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MiMMMTUM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KeM-SnzM sm KoDors MW, Amrdors, Urdorf, Kl. LOien, Keimi^ott, Mmiem md Mm. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. ——— — r» z. -z <. t) r r> « -4. — ——— - - - - > ——- Nr. 270 ^rnsp--ch.««schlutz Sonntag, den 22. November 1903. Bekanntmachung. Am 14. Dezember dieses Jahres sollen die Zinsen dec Heimhard H««r Stiftung an 3 bedürftige und würdige männliche Bewohner unserer Stadt im Alter von mindestens 60 Jahren zur Verteilung kommen. Bewerber, welche nicht bereits aus anderen Stiftungen bedacht werden, haben sich unter Nachweis ihres Alters bis zum 30. November L9V3 in hiesiger Stadtkasfe zu melden. Lichtenstein, am 21. November 1903. Der Stadlrat. S t e ck n e r, Bürgermeister. Vgl. Sparkasse zu St. Egidien. Geöffnet: Dienstags und Freitags von nachmittag 3 bis 6 Uhr. Die Einlagen werden mit S>/g «/g verzinst und geheim behandelt. Geschäfts» lokal: Gemeindeamt daselbst. Bekanntmachung! Die hiesigen Ratsexpeditionen bleiben wegen voczunehmender Reinigung Montag, de« 33. November 1903 für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Anzeigen über Sterbefälle werden an diesem Tage vormittags von 8—9 Uhr entgegengenommen. Callnberg, am 19. November 1903. Der Bürgermeister. P r a h t e l. Politische Rundschau Deutsches Reich * Der Kaiser wird im Frühjahr zu seiner voll- ständigen Erholung die Quellen von Ems als Nach kur gebrauchen. * Von welch unglaublicherDreistig- keit die edlen Polen in Berlin sind, geht daraus hervor, daß lie sich unterstanden haben, an die kaiserliche Behörde das Ansinnen zu stellen, daß künftighin in den katholischen Kirchen Berlins nur polnisch gepredigt werde. — Sollte dies Ansinnen, woran wir immer noch zweifeln, wirklich gestellt sein, so muß es mit der seelischen Berfassung der Herren Waschlapski und Polniski in Berlin bitter bös ausschauen. * Die „Rhein.-Wests. Ztg." vom Sonnabend ist wegen Majestätsbeleidigung beschlag nahmt worden. Es handelt sich um die Wiedergabe eines Berichts der englischen Wochenschrift „Truth" über eine Unterredung mit dem verstorbenen Prof. Mommsen über den Kaiser. * Die schleunige Meldung von Erkrankungen an P e st und Cholera und von pest- und choleraverdächtigen Erkrankungen aus Schiffen, die nach einem deutschen Hafen bestimmt sind, bezweckt nach der Nordd. Allgem. Ztg. der folgende Erlaß des Reichskanzlers an die Konsulate in Hasenplätzen : Aus Anlaß eines Spezialsalles ersuche ich die kaiser lichen (General», Vize-) Konsulate, falls auf einem der dort anlausenden, nach einem deutschen Hafen bestimmten Schiffe seit dessen Abgang aus dem zu letzt angelaufenen Hafen, in dem sich ein kaiserliches Konsularamt befindet, Pest oder Cholera festgestellt worden ist oder verdächtige Fälle an Bord vorge kommen sind, hierüber kurz telegrapijch zu berichten, sofern nach pflichtmäßiger Prüfung der Sachlage zu befürchten ist, daß ein schriftlicher Bericht nicht zeitig genug hierher gelangt, um vor Eintreffen des Schiffes in dem deutschen Hafen die Hafenbehörden benach richtigen zu können. (Wir empfehlen übrigens, so bemerkt die „Deutsche Medizinische Wochenschrift" mit gut gezieltem Spotte, das laute Verlesen des Erlasses als diagnostisches Hilfsmittel zur Prüfung der Lungenfunktion.) — Das „B. T." bemerkt hierzu: Wann werden wohl diese unserer hohen Bureaukratie eigentümlichen Bandwurmsatzgeschlinge endlich einmal einer geschmackvolleren Satzbildung weichen?? *Die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen ermächtigte den „Daily Expreß" zu