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sei. Schon deshalb mußte sein Abschluß bei Oesterreich-- I Ungarn, dem treuen alliierten Deutschlands, freudige» Genugtuung wecken. Bon politischer Bedeutung sei auch der Augenblick der Unterzeichnung, welcher jedenfalls der nicht leichten Stellung Deutschlands in den Marok- loverhandlungen förderlich sei. In wirtschaftlicher Be ziehung sei der Umstand wertvoll, daß in dem Abkom men .das Prinzip der offenen Tür in Persien aus drücklich ausgesprochen wird. — (Zur Befreiung des Ingenieurs Richter.) Die in der Presse auftauchenden Meldungen, daß die Be freiung Richters gelungen sei, vhne ein Lösegeld zu zahlen, entsprechen nicht den Tatsachen. Diese Nach richt ist vielleicht darauf zurückzuführen, daß die tür- tische Regierung allerdings das Lösegeld nicht bezahlt und sich an der Aufbringung auch nicht beteiligt hat. Das entspricht der Auffassung, die die Türkei van Anfang an vertreten hat, und die sie damit begründet, daß Richter wissentlich eine Reise in ein als unsicher bekanntes Gebiet unternommen und daher auch das Risiko dafür zu tragen habe. Wenn über die Tätigkeit der Reichsregierung in dieser Hinsicht wenig bekannt geworden ist, so liegt das daran, daß man geflissentlich das Bckanntwerden aller von der Reichsregierung ge planten Schritte zu verhindern versucht hat, um den Räubern leine Anhaltspunkte zu geben, ihre Forderun gen womöglich noch zu erhöhen. Tatsächlich hat sich die Regierung von Anfang an mit der Familie Richters fn Verbindung gesetzt, von der ein Teil der Lösungs- fumme aufgebracht worden ist. Ein anderer Teil, und zwar NiDO Mark, hat die Firma Zeiß in hochher zigster Weile für die Befreiung Richters geopfert. Ob auck die Reichsregierung sich an der Aufbringung der Lösesummc beteiligt hat, ist unbekannt. auffällig, daß so wenige von diesen Münze« im Um laufe sind. *— Bo» Proviantamt Chemnitz. Mit der Haferernte ist verfügungsgemäß auch der Ankauf von Hafer wieder aufzunchmen, damit der Landwirtschaft die Möglichkeit geboten ist, sogleich gedroschene Mengen ohne weiteres an das Proviantamt abzusetzen. Letzteres ersucht im eigenen, wie auch im Interesse der Land wirtschaft, um gleich rege Zufuhren wie beim Heu, wo beiden Teilen gleichzeitig geholfen wurde. Verlangt wird magazinmäßige Ware, wofür gangbarer Börsen preis und prompte Abfertigung zugesichert wird. Tie Ablieferung hat im neuen Magazin Planitzstraße 10h zu erfolgen. Weiteres siehe Inserat. *— Fahrräder beleachten! Radfahrer seien daran erinnert, daß für sie die Verpflichtung besteht, ihr Fahrzeug bei eintretender Dunkelheit mit hellbren nender Laterne zu versehen. Bei dem jetzt schon früheren Eintritt der Dunkelheit muß der Radler besonders darauf bedacht sein, die Laterne an seinem Rade mitzunehmen, sonst kann er, will er sich keiner Bestrafung aussetzen, zu Fuß nach Hause wandern. Mit unbeleuchteten ^sabr- rädern dahin zu radeln, bringt nicht nur dem Fuß gänger, sondern auch dem Radler eine ernste Gefahr. *— Reform des Schülerzensurwesens? Be züglich des Zensurwcsens macht der Bczirkslehrerverein Dresden-Land nachfolgende Vorschläge: 1) Die Zen sierung noch Ziffern ist abzulehnen. 2) An ihre Stelle tritt eine jährliche allgemeine Beurteilung des Schü lers, die sich auf seine Führung und die erlangten Fort schritte erstreckt. 3) Diese Beurteilung ist den Eltern am Schlüsse des Schuljahres in einein hierzu bestimmten Buche zur Einsicht vorzulcgen. Diese zeitgemäßen Vor schläge (für die Volksschule) dürften in den beteiligten Clternkreisen allseitige Zustimmung finden. Aus Nah und Fern Lichtenstein, 26. August 1911. *— Die Wettervorhersage für morgen lautet: Südroeftwind, wolkig, kühl, kein erheblicher Nieder schlag. ' » *— Stadtbad. Wasser-Temperatur für heutet 22" Celsius. Die Platzmusik fällt wegen anderweiter Be schäftigung der Stadtkapelle morgen Sonntag aus. * Herzlich willkommen! So klingt es allen denen entgegen, die in diesen Tagen in unserer Nach- barftadt Eatlnberg Einkehr halten, um mit dem jdorligen allgemein beliebten Turnverein dessen gol denes Jubiläum zu begehen. Ten zahlreichen Gästen ruft nickt nur froher Turnermund diesen Gruß zu, sondern die gesamte Stadt wird ihnen durch Festschmuck einen würdigen Empfang bereiten. Darum: Fahnen heraus! Dem Iubelverein aber wünschen wir von Herzen Glück und einen guten Verlauf des heute abend lcginucuden Festes. ' * - Altweibersommer fliegt wieder durch die Luft und mahnt uns ach joie Vergänglichkeit alles Ir dischen. Wenn die feinen Fäden dahinschweben, daun geht die schönste Zeit des Jahres langsam zu Ende und der Spätsommer liegt bald über dem Gelände. Tie Singvögel werden in kurzem schon ihre iveite Reise uack dem Lüden antreten — was uns veranlassen soll, die Schönheiten von Feld und Wald noch recht oft zu genießen- — Viele meinen, der iogenannte Altweiber sommer sei der abgerissene Faden eines Spinners. Dem ist jedoch nicht so. Diese eigentümliche Erscheinung des Sommers und Spätsommers betrifft vielmehr das Fadengcwebc einer winzigen Spinne, die auf ihrem Gespinst wie ein Luflschiffer durch die Luft fährt und sich an Bäume, Sträucher, Gräser und die Kleider des Wanderer^ beitet. *— Ter Bezirksanstalt statteten gestern Stadtrat und Stadtverordnete sowie eine Anzahl sonstige Herren aus Glauchau einen Besuch ab. Sie besichtigten mit großem Interesse die Einrichtungen und Räumlich- teilen. Theater. Auf die morgen im Krystallpulast stattfindende Vorstellung des Schleichardt'scheu Ensemb les sei nochmals empfehlend hingewiesen. Zur Auf führung kommen bekanntlich das Lustspiel „Der Pariser Taugenichts" und der Schwank „Lichtenstein bei Nacht." Näheres befindet sich im Inseratenteil. *— Gartenbau-Ausstellung. Freitag vormittag 11 Uhr wurde die in Zwickau im Etablissement „Neue Welt" vom 25. August bis 4. September tvährende, vom crzgebirgischcn Gärtnerverband und der Garten bau-Gesellschaft Zwickau arrangierte große Gartenbau- Ausstellung feierlich eröffnet. Tie Ausstellung, die auch von L i chten st e i n e r Gärtnern gut beschickt wurde, ist einzig in ihrer Art. Tas über lOOOO Ge viertmeter grope Gelände prangt in einem saftigen Grün und buntem Flor, daß man sich in eine ganz andere Gegend versetzt glaubt. Auch der Terrassensaal vermag trotz, seiner Größe die Fülle der Ausstellungsaca.-n- ständc kaum zu fassen. Besonderes Interesse dürfte die große Tahlienausstellung (1000 Stück) finden. Die Bindcreiausstellung wird am Mittwoch eröffnet. Am Sonntag, den 27. August, tagt der Verband der Han delsgärtner Deutschlands in der Neuen Welt. *— Die Künfun-zwanzigpfenuigstücke. Bis her sind im ganzen 20 Millionen Fünfundzwanzig- pfennigstückc ausgeprägt worden. Ls ist in hohem Miße *— Gefährliches Spielzeug. Ein sckwcrcr Un glücksfall, der Eltern und Kindern zur Warnung dienen sollte, hat sich in Oranienburg zugetragcn. Tort spreite der 12jährigc Sohn Franz des Arbeiters Albrecht mit uchgcl össchrem Kalk, den er von einem Neubau geholt hatte. Ter Knabe schüttete den Kalk in eine Bierflasche und goß dann Wasser hinein. Während A. die Flasche noch in der Hand hielt, sprang diese plötzlick mit lautem Knall auseinander. Tie Glassplitter und der siedende Jnljalt flogen dem Jungen in das Ge sicht, und er erlitt schwere Verletzungen. Namentlich die Augen des Knaben sind schwer in Mitleidenschaft ge zogen, und es ist sehr fraglich, ob die Sehkraft erhalten werden kann. Tie rechte Hand wurde dem Schüler voll ständig zerschnitten; da auch mehrere Sehnen verletzt wurden, so wird die .Hand voraussichtlich steif bleiben. Großes Lager 8 vorzüglich gepflegter « Rot-, Weitz- und Südweiue, ff. Bowleuweia, Obst-Weine vom Faß und in Flaschen, empfiehlt UsttMSMI, Drogerie u. Kräutergewölbe „z«m Kreuz". Garantie für Reinheit aller Weine. HohnVorf. (Illustriertes L>chlachtenpotpourri in 100 Äriegsgemülden.) Ganz in die Zeit der Sedan feier passend, kommt am Tieustag abend im „Deut schen Haus" hier ein melodramatisches Schlachten potpourri von 1870-71 zur Aufführung, das außeror dentlich packend vor den Augen der hoffentlich zahlreichen Besucher die Bilder aus großer Zeit lebendig werden läßt. Auch das Militärkonzert (gespielt von der Kapelle des 20. Hus.-Regts. aus Bautzen), das den Abend cin- lcitet und die begleitenden Weisen vorträgt, wird eine weihevolle Stimmung wecken. Der „Franks. G.-A." schreibt über eine derartige Vorführung: „Im Hippo drom hielt am Sonntag Herr O. F. Müller einen melo dramatischen Vortrag über den deutsch^französischen Krieg in den Jahren 1870-71. Vorher konzertierte die gesamte Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 81 un ter oer tüchtigen Leitung des Kgl. Musikdirigcnten Herrn R. Fehling. Nach dem auserwählten Konzertprogramm wurde mit besonderem Interesse das große Schlachien- potpourri, eine Vorführung von Lichtbildern mit Er klärung, verfolgt, die dem Beschauer einen imposanten Anblick bot und aus folgenden Bildern bestand: Dieser Friede, Landleute f^ren die Ernte ein, Frankreichs Kriegserklärung an Deutsthland, des deutschen Volkes Antwort, di« Wacht am Mein, Einberufung der Re serve und Landwehr, Abschied vom Elternhaus, abendF neun Uhr in der Kaserne, die letzte Nacht auf heimat lichem Boden, AuSmarsch und Abfahrt aus den Garni sonen, Kronprinz Friedrich Wilhelm in und nach der Schlacht bei Weißenburg, Belagerung und Kapitulation Straßburgs, Biwak auf feindlichem Boden, auf Vor posten, Tagesanbruch, Beginn der Schlacht, König Wil helms Ritt um Sedan, Gefangennahme Napoleons, der sterbende Krieger nach der Schlacht bei Sedan, Vor marsch auf Paris, Kaiserproklamation, Parade nach der Proklamation, Friedensverhandlungen und Kapi tulation von Paris, Einzug in Berlin. Ganz beson deren Effekt machten die Schlachtengemälde mit Musik. Für die gelungenen Vorführungen wurde Herrn O. F. Müller reicher Beifall gespendet." Neudörfel. (Unfall.) In der Nacht zum Montag wurde der Bergarbeiter A. Tröger von hier, von Fried» richsgrün kommend, auf der abschüssigen Straße zwischen Einsiedel und Ortmannsdorf von einein Radfahrer von hinten überfahren. Er erlitt erhebliche Verletzungen. Ter Radfahrer entkam unerkannt. Chemnitz. (Eine grausige Tat) verübte gestern eine sunge Mutter in Rittersgrün. Es wird darüber wie folgt berichtet: Die in Chemnitz-Hilbersdorf wohnhafte 27jährigc Schlossersehefrau Bleyl waren wegen Ner venleidens längere Zeit in einer Nervenheilanstalt un- tergcbracht. Währenddem hatte der Gatte sein fünf jähriges Töchterchen zu Verwandten nach Rittersgrüa in Pflege gegeben. Als nun vor einiger Zeit die Mut-, ter aus der Heilanstalt entlassen wurde, reiste auch sie, uni sick noch weiter zu erholen, nach Rittersgrün zu Men Verwandten. Dort muß dir Unglücklich: nun einen Rückfall in Geistesgestörtheit erlitten haben; denn sie fübrre ihr Kind nach einer Bodenkammer und durchschlug der armen Kleinen dort mit einem Beil den Hals, so daß das Mädchen sofort tot war. Die Täterin wurde von der Gendarmerie festgenommen. Hohenstein-E (Geflügelcholera.) Unsere Stadt und die benachbarte Gemeinde Wüstenbrand sind all jährlich der Hanptstapclplatz für russische Gänse, die in vielen Wagenladungen eintreffen, und dann durch kleine Händler im ganzen Erzgebirge verkauft lverden. Am Donnerstag trafen in Wüstenbrand 2400 Stück Gänse ein, bei denen die Geflügelcholera festgestellt wurde. Tcni Besitzer der Tiere, einem Gänsegroßhändler aus Satzung an der böhmischen Grenze, entsteht dadurch vieler schaden. Kötzschenbrova. (Blitzschlag in die Kirche.) Bei einem über dem Lößnitztalc niedergegangenen Gewitter schlug der Blitz, dem „Generalanzeiger" zufolge, in die Kirche von Äötzschenbroda. Der Blitz hatte gezündet und im Inneren der Kirche einen Brand verursacht. Beim Erscheinen der Feuerwehr war das Innere der Kirche ganz mit Qualm gefüllt. Es gelang jedoch bald, den Brand zu löschen. r Leipzig. (Verhaftung eines Betrügers.) Von der kiesigen Kriminalpolizei wurde gestern nachmittag der 30 Jahre alte Bankbeamte Gvlvbcck, der im Oktober vorigen Jahres nach Unterschlagung von 42 000 Mk. aus seiner Stellung in einem Berliner Bankhaus flüch tig geworden war, verhaftet. Von dem Gelde war bei seiner Festnahme nichts mehr vorhanden. Leipzig. (Verhängnisvolle Explosion.) Vorgestern! nachmittag gegen V22 Uhr war in der Kesselschmiede von Stöckert u. Petri der Kesselschmied Artur Paul Weichold mit dem Schweißen von Petroleumtanks be- ! -cläfttgt, als plötzlich ein solcher explodierte und ein Teil des Tanks dem Unglücklichen an den Kopf geschleu dert wurde. Der Getroffene hatte dadurch tödliche Ver- ' letznngen erlitten. Nerchau. (Riord und Selbstmord.) Ter im Zim- mercigeschüft von Schuster beschäftigte Geschirrführer Ernst Grüneberger hat die im 20. Lebensjahre stehende Tochter Selma seines Brotherrn aus dem an oer Würsch- witzcr Straße liegenden Felde (dem sogen. Lauch) er schössen und sich hierauf durch einen Schuß ins Herz selbst getötet. In der bei dem Mörder Vorgefundenen Waffe steckten noch weitere vier Kugeln. Grüneberg war verheiratet und soll die Tat aus Rache über seine Entlassung, die am Vormittag erfolgt war, begangen haben. Oclsnitz i. V. (Eurem verbrecherischen Eingriffe erlegen) ist die hiesige Fabrikarbeiterin Martha Schil ler. Tas erst 10 Jahre alte Mädchen hotte in Ge- mcinsckaft mit ihrer verheirateten Schwester und einer in Zwickau wohnhaften „Diasseuse" versucht, die un erwünschten Folgen eines Liebesverhältnisses zu be seitigen. Tie beiden Mithelferinnen an dem nach Para graph 218 dcs N.-Str.-G.-B. mit Zuchthaus bedroh ten Vergehen sind festgenommen worden. Oschatz. (Tödlicher Sturz.) Tie Ehefrau des Ta gelöhners Glaser in Ragewitz stürzte beim Zureichen von Garben so unglücklich etwa drei Meter vom Dresch- Oberplanitz. (Zur Gemeindevorstandswahl.) Die Verhandlungen zwischen Gcmeindevorstand Morgen roth aus Leubnitz und der Gemeindevertretung von Oberplanitz über Vereinbarung der näheren Anstel- lungsbedingungen sind erfolglos gewesen. Herr Mor genroth hat darum die an ihn ergangene Berufung nach Oberplanitz abgelehnt und wird deshalb in Leub nitz verbleiben. Pöhla. (Beim Baumfällen) schwer verunglückt ift hier der Wirtschaftsbesitzer Kraus. Ein umstürzcndeL Stamm zerschmetterte ihm «in Bein. ' - ... ......