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Sätze. Derü Verfasser des „Figaro"-AufsatzeS, der Deputierte Etienne, hatte geschrieben, die erste Wirkung des Bündnisses mit Rußland sei eine Wendung der Haltung Deutschlands zum Besserengewesen. Demgegenüber konstatiert das Organ unserer Regierung: „Was das Verhältnis Deutschlands zu der Republik jenseits der Vogesen anlangt, so hat auf deutscher Seite nicht erst seit dem Abschluß des russisch-sranzösischen Bündnisses volle Geneigtheit bestanden, die gegenseitigen Beziehungen freundschaft lich zu gestalten und zu erhalten. In Wahrheit war die deutsche Politik nach dem großen Waffengange ebenso wie vorher jederzeit bestrebt, mit den westlichen Nachbarn Deutschlands auf gutem Fuße zu leben". Serbien. *KönigPeter von Serbien ersuchte den Zaren um Aufhebung des Boykotts übe r die serbischen Offiziere, da dieser die Ursache der Rebellion in seiner Armee sei, und machte sein Ver bleiben auf dem Throne von der Entscheidung des Zaren abhängig. *Die verhafteten Offiziere rich teten aus den Gefängnissen einen Aufruf an ihre Kameraden, in welchem sie diese auffordern, dem Könige zu zeigen, daß sie sich mit den Königs mördern nicht solidarisch fühlen. Ihre Festnahme habe gezeigt, daß es noch ehrliche, würdige Offi ziere in der serbischen Armee gäbe. Die Welt er warte vom Könige eine gerechte Entscheidung. Der Aufruf schließt: „Kameraden, fordert auf legalen Wegen die Beseitigung der frechen, unwürdigen Herren aus unseren Reihen. Rufet: Es lebe der König! Aber rufet auch ununterbrochen: Herunter die Montur. Sie oder wir!" * Immer toller wird der Wirrwarr in Serbien. Aeußerlich zwar wahrt König Peter den Schein, als wäre in seinem Ländchen alles in schönster Ordnung. So fand am Mittwoch aus Anlaß des Geburtstagssestes des Kronprinzen Georg in An wesenheit der königlichen Familie und aller Offiziere der Belgrader Garnison im Lager von Banjiza eine Truppenparade statt, wobei der König einen Armee befehl über den Eintritt des Kronprinzen in das serbische Heer verlas. Dieser Vorgang wurde der Bevölkerung durch eine Proklamation bekannt gegeben. DerKronprinz trat in dieArmee als Chef des an der Bluttat vom 11. Juni besonders beteiligten In fanterie-Regiments ein! Türkei * Der türkische Kriegsminister drängt auf die Kriegserklärung gegen Bulgarien, da eine andere Lösung der mazedonischen Frage nicht mög lich sei. Südafrika. * Kuli-Import in Südafrika. Die Buren mögen sich noch so kräftig gegen die gelbe Gefahr sträuben, es hilft ihnen alles nichts! Die englischen Minengesellschaften setzen ihren Willen durch, und binnen kurzer Zeit werden die südafrikanischen Minendistrikte von schlitzäugigen Söhnen des himmlischen Reiches bevölkert werden, um dem Arbeitermangel abzuhelfen und zugleich die Löhne des weißen und schwarzen Arbeiters durch reichlichen Kuli-Import zu verkürzen. Um der Sache ein Mäntelchen umzuhängen, wird jetzt mit Statistik gearbeitet. Aus Johannisburg wird berichtet: In einer Mitteilung an die Arbeiterkommision schätzte die Minenkammer die auf die Dauer zur Verfügung stehende Anzahl eingeborener Arbeiter auf 235600, während der gegenwärtige Bedarf 350 70 betrage. Der 'jährliche Dividendenverlust der Minenindustrie wird auf 2 935000 Pfd. Sterl, geschätzt. Die Kammer kommt zu dem Schlüsse, daß die einzige Lösung darin bestehe, die Einführung brauch barer ungelernter Arbeiter zu ge statten. — Damit sind natürlich Chinesen gemeint, Glück. Originalroman von S. Halm. (Nachdruck verboten.t (46. Fortsetzung und Schluß.) Harrang fand eine sehr ernste, ja gealterte Braut vor. Das sanfte stille Licht aber, das aus ihren Augen leuchtete, gab ihm die Beruhigung, daß Marga über wunden hatte, und ein neues, weniger blendendes, dafür aber dauerhafteres Glück gefunden habe. Dankbar drückte Harrang Robert die Hand, der Marga's vieloerschlageneS Levensschiff endlich in einen sicheren, wenn auch bescheidenen Hafen gerettet hatte. Im engsten Kreise fand die kleine Hochzeit statt. Sehr blaß, ein wenig hülsloS lehnte sich Marga Waßmuth nach beendigter Zeremonie an die Schulter des jungen Gatten. „Nun hast Du eine alte, gebrechliche Frau, Robert. Wirst Du es bereuen?'' Halb gerührt, halb lachend schloß Waßmuth sein junges Weib in seine Arme. „Hier ist Dein Platz, Margareih. Diese Arme sollen Dich schon schützen vor aller Not. Oder hast Du Angst, daß sie doch nicht stark genug sein könnten?" deren die