der Fest» stellung, daß das vom Freiherrn v. d. Planitz über >hre Angelegenheit veröffentlichte Buch ohne ihr Wissen und ihre Genehmigung erschienen ist. Sie stellt nachdrücklich in Abrede, den Freiherrn v. d. Planitz jemals empfangen zu haben, obgleich er wiederholt um eine Unterredung mit ihr bat, und erklärt die in seinem Buch enthaltenen Angaben für gänzlich falsch und lediglich auf Erfindung beruhend. * Die Engländer fahren fort, in Ost- asien zu schüren. Die Times meldet aus Schanghai, in einem aus Niutschwang datierten Prioatbriefe eines Mukdener Beamten werde mitge- geteilt, daß die einheimischen Behörden äußerst be- leidigend von den Russen behandelt werden. Diese hätten offen erklärt, daß Rußland durch die Wieder- besetzung der Stadt zu verstehen geben wolle, daß es nicht erlaube, daß in der Mandschurei Vertrags rechte ausgeübt werden, wie sie von den Vereinigten Staaten und Japan gemäß dem vor kurzem abge schlossenen Vertrage gefordert werden. Griechenland * Griechenland lieferte bis vor kurzem Betrüger und Diebe nicht aus. Es scheute sich deshalb auch nicht, soeben der Altenberger Spielbank gegen Abgabe von einer Million jährlich die Genehmigung zur Niederlassung auf Korfu zu erteilen. Schon am 15. Dezember soll die Spielhölle eröffnet werden. Türkei * Der türkischen Negierung ist jetzt noch einmal und mit verschärfter Eindringlichkeit bedeutet worden, die M ü r z st e g e r Beschlüsse anzunehmen und auszufüyren. Am goldenen Horn weiß man nun, daß weitere Ausflüchte nichts nützen und wird sich demnach in das Unvermeidliche fügen. Serbien * Der serbische Minister des Aeußeren er klärte dem Kommissar der Weltausstellung in St. Louis, daß die Teilnahme Serbiens aus finanziellen und wirtschaftlichen Gründen unmöglich sei. Rußland. * Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit begann vor dem in Kischinew eingetroffenen Odessaer Gerichtshöfe im Beisein von Vertretern der Stände das Hauptverfahren in der Angelegenheit der Un ruhen vom 19. und 20 April d. I. Angeklagt sind 36 Christen und eiy persischer Untertan. Vorgeladen sind drei Sachverständige und 566 Zeugen. Aus Stadt und Land Lichtenstein. 21. November. * — Ueber die erste öffentliche Veranstaltung der Freiwilligen Sanitäts- (Krankenträger-) Kolonne, welche gestern abend im Saale des „Neuen Schützen hauses" stattfand und in jeder Weise einen recht günstigen Verlauf nahm, werden wir wegen Raum mangels erst in nächster Nummer ausführlich berichten. * — Erledigt r Eine ständige Stelle in M ü l s e n St. NiclaS. Kollator: Die oberste Schulbehörde. — Grundgehalt: 1200 Mark, lOO Mark persönliche Zu lage und Amtswohnung mit Garten. Gesuche mit sämtlichen vorschriftsmäßigen Zeuanissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 12. Dezember bei dem Königlichen Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen. * — Jetzt kommen die Tage, von denen man in Abänderung eines Dichterwortes sagen kann, daß sie sich gleichen, aber uns nicht gefallen. Früh will es nicht hell werden, abends überrascht uns die Dunkelheit so schnell, daß die Petroleum-, Gas- und elektrischen Rechnungen riesengroß wachsen, ganz abgesehen von den Unmengen Kohlen, die der Ofen als Gegenleistung beansprucht, wenn man von ihm verlangt, daß er uns das Zimmer gemütlich machen soll. Und einen gemütlichen Raum muß man doch haben. Draußen — du lieber Gott, da rieselt es seucht hernieder, man weiß nicht, ob es Nebel, Regen oder Schnee ist, die Straßen selbst „glänzen" derart, daß sich abends die Laternen spiegeln, sodaß man also nur schwer zu dem anderen gemütlichen Ort, der