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m-WckM WN Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HesGsts-Anzeizer für KoWors, Mitz, Kernr-orf, Küsdors, St. ßgi-ien, KeinrichM, Mrienon «. MW- Amtsblatt für den Ktadlrat z« Kichtenstetn. —— ZI Jahrgang. - - - -— Nr. 166. DienstaA rcn 21. Juli 1903 <!«r,es Blatt ersckewt täglich sonn- IU» or» itritUührUchkl B»ugsv-cis 1 !0>t. 20 Pij,., durch dlt Posl bezogen 1 Mk. SV Ps. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition n Lichtenstein, Markt 6, alle »atierl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die sllnigespoltene Uvrpuezeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die ^gespaltene Zeile 1b Pfennige. — Bekanntmachung, Aushängeschilder betr Nachdem in letzter Zeit wiederholt Firmentaseln und Aushängeschilder, die über die Straßenlinie hervortreten, ohne vorher eingeholte baupolizeiliche Erlaubnis angebracht worden sind, wird hierdurch darauf hingewiesen, daß die Anbringung derartiger Schilder und Tafeln nach Z 99 der Lokalbauordnung für Lichtenstein vom 5. Dezember 1862 der Genehmigung der Baupolizeibehörde bedarf, und daß die Anbringung dieser Schilder und Tafeln ohne Genehmigung strafbar ist. Zur Nachachtung wird dies mit dem Benierken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß alle diejenigen, welche derartige Schilder und Tafeln ausgehängt haben, nachträglich um Erteilung der baupolizeilichen Erlaubnis nachzusuchen haben, da sonst die Erfernung dieser Schilder verfügt werden dürfte. L i ch t e n st e i n, am 17. Juli 1903. Der Ltadtrat. Steckner, Bürgermeister. Schbr. Bekanntmachung, die Nachaichnnng der Maste, Gewichte etc betr In Gemäßheit der Bekanntmachung ocr Königl. Kreishauptmannschaft zu Chemnitz vom 2. Januar dss. Jahres findet die Nachaichnung der Maße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge in der diesigen Gemeinde am 27 Juli vorm von ^19 Uhr an, den 28, 29. und 3V Juli dsS. Js vorm von 8—1 Uhr nachmittags im Petzoldsche» Gasthofe statt. Es wird daher jeder hiesige Gewerbetreibende, welcher Maße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge im öffentlichen Verkehr benutzt, hierdurch aufge fordert, dieselben in der obengenannten Zeit dem Aichungsbeamten zur Prüfung vorzulegen. Zur Nachaichung derjenigen Waagen und Maße, welche an ihrem Ge brauchsorte befestigt sind, hat sich der Aichungsbeamte an Ort und Stelle zu begeben. Die Besitzer solcher Gegenstände haben dieselben aber vorher dem Aichungsbeamten anzumelden, der dann die Zeit bestimmt, wenn die Nach- aichnung stattfinden soll. Die Aichgegenstände sind dem Aichungsbeamten in reinlichem Zustande vorzulegen, widrigenfalls der Beamte befugt ist, dieselben zurückzuweisen. Werden Maße, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge, welche das Nach- aichungszeichen nicht tragen, nach Beendigung des Nachaichungsgeschäftes in der hies. Gemeinde bei einem Gewerbetreibenden vorgefunden, ohne daß er den späteren Nachweis der ausgeführten Neuaichnung zu erbringen vermag, so wird dessen Bestrafung nach § 369 Ziffer 2 d. R. Str.-G.-B. und außerdem die Neuaichnung oder nach Umständen die Beschlagnahme und Einziehung der ungeaichten, nicht gestempelten oder unrichtigen Maße, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge unnachsichtlich erfolgen. Mülsen St. Niclas, am 17. Juli 1903. Der Gemein-evorstand Grimm tz. V Dit DiWin m Heere und die MihbriiMe der DiMskMlt der Msesetzten. Keir: Heer der Welt kann ohne strenge Mannes zucht seine hohe Aufgabe der Vaterlandsverteidigung erfüllen, denn die Manneszucht ist die Schöpferin des Gehorsams und der guten Lebensführung für alle Mitglieder der Armee vom jüngsten Rekruten