Mineninterefsenten nach vorstehender Auf rechnung in einer Anzahl von 116000 Köpfen bedürfen! Kein Wunder, wenn den Buren vor dieser Mafseneinwanderung bangt. Aus Stadt und Laud Lichtenstein, 11. September. * — Bei der am 9. d. M. in Glauchau abge haltenen Hauptversammlung des Ephoralverein für kirchliche Musik wurde Herr Kantor Reuter- Lichtenstein als Archivar gewählt. * — Der Alkoholmttzbrauch in der Armee soll in stärkerer Weise als bisher bekämpft werden. Das Nürnberger 14. Infanterie-Regiment hat großartige Erfolge mit der Errichtung einer Limonadefabrik gemacht. Die Ernährungsversuche mit Zucker sind sehr gut aus gefallen. * — Die Herbstzeitlose ist giftig! Mit dem Nahen des Herbstes erscheint auch wieder auf feuchten Wiesen die H er b st z e i t l o s e, eine für Menschen und Tiere äußer st gefährliche Gift pflanze, vor der nachdrücklich gewarnt sein möge. Jeder Teil der ihrer rosafarbenen, zartglänzenden Blüten wegen sehr schönen Pflanze enthält Colchicin, ein starkes Gift, das besonders auf die Vsrdauungs- organe und die Nieren wirkt und Lähmung des Zentralnervensystems, ferner aber auch Durchfall, Erbrechen, Magen- und Darm Entzündungen, wenn auch nicht immer mit tätlichem Ausgange, hervorruft. Diese Krankheitserscheinungen werden auch durch die Pflanze bei Kühen heroorgerufen, die von den Blättern oder den Blüten gefressen haben. In Gegenden, wo die Herbstzeitlose vorkommt, soll man daher Tiere nie hungrig an solche Slellen treiben, wo die Giftpflanzen stehen. Haben die Tiere erst Futter im Magen, so vermeiden sie die Herbstzeitlose von selbst gänzlich. Aus dem Heu müssen die Blätter der Pflanze am besten ausgelesen werden. Doch läßt sich auch manches zur Verminderung der Giftpflanze tun. Die Zwiebeln derselben verfaulen nämlich, wenn man bei nassem Wetter die Stengel mehrere Jahre hindurch ausreißt. Auch künstliche, regelmäßige Bewässerung und reichliche Düngung sind gute Mittel, die Herbstzeitlose gänzlich zum Verschwinden zu bringen. Man hüte sich ja, die Pflanze aus Unachtsamkeit in den Mund zu stecken, was bei Kindern besonders leicht vorkommt. Eine besondere Aufgabe der Schulvotanik-Stunden ist es, die Jugend auf diese gefährliche Blume aufmerksam zu machen. * — Am 9. dieses Monats hat eine abermalige Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapiere statt gefunden, von welcher die 3«/g Ltaatsschuiven Kaffenscheine vom Jahre 1855 betroffen woroen sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämtlichen Bezirks-Steuer-Einnahmen, sowie bei allen Stadträten, Bürgermeistern und Gemeinde vorständen des Landes zu jedermanns Einsicht aus gelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloste» bez. gekün digten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Aus losung übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Irrtums hinzugeben, daß, so lauge sie Zinsscheine haben und diese unbe anstandet ciugelöscn werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Einlösungrstellen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentierten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelostec oder gekündigter Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Beteiligten infolge Unkennt- Sie schüttelte leise den Kopf und schmiegte sich vertrauensvoll an seine Brust. „Nein, Robert, gewiß nicht, nur Du hättest doch auch noch eine andere bekommen können als mich." Er lachte. „Muß ich meine eheherrlichen Rechte gleich in der ersten Stunde zu Hülfe nehmen und Dir den Mund verbieten? Jawohl eine andere hätte ich haben können, eine wie Mine König und ihresgleichen. Nein, kleine Frau, ich wollte auch mal höher hinaus. Darum, nur darum nahm ich Dich." „Du Guter", sagte sie leise, „ich werde es Dir immer danken, immer. Was wäre ich wohl ohne Dich?" Mutter Ursula trocknete sich heimlich Tränen der Rührung. „Sehen Sie," sagte sie zu Bruno, den sie bei einem Rockknopf festhielt, „so 'ne Schwiegertochter hab'ich mir immer gewünscht. Gott! daß mein Robert so'n Glück hat." Bruno nickte zerstreut. Er hatte eine Frage auf dem Herzen. „Wissen Sie etwas über Peykowskys Ergehen?" „Wissen Sie's nicht? der is ja tot," berichtete die Alte redselig. „Vor 8 Tagen is er gestorben. Gehirnerweichung oder so was war's. Gottlob, daß niS der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seiner, zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachteile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der