Stammkneipe, gelangen kann. Aber es ist kein Mißbehagen so groß, daß es nicht dafür einen Trost gäbe. In just einem Monat be ginnt zwar kalendermäßig der Winter erst, aber da mit auch das Wiederwachsen der Tage! Und wenn unsere Altvorderen die Wintersonnenwende durch große Feste feierten, so ist bei uns daraus das herrlichste Fest, Weihnachten, geworden. Darauf freut sich Groß und Klein, und diese Freude Hilst über die bösen Tage am besten hinweg. * — Oeffent kicher Vortrag. Wir machen hier durch nochmals auf den morgen Sonntag abends 8 Uhr im Saale des „Goldnen Helm" vom Kaufm. Verein veranstalteten Vortrag aufmerksam. Herr vr. jur. st xbU Hugo Grothe-München wird sprechen über: Ninive und Babylon, Kulturbilder aus der Glanzzeit der Zweistromländer (mit sehr zahlreichen Lichtbildern). * — Die Ersatzwahl für den Reichstag im 22 Wahlkreise findet am 5. Januar 1904 statt. * — Die Lotterie der 9 Sächsische« Pferde- zncht-Ausstellnug, deren Ziehung unwiederruflich am 8. Dezember d. I. stattfindet, erfreut sich regen Zuspruchs. — Bei der ganzen Veranstaltung der Lotterie und bei Ankauf der Gewinngegenstände hat der Dresdener Rennverein seine ganz besondere Auf gabe darin gesucht, nützliche und praktische, haupt sächlich aber vollwertige Gegenstände anzukaufen. Interessenten seien nochmals auf die Gewinn-Aus stellung im Schaufenster des Herrn Hoflieferanten Siegfried Schlesinger Dresden, König Johannstr., aufmerksam gemacht. Lose ä 1 Mark — 11 Stück 10 Mark solange der Vorrat reicht, allerorts zu haben, sonst durch das Sekretariat des Dresdens Rennvereins, Dresden, Pragerstr. 6 11. zu beziehen. Alles Weitere im heutigen Inserat dieser Zeitung. * — Mülsen St. Michcln Mittwoch, d. 25. Nov. findet hier das sogen. Ausgabekränzchen des hiesigen Frauenoereins in Wiegands Gasthof statt, das sich immer einer zablreichen Beteiligung erfreut. Es werden dabei die Weihnachtsarbeiten ausgegeben. Wie verlautet, soll damit auch eine kleine Auffüh rung verbunden werden. Leipzig. Der Unteroffiziermangel im Heere erfährt eine drastische Beleuchtung durch ein Inserat in den hiesigen Tageblättern. Die 1. Kompagnie des Jnf.-Regts. Nr. 107 sucht zu sofortigem Eintritt 2 Kapitulanten, die als Gefreite entlassen worden sind. Flüchtig geworden ist der Lagerhalter Kisro des Konsumvereins in Planen i. V., nachdem er 4500 Mark unterschlagen hatte. Der Flüchtig: ist ein Schlesier. Zwickau. Der frühere Kriminalschutzumnn Dörr geriet nachts in einem übelberüchtigten Hause mit mehreren Gästen in Streit. Durch Nevolver- schüsse in die Luft suchte er seine Gegner abzuwchren, wurde aber von ihnen so übel zugerichtet, daß er in das städtische Krankenhaus gebracht werden mußte. Glaucha«. Zur Beobachtung ins Irrenhaus verwiesen hat das Landgericht Zwickau den des Sittlichkeitsverbrechens angektagten Volkeschullehrer Zahn hier. Glauchau. Die feierliche Einweisung des zum ersten Pfarrer an der St. Georgenk'rche gewählten Pfarrers Neumann-Zeithain findet am Sonntag, den 6. Dezember d. I. in der St. Georgenkirche statt. An die Behörden sind bereits Einladungen ergangen. Dippoldswalde In Oberkarsdorf sind die schwarzen Blattern ausgebrochen. Der Pappenfabrik besitzer Nitzsche in Obertarsdorf, welcher vor acht Togen von einer Reise aus Rußland zurückgekehrt, ist von dieser schrecklichen Krankheit befallen worden. Es sind sofort die nötigen Vorsichts- und Abiperrungs- maßregeln veranlaßt worden. Leubnitz. Seltenes Jagdglück hatte vor einigen Tagen ein Leubnitzer Fabrikant: Als er des Nachts in dem Gemeindewalde auf Anstand war, schoß er mit einem Schuß zwei Hirsche. Während der eine