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Waldeudurg. Herr Seminaroberlehrer Musik- direttor Reichardt tritt mit dem 30. September dss. LS. in den Ruhestand. In Geyer ist der Direktor einer dort gastierenden Schauspielertruppt durchaebrannt und hat die Schau spieler in recht hilfloser Lage zurückgelassen. Die Mit- glieder der Gesellschaft haben an den Stadtrat die Bitte gerichtet, einige Vorstellungen geben zu dürfen, um sich wenigstens von der drückendsten Not zu befreien. Heidelberg bei Seiffen. Vor einigen Tagen wurde hier ein frecher Einbruchsdiebstahl am Hellen lichten Tage verübt. Als die Frau eines Wirtschafts besitzers auf kurze Zeit das Haus verlassen hatte, war ein Dieb durch ein Fenster eingestiegen und hatte die sauer erworbenen Sparpfennige der arbeit samen Leute (der Mann ist außerdem Waldarbeiter) in Höhe von ca. 30 M. gestohlen. A«S Thüringen. Magdeburg. Eine furchtbare Familientragödie spielte sich, wie bereits gemeldet worden, in dem Dorfe Gübs ab. In der Frühe des Sonntags um 8 Uhr schoß der 55 Jahre alte Ortsvorsteher Sachse auf seine Frau, die von der Kugel in den Kopf ge- troffen und sofort getötet wurde. Darauf richtete er die Waffe gegen seinen 27jährigen Sohn Erich, der durch einen Schuß in die Seite und in den Mund tödlich verwundet ward. Seine 18jährige Tochter Lucie tötete er durch einen Schuß in die Brust, seinen 11jährigen Sohn Kurt durch einen Schuß in die Schläfe. Seine 20jährige Tochter Erna, die, durch die Schüsse aufgeschreckt, die Tür verschloß, erhielt einen Streifschuß am rechten Arm, den der Vater durch das Schlüsselloch auf sie abgab. Wie verlautet, ist der in das hiesige Krankenhaus transportierte älteste Sohn bereits gestorben. Der Mörder erschoß sich nach der gräßlichen Tat im Hausflur. Vor der Tat hat Sachse eine Menge Dokumente verbrannt, unter anderen auch die Gemeindeakten. Mit dem Rufe: „Ich bin ruiniert! Ihr müßt alle sterben!" soll er die Mordwaffe auf seine Familie abgefeuert haben. Gerichts-Zeitung. Chemnitz. Das Landgericht verurteilte den in Zellershausen bei Leipzig geborenen Rechtsanwalt Eduard Paul Nietzschmann wegen Untreue und Unter- schlaguug zu acht Monaten Gefängnis. Die Ehrenrechte wurden ihm nicht aberkannt. N. hatte sich 1902 in Stollberg i. E. als Rechtsanwalt niedergelassen. Er war mittellos und fing gleich mit Schulden — aus seiner Studentenzeit — an. Im nächsten Jahre bereits mußte er die Miete und die Gehälter seiner Schreiber schuldig bleiben. Er behalf sich kurze Zeit mit Wechseln und als er Deckung für diese brauchte, vergriff er sich an den Geldern seiner Klienten im Gesamtbeträge von ca. 1600 Mk. Am 18. März wurde er verhaftet. Ver- wandte hielten die Geschädigten schadlos. Zwickau. Das hiesige Landgericht hat den Arbeiter Penndorf zu 1 Jähr Gefängnis verurteilt, weil er während des Textilarbeiterstreiks hier einen Fabrikwächter mit einem Stuhl geschlagen hat. Aachen. Das Schwurgericht verurteilte den wegen Ermordung seiner Geliebten angeklagten Buchbinder Görrisen aus Eschweiler wegen Totschlages LU 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. Allerlei. f Berlin. Rechtsanwalt Dr. Penscher, dessen plötzliche Abreise vor einiger Zeit großes Aufsehen erregte, ist aus Newyork über London in Berlin wieder eingetroffen und hat seine Praxis wieder ausgenommen. Dr. Penscher hatte kurze Zeit nach seiner Verheiratung für einen Verwandten seiner Frau Bürgschaft geleistet. Die Bank, wo dieser sein Vermögen eingezahlt hatte, brach zusammen und der Rechtsanwalt sollte Zahlung in Höhe von 120000 Mk. leisten. Sein Vermögen reichte jedoch nicht aus, doch befriedigte sein Schwiegervater den größten Teil der Gläubiger. Da seinerzeit dem