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essr Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt jir H>öl»is, Mlili, HmÄns, jiislns, St Win, HäWÄit Ruilm, MW, MmÄns, Wn St. Wis. St, z«a, St. RW, St«nUü, A« Wmilsa, WchiMtI «ü TMt« Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein -- Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt ------7-- — , ZV. JMhrWMG» — -- . «> « - - Rr. 112 NLWLLN Sonntag, de« 1«. Mai. L^ZWNW isos Vies« Matt erscheint täglich außer Sonn- und Festtag, rcutwMoor für den lobenden Lag. — Nterlrljbhrllchrr Lepigqncei»: 1 Md. dv pfg., durch die poft bezogen I Mk. 7b pfg. Gvqetnr Nummern 10 Psg. NesteUungen nehmen außer der Erpedition i« Lichtenstein, L»ia»auerftraße Nr. bd, alle Maiserttche« poftemftalten, poftdoten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die fünsgespaltene Grund;rUr «tt 10, für auswärtige Inserenten mit 1b pfg. berechnet. Neblmuneile SV pfg. I» mntltche» Leite kostet die zweispaltige Zelle SV pfg. Fernsprech-Anschlutz Nr. 7. Inseraten-Annahme täglich di» späteste» vormittag» 10 Ahr. Telegramm-Adresse: Tageblatt. Das Wichtigste. * König Friedrich August von 2achten ist von Tarvis heute früh 7 Uhr nach Dresden zurückgekehrt. * Tas deutsche Kaiserpaar ist am Freitag vor mittag in Wien eingetroffen und mit großer Be geisterung empfangen worden. * Fürst Bülow wird dem Kaiser iu Wiesbaden über die innere Lage Bericht erstatten. * Der Reichstag lehnte die Anträge Raab, Ueber- Weisung des Reingewinns der Reichsbauk betreffend, ab. * In der Finanzkommission gaben die Vcrtr ter der Rechten und des Zentrums zum Rücktritt des Abgeordneten Paasches versöhnliche Erklärungen ab; am nächsten Dienstag soll in der Weiterberatung des Panderolcnentwurfes fortgcfahren werden. * Der Streik der französischen Postbeamten ist im Rückgänge begriffen. " Der Kaiserbesuch iu Wien. Dem gestrigen Besuche Kaiser Wilhelms bei Kaiser Franz Joses wohnt eine politische Bedeutung inne, welche die allor früheren Begegnungen der beiden Monarchen überragt. Jede dieser Zusammenkünstc war ein Sinnbild des Oesterreich-Ungarn mit Deutsck>- land verknüpfenden Bündnisses. Jeder kam im Lichte der jeweiligen Weltlage ihr besonderer Sinn und ihre besondere Wichtigkeit zu. Ein unvergleichlicher Glanz lag auf dem Maitage des vergangenen Jahres, an dem Kaiser Wilhelm sich mit den anderen Bundes fürsten des Deutschen Reiches in Schönbrunn ver einigte, um Kaiser'Franz Josef aus Anlaß seines .sechzigjährigen Regicrungsjubiläums eine für immer denkwürdige Huldigung darzubringcn. Kein früheres Erscheinen des Deutschen Kaisers in Wien hat aber dort einen so tiefen politischen Eindruck hcrvorbringen können, wie das jetzige, das auf die Epoche einer internationalen Spannung folgte, wie sie Europa seit langem nicht beherrscht hatte. Durch die Haltung, die Deutschland während der Ereignisse einnahm, die sich seit dem vergangenen Herbst bis zum Anbruch dieses Frühjahres abspielten, wurde die Balkankrisis aus einer Angelegenheit Oesterreich-Ungarns zu einem gemeinsamen Erlebnisse der Monarchie und des Deut schen Reiches, sowie zu einer höchst lehrreichen Er fahrung für die gesamte politische Welt. Die unzertrennliche diplomatische Waffenbrüder schaft. die das Berliner Kabinett der öfter reicknsch- ungarischen Regierung in dem Kampf um die bosnische Sache bewies, erhöhte noch den Wärmegrad der Freundschaft, die das Bündnis der beiden Mäckßc beseelt, und weckte in Wien und Budapest volle An erkennung, die in tief empfundenen Worten zum Aus druck gelangte. Der jetzige Besuch des Kaisers Wil helm in Men bildet den krönenden Abschluß dieses epochalen Abschnittes in der Geschichte der Allianz. Die lebhaften Sympathien, die sich der Teutsckle Kaiser in Ocsterreich-Ungarn durch seine fesselnde Persönlich keit, durch die ungewöbnliche Herzlichkeit seiner Freundschaft und die hohe Verehrung für Kaiser Franz Josef erworben