Volltext Seite (XML)
«nd Lpigte ihm die neuen kleinen, ausgeschnittene Lach- schuhe mtt -blauer Schleife und darüber — sie hob das - Kleid nur ganz dezent bis zum Knöchel auf - die von vier sentrecht herabtaufenden Reihen von kleinen sternförmigen Oeffnungen durchbrochenen schwarzen Seidenstrümpfe, durch die die weiße Haut entzückend durchschimmerte. ^Ein Paar — nur ein einziges Paar habe ich mir davon gekauft!" rief sie begeistert. „Sind sie nicht himmlisch? Aber wenn ich erst Deine Frau bin und Maina nicht mehr zu fragen brauche, trage ich nur noch solche, das sollst Du sehen." Da mußte er fröhlich lachen; und er nahm ihren Kops zwischen seine beiden Hände, sah in ihr vor Lust strahlendes Gesicht und sagte nur; „Du törichter, süßer, reizender, kleiner Kindskopf, Du!" Und er küßte sic herzhaft auf den Mund, denn wenn auch Mscb nicht öffentlich, verlobt, so war sie doch in Wahr heit schon seine Braut und da war das Küssen wohl erlaubt. In diesem Augenblick trug Frau Gesine Diestel oen .wunderbar duftenden Braten auf, der in seiner hell braunen Kruste so delikat aussah, wie ihn in ganz Ratzeburg nach der Versicherung der Frau Etatsrätin MÄtler, die in den besten Kreisen verkehrte, eben nur Frau Diestel zu bereiten wüßte. Man saß bei Tisch. Und Frau Gesine hatte natürlich gleich nachdem sie den Braten zerlegt hatte, den un glücklichen Gedanken, nach dem Ausgang des Besuches beim Baron von Bählow zu fragen. Johannes hatte das eigentlich vor Tisch erledigen wollen; aber dazu war er nun nicht gekommen. Es half also nichts, er mußte erzählen; und da er in der Kunst des Diploma- ttsierenL keine sonderlichen Erfahrungen hatte, fiel er. einfach mit der Tür ins Haus. „Denkt Euch, der arme Junge ist so krank, daß der Svnitälörvt meint, er würde hier den Winter nicht überstehen., Darum soll er nach San Remo — und ich soll mit nach Italien." Beidc Zuhörerinnen hielten gleichzeitig mit Essen inne und legten Messer und Gabel aus den Tisch. Zwei Paar großer, nicht begreifender Augen starrten den jumpen Lehrer entgeistert an. „Wer soll mit?" fragte Karoline. — „Du sollst mit ?" fragte Frau Diestel. — „Und nach Italien sollst Du mit ?" fragte wiederum Karoline. — Und Fran Diestel setzte hinzu: „Gott, was Du einem für einen Schrecken einjagst!" Und nun erzählte Johannes, was der Baron ihm fülr Bedingungen geboten. Aber er kam nicht weit. „Und Du hast ihm doch hoffentlich gesagt, daß wir uns am nächsten Sonntag öffentlich verloben wallen ? Da ist es doch ganz unmöglich!" Frau Gesine beschränkte sich darauf, die herausge sprudelten Worte ihrer Tochter bestätigend zu wie derholen. Und Johannes, tat das beste, was er tun konnte: er ließ zunächst einmal den Sturm über sich biuwegrauschcn. Dann sagte er — innerlich unruhig, aber äußerlich gefaßt: „Gewiß habe ich mit dem Herrn Baron von unserer Verlobung gesprochen. Er wußte übrigens schon da von und hat mir zu meiner hübschen Braut gratuliert." Wenn Johannes ein ganz gewiegter Diplomat ge wesen wäre, so hätte er nichts Klügeres sagen können, um den Sturm abzulenken, als die. „So?" fragte Karoline interessiert. „Hat er das wirklich gesagt? Und wie fand er mich denn sonst?" Und nun war Johannes wieder so unerfahren in Notlügen, daß er nicht rasch genug ein schönes Kompli ment für seine reizende Braut erfand. Er schützte man gelhaftes Gedächtnis vor: und Karoline sagte erzürnt: „So etwas merkt man sich doch, wenn man auf seine Braut etwas hält. Du weißt am Ende gar nicht einmal, wie man mich hier in Ratzeburg nennt?" Karoline zierte sich. „Ach, nein, das kann ich doch nicht selber von mir sagen — da müßte ich ja rot wer den. Sag Du's ihm doch, Mama." Und währeno Karoline sich zum Zeichen der Ver schämtheit ihre seidene Tändelschürze vors Gesicht hielt, verlündcte Frau Gesine mit Stolz: „Das Prinzeßchen vom Natzeburgcr See nennen sie Karoline. Der Herr Sanitätsrat hat cs aufgebracht; und nun heißt das Kind in allen Kaffees nur noch das Prinzeßchen, das muß wahr sein. Hab' ich Recht?" Tas ließ sich nun nicht bestreiten; aber Johannes' Einverständniserklärung mit diesem Namen hatte nur einen kleinen Aufschub in der Hauptsache gebracht. Denn nun kehrte man wieder zur italienischen Reift zurück. Johannes setzte ihnen alles auseinander. Die Gemüter besänftigten sich, und Frau Gesine konstatierte, daß der ganze Braten kalt geworden sei. Dann fügte sie elegisch hinzu: „Armer Johannes, so gut wirst Du es da unten wohl nicht haben. Was Du da wohl zu essen bekommen wirst?. Ich glaube wahrhaftig, sie braten da alles mit Olivenöl! Und fürchtest Du Dich denn nicht? Ich denke es mir schrecklich, so ganz allein in das srcmde Land mit dem kranken Jungen zu reisen." (Fortsetzung folgt!) Letzte Telegramme. Doppelselbstmord Berlin. Das im Hause Heiligenberger Straße l4 zu Karlshorst wohnhafte Kaufmannsehepaar Reeder, dessen Hochzeit erst am vergangenen Dienstag war, wurde gestern in der Wohnung tot aufgefunden. An scheinend liegt Vergiftung vor; die Ursache ist unbekannt. Erstickt. Altenburg. Gestern nachmittag in der -1. Stunde entstand in der Bodenkammer eines Hauses am Roß plan ein Brand, wobei die Kammer ausbrannte. Hier bei fand das dreijähriac Töchterchen des Obsthänd lers Schmidt den Erstickungstod. Jur Lage. ' Straßburg. Die liberale Partei und die Demo kraten einerseits, sowie die Sozialdemokraten anderer - ! seits haben gestern ein Abkommen für die Nachwahlen getroffen. Danach unterstützen die Liberalen und Demv- ^aten die Sozialdemokraten in sieben Wahlkreisen, die Sozialdemokraten die Liberalen und Demokraten in i fünfzehn Wahlkreisen. Gleichzeitig ziehen diese Par teien in den entsprechenden Wahlkreisen ihre Kandidaten zurück. Wien. Ministerpräsident Gautsch ist entschlossen, wenn die Bildung einer Majorität im Abgeordnetenhaus^ mit den Tschechen sich als unmöglich Herausstellen sollte, zu demissionieren. Ltzph«». Duisburg., Die Tyschusepidemie gewinnt im Ruhrrevier immer mehr an Ausdehnung. Insbesondere tritt sie in Duisburg, Hamborn und Mühlheim a. d. Ruhr auf, wo etwa 1060 Fälle amtlich festgestellt sind. Weiter herrscht sie in Borbeck, Bottrop und Gladbeck, stwie in einigen anderen Gemeinden. Auch hier sind von der Seuche mehrere hundert Personen betroffen. Tödlich verliefen bis jetzt 80 bis 100 Fälle. Ein er heblicher Teil ist dagegen als leichte Darmerkrankung erkannt worden. Die Epidemie ist im allgemeinen auf die schlecht« Beschaffenheit des Ruhrwassers zurückzw« führen Schwere UvglLck-falle. Beuthen. Zwischen Radom und Jastrzemb, an der Grenze, stürzte ein aus 20 Waggons bestehender Zug ernc Böschung hinab. Dabei wurden mehrere Passagiere unter den Trümmern begraben. Der Oberkondukteur des Zuges wurde getötet. , - Bützow. Gestern nachmittag wurden aus dem Bahn- hos Blankenberg von dem um Vs7 Uhr durchfahrenden D-Zug 2 Stettin-Hamburg die sechs- und elfjährigen Töchter einer Schnittersfrau überfahren und getötet. Marokko. - - Paris. Nach Schluß des