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ihren Tieg auSgenützt. Das Resultat ihrer Opera« ttonen ist noch nicht bekannt gegeben, aber seine Veröffentlichung erwartet man. Berlin, 5. Mai. Wie die „Vossische Ztg." ersähet, kaufte die japanische Regierung vom Nord» deutschen Lloyd 8 zu der ostasiatischen Linie gehörige Dampfer für Kriegszwecke auf. London, 5. Mai. Aus Tokio berichtet „Daily Chronicle" noch über den Branderangriff auf Port Arthur, daß die Japaner die beiden Tor« pedoboote mit Scheinwerfern ausgerüstet hatten, um den richtigen Weg zu zeigen. Die Japaner sollen beabsichtigen, um jeden Preis den Hafen von Port Arthur zu sperren. Yokohama, 6 Mai. Mehrere Depeschen ans Tschifu melden, daß ein japanisches Geschwader mit 9 Handelsschiffen vorgestern bei starkem Nebel auf Port Arthur losfuhr Das Feuer der Küstenbatterien brachte die letzteren zum Sinken, doch haben sie ihren Zweck genügend erreicht. Es scheint, daß dre Sperrung des Hafens fast völlig geglückt ist. Petersburg, 6. Mai. General Gasulitsch, der nur durch einen leichten Streifschuß verwundet sein soll, hat den Kampf am Balu aus eigener Machtbefugnis und gegen den ausorücklichen Befehl Kuropatkins geführt. General Kuropatkin hat sich telegraphisch beim Zaren beschwert, daß General Gasulitsch dem Befehle nicht nachkomme und im Vertrauen auf den Mut der russischen Soldaten zu viel wage. London, 5. Mai. „Daily Chronikle" berich tet aus Tokio: Admiral Alexejew hat den chinesischen General, welcher die chinesischen Truppen befehligt, die Aufforderung zugestellt, sofort alle Truppen zu entwaffnen. Petersburg, 5. Mai, Die Militärbehörden haben die Mobilisierung des 10. und 18. Armeekorps angeordnet. London, 5. Mai. Die Abendblätter veröffent lichen eine Drahtung aus Tokio, wonach die jüngsten japanischen Sperrversuche gegen Port Arthur völlig zwecklos gewesen seien. 2 japanische Schiffe suchten die Hafeneinfahrt zu sperren. London, 5. Mai. Kommandant Richardson, welcher als vorzüglicher Züchter von Kriegshunden be kannt ist, ist vom Zaren beauftragt worden, eine Anzahl Kriegshunde nach Ostasien zu liefern. Söul, 5. Mai. Der Zollaufseher in Landjen berichtet, daß eine große Anzahl Koreaner, welche sich um die russische Naturalisation beworben hatten, den Russen als Dolmetscher beigegeben werden. Aus Stadt and Laad Lichteuftei», 5. Mai. * — Wie aus dem Inseratenteil der heutigen Nr. zu ersehen ist, befindet sich zur Zeit auf dem hiesigen Teichplatz die Fischer sche Menagerie. Dieselbe wird um so weniger verfehlen, einen Haupt anziehungspunkt zu bilden, als lange Zeit keine Menagerie am Orte gewesen ist und jemehr es be kannt werden wird, daß sich in der Tat ein Besuch derselben lohnt. Die geeignetste Zeit dazu dürfte während der Vorstellungen in der Dressur und bei der Fütterung der Tiere sein. Neben einer ein gehenden Beschreibung aller vorhandenen Tiere nach Herkunft, Alter, Eigenschaften rc. läßt der Dompteur die vier großen Löwen in ihrem Zwinger über Barrieren, durch Papierstreifen, durch brennende Reifen springen, was sich jedesmal unter fürchterlichem Geheul der Bestien vollzieht. Zum Schluß feuert Ueberwunden. Novelle von I. Pia. (Nachdruck verboten.) Die Sonne sank purpurn und golden hinter den Bergen; sie beleuchtete die Fenster des Strandwächter häuschens, das auf der Höhe lag, und verwandelte deren einfache Glasscheiben für eine kleine Weile in brennendes Gold. Es blendete die Augen des alten Strandwächters, wie er durch sein Fernglas hinaus schaute auf die See. „Habt Ihr Gottfried's Boot gesehen?" erklang da eine schüchterne Stimme hinter ihm. Der alte Mann