abenteuerpolitik ab. Abg. Tr. Spieß (KonsT hat von den Sozialdemo kraten nichts anderes als eine triefende Fricdensrcde erwartet. Tie Fleißncrschen Ausführungen zeigten aber, daß mir zum Spielball des Auslandes würden, wenn die Sozialdemokratie ans Ruder -ämc. Abg. Günther polemisiert gegen seine Vorredner und bedauert, daß die Staatsrcgierung in der Sa.he der Schaffung eines Reict)sministeriums nicht dir Ini tiative ergreifen wolle. Abg. Sindermann (Soz.s schiebt Revolutionen und Fürstcnvcrtreilmng den Konservanveu in dir Schuhe tund bezeichnet die „Kolonialmache" als dic Politik ge- wiffer Kapi talist enkrci se. Stoatsministcr Graf V i tz t h u m v. E ck st ä d , Hoss', daß. das Marokko-Abkommen vom Volke noch als winn angesehen werde. An der Bünduistreuc Sestw- reicbs und Italiens sei nicht zu zweifeln. Ter Minister gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich Regierung nmd Volk auch bei den kommenden Wahlen im nationalen Sinne zusammenfindeu werden. Es sprachen noch die Abgg. Tr. Zöphel, Gümher, Spitz, Sindermann und Fleißner, dem sein tüesinvuugsgeno'D Vizepräsident Fräßdors wegen eines unparlameniarischcn Ausdruckes einen Ordnungsruf erteilen musste, dann war nach ckstündiger Tauer dic Tcbattc erschöpft. Ein Fremdenmaffacre in Sianfu. Dic Rachricht von der Ermordung eines Deutsche." in Scheust wird jetzt auch vom deutschen offiziösen TcLc- grophen bestätigt, der zugleich den Namen des nicocr- gemetzelten Deutschen bekannt gibt und miiteilr, daß die Gewalttat bei einem allgemeinen Gemetzel unter den Weißen erfolgt ist. Das Wolffsche Bureau verbrci- ict folgende anscheinend oom Auswärtigen Amt stam-- ' mcnde Depesche: Peking. Ausländische Missionare haben hier die Nachricht hergebracht, daß bei einein Gemetzel in Sianfu (Provinz Schensi) Ende Oktober eine An zahl von Weißen ermordet worden scr, unter andcrm eine Missionarin namens Beckmann mit ihrem Kind, ein im Dienst der chinesischen Poft stehen der Deutscher namens Henne nebst Familie und noch andere Ausländer. Tic Staatsangehörigkeit dcc Missivnarin Beckmann ist noch nicht bekannt. TS sind schleunige Ermittelungen eingeleitet, um den Tatbestand festzustellen. Hierzu liegen noch folgende Tepcschen vor: P cking. Tic Gesandtschaften haben »loch keine Maß nahmen gclrvsfcn: sie beraten jetzt über die Lage. Ohne ein starkes Expeditionskorps kann indessen außerhalb des Bcrcick)s der auf dem Jangtse liegenden K-moncn-- loorc nichts getan werden. Tie meisten Gesandtschaften rieten ihren Staatsangehörigen vor drei Wochen, sich aus dem Innern des Landes zurückzuzichcn. Viele folg ten d^cfcm Rat jedoch nicht und andere sandten nur ihre Frauen und Kinder fort. London. Tie schwedischen Missionare, dic Sie Nachricht von der Niedermctzeliing dcr Wcißcn -n Siän- fu nach Tientsin brachten, sind selbst auf ihrer Reise von Chinesen angegriffen und beraubt worden: auch wurde einer von ihnen verwundet. Aus ihren Miiteilun- gcn geh, hervor, daß die Metzeleien nicht von den Maud- schus, sondern von den Chinesen ausgingcn und sich gegen die Mandschus richteten. Tenn sie erzählten, die Ermordung der vielen chinesischen Schnlniädckicn ;ci darum geschehen, weil diese Kinder, dic von den Missionaren veranlaßt waren, die Bandagen zur Ver krüppelung der Füße abzunehmen, für Mandschukindcr gehalten wurden. Bremen. Tie in Sianfu ermordete Familie Henne stammt aus Bremen. Henne war Poftdirekcvr in Sianfu. Tie Familie bestand aus dem Mann, der Frau und vier Kindern. SEadt in Wink Sim-Mi»«. Aus dem im Abbau befindlichen Schacht des fiskali schen Kaliwerkes Klein-Bodingen bei Nordhauicu bat fust Tieustag morgen zwischen 7 und 8 llhr ein schweres iliigstut zugetragen, stur gewohnten Stunde fuhr eine aus sechzehn Mann bestehende Trilteliuauuschaft in dcu Schacin, um Sprengungen vorzunehmcn. Plötz lich ging dabei ein Sprenqschuß zu früh los, und das losgelöste Gestein begrub die Mannschaft unter sich. Elf Mann wurdcn auf der Stelle getötet; einer i ft s ch wer versetzt word e u, und vier konnten lebend geborgen werden. Hierzu werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Dienstag früh 6 Uhr fuhr dcr Steiger Ienifch «mit 15 Mann in den Schacht ein und legte ctiva 20 bis 30