bis hinauf zum ältesten General. Die die Mannes zucht stützende Dienstgewalt der Vorgesetzten kann aber sowohl in als leider auch außer Dienst schwer mißbraucht werden, wie kürzlich der Fall des Fähn- . richs zur See Hüssener zeigte und wie wir neuer dings wieder an dem Falle des Hauptmanns Henning beobachten können. In beiden Fällen sind ja die Vorgesetzten bestraft worden, aber nach der ' allgemeinen Volksmeinung viel zu milde und was das Aergernis dabei ist, Henning wie Hüssner haben nur eine Art Ehrenstrafe, Festungshaft, er halten und sind nicht aus dem Heeresdienste ent lassen worden, wie man erwarten sollte. Das deutsche Volk, das bereitwilligst seine Söhne zu Millionen der Vaterlandsverteidigung zur Verfügung stellt, verlangt ganz entschieden dieselben strenger vor Mißbräuchen der Dienstgewalt geschützt zu sehen. Und konnte man den Fall Hüssner noch als eine Ausnahmeverirrung eines einzelnen aufgeblasenen jungen Fähnrichs ansehen, so hat der Fall Hmning eigentlich für gewisse Anschauungen im deutschen Heere eine ernstere Bedeutung. Das Kriegsgericht in Rendsburg hat den Hauptmann Henning vom 45. Feldartillerie-Regiment wegen Verleitung zu , Mißhandlung Untergebener zu 7 Monaten Festungs- Haft verurteilt. Die Tatsache, daß ein Vorgesetzter in der Stellung eines Batteriechefs Untergebene l zur Mißhandlung verleitet, und dafür nur mit t kurzer, ehrenvoller Festungshaft bestraft wird, läßt z erkennen, in welchem Grade immer noch die körper- » liche Strafe als ein Mittel der militärischen Er- » ziehung angesehen wird. Und doch erheischt die I Gegenwart die gründlichste Abkehr von allen der- U artigen Anschauungen. Spießruten- oder Gassen- 1k laufen und Stockstreiche sind allerdings in alten Zeiten wesentliche Mittel gewesen, sich den Gehör- sam der Soldaten zu erzwingen. Aber die Zeiten sind längst vorüber, und diese Tradition darf für uns heute nur den Wert haben, daran zu erinnern, daß ihre Aufrechterhaltung Preußen vor dem Zu sammenbruche der Jahre 1806/7 nicht bewahrt hat. Dagegen ist die Wiedergeburt des preußischen Staates unlöslich verknüpft mit jener Heeresreform, die unter dem Einflusfe eines Gneisenau, Doyen und Koenen vom Geiste der Menschlichkeit beherrscht wurde. Fälle, wie der ins Rendsburg fordern ge radezu dazu auf, in Erinnerung zu bringen, was Gneisenau über die „Freiherr des Rückens" ge schrieben hat. „Man hält es hier und da", so führt er u. a. aus, „noch immer für unmöglich, bei dem deutschen Kriegswesen die Stock- und Spießruten strafen abzuschaffen. Während die Milde unserer Gesetzgebung den Händen des Frohnvogts den Stock entwindet, . . . während ein Stockschlag in allen Ständen für eine empörende Beschimpfung gilt, will man im ehrenvollsten aller Vereine eine Bestrafung noch beibehalten wissen, welche so sehr den Begriffen desZeitalters widerstrebt. Wir haben uns endlich zu klaren Ansichten über die Pflicht zur Landesverteidigung er hoben. Wir sind dahin gekommen, zu begreifen, daß es ein tiefes Versinken in Egoismus sei, wenn man die Waffensührung nicht als die ehrenvollste Beschäftigung zu jeder Zeit seines Lebens hält, von der nur Körper gebrechlichkeit, Blödsinn oder das Verbrechen aus schließen können Wenn aber ein gerechtes Gesetz Pflichten und Aussprüche mit Unparteilichkeit über alle Stände verteilt und den Sohn des könig lichen Rates ebensowohl den Reihen der Vaterland verteidiger beigesellt, als den Pflüger und Tage löhner, so wird es nötig, die für rohere Naturen und für ein roheres Zeitalter erfundenen Strafalten der vorgeschrittenen Bildung mehr analog abzuändern und wohlerzogene junge Männer vor der Möglich keit zu schützen, von übelwollenden Vorgesetzten miß handelt