Volltext Seite (XML)
WWMßMWM Wochen- »nd Rachnchtsblatt zugleich HesWr-Anzeiger für K-ßniorf, ZöMH, Zernsdorf, Mors, St. Wien, Keinrichrorl, MrienM n. Mülsen Amtsblatt für den Stadlrat zn Sichten stein. — 5 3. Jahrgang. Nr. 159. »-»--K «-!-»-» Sonntag, den 12. Juli 1903 Lieser Blatt erscheint täglich «nutzer Sr»>,.» und äsend» jür den sorgenden Log. vierteljährlicher Bezugspreis 1 D.k. 25 Mo., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Pf. — Einzeln«- Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Bmserl. Pojtonstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die sbnfgeipaltene riorpuszrile oder deren Raum nm 10 Pfennigen berechnet, - Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — ,?n>!ch>n Teil" wird die Meispaiugc Heile oder deren Raum mit 30 lsfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die dgetpaltene Zeile 15 Pfennige. — Bekanntmachung. die Auslosung von Staatspapieren betreffend Die Ziehungsliste der Königlichen Landeskullur-Rentenbank enthaltend: 1. Landeskultur-Rentenscheine, welche in der Ziehung am 13. Juni 1903 ausgelost worden sind und infolgedessen am 2. Januar 1904 fällig werden, 2. Landeskultur-Rentenscheine, deren Kapitale infolge Auslosung fällig geworden, aber noch nicht erhoben worden sind und deren Verzinsung von den beigemerkten Tagen ab aufaehört hat, 3. Landeskultur-Rentenscheine, welche bei Rentenablösungen oder mittels Ankaufs erlangt und im 1. Halbjahr 1903 amortisiert worden sind, 4. Landeskultur-Rentenscheine, über welche das gerichtliche Aufgebotsver fahren anhängig gemacht worden ist, 5. Landeskultur-Rentenscheine, beziehentlich Zinsleisten, welche der Ver waltung außerdem als abhanden gekommen gemeldet worden sind, liegt während der nächsten 14 Tage zu jedermanns Einsicht in der hiesigen Rats-Registratur aus. Lichtenstein, am 7. Juli 1903. Der Ttadtrat. Steckner, Bürgermeister. Die Volksbibliothek zu Callnberg ist Sonnabends und Mittwochs nachmittags 1—2 Uhr geöffnet. Die Bolksbibliothek zu Hohn-orf ist täglich während der Erpeditionszeit des Gemeindeamtes geöffnet und wird zur fleißigen Benutzung angelegentlichst empfohlen. Bekanntmachung. Der 2. Termin Hundesteuern ist füllig und ist spätestens bis zunr 20. dss. Mts. zu erledigen. N eudörfel, den 10. Juli 1903. Der Gemeindevorstand. Brenner. Bekanntmachung Das Unternehmer Verzeichnis der landwirtschaftlichen Betriebs unternehmer für Neudörfel liegt von heute an 14 Tage lang im Gemeinde amte während der Expeditionsstunden zur Einsichtnahme aller Beteiligten aus. Neudörfel, den 10. Juli 1903. Der Gemeindevorstand Brenner. *— Revolution auf dem Saturn. Auf dem Planeten geht zur Zeit etwas Außergewöhn liches vor, das aber bisher noch nicht festgestellt werden konnte. Es tritt ein hellweißer Fleck hervor, der offenbar eine selbstleuchtcnde Masse bildet. Näheres darüber müssen die Beobachtungen ergeben. Politische Rundschau Deutsches »Zur R e i ch s t a g s Präsidenten frage schreibt die „Nationalliberale Korrespondenz" : „Es wird kaum einem Zweifel unterliegen können, daß für viele Abgeordnete ein sozialdemo kratischer Präsident nur dann wähl bar i st , wenn die sozialdemokratische Fraktion im Reichstag sich bereit erklären wird, landesübliche Bezeigungen der Ehrerbietung für den Kaiser mitzumachen. So lange wie die sozial demokratische Fraktion dabei verharren will, vor einem Hoch auf den Kaiser den Reichstagssaal zu verlassen und so lange der von ihr zu stellende Prä sident nicht bereit ist, den herkömmlichen Rücksichten und Formen gegenüber der Krone sich zu unter ziehen, ebensolange werden nationalgesinnte Abge- geordnete einen sozialdemokratischen Präsidenten für den Reichstag kaum zulassen können. *Ein Erfolg des Volksprotests. Aus Ersparnisrücksichten hatte die sächsische Regierung beabsichtigt, diebeschleunigtenPersvnen- züge zwischen Dresden und Leipzig wegfallen zu lasten, wodurch der ganze Verkehr vom Westen bis nach Breslau hin erheblich beeinträchtigt worden wäre. Energische Proteste der Handels kammern und der Presse haben indessen die General direktion der sächsischen Staatsbahnen veranlaßt, auf die Einziehung zu verzichten; ja die beiden in Be tracht kommenden Züge, die bisher nur noch Sonn tags gefahren wurden, werden in Zuku st wieder täglich verkehren. — Wie erinnerlich, ist kürzlich unter dem