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WM-LkMWiU Früher Wochen- und Nachrichtsblatt r^z Tageblatt sd HgiM Mit, SM>«s, Mns, St. Wti. ßnin-snt, gma«, Kchirstl, Läimsvy, Ms» St. MM, St. Zint, St. Meli, AnitE Am. WmW«. SMiM »ü Mchhm Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Siadtrat zu Lichtenstein - - - Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt —- 59. JgtzrGONU. — - — - ' Rr. 110. LAWKLV Freitag, de« 14. Mai. L»WWNW 1S09 j Diese» Matt erschetot ILgUch avßer Lorin- nnd Feplag» nochwittag» für den folgende« Tag. — vierteljährlicher vepig»prei«: 1 Mk. SO pfa., durch die Post bezogen 1 Mk. 75 pfg. Einzelne Vvmmern 10 Pfg. Bestellungen nehmen außer der Erpedition in Lichtenstein, LwiUiaurrstraße Ur. Sd, alle Laiserltchen postcmstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Luseratr werden die fünfgespalteue Erundzetle mit 10, fitr auswärtige Luserrnten mit 1S Pst. berechnet. Leblauirzrile 30 Pfg. Zur amtlichen Teile kostet die zweispaltige Zeile 30 pfg. Ferulprech-Anschluß vr. 7. rnseraten-Annahme täglich di» spatesten» vormittags 10 Uhr. Telegramm-Adresse: Tagedla Das Wichtigste * Das deutsche Kaiscrpaar traf gestern vor Brindisi mit dem italienischen Königspaar zusammen und ging nachmittags an Bord der Hohenzotlern nach Pola in See. * Der von den Pariser Post- und Telcgraphen- bexunten proklamierte Ausstand hat bisher rvcsent- tiche Störungen des telegraphischen Verkehrs nicht zur Folge gehabt. Die Beteiligung ist recht schwach und bleibt weit hinter den Erwartungen der Aus ständigen zurück. Die Regierung hat Maßregeln ge troffen, den Verkehr aufrecht zu erhalten. * Der- Reichstag nahm gestern die von konser vativer und Zcntrnmsfeite gestellten Anträge auf Ein führung einer Umsatzsteuer für Großmühlen an. * Vor Apia bleibt ein kleiner Kreuzer noch län gere Zeit stationiert, da unter den Eingeborenen immer noch eine Erregung zu bemerken ist. * In Albanien machen sich Anzeichen einer reak tionären Bewegung zu Gunsten Abdul Hamids be merkbar. Es werden dagegen militärisckw Sickzerheits- matzregeln getroffen. Auch nach Mersina finden um fangreiche Truppenverschiebungcn statt. * Die Psorte lyrt unter Hinweis auf die Bul- garen vtbomanischer Staatsangehörigkeit dagegen pro testiert, daß -Hönig Ferdinand den Titel König der Bulgaren annehme. Die Zwickauer Thesen. In Meißen tagte am Dienstag die Meißener Kon ferenz. Geheimer Kirchenrat T. Rietschel aus Leipzig hielt einen Vortrag, der sich sckzars gegen die Zwickauer Thesen der sächsischen Lehrerschaft wandte. Tas Thema lautete: Lind die Zwickauer Leitsätze des Sächsischen Lehrervereins geeignet, als Grundlage für die Umgestaltung des Religions-Unterrichtes zu dienen? Der Redner, der zur Vermeidung etwaiger Miß verständnisse seinen Vortrag vorher hat in Druck legen lassen, beantwortete von vornherein die Frage seines Themas mit entschiedenem Nein, um sich dann eingehend mit den Zwickauer Thesen zu beschäftigen. Dabei hielt der Vortragende sich in der Hauptsache an folgende Leitsätze: I, Tie aus Kompromissen erwachsenen Zwickauer Leitsätze schließen völlig unvereinbare Gegensätze in sich und sind in ihrer unbestimmten Fassung den willkürlichsten Deutungen in wesentlickzen Punkten ausgesetzt. 2. Die Behauptung, der Religionsunterricht sei „eines selbständige Veranstaltung der Volksschule", verkennt das Recht des christlichen Hauses, sowie der Gemeinde nnd führt zu einer durchaus unevan- Selischcn Hierarchie der L e h r e r s ch a s t', die sich allein das Verständnis der Kindesseele zuspricht und die Entscheidung über die religiöse Erziehung der Kinder für sich allein in Anspruch nimmt. K Die der Volksschule gestellte Ausgabe, „die Ge sinnung Jesu im Kinde lebendig zu machen", ist tat sächlich unausführbar, weil ans der Gesinnung Jesu das auch von den drei ersten Evangelien den söge nannten Synoptikern) bezeugte Bewußtsein von seiner einzigartigen alle Menschen überragenden Stellung nicht willkürlich ausgeschieden werden darf. Es ist diese Bestimmung der vom Religionsunterricht zu er füllenden Aufgabe um so weniger genügend, als daraus das Recht abgeleitet worden ist, daß selbst überzeugte Atheisten ohne Verleugnung ihrer Anschauung den Religionsunterricht erteilen können. 