hat, erstarkten durch das unvergeßliche Ereignis der Fürstenversammlung in Schönbrunn. Sie erreichten in der letzten Phase der Weltpolitik ihren Höhepunkt und brachten den obersten Vertreter des Deutschen Reiches dem österreichischen Gemüte noch näher. Den Empfang, der dem Deutschen Kaiser und der Kaiserin Auguste Viktoria von Kaiser Franz Josef und den Mitgliedern des österreichischen Kaiserhauses bereitet wurde, begleiteten die aufrichtigen, warmen Willkommengrüße, die ganz Oesterreich-Ungarn dem treuen Verbündeten und unentwegten Freunde ent bot. * Depeschenwechfel zwischen Kaiser Kranz Koses und Kaiser Milhel« und »e« König von Italien. Wie«. Im Laufe des Nachmittags ist folgendes gemeinsame Telegramm des Kaisers Franz Josef und des Kaisers Wilhelm an den König von Italien ab gegangen: „Unsere Begegnung bietet uns einen neuerlichen Anlaß, unseren erhabenen Verbündeten und Freund zu begrüßen und ihm den warmen Ausdruck unserer unveränderlichen Freundschaft zu übermitteln." Rom. Der König von Italien erwiderte das Telegramm des Kaisers Wilhelm und des Kaisers Franz Josef mit folgender Depesche: „Ich bin Eurer Majestät sehr dankbar dafür, daß Sie mit dem Kaiser, Unserem gemeinsam Ver bündeten und Freund, Nullens gewesen sind, Mir den Ausdruck Ihrer unwandelbaren Freundschaft zu übersenden. Diese Freundschaft ist Mir sehr teuer und Ich versichere Eurer Majestät, daß sie in Meinen Gefühlen aufrichtigen und vollen Widerhall findet. Viktor Emanuel." Trinksprüche zwischen Kaiser Kranz Joses und dem Deutsche« Kaiser. Wie«. Bei dem Galadiner, welches gestern abend 7 Uhr in der Hofburg stattfand, brachte Kaiser Franz Josef folgenden Trinkspruch aus: „Ter Besuch, welchen Euere Majestät in Beglei tung Ihrer Majestät der Kaiserin mir heute abzu- statteu die Güte haben, erfüllt mich mit wahrhaft herzlicher Freude und bietet mir den sehr erwünschten Anlaß, meiner hohen (Genugtuung Ausdruck zu ver leihen, daß es mir vergönnt ist, Euere Majestät, den beharrlichen Förderer aller Friedensbcstrebungeu, in einem Augenblicke begrüßen zu dürfen, da der im verflossenen Winter manchen (Gefahren ansgesetzte Friebe wieder gesichert ersck-eint. Mit tiefer, auf richtiger Dankbarkeit gedenke ich hierbei der neuer dings in glänzender Mise bewährten bundesfreund- lichen Haltung des Teutsckzen Reiches, dessen stets hilfs bereite Unterstützung die Erfüllung meines innigen Wunsches in so Holzem Maße erleichtert hat, die ent standenen Schwierigkeiten ohne kriegerische Ver wickelungen auszngleichen. Waren auch alle Mächte einig in diesem redlichen Bemühen, so ist es doch vor allem der unerschütterlichen Bundestreue meiner hohen Freunde und Verbündeten, Euerer Majestät und Seiner Majestät dem König von Italien, zu danken, wenn wir heute mit ungetrübter Befriedigung auf die erzielten Erfolge blicken können. In der siche ren, durch eine aus drei Dezennien zurückrejchende Ersahrung begründeten Zuversicht, daß das kostbare Gut des Friedens auch künftighin die sicherste Bürg schaft in den dauernden und innigen Beziehungen finden wird, welche uns und unsere Völker verbinden, heiße ich Eure Majestäten anss Herzlichste willkommen und erhebe mein Glas aus das Wohl Euerer Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin und des gesamten kaiser lichen und könjglickzen Hauses!" — Tic Musikkapelle intonierte hierauf die preußische Hymne. Kaiser Wilhelm erwiderte mit folgendem Toast: „Euerer kaiserlichen und königlichen apostolischen Majestät huldvoller, warmer Willkommcusgruß hat uns, die Kaiserin, meine Gemahlin, und mich, in tiefer Seele bewegt und gerührt. Empfangen Euere Majestät innigsten Tank für diese Worte wahrer und edler Freundschaft. Ein Menschenalter ist vergangen, seitdem Euere Majestät mit meinem in Gott ruhenden Herrn Großvater den Grund zu dem Freundschafts bund gelegt haben, der bald darauf zu unserer hohen Freude durch Italiens Beitritt erweitert wurde. Welcher