Rechtsan- Walt die Verwertung eines Patentes angeboten worden war, war er nach Amerika gereist. ff Die hervorragende Stellung, welche der Norddeutsche Lloyd iu Bremen in dem über seeischen Passagierverkehr einnimmt, erhellt am besten aus der Tatsache, daß seitens dieser Gesellschaft bis Ende des Jahres 1903 im ganzen nicht weniger als 5174 905 Personen über den Ozean befördert wurden. Diese Ziffer dürste in dem transozeani schen Paffagieroerkehr wohl einzig dastehen. f Breslau In Butschkau, Kreis Namslau, ist der Stellenbrsitzer Gottlieb Zuerny, der am 17. Januar von seinem Hunde gebissen worden war, an Tollwut gestorben. Zuerny war nicht zu bewegen gewesen, sich nach Berlin in das Pasteursche Insti tut zur Impfung zu begeben. f Heiratet feine Schwiegermutter (Polizei- gericht Dublin). Der Matrose Thompsen wurde nach dem „N. W. T." vor Gericht gestellt, weil er nach dem Tode seiner Frau deren Mutter, also seine Schwiegermutter, geheiratet hatte, trotz des (in Großbritannien) üblichen Verbotes von Ehen zwischen nahen Verwandten. Die als Zeugin geladene Frau erklärte, Thompsen habe sich in beiden Ehen als Mustergatte benommen, und Thompsen gab selber an, er fühle sich in der zweiten Ehe vollkommen glücklich. Thompsen wurde vor die Geschworenen gewiesen, dürfte aber nur eine nominelle Strafe erhalten. Spargel Saison-Plauderei von C. v. Langfeldt. Nachdruck verboten. DaS Kaisergemüse nennen verschiedene Gastrosophen den Spargel und das mit Recht, denn er ist zu allen Zeiten, soweit unsere KenntmS der Kulturgeschichte zurückreicht, eine der geschätztesten und feinsten Gemüse pflanzen gewesen. Eine „Schmeichelei für den Gaumen" nennt ihn schon der alte Cato, und Plinius ergänzt diese Charakteristik, indem er ihn als „die zuträglichste Speise für den Magen" bezeichnet, ein Lobspruch, der seitdem von allen Bromatologen ohne Unterschied der Konfession wiederholt worden ist. Nach Deutschland ist diese erhebende Frühlingsgabe Gasträas an ihre Jünger erst im 16. Jahrhundert gekommen. Die ersten Spargelbeete werden nämlich 1565 im Stuttgarter Lustgarten und 1578 am Nieder rhein erwähnt. Bald darauf erscheint Ulm als Mittel punkt der neuen Kultur, die in Deutschland rasche Fortschritte machte. In Norddeutschland allerdings fand der Spargelbau erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts Eingang und gewann dort nur äußerst langsam Boden, denn noch um 1850 belief sich die Jahresproduktion Erfurts auf höchstens 1200 bis 1500 Kg., während z. B. Schwetzingen in Baden bereits die zehnfache Menge erzeugte. Zur Zeit sind Ulm, Darmstadt und Schwetzingen in Süddeutschland, Berlin und Braun schweig m Norddeutschland, Frauenhofen, Wölkersdorf, Matzen und Lar in Niederöstcrreich, Jungbunzlau in Böhmen, Marchiennes, Besancon in Frankreich, Gent und Brüssel als Spargelorte berühmt. Nach der Farbe der Sprossen unterscheidet man bekanntlich weißen und grünen Spargel. Der erstere könnte aber eben so gut roter Spargel genannt werden, denn die Schöffe sind eben von roter Farbe, wie verdünnter Hollunderbeersaft. Ueber die Vor züge dieser beiden Spielarten läßt sich streiten, denn wenn der weiße Spargel zarter ist, so ist der grüne dagegen von ausgeprägterem Geschmack — ganz un bestritten und über jeden Zweifel erhaben ist die Vorzüglichkeit des Spargels im Allgemeinen. Schon die einfache Spargelsauce hat etwas verlockendes, die schlichte Spargelsuppe etwas Frühlingsahnung erweckendes an sich. Dieses Gefühl kann aber ein Spargelkuchen oder gar der unzerstückte Spargel mit brauner Butter, in Begleitung eines Hühnchens noch erheblich steigern. Auch mit Mayonnaise, mit Morcheln, sowie in Erbsenform ist der Spargel nicht zu verachten. In Anbetracht