zu werden Jede Nation muß sich selbst ehren und keine Einrichtung bei sich dulden, die sie m den Augen anderer Völker herabsetzen. Ebenso mit den Ständen." — Mag diese hohe An schauung Gneisenaus vom Heeresdienste und der Menschlichkeit die letzten Mißbräuche der Dienstge walt der Vorgesetzten beseitigen helfen! M Meo du me« WtSiyAdzmhcki, so schreibt ein Leser den „Brem. Nachr.", schwirren mir immer noch im Kopf herum; und wenn sich dieselben in meinem Bericht über unsere erste Ferien tour immer wieder hineindrängen sollten, so bitte ich Sie, geehrter Herr Redakteur, etwa dadurch ent stehende stilistische Unebenheiten diesmal noch ver zeihlich finden zu wollen. Der Verlauf unseres Ausfluges war folgender: Von Oldenburg marschierten wir zunächst über Fraßdorf nach Wattendorf am Podenberg. Hier besich tigten wir natürlich die Ruine Bieberstein und wanderten dann Frank, Fröhlich, Frohme weiter. Indem wir den Grünberg links und den Arenberg rechts liegen ließen, gelangten wir durch das liebliche Schmalfeld nach Böhlen dorf. Wegen der Hitze wurde nun gefahren, und zwar durch das sonnige Herzfeld über Kardorf nach Gersdorf mit dem herrlichen Buchwald. Der Förster, der auf der Jagd nach einem Bock sich befand (er hatte noch nichts erlegt, nur ein Fuchs hatte sich in der Fuß angel gefangen), führte uns durch das Holtz ins Blumenthal, welches von dem Dasbach und Fehren bach durchflossen wird. Hier sahen wir einen Haasen, und M o r i tz pustete im Jagd eifer seine brennende Cigarre aus seiner Bernstein spitze auf das Tier, wodurch beinahe ein Heyde- brand entstanden wäre, der ihn eventuell noch vor den Richter gebracht hätte. Endlich langten wir in Stubbendorf an und ließen uns in einem Kneipha use nieder, wo alles für uns bereit stand. Nach einem Hoch auf Lehmann ließen wir uns am Stamm tisch die Speisen und Ge tränke, die man sich für einen mäßigen Preiß erstand, wohlschmecken. Einige von uns aßen Kohl mit Speck, andere zogen Pfannkuchen vor; auch Krebs war zu haben und Rettig. Eine Spezialität des Ortes war eine Stolle von dem dortigen Semler, so heißen in jener Gegend die Bäcker. Nach dem Essen besorgte uns ein Bauer ein Göhr von Schüler zum Kegelaufsetzen; wir hatten aber keinen rechten Neuner bei uns. Bloß Schmidt hatte Glück, weil er unterwegs einen Hufnagel gefunden hatte. Bei der nun folgenden Kneipe wurde noch mancher Thaler verzehrt. Rother schmeckt immer gut, nur darf er nicht vom Kraemer sein. Bier gabs in allen Sorten: Bock, Braun, Witt, auch Münchner. M e i st machte es der Wirt selber, indem er Helles Bier färbte; die Leute nannten ihn deshalb Münch- Ferber. Leider kam es noch zu einer Schlägerei, lieber Leser. Ein Geck, der einen Spahn oder Wurm im Kopfe haben mußte und ein Held im Trinken war, brach einen Streit vom Zaune. Noch'n Schoppen, schrie er, mein Zehnteri Dann ulkt er uns an. LieberMann, lassen Sie uns zu frieden ! sagte Traeger ganz artig. Scheers er sich hinaus, Sir! war die Antwort. Zuletzt riß uns die Geduld, und einer von uns, er war ein Sachse und ein rechter N a u k e, packte den Friedensstörer am Nacken. Doch der wurde Patzig und immer Gröber, und schließlich fielen Müller und Schulze, wie sich ein Geyer und Sperber auf seine Beute stürzt, über ihn her, nahmen ihre Stöcker und prügelten ihn windelweich, wie David in Wagners Meister.Singern den Beck-Messer; dann setzten wir alle Hebel an, um ihn über die Grenz' zu bungen. Der Sieg war unser, wenn auch ein Spiegel dabei in Stücke ging. Abends tanzten wir noch mit den Engeln des Ortes manchen Walzer, bis Dewitz, unser Führer und Herold, das Horn nahm und zum Aufbruch blies, und so fuhren wir mit der Bahn wieder Heim. Will damit schließen.