ließ das Fernglas sinken und wandte sich der Sprechenden zu. „Ja, mein liebes Aennchen!" antwortete er schmunzelnd. „Hm, nächste Woche wird es nicht mehr „Gottfried" heißen, sondern „mein Mann", nicht wahr? Nächsten Sonntag ist doch das letzte Ausgebot, — wie?" Die also Angeredete stand in der Tür des kleinen Häuschens und schaute ebenfalls hinaus auf die See, ihre Augen mit den Händen beschattend. Sie nahm dieselben auch jetzt nicht herab, um ihr Erröten zu verbergen. Sie schien noch viel zu iung, um schon ans Heiraten nur zu denken; sie konnte höchstens sechzehn Jahre sein, und ihre kleine, zierliche Gestalt ließ sie um so kindlicher erscheinen. Sie erwiderte die neckenden Worte des Alten nur mit einem halb verlegenen, halb belustigenden Blick; dann band sie das rote Tuch, das ihr um die Schultern hing, um den Kopf und lief den Weg hinab, der nach dem Strande führte. „Sie sieht gar nicht wie die Frau eines Fischers aus!" murmelte der Strandwächtcr, während er sich seinem Fernrohre wieder zuwandtc. I der Dompteur einige Schüsse ab und zieht sich als- I dann schnell aus der gefährlichen Gesellschaft zurück. Die Menagerie enthält nicht weniger als 12 Löwen verschiedener Art, 4 Arten Bären, Panther, Hyänen, sowie eine ganze Reihe anderer exotischer Tiere, sowie zwei große Schlangen rc, die doa voustriotor aus Java, die allein sehenswert sind. Die Menagerie bleibt von heute ab nur bis bis Dienstag hier und ist ein Besuch derselben allen bestens zu empfehlen. * — Bei zu hohen Einschätzungen zur Ergänzungs steuer sind besondere Reklamationen notwendig, da eine gegen eine höhere Veranlagung zur Staats einkommensteuer erhobene Reklamation die Herab minderung oder den Wegfall dieser Steuer nicht zur Folge hat. Eine Herabminderung erfolgt nur bei den auf Grund der Staatssteuerschätzungen vorge nommenen Veranlagungen der Gemeinde - Ein kommensteuer. * — Freiwillige für Lüdweftafrika Mann schaften des Beurlaubtenstandes aller Waffen, welche gesonnen sind, auf 1 Jahr in die Schutztruppe für Süd westafrika einzutreten, haben sich ivfort mit Militärpapieren beim Bezirkskommando Chemnitz zu melden. * — Dev Wald im Königreich Sachse». Infolge der fortgesetzten Grundstücksankäufe und deren regelrechter Aufforstung hat sich im Königreich Sachsen der Waldbestand auf reichlich ein Viertel des gesamten Grund und Bodens gesteigert. * — Eine Zählung des WageuverkehrS ist am 1. Mai auf sämtlichen Staatsstraßen des sächsischen Staatsgebiets durch das Personal der Straßenbauinspektionen vorgenommrn worden. Diese Zählungen wiederholen sich in angemessenen Zwischen räumen, die nächste soll am 9. Mai stattfiuden. Aus diesen Zählungen, wobei die Geschirre auch auf ihre Lasten geschätzt werden, will der Staat zahlenmäßige Unterlagen gewinnen, die auch zur Bemessung dw Straßenunterhaltung dienen sollen. Die letzte Zäh. lung währte von früh 6 bis abends 7 Uhr. Neben den Tageszählungen bestehen die Nachtzählungen, welche die Zeit von abends 5 Vs 7 Uhr morgens in sich begreifen. * — Das Königliche Ministerium des Innern hat neuerdings bestimmt, daß die Eckennungsnummer» der Kraftwagen und Motorfahrräder die Größe etwa der Wagennummern der Straßenbahnen haben, und daß abends oder beim Ueberholen von Fuhr werken, bei lebhaftem Straßenverkehr auf Straßen kreuzungen usw. nur mit Geschwindigkellsermäßigung gefahren werden darf. * — Die Frühjahrskonferenz der Glauchauer Ephoralgeistlichkeit, — zum ersten Mal unter Vorsitz des neuen Ephorus, Herrn Superintendent Neumann — versammelte am 4. dss. an 40 Geistliche im Theater, lokal zu Glauchau. Die Tagesordnung lautete: 1. Biblische Ansprache des Herrn Oberpfarrer Harleß- Waldenburg über Matth. 28, 18—20. 2. Ephoralmit- teilungen. 3. Vortrag des Herrn Pfarrer Werner Alt' stadt-Waldenburg über die Bewegung der evangelisch lutherischen Mission in Indien im Jahre 1903 — mit Diskussion. Den reichen Inhalt des Dargebotenen wieder zugeben ist unangängig im engen Rahmen dieser Nachricht. Aus den ephoralen Mitteilungen sei aber mitgeteilt, daß die hie und da bekannt gewordene Notlage der evangel. Gemeinde Thurn in Böhmen (10 000 Ein wohner, ca 2000 Evangelische, vor 3 Jahren nur ca. 400 Evangelische) inbezug auf den Neubau ihrer Kirche gemildert werden wird durch das selbstlose und entschlossene Eintreten des Gustav-Adolf-Vereins. Das Gustav-Adolf-Fest des Glauchauer Zweigvereins, zu dem die Kirchvorstände Vertreter zu senden haben, wird am Nicht wie die Frau eines Fischers! Uno dochfflög sie gleich einem Vogel dahin über den steinigen Weg, und ihr sonnverbranntes Gesicht strahlte vor Freude, während sie dem jungen Fischer entgegeneilte. Und mit wie geschickter Hand konnte sie die Netze heraus ziehen und das Boot handhaben, wie nur Gottfried selbst. Gar manches Mal war sie bei so heftigem Sturm draußen gewesen, daß ihr Schatz blaß wurde bei dem Gedanken an die Gefahr, in der sie schwebte, und das mutige Mädchen hatte kein Wort der Angst laut werden lassen. Und doch hatte der alte Teiger recht; und der selbe Gedanke war auch Gottfried durch den Kopf gefahren und hatte ihn halb mit Stolz, halb mit Bedauern erfüllt; denn Aennchen besaß trotz ihrer bäuerischen Tracht und Umgebung eine angeborene Grazie und Vornehmheit, die sie auffallend von ihren Freundinnen und Gefährtinnen unterschied. Ihre Hände und Füße, obgleich gebräunt, waren klein und zierlich; es war gut, daß sie jede Fuß bekleidung als etwas Unnützes ansah, denn kein Schuhmacher im Dorfe hätte sein grobes Material zu einem so feinen, zierlichen Schuh zu verarbeiten verstanden, wie sie ihn hätte haben müssen. Und bei alledem hatte sie auch noch das reizendste Gesicht im ganzen Orte. Die feingeschnittenen Züge wären, abgesehen von der gebräunten Färbung, einer Schön heit würdig gewesen. „Ja, mancher meinte, dieses zarte, volle Gesicht tauge nicht für die Winde und Stürme und die harte Arbeit eines Fischerlebens. Unter denen, die so dachten, war auch Franz v. Goldern, der Besitzer des Schlosses von Welldorf. Mit besonderer Freude hatte feine Tante, die alte Frau von Haldkrn, seinen regelmäßigen Kirchenbesuch während der letzten Wochen beobachtet; diese Freude 2. Sonntag nach Trin. in der Kirch« zu Ztegelhi« nachm. si»3 Uhr stattfinden. Der Ertrag der Coll, ist für Thurn bestimmt. Ferner: am 1. Sonntag nach Trin. findet in Glauchau das Glauchauer Missionsfest statt; vormittags 10 Uhr Festgottesdienst. — Nachm. z Uhr in der Kirche Nachversammlung. Die Fest, predigt hat Herr Superintendent Neumann zugesagt. Endlich, denen interessant, die einen energischen Zu- sammenschluß gegen ultramontanes Vordringen (Jesuiten!) wünschen: Am 9. Mai abends 8 Uhr hält der Zweigverein des evang. Bundes im Theater, lokal von Glauchau eine Versammlung ab, zu welcher einer der hervorragendsten Vertreter der Sache, Herr Spr. Meier-Zwickau den Vortrag halten wird. * — Die 3« MastviehauSstelluug ist in Berlin eröffnet worden. Es sind 1365 Tiere aus- gestellt, unter ihnen ein fünfjähriger Bulle aus Braunschweig, der 24 Zentner 32 Pfund wiegt. Von den Schweinen wiegt eins 7 Zentner 30 Pfund. Auch ein Kalb, 44/z Monate alt, mit 643 Pfund Gewicht ist vertreten. Den Kaiserpreis erhielt der Züchter v. Jezewski aus Posen für Ochsen Olden burger und