Segen auf diesem Bunde geruht hat, das wird dereinst die Geschichte Hindern Alle Mit weiß aber schon heute, wie wirkungsvoll gerade jn den letzten Monaten dieses Bündnis dazu beigetragen hat, ganz Europa den Frieden zu erhalten. Was damals begründet worden ist, steht heute festgewurzelt in den Herzen unserer Völker. Euere Majestät wissen, wie spontan hüben und drüben, in Oesterreich-Ungarn wie in Deutschland, die Zustimmung war, so oft unser treues und geschlossenes Zusammenstehen nach Außen hervortrat. Und als die Kaiserin und ich heute früh durch Euere Majestät im Frühlingsschmuck prangende Residenzstadt Wien unsern Einzug in die altehr würdige Burg hielten, da klang uns aus den goldenen Altwiener Herzen brausender Jubel entgegen und mächtig war der Widerhall, welchen dieser Jubel in unseren Herzen fand. Ich darf mich ja rühmen, hier kein Fremder zu sein. Seit ich als junger Prinz mich zum ersten Male Euerer Majestät vorstellen durfte, hat cs mich immer wieder in die Nähe der allverehrten Person Euerer Majestät gezogen, wo mir stets unwandelbare Güte und Freundschaft zuteil wurde. Unauslöschlich lebt in meinem Herzen die Erinnerung an die Aufnahmen, welche ich in Euerer Majestät weitem Reiche, sowohl hier als bei dem ritterlichen Volke der Magyaren alle Zeit gefunden lzabe. Mögen unter dem glorreichen Szepter Euerer Majestät die Gefühle und'Gesinnungen treuer Freund schaft bis in die fernste Zukunft bestehen, mögen sie stets das unzerreißbare Band zwischen uns und unseren Reichen bilden zum Heile unserer Völker und zur Bsahrung des Friedens. Mit diesem Wunsche erhebe ich mein Glas und trinke auf das Wohl Euerer Ma jestät. Gott segne und erhalte Euere Majestät und Ihr Erlauchtes Haus!" - Die Musik spielte hierauf die österreichisch Volkshymne. Beide Monarchen drückten einander herzlich die Hand. Deutscher Reich. Berli«. Zur Vertagung des Reichstages - Gegen über den verschiedenen Meldungen über eine Ver tagung des Reichstages aus kürzere oder längere Frist ist festzustellen, daß es sich dabei lediglich um Ge rüchte handelt und daß feste Beschlüsse zur Zeit noch nicht vorliegen. In den Wandelgängen des Reichs tages trat aber gestern mit wachsender Bestimmtheit die Ansicht auf, daß der Reichstag demnächst auf vier bis sechs Wochen vertagt werden würde, um der Finanzkommission Zeit zur Arbeit zu lassen. — (Die Fiuanzkommission des Reichstages) ver schob die Neuwahl eines Vorsitzenden auf die nächste Sitzung am Dienstag. Sämtliche Partei n m t Aus nahme des Zentrums sprachen dem bisherigen Vor sitzenden Dr. Paasche ihr Vertrauen aus. Von kon servativer Seite wurde angeregt, den geschäftsord- nungswidrigen Beschluß vom Donnerstag zu annul lieren. Wie cs heißt, will Dr. Paasche trotzdem den Vorsitz nicht ivieder übernehmen. — (Dreieinhalb Prozent Fahrkartcnsteucr für alle Klassen?- Ter im Reschsschatzamt ausgearbeitete Ent wurf einer neuen Fahrkartensteuer siebt nach dem Lokalauzcjgcr einen dreieinhalbprozentigen Zuschlag für alle Klassen vor, auch sür die vierte Klasse. Toch sollen alle Karten unter dem Betrage von einer Mark steuerfrei bleiben. — Das würde einen gewaltigen Zu schlag zu der jetzt sehn bestehenden Fahrkartcusteuer bedeuten. — (Tie Ermordung der deutschen Reisenden Brun- Huber und Schmitz- wird leider durch Meldungen aus Peking bestätigt. Tas auswärtige Amt hat nämlich durch seinen Vertreter in China recherchieren lassen, ob sich das Mrücht vom Tode der Forschungsrcisenden Tr. Bruuhuber und Schmitz bestätigt. Die Ermitte lungen haben ergeben, daß die Forscher tatsächlich ermordet worden sind. Die chinesisch Regierung hat eine Strafexpedition abgesandt. — Bei einer Schießübung« der zweiten Mafroseu- Artillerjeabteilung ist gestern nachmittag durch zu frühes Abseuern eines Geschützes der Einjahrig-Frei willige Artillerist Stuhr getötet worden. Ein zweiter Einjähriger wurde schwer verletzt, sechs andere Ma trosen leicht.