testierenden Nummern) schützen zu können. * — Bekämpfung der Tuberkulose in Eisenbahnwagen. Das Königliche Finanzmini sterium hat auf die von der vorjährigen bezirks- ärztlichen Jahreskonferenz über Maßnahmen zur Bekämpfung der Tuberkulose in Eisenbahnwagen gefaßten Beschlüsse verfügt, daß es von der An bringung von Spucknäpfen in den Eisenbahn-Per sonenwagen vorerst absehen zu sollen glaubt, da der freie Raum in den Wagenabteilungen und Seiten gängen ohnehin beschränkt ist und durch die Auf stellung von Spucknäpfen in störender Weise noch mehr beengt werden würde. Dagegen hat das Finanzministerim angeordnet, daß nach und nach in sämtlichen Personenwagen augenfällige Anschläge, welche das Ausspucken verbieten, angebracht werden. Auch wird das die Personenzüge begleitende Schaffner personal Anweisung erhalten, sobald die Unsitte des Ausspuckens auf den Fußboden wahrgenommen wird, die betreffenden Reisenden auf das angeschlagene Verbot ausdrücklich hinzuweisen. * — Oeffentliche Sitzung des Stadtgemeinde- rateS zu Callnberg am Sonnabend, den 12. Sept. 1903, abends 8 Uhr. Tagesordnung: 1. Bericht des Finanzausschusses auf ein Gesuch des Web- und Wirkschulvereins um Erhöhung des Jahresbeitrages. 2. Vorlage der geprüften Stadlkassenrechnung auf das Jihr 1902. 3. Den diesjährigen Jahrmarkt betr. 4 Acmenunterstützungssachen. 5. Die alte Röhrwasserleitung und das projektierte neue Wasser werk betr. 6 Die stattgefundene Militäreinquartie rung betr. 7. Mitteilungen. 8. U nfrage. * —Hohndorf. Die Bergarbeitersehfcau P. in Hohndorf wurde wegen Beleidigung dec verehel. B. m Oelsnitz i. E. vom Schöffengericht Stollberg zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. (,,Stollb.A. u. Tg.") * — Mülsen St. Micheln. Der längst gehegte Wunsch unserer Gemeinde, eine Kirchenheizung zu besitzen, geht nunmehr seiner Verwirklichung entgegen, indem am vorigen Montag der bei dec Firma Esche u. Co. in Mannheim bestellte Kirchenofen eintraf. Derselbe ist ein sogenannter irischer Ofen nach Mas- preoo's System langsamer Verbrennung, und besitzt ein Gewicht von 14 Ztr. und eine Hcizkcaft für 1500 Kdm. Da unser Gotteshaus nur 1150 Kbm. umfaßt, so steht zu hoffen, daß er auch in den kältesten Tagen eine genügende Wärme spenden wird. Hohenstein - Ernstthal. Aus dem hiesigen Kcankenhause entwichen ist ein zur Beobachtung seines Geisteszustandes daselbst untergebracht ge wesener Weber von hier, der anscheinend an epilep tischen Anfällen litt. Niederwürschnitz. Mittwoch mittag gegen 1 Uhr wurde hier die Hebamme Nobis von einem Rad fahrer überfahren und so schwer verletzt, daß die Be dauernswerte nach einigen Stunden ihren Geist aufgab. Zwickau. Im hiesigen T'esbau-Schacht ist vor gestern bei eurem Bergarbeiter die Wurmkrankheit fest gestellt worden. Falkenstein. In der Wohnung des Schmiede- meistecs August Freund in Mühlgcün explodierte abends beim Ausvl rsen einer Petroleumlampe deren Oelbehälter. Die Ehefrau und der 10jährige Sohn Freunds erlitten hierbei so schwere Verletzungen am Oberkörper, daß beide ins Kreiskrankenstift m Z vickau überführt werden mußten. — Also Vorsicht beim Ausblasen von Petroleumlampen. Hilbersdorf bei Chemnitz. Vorgestern abend l/KO Uhr wurde auf dem Rangiervahnhof in Zwickau der Bremser Neßmann aus Hilbersdorf bei der Einfahrt des Reichenbach Dresdener Personenzuges überfahren. Dem Verunglückten wurde der Kopf zermalmt, ein Bein abgefahren und die Brust eingedrückt, sodaß der Tod sofort eintrat. er weg is," schloß sie aufatmend. „Am End' hält' er doch sonst noch ein' von die Beidens (auf das Paar deutend) abgemurkst." * * * Als Bruno Harrang, in seinem Wohnort wieder angelangt, den Zug verließ, hatte er noch eine Be gegnung. Am Ausgang stieß er fast mit Exzellenz von Werdau zusammen. Der sehr gealterte Herr wandte sich, den Künstler gewahrend, ostentativ ab. Bruno tat, als sehe er es nicht. Er ehrte den Schmerz des Greises, den er den Sohn und nun auch die Braut geraubt hatte. Denn auch letzteres mußte die alte Exzellenz erfahren haben, war Werdau doch auch ein Gast auf Jmmenthal ge wesen. Bruno aber ging stolz aufgerichtet seines Weges. Wohl tat ihm der alte Werdau als Vater leid. Den verliebten Toren aber zu bemitleiden, vermochte er nicht. Seiner schönen Andrea gebührte doch wohl ein anderes Glück, als das einer Exzellenz von Werdau oder das einer Gräfin Jmmenhoff, eben, das echte, volle junge Glück. — Ende. —