der großen Beliebtheit, dessen sich der Spargel als Gemüse erfreut, ist der Wunsch erklärlich, daß manche Hausfrau ihn längere Zeit in einem möglichst frischen Zustande aufbewahren möchte, um auch in den Zeiten, in denen er seltener ist, die Stangen zur Verfügung zu haben. Es gibt verschiedene Methoden, den Spargel frisch aufzube wahren. Ein bewährtes und sehr einfaches Ver fahren besteht in dem Aufbewahren in Kleie. Der Spargel wird rein gewaschen und mit einem Tuche gut abgetrocknet. Dann nimmt man trockne Kleie, mit bräunlich geröstetem Salz vermischt, bringt davon zu unterst in einen Topf, legt darauf eine Schicht Spargel, dann wieder eine Lage und geröstetes Salz, dann wieder Spargel und so fort, bis der Topf voll ist. Die oberste Schicht muß aus Kleie bestehen, wird etwas fest gedrückt und dann der Topf mit zerlassenem warmen Fett zugegossen. Das letzte dient dazu, die Luft von dem Inhalt abzu schließen. Der Topf wird an einen trockenen, jedoch kühlen Ort gestellt. Da jetzt, zu Anfang der Spargel-Saison, die geeignetste Zeit zu sein pflegt, um neue Spargel beete anzulegen, so möchten wir hierzu noch einige Winke geben. Wir nehmen zur Anlage eines neuen Spargelbeetes vom besten Kulturlande unseres Ge müsegärtchens. Leichter Boden ist besser geeignet, als schwerer, denn die zarten jungen Schosse (Pfei fen) werden lockeres Erdreich besser durchdringen, als schweres. Fruchtbar soll natürlich der Boden fein, bezw. es muß ordentlich gedüngt werden, damit die Wurzeln reichlich Nahrung finden. Kurz vor dem Pflanzen wird das Land nochmals 60 ow tief um gearbeitet und dabei tüchtig Dung und Kompost untergebracht. Vor dem Besetzen werden dann die Reihen in etwa 1^ w Entfernung abge steckt und in jeder Reihe ein reichlich 25 am breiter und eben so tiefer Graben ausgehoben, in dem in 75 em Abstand die einzelnen Setzlinge gepflanzt werden. Man kann auch enger pflanzen. Im All gemeinen gilt: je weiter man pflanzt, desto stärkere, schönere Pfeifen, je enger, desto mehr, aber dafür dünnere Pfeifen erzielt man. Man nehme nur beste, reinbewurzelte gesunde, einjährige Setzpflanzen auS soliden Bezugsquellen. Die jung en Pflanzen werden nach dem Setzen bekanntlich nicht ganz, sondern nur flach zugedeckt, damit sie anwachsen, erst nach einem Jahre füllt man die Gruben voll aus. Die Ernte beginnt erst nach einigen Jahren. Zuweilen kann man schon im dritten Jahre stechen, besser ist aber, erst im vierten Jahre damit zu be ginnen. Dann aber sticht man von Ernteanfang bis Johannes eben alles, ob dick, dünn, kurz oder lang, was aus den Boden aufguckt. Nach Mitte Juni aber darf man keinen Spargel mehr stechen, damit die Sprossenaugen für das kommende Früh jahr nicht zerstört werden. Vereiusuachricht ««jährige» Jubiläa«. Im Saale de« „Neue« Schützenhauses" hier beging am Dienstag abend tue Gänger abteilung vom Königs. Sachs. Militäroerein ihr 40jährige« Stiftung-fest durch Konzert, Theater und Ball. Der musikalisch« Teil wurde in bekannt exakter Weis« von der Stadtkapell« dargeboten, während die Besänge und das Theater von der Sänger-Abteiluna und dem Damenchor ausgeführt wurden. Der Borsitzende der Abteilung, Herr Tischlermeister Hermann Nötzold, begrüßte die zahlrich Erschienenen mit herzlichen Worten, gab einen kurzen, allgemeinen Ueberblick über die Tätigkeit der Abteilung in den abgelaufenen 40 Jahren und schloß mit begeistert aufgenommenen Hochs auf Kaiser Wilhelm 11. und König Georg. Bom Vize-Vorsteher der Kgl. Sachs. Militärvereins, Herrn PrioatuS Wilhelm Brosche, sowie vom Damenchor wurde die Sängerabteilung durch schöne Geschenke unter entsprechenden Ansprachen geehrt. Auch der Herren Gründer Ernst Schubert und Gottlob