4. Ter vom Katechismus handelnde Leitsatz 5 ist r» seiner Fassung, „die niemand hindert und niemand verpflichtet", völlig inhaltlcer und unfähig, den Lehrplan des Religionsunterrichtes wirksam zu bestimmest. Er macht es möglich, daß er, wie es tat sächlich geschelze» ist, dazu verwendet iverden kann, nicht nur die christliche Religion, sondern auch die christlickze Ethik aus der Volksschule auszuscheiden. Dennoch läßt gerade Leitsatz 5 mit seiner Kritik des bisher vielfach üblichen Katechismusunterrjchtes, so wie auch Leitsatz 4 durch seine zur Belebung des Religionsunterrichtes erhobenen Forderungen das Verlangen nach einer Reform des Religionsunter richtes als berechtigt erscheinen. Nur hat die Reform nicht in der Beseitigung des Kateckzismus, sondern in seiner rechten Behandlung zu bestehen. ö. Die Forderung, daß der Religionsunterricht „mit den gesicherten Ergebnissen der Wissenschaft in Einklang stehen müsse", gibt dem willkürlich st e n Subjektivismus freien Spielraum, wie denn tatsächlich von Vertretern der Lehrerschaft selbst der naturalistische Monismus als solch gesichertes Er gebnis nnd als das maßgebende Dogma verkündigt worden ist. Dasselbe gilt von der Betonung „des geläuterten sittlichen Empfindens unserer Zeit", wie zum Beispiel ein Blick auf die mannigfaltigen Formen der modernen Ethik zeigt. tz. Bevor nicht eine Klärung und Scheidung der unvereinbaren Gegensätze innerhalb der Lehrerschaft eintritt, ist eine Wiederherstellung des tieferschütterten gegenseitigen Vertrauens zwischen Kirche und Schule nicht möglich. Es ist deshalb in erster Linse nötig: M daß der Vorstand des Sächsisckzen Lehrervereins veranlaßt wird, vor der Oeffentlichkeit ebenso ent schieden wie unzweideutig zu erklären, wie er über die vor allen: in der „Leipziger Lehrerzei- tuug" vertretenen radikalen Anschauungen und ihr Bestreben, sich innerhalb des zu erwartenden neuen Schulgesetzes Geltung zu verschaffen, denkt: b daß den einzelnen Mitgliedern des Sächsischen Lehrer vereins, wie sie in den Bezirks- und Zweigvereinen vereinigt sind, zu voller Klarheit über die tatsäch lichen Verhältnisse geholfen tvird, damit sic darauf hin ihre Entscheidung treffen können. 7. Nach Ausscheidung der radikalen Anschauungen ist mit allen Mitteln ein von gegenseitigem Vertrauen getragenes Znstammenwirken der Vertreter von Kirche nnd Schule an der Reform des Religionsunterrichtes zu erstreben. Mehrere zn dem Vortrag beantragte Resolutionen wurden nach längerer lebhafter Debatte abgelehnt, dagegen ein Antrag, den in: Truck vorliegende,: Vor trag dcS Geheimen Kirchenrats Tr. Rietschel allen evangelischen Schulen des Landes auf Kosten der Meißener Konferenz zuzustellen, angenommen. Deutsches Rei». Dresden. (Seid einig!' Tie sächsisch-offiziöse Leip ziger Zeitung bringt znr Reichsfinanzrcform und Blockpolitik längere Betrachtungen, in denen sie an die Konservativen und Liberalen einen dringenden Apvell znr Einigung richtet. Berlin. (Tie Mvnarchenbegcguung vor Brindisi« ist in herzlichster Weise verlaufen. Bei der Früb- stückstafel an Bord des Panzers Vittorio Emanuele tranken die beiden Souveräne auf ihr gegenseitiges Wobl, auf das ihrer Häuser nnd ihrer durch den Dreibund geeinigten Lander, deren Bündnis drei Jahr zehnte hindurch als Friedenshort sich erwiesen habe. Ter Kaiser gedachte nochmals besonders des schweren Unglücks, das Sizilien betrofsen habe, und gab der Bewunderung für die anfopsernde Tätigkeit Ausdruck, die der König und die Königin bei dieser Gelegenheit an den Tag gelegt hätten. Um 4 Uhr gaben die deut schen Majestäten an Bord der Hohenzollern den Tee, zn dem der König nnd die Königin mit Gesolge ge laden waren. Um Uhr erfolgte die Abfahrt nach Pola. — Möchte es Kaiser Wilhelm als echten Frje- denssürsten bei dieser Begegnung gelungen sein, das leider noch immer wieder so leicht sich lockernde Per trauensband zwischen Oesterreich und Italien enger ! zn knüpsen! Vertrauen ist die Voraussetzung jedes. Bündnisses. — (Ein Opfer?) In parlamentarischen Kreisen Ivurde gestern wieder mit Bestimmtheit behauptet, datz zwischen den: Fürsten Bülow und den Konservativen neue Verhandlungen im Gange seien, die aller Vor aussicht nach zu einer Verständigung über die Finanz« reform führen würden. Als das Opfer, das Bülow für dieses neue Kompromiß zu bringen bereit sei, wird der Reichsschatzsekretär Sydow bezeichnet, der schon in naher Zeit einem Nachfolger Platz machen solle. — Diese Nachricht dürste schwerlich den Tatsachen entsprechen. Tie Red. — (Festlegung des Schulschlusses zu Ostern.) In der Dienstag-Sitzung der braunschweigischen Landes- synode teilte der Unterrichtsminister mit, daß in Er wägung eingetretcn sei, ob nicht unabhängig von der Frage der Festlegung des Ostertermins der Schul schluss für Ende März eingeführt Werden kann. Di« Synode wurde gebeten, sich zn dieser Frage zu äußern. Kvnsistvrialrat Abt Moldenhauer erklärte, daß kirch« licherseits Bedenken hiergegen nicht vorlügen. Es müßte sich denn um eine Verschiebung des Konfir- mationstermins handeln, was aber erledigt iverden könne. Die Synode nahm dann einen Antrag an, wonach die Bestrebungen unterstützt werden sollen, den Ostertermin festzulegen, und zwar in die Zeit vom 21. bis 28. März. — (Kaum ausführbar.) Für die Anfang kommen-« bei: Monats in Eisenach tagende Ausschuß-Versamm lung der Deutsckzen Turncrschaft beantragte die Orts gruppe München: „Der Ausschuß wolle bei dem Reichstage und den einzelnen Bundesstaate:: dahin wirken, daß denjenigen militärpslichtigen Turnern, dis durch ihren Verein eine bestimmte Vereinsangehörjs- keit, soivie die nötige Qualifikation nachweisen können, ihre Militär-Dienstzeit ans nur ein Jahr gekürzt wird." — Die Turner sind eine militärische Elite und bilden eine solche aus: daran sollten sie sich genügen lassen! Sie sollen bedenken, daß der Militärdienst allein schon im Schießen und Felddienst soviel nene Aufgaben bietet, daß daran auch der Turner zwei Jahre zn tun hat. Ausland s Paris. .Ter Streik der Pariser Postbeamten^ ist bereits zur Tatsache geworden. Auch die Kollegen in der Provinz habe:: sich zumeist angeschlossen. Tie Beamten haben das Votum der Kammer, die den: Ministerium ihr Vertrauen aussprach, nicht erst ab gewartet und der Regierung den Fehdehandschuh hjn- gewvrfeu. So steht Frankreich an: Beginn einer schweren inneren Krise, Staat und Beamte wissen beide, woraus es für sie bei diesen: Kamvse an kommt, der daher mit größter Schärse und Erbitte rung geführt iverden wird nnd für das gesamte ivirt- schastliche Leben Frankreichs die schwersten Schädi gungen im Gefolge haben wird. Auch das Ausland hat natürlich darunter zu leiden, die telegraphischen Verbindungen mit Paris sind zum Teil schon gestört. Toch ist bisher die Beteiligung am Streik noch nicht besonders groß, etwa der zehnte Teil der Postbe amten ist heute früh nicht in den Bureaus erschienen. AuS Nab und Fern. " Lichtenstein, den ltz. Mai lldist. *— Tie Wettervorhersage sür morgen lautet: Südwind, woltig, sräter aufheiternd, warm, kein er heblicher Niederschlag. *- Ter Jahrmarkt hat auf der ganzen Linie eingesetzt. Schon gestern mar „viel Volk" aus den Beinen, um sich die Budensladt anznseben. Heute haben sich die vielen Stände geöfsnet, nnd die Frauen, verheiratet und unverheiratet, vvr allen: sind es, die Kästen und Kisten revidieren, um zu sehen, was fehlt und dann zu kaufen, lvas nötig und noch, öfter das, was überflüssig, allein weil es „billig" ist. Taß anch