Simmentaler Kreuzung. * — Alle Katzeubefitzer werden gut tun, ihre Katzen einzusperren, da die Brutzeit der Vögel ge- kommen ist — damit die Katzen unter den Sing vögeln keinen Schaden anrichten. Man schütze aber auch die Vogelnester vor anderen Feinden und warne die Kinder vor dem rohen Zerstören. Auch durch das späte beschneiden der Hecken werden häufig genug, wenn auch unabsichtlich, viele Nester zerstört. * — Der Zimmermann Klemm aus Thurm stürzte beim Aufstellen eines Leitergerüstes in Wnßendorn aas einer Höhe von neun Metern herab, wodurch er sich einen Oberschenkelbruch zuzog. DreS-en. Zum Bundestag der Deutschen Gast wirte, der Ende Juni im Aussiellungspalast statt findet, erwartet man etwa 1000 Teilnehmer; auf der Tagesordnung steht u. a. die Saalinhaberbewe gung gegen das Militäroerbot, der Flasch mbiechandrl und die Bedürfnisfrage. Leipzig. Zur juristischen Prüfung an der Universität haben sih nicht weniger als 134 Kan di- daten gemeldet. Es ist dies symptomatisch für den außerordentlichen, nicht unbedenklichen Zudrang zum juristischen Studium. Plauen i. B. Ein Teil des Nachbardorfes Syrau steht auf Kalkstein. Kürzlich ist man beim Graben eines Brunnens bei einer Tiefe von 10 m auf eine Kalksteinhöhle gestoßen von 6 m Höhe und Länge und 3 m Tiefe. Die Wände sind mit Kristallen überzogen. Es fand sich ein Wasserstand von 2 m Tiefe vor. Der Fund dürfte besonders für Geo logen interessant sein. Plaue«. Der 15jährige Laufbursche Albert Paul Schuster wurde durch einen von einem Fabrik- neubau herabfallenden Balken derartig schwer ver letzt, daß er innerhalb einer Stunde seinen Geist aufgab. Crimmitschau. Eine unerhörte Büb.-rel ist in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag verübt morde n. Vom Neumarkt bis in die obere Fabcikstcaße sind von 9 großen Kanal Einfalllöchern die eisernen Schutzgitter entfernt worden. Ein Teil der Einsallgitter wurde in der vorüberfließrnden Pleiße anfgefunden. Auch in Neukirchen sind 3 stück Kanallöcher in derselben Weise ausgerissen worden. Fabrikant Julius Bößneck, Mitinhaber der Webwaren-Firma Ernst Bößneck, ist in Glaucha« gestorben. verwandelte sich aber in Entrüstung, als sie sah, daß sein Gebetbuch den ganzen Gottesdienst hindurch auf derselben Stelle offen blieb, während seine Augen mit unverkennbarer Bewunderung auf Aennchen Telger's reizendem Gesicht ruhten. Trotz ihrer Mißbilligung konnte die alte Dame sich indes nicht verhehlen, daß ihr Neffe damit einen keineswegs schlechten Geschmack bekundete. Als Aennchen an diesem Abend die Strandhöhe hinablief, sah sie sich bei einer scharfen Biegung des Weges unerwartet zwei Herren gegenüber, von denen sie in dem einen mit einiger Verlegenheit Franz von Holdern erkannte. Dieser warf feinem Begleiter einen bedeutsamen Blick zu und flüsterte ihm ein paar Worte zu. Aennchen mußte stehen bleiben, denn der Weg war schmal und die Herren machten nicht Miene, sie vor beizulassen. „Wollen Sie mich nicht vorbeilassen, meine Herren?" fragte sie mit schüchterner Stimme und halb gesenkten Lidern. „Fragen -sie sie", sagte Franz von Holdern leise zu seinem Begleiter. Dieser folgte der Aufforderung. „Verzeihung, mein Fräulein", ho.b er in be scheidenem, fast ehrerbietigem Tone an, „wollen Sie so freundlich sein und mir Ihren Namen sagen? Ich frage nicht aus eitler Neugier —" „Ich heiße Anna Telger", erwiderte sie mit einem unruhigen Blick nach dem Boot, das sich schnell dem Ufer näherte. „Sind Sie die Schwester von Gottfried Telger?" „Nein, wir sind gar nicht verwandt miteina nder". „Wie kommt es denn, daß Sie auch Telger heißen?" (Fortsetzung folgt.)