Herrmann, beide Kriegs teilnehmer von 1849, wurde ehrend gedacht. Besondere Aner kennung zollte man dem früheren Dirigenten der Abteilung, Herrn Moritz Faulwetter, welcher 22 Jahre in treuer Hingabe seines Amtes gewaltet habe. Dem gegenwärtigen Dirigenten, Herrn Paul Sickert, der unentwegt auf dem von seinem Vor gänger gelegten Grunde weiterbaut, werden ebenfalls innige DankeSworte gezollt. Bon Herrn Kerneck aus Mülsen, welcher bei Begründung der Sängerabteilung als Dirigent derselben fungierte, lag eine Beglückwünschungskarte zum 40jährigen Jubelfeste vor, die fceundigste Ausnahme sand. Der einaktig« Schwank: „Die Herren Osfiziersburschen", sowie da« humoristische Gesamtspiel: „Der Herr Leutnant kommt" wurden recht wacker gespielt und ernteten allseitiges Lob und Beifall. Auch die Männerchöre, Sopran-Solos und gemischten Chöre kamen recht wohlklingend zu Gehör. Alles in Allem: der Abend bot überreiche Fülle an gediegener und entsprechender Unterhaltung und dürfte aus alle Besucher den günstigsten Eindruck hinterlassen. Dem Konzert schloß sich Ball an, der sich bis in die Morgenstunden ausdehnte. Kirchliche Nachrichten für Callnberg. Dom. Rogate, norm. V/3 Uhr Beichte, damach Predigtgottes dienst (Psalm 104, 27—35) und heil. Abendmahl. Nachm. Uhr Kiadergoitesdienst. Kirchliche Nachrichte« von Hohndorf. Freitag, den 6. Mai, norm. 9 Uhr Wochenkommunion. Telegramme Anstoß erregt. München, 5. Mai. Die „Münchner Post" ver breitet eine Version, daß eine Stelle der Rede des Prinzen Ludwig beim ZtapeUauf des Kreuzers Münche n bei Kaiser Wilhelm Anstoß erregt habe. Prinz Ludwig soll geäußert haben, es möge für das Bayernland nur ein kleiner Teil dessen geschehen, was für die Flotte geschieht. Das Blatt behauptet, der preußische Gesandte in München sei deshalb telegraphisch vom Kaiser nach Potsdam berufen worden. 5 Personen schwer verwundet Magdeburg, 5. Mai. Bei einem Brande der Fabrik von Albert Krauß wurden 4 Feuerwehr leute und ein Arbeiter durch eine Benzin-Explosion schwer verwundet. 3 Personen ertrunken Stettin, 5. Mai. Wie aus Kolberg ge meldet wird, ist ein Fischerboot während eines Orkans gesunken. 3 Insassen sind ertrunken. Zum Tode verurteilt Braunschweig, 5. Mai. Vom hiesigen Schwurgericht wurde e'ne Dienstmagd aus Ditford, welche ihren 2 Wochen alten Sohn ermordet hatte, zum Tode verurteilt. Mehrere Bergleute verschüttet. Kassel, 5. Mai. In einem Bergwerk bei Kartershausen fand ein Deckeneinsturz statt, wodurch mehrere Bergleute verschüttet wurden. Marktpreise der Stadt Chemnitz Vom 4. Mai 1904. Preis Notierungen der Produkten-Börfe zu Chemnitz bei Abnahme von io ooo irz:. Weizen, fremde Sorten, . sächsischer. . diesjähr. Ernte, 8 M- 70Pf.b. 9 M. 40Ps.pro SOKU» 8 - 70 - - 8 . 80 . . . - i Roggen,nieder länd.sächs. 6 . 65 - - 6 85 * » » a - preußischer, 6 - 65 - - 6 - 85 . a . o - hiesiger, . fremder 6 - 40 6 s 55 st » O g 7 - 35 - 7 . 50 - . . - neuer — O , M — » —— O OM z Gerste, Brau-, fremde 8 S — A - 8 . so . . . t ' - sächsische 7 - 2b - - 7 r 50 O » » - Futter 5 - 85 - - S Hafer, sächsischer 6 - 35 . - S - 45 . . . O - preußischer — » — , O — O » M » M - preußisch und sächsischer, neuer - — - a — O M M « Erbsen Koch- 8 - 50 . - 9 O 50 O MM Erbsen Mahl- u. Futter- 7 » — s - 7 » 75 » MM Heu, altes — , — s M a — M MM » neues 3 . 10 . - 3 M 50 > » » Stroh (Flegeldrusch) 1 . so- - 2 s — M MM - Maschinendrusch 1 - 10 - - r » 85 » M Kartoffeln inländ. neue 2 . so . - 3 M — O MM Butter 2 . 40- - 2 - 60 - 1 . S 1^2 ^1-8 «Krol kür Mlosi unä dl Lei „dlilosi" iür Rinävissi, lÜLrüs „dlsot" kür 8osivsins, dsnss, Lsninosisn, kissiügsl sto. ttSabetvr dskslt an kgtt null Lrotsm! 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