gleichen Volksprotest die ganze sächsische Eisenbahntarif-Reform gefallen. * München. Den „M. N. N." zufolge soll die ungefähre Berechnung von dem Staatshaus halt der nächsten Finanzperiode 5 Millionen Defizit aufs Jahr ergeben. — Etwas viel auf einmal! Da wird's wohl in Bayern auch einen Steuerzuschlag geben. »Obwohl die große Ka n a l b a u fr a g e »n Preußen nicht vom Flecke kommt, ist dieses auf dem Gebiete der Wasserstraßenbautcn doch vorbildlich für mehrere Auslandsfilialen. Unter den letzteren be findet sich auch — Frankreich. Wie aus Paris gemeldet wird, begab sich der ehemalige französische Finanzminister Caillault, dem die Tepniiertenkammer das Wasserstraßen- Referat übertragen hat, mit Charles Roux, der im vorigen Jahre vom deutschen Kaiser empfangen worden war, zu Kanalstudien nach Berlin. Italien *Ueber den Zustand des Papstes liegen aus Rom^folgende Meldungen vor : Die Nacht ließ sich ziemlich ruhig an. Der 2. Einstich hatte zwar dem Papste eine große Erleichterung gebracht, allein die Flüssigkeit bildete sich rasch von neuem und Professor Mazzoni glaubt nach wie vor, daß eilt 3. Einstich I notwendig sein wird. Ob er aber auch möglich sein wird, ist eine Frage, die Prosessor Mazzoni nicht beantworten kann, alles hänge von dem Zustand des Herzens ab, das sehr schwach sei und immer schwächer werde. Gestern nachmittag fuhr der preußifche Gesandte von Rotenhahn nach dem Vati kan und hatte eine einstündige Unterredung mit Monsignore Bisletti, in der er die Wünsche des deutschen Kaisers für die Genesung des Papstes überbrachte. Die Reise des Königs von Italien nach Paris wird nach Verständigung des französischen Hofes verschoben werden. * Professor Mazzoni sagte, der Papst habe sich, objektiv betrachtet, rüstiger als ein Dreißijähriger erwiesen ; alle Lebensfunktionen seien ohne Ausnahme normal. Wäre bei dem sinnverwirrenden Auf und Ab der letzten Tagen ein logischer Schluß gestattet, so möchte man sagen : „Der Papst ist außer Gefahr." Natürlich dürfe man nie seine 94 Jahre vergessen. — In Uebereinstimmung damit wird der „Frkf. Ztg." aus Rom gemeldet: Alle medizinischen Autoritäten, die die Krankheit des Papstes von außen verfolgen, sind der Ansicht, daß er nach wissenschaftlichem Urteil längst hätte tot sein müssen. Leo XIII. sei ein Aus nahmemensch von zäher Körperkraft und Ries enenergie. Serbien. * Welimir Teodorowitsch, der schwerver wundete Minister des Innern des Kabinetts Zinzar Markowitschs, hat gegen seine Angreifer in der Nacht vom 11. Juni die Anklage wegen versuchten Mordes er hoben. — So ist's recht! Ehina * Die Gefahr einer Erneuerung der Un ruhen in China nimmt zu; in Washington fängt man bereits an, Vorsichtsmaßregeln zur Ver teidigung der amerikanischen Gesandschaft in Peking zu treffen. A»s Stadt und Land Lichtenstein, 11. Juli. * — Programm zur Platzmusik: 1 „Fecht meister", Marsch von Leonhardt. 2. Konzert-Ouver- ture von Baumann. 3. Baß-Galopp von Schuller. 4. Virgo Maria von Obertür. 5. „Frei weg!" Marsch von Leonhardt. * — Die nächste öffentliche Sitzung des Nreis- ausschuffes soll Mittwoch, den 15. Juli 1903, nach mittags 1 Uhr in dem Sitzungssaale der König lichen Kreishauptmannschaft Chemnitz abgehalten werden. * — Morgen Sonntag, den 12 Juli, findet der RegimcntStag ehemaliger Angehöriger des Regi ments Kronprinz Nr. 104 in Markneukirchen statt. Die Feststadt bietet alles auf, um den Aufenthalt dort für die alten Kameraden so angenehm wie möglich zu gestalten. *— Im Sommer ist vielfach zu beobachten, daß Liebhaber von Stubenvögeln ihre Lieblinge an Fenstern, besonders an solchen, die bei den Wohnungen hofwärts gehen, unterbringen, indem sie glauben, ihnen hiermit eine Wohttat zu erweisen. Die armen kleinen Tiere, meist einheimische Wald- und Sing vögel, sind dadurch einen großen Teil des Tages über unbarmherzig der Sonnenglut ausgesetzt. Jeder einigermaßen Naturkundige weiß aber, daß die Tiere ebenso den Schatten lieben und nötig haben wie die Menschen. Es ist kein Wunder, wenn die Vögelchen bei dieser Quälerei, die meist in der Unwissenheit der Besitzer ihre Ursache hat, nach ganz kurzer Zeit eingehen. Um etwas zu schaffen, das die Sonnenstrahlen abhält, dazu gehört weiter nichts als eine Anzahl kleiner Tannenzweige oder ein Stückchen Pappe, womit die eine Hälfte des Käfigs bedeckt wird. