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Früher Woche«- u«d NachrichtsAott Tageblatt fit H»m«s Mit, 8niÄ»f, M»lf, Sl Wei, HÄntM Nmtia, Mikftl, vckmrÄtls, Msti A. Wis, 8t. Ätü ' St. Ml«, StiiieüiksU«m Memilse», Usttimel ui Äschpi» Amtsblatt für das Kgl.Amtsgerichtund v-aSto-trot zaLichtenstei« Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk — " - «1. JschrGL»«. — Nr 250. LÄLWchWA Donnerstag, den 26. Oktober W11 viele« Matt erscheint täglich außer Lon»- uut> Festtag, »achmMa« für de» folgende» Tag. — vierteljährlicher vrptgiprti» 1 Md. stv Dsg^ durch die Post bezogen 1 Mk. 75 pfg Einzelne vnunnern 10 pfg. Lrstelluugr» nehmru auür der GiPedttiou t» iktchtürstrin, 8»iida»er Ltr. «r. bk, alle Laiseritch« p»st»»st»lt»», Postboten, sowie die Austräger entgegen- L«ftrate «erde« die sklusgespaltrnt TruudMe mit io, fLr auswärtige ruserente» »M 1S pfg. berechnet, dieblawezrile 8V pfg. S» amtliche» Teile kostet dir zweispaltige Zeile 30 pfg. Firnsprrch-Anschloß Nr. 7. L»ftraL»-L»»«h»l» tstgltch di, sgittest« vorurtttag, 10 «hr. Telegramm-Adresse: Tageblatt. Freitas, am 27 Ottober 1911, mach«. 3 Uhr soll ip Mülsen St. Micheln ein MutterfchWeia öffentlich versteigert werden. Sammelort der Bieter im Gasthof Mülsen St. Micheln. Lichtenstein, am 21. Oktober 1911. Der «rrichtSvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Bekanntmachung. Demnächst wird in den Räumen unserer Koch« und Haushaltungsschule an der hiesigen Webendörferstraßr ein Näh- ««d FIickk«rs«s beginnen. Letzterer soll allwöchentlich zweimal, wahrscheinlich Dienstags und Freitags von 3 bis 6 Uhr nachmittags, stattfinden. Stine Dauer ist auf ein halbes Jahr bemessen. Er wird also Ostern nächsten JahnS beendet sein. Der Preis für de« Kursus beträgt 10 Mk. und ist im Voraus zu entrichten. Die Teilnahme ist sowohl hiesigen als auch auswärtigen Schülerinnen gestattet. In dem Kursus ist Gelegenheit geboten, di« Neuanfertigung und das AuS- brssern von Leibwäsche mit der Maschine nach einem regelrechten Schulplon zu erlernen. Anmeldungen wolle man bis Freitag, den 27. dss. Mts. zwischen 6 und 8 Uhr nachmittags an die HauShaltungSlehrerin, Fräulein Richter, Fachschul« gebäude hier, richten. Lichtenstein, den 21. Oktober 1911. Der Tchulausschutz. Bekanntmachung. Die Die ««Pflichtige Feuerwehr hat am Freitas, den 27 Oktober abends Exerzier» und Geräteübung abzuhalten und zwar wie folgt: stellen pünktlich abends */s8 Uhr (beim oberen Spritzen ¬ haus am Friedhof.) stellen pünktlich 8 Uhr (hintrcm Rathaus.) Letztere Kompanie hat sämtliche Leinen mitzubringen. Unpünktliches Erscheinen und unentschuldigtes Fernbleiben wird unnachsichtlich bestraft. Die Straflisten find bis 31. Oktober beim Branddirektor einzureichen. Entschuldigungen sind schriftlich bei den betr Hauptleute« anzubringen. Lichtenstein, den 22. Oktober 1911. Die Brimddirektio«. Ladrmcmn. I. Kompanie II. III. „ und Absperr- Das Wichtigste. * Die 9. evangelische Landessynode wurde gestern geschlossen. * Tie Deutschen und Tschechen im böhmischen Land tage haben sich nach langen Kämpfen aus ein Ardeits- programm geeinigt. * In den von den Wasserwerken an der unteren Ruhr versehenen Städten und Ortschaften herrscht seit einiger Zeit der Typhus. Die Gesamtzahl der bisher festgestcllteu Erkrankungen beträgt etwa I200. * Tic kretische Regierung ist nach einer stürmischen Sitzung der Kammer zurückgctretcn. * Das Bombardement von Benghasi Hal graste Vcr- * becrungen angcrichtet. Die Zahl der Getöteten unter den Eingeborenen wird auf ( ?) geschätzt. Ter englische Konsul ist verwundet. " Die Araber der Oase haben einen kühnen Flan kenangriff auf die Italiener ausgcführt, find iedoch zuriukgeschlagen worden. * Das Reutersche Bureau meldet weiter: >!iakiaug ist in die Hände der Aufständischen gefallen. Tas . Jamen wurde niedergebrannt. Die Ordnung wurde sonst anscheinend nicht gestört. Teueruuksdebatle im Reichstage. (Eigen-Bericht.) Sch. Berlin, 24. Oktober. Die leidenschaftlichen Kämpfe,^die man heute bei der fortgesetzten Debatte über die Teucrungsinterpellalio- nen erwartet hatte, sind ausgeblieben. Das Interesse «n den Verhandlungen ist merklich abgeflaut. Der Redner der Nationalliberalen, Herr Fuhrma n n, der heute zunächst an der Reihe war, erklärte denn auch einleitend, daß seine Freunde zu der Interpellation ruhig und sachlich, ohne agitatorische Nebenabsichten Stellung nehmen. Herr Fuhrmann will, wie dec Kanz ler, an der bestehenden Wirtschaftspolitik nicht ge rüttelt wissen. Aber mit der Parole des Rcichstanz- kers: „Schutz der nationalen Arbeit. Für die Zoll politik, gegen den Freihandel!" in den Wahlkampf zu gehen, lehnen die Nationalliberalen ab. Der gefähr lichste Feind der Schutzzollpolitik seien der Bund der Landwirte, das Ueberagrariertum, auf dessen Konto die Entfremdung zwischen Stadt und Land zu setzen sei. Tie Schutzzollfrage sei nur eine Frage von vielen. Die .Hauptrolle im Wahlkampfe werde die ideelle politi sche Frage spielen, wie man der Herrschaft einer kleinen Schicht, einer religiösen Partei ein Ziel fetzen könne; Daß die Regierung die Machtmittel zu Wasser und zu Lande nicht immer richtig anwende. In den Wan delhallen wird diese Antwort auf die gestrige Kanz lerrede viel erörtert. Der Reichskanzler ist während Eines Teiles der Rede Fuhrmanns im Saale anwesend aeweien. Tr. Hü fiel von der Reichspartei beschränkt sich aus eine scharfe Polemik gegen die Bauernfeind schaft der Sozialdemokratie, ohne daß es zu Zusammen stößen mit der äußersten Linken kommt. Der schwach besetzte Saal füllt sich dicht, als der preußische Land- wirtschaftsministei v. S ch o r l e m c r - L i c s c r zu län geren Ausführungen das Wort ergreift. Man hätte meinen können, daß das ungewohnte Milieu den Minister hätte befangen machen können. Das Gegenteil war der Fall. Er sprach heute flüs siger und redclustiger als in seinem preußischen Par lamcnt. Seine Erklärung, daß er iür die über triebenen Schilderungen der Sozialdemokraten von einer Hungersnot kaum parlamentarische Worte fin de, bringt ihn sofort mit der Sozialdemokratie im Saale aneinander.. Es sei richtig, seit 181 l sei eine Dürre, wie die diesjährige, nicht zu verzeichnen gewesen. Aber an den Teucrungspreiscn habe allein der Handel schuld, denn xS sei erwiesen, daß in Berlin der Zentner Kartoffel 12 Mark gekostet habe und in Pommern für 2 Mark 60 Pfennig losge schlagen iverden konnte. Als der Minister auch dK Presse verantwortlich dafür macht, daß die Preise plötzlich emporgefchnellt seien, wird die Linke sehr umvillig. Von der Aufhebung der Zölle auf Mais und Futtergerste verspricht sich ver Minister gar keine Wirkung. Von der angeblichen Schädlichkeit der Einfuhrscheine reden die am meisten, die am wenigsten davon wissen. Dem Vorschlag, für Ge treide die Rückeinfuhr von Petroleum und Kasse' zu verbieten, ließe sich näher treten — und nun kommt der stürmisch belachte Nachsatz — „unter der Vor aussetzung und dem Vorbehalt, daß es doch nichts helfen wird." Und dann wendet sich scharf und iro nisch Herr v. Schorlemer gegen die Fleischerm-'ster, die ibm ob seines Erlasses an die Operpcäiideuteu in ihrer Versammlung verbrennen wollten. Ta habe er sich in ein Wespennest gesetzt. Herr Kobelt, Fler- schermeistcr von Beruf, unterbricht den Redne'' uue- . dcrhvlt. Darüber ergötzt sich die Rechte unter den Rusen: Kobelt! weidlich. Zum Schluß versichert der Minister, alles sei getan, nm einen Preisrückgang zu . veranlassen und man könne in Ruhe und ohne all- zugroße Sorge der Zukunst entgegensetzen. Die Abgeordneten strömen aus den Sälen. Die Bouernbündler Vogt, Crailsheim und Hilpert erlauben eine größere Pause, da sic sehr schauer ver ständlich sind. Der Württemberger wie der Bayer sin gen dem Zollschutz ein Loblied und bekämpfen den Zwi schenhandel. Allgemeines Interesse des Hauses hat erst wieder Herr Dr. Heim vom Zentrum. Am Bundes ratstische wird es außerordentlich lebhaft. Hier wie unten im Saale hört man den tcmperameutoollcn Bauernführer mit seinem Uebcrschwung an Redefluß, mit seincm groben, sarkastischen Mutterwitz und sei ner unübertroffenen Schlagfertigkeit sehr gern. Auch er gibt eine große Teuerung nicht zu. Die Teuerung sei eine internationale Erscheinung, denn auch der Kaf fee sei ui» 100 Prozent teurer geworden. Fede Preis steigerung werde heute nervöser denn fe ausgenom men. Der Lebensmittelmarkt müsse mehr bewacyt wer den. Der Beisall der Rechten wird durch demonstra tiven Beifall der Linken abgelöst, als Heim seine be kannten Vorschläge in der bayerischen Kammer, wie man für die Zukunft sich einer ausreichenden Fleisch- verforguug vergewissern kann, aufs neue vorträgt. Er verlang, Einführung argentinischen Fleisches und Auf hebung der Zölle auf Fnttcrgcrste und Mais. Als inan auf der Linken ruft: „Sie kommen noch zu uns herüber!" antwortet Heim mit einer Hymne auf die bauernfördernde Schutzzollpolitik. So hat er es mit beiden Seiten nicht verdorben und schließt unter dem Beifall seiner Freunde. In später Abendstunde erhebt sich noch der Reichs- fchatzsckretär Wermuth, um gegen Herrn Heim's For derung auf Aufhebung des Futtergerstenzolles energisch zu polemisieren. Jedes Provisorium sei eine Gefahr für die Wirtschaftspolitik. Dazu komme, daß in einem Jahre durch Aufhebung des Futtergerstcnzolles dem Reiche ein Schaden von 50 Millionen erwachsen würde. Nach sechsstündiger Sitzung ist man allgemein des Tagens müde. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird der dritte Tag der Debatte der bewegteste und stürmischste sein. Deutsches Reich. Berlin. (Der Abschluß in Sicht!) Tie „Kölni sche Zeitung" schreibt zur marokkanischen Frage: Die französische Darstellung dürfte zutreffend sein, daß die Verhandlungen fick' ihrem Abschlusse nähern und viel leicht schon Ende dieser Woche beendet werden können. Es gewinnt durchaus den Anschein, als ob Forderung und Angebot fick unter beiderseitigen Zugeständnissen so weit genähert haben, daß nunmehr nur noch Einzel heiten de'. Abkommens zu erledigen sind. — Wie die „Wiener Allgcm. Ztg." erfährt, ist Oesterreich-Ungarn ebenso wie die Regierungen der übrigen europäischen Großmächte von dem „glücklichen" Abschluß der Ma r o k k v v e r h a n d l un g e n verständigt worden u. zwar ist zwischni Deutschland und Frankreich eine voll ständige Einigung auch in der Frage der .Kompensation erzielt worden. Tic Frage der .Kompensation wurde grundsätzlich in der Form eines Gebiet s austauschcs geregelt. Tie textliche Fixie rung der Einigung dürfte noch im Laufe dieser Woch? erfolgen. — In den Kreisen deutscher Patrioten, denen das Ansehen des Reiches am Herzen liegt, dürfte man für dieses Tauschgeschäft, das man bisher nur nach französischen Blätterstimmen bewerten konnte, wenig Sympathie haben. Ein endgültiges Urteil läßt sich erst