gestrigen MinisterrateK wurde in einem offiziellen Kommunique mitgeteilt, daß der Minister des Aeußeren den Ministerrat über die äußere Lage in Kenntnis gesetzt habe. Der nächste Mi nisterrat wird am Sonnabend stattfinden. Der „Temps" melde: zu den deutsch-französischen Unterhandlungen, daß zwischen Herrn Cambon und Herrn von Klderlen- Wächter eine neue Besprechung erforderlich sein wird, um "noch einen Punkt zu besprechen, nämlich die definitive Abgrenzung jenes Teiles des Entenschnabel-Gebietes, das an Frankreich fallen wird. Gleichzeitig fügt das Blatt hinzu, daß der Teil der Togo-Kolonie, den Deutschland an Frankreich abtritt, das Gebiet Sansamm bis Mangu im Norden der Kolonie sei. Paris. „Matin" meldet aus Madrid: Die Nach richt von dem Abschluß des deutsch-französischen Abkom mens hat in Madrid lebhafte Sensation hervorgerufen. Sämtliche Blätter beschäftigen sich mit den zwischen Frankreich und Spanien bestehenden Beziehungen und erheben Einspruch gegen die Behauptung, wonach Spa nien im Einvernehmen mit Deutschland handele. Die liberalen und konservativen Blätter wollen nichts von einer Räumung von Elksar und Larrasch wissen. Sie wünschen jedoch, mit Frankreich im Einvernehmen z« leben. Sie verlangen, daß die Spanien zuerkannten Rechte aufrecht erhalten werden. Die Haltung dieser beiden großen Parteien läßt befürchten, daß die fran zösisch-spanischen Unterhandlungen sehr schwierig sein werden, und daß Spanien bezüglich gewisser Punkte nicht nachgeben wird. Spanien wird sich auf den Wort laut der Verträge stützen, daß die Lage in Marokko keine Aenderung erfahren hat. Das deutsch-französische Abkommen über Marokko wird auch Spanien unter breitet werden. MM- Hch. AeW, sm» Mm, ' l.0llk K1W8. Täglich frifchgeräucherte Heringe, Slick 1S—12 M, EHIl Lonis Arends. slatürbutter! Met, trl,rk ra b,ben In allen »inscblsglgen a«»ek»Nrn. sinci ckie feinsten unck bekömmlichsten ^rsstrmittel kür LlevepHlolrK Mnrontlert red», ohne Anfntz, emr auS Dachholderbeeren her. Gestellt, ist ein besonders stär. Emdes Mtttel für den Möge», Wirkt schleimlösend auf Wach sand Lunge und ist deshalb «gen Huste», Tntmnch rc «bestens zu empfehlen. pro «l«S S5, S», LL» E«rt Lietzmamt. ULvIr«»! empfehlen Riehns L Bittner, Lichtenstein. llWlluMll ä 10 Pfg. m. herrlich« Ueberraschung« SU Gelbmam», Lichtenstein, Markt; Callnbera, EckeHaupt» u. Hartmsteiner Str.; AM« St. Jacob, Hauptstraße 40. KUMlllSUf in Fahrrad-Zubehörteile« u. Wringmaschinen bei Callnberg Wollstaub empfehlen Ztivkun alk Lebllsder eines zarttN, reinen MefichtS mit rosigem jugendfrischem Aus sehe» u. blendend schönem Teint gebrauchen nur die echte Steckenpferd Lllieumitch Seif« v. Bergmann L Co. Radebeul Preis k Sc. LV Pi. ferner macht der Cream Dada rote u. spröd« Haut i» einer Stacht «ritz u. sammetweick. Tube bü Pf. in Lichtenget«: Curt Lietzmann; Mb. Eichler u. i. d. Mohren apotheke; in Hahndorf: Apotheker Schreyer; G. Weiser und Mb. Köchermann; in Gt. Egtdie»: Loui» Dittrich. vorzüglich für Kinder, ä Paket 10 Pfg. bei LMe ZchisatziM ohne Steurrmarkr z»gela»se». Segen Erstattung der üblichen Kost« abzuholm R-Vlitzrrstr.4 VsnIrsuG. Sämtliche früher in der Fr öh lich'sche« Fabrik befindlich« mechanischen Webstühle, Jacquard« Maschinen, Treibmaschinen, Scheer« Maschinen, Weisen, Bäumstuhl usw. sind durch Unterzeichneten zu verkaufen. IN« WnMt 2. 1 llellcm- Vsnillin ^urlcer ist llss d68l6 unct billigte Sswürr für Kueksn, pullllings unc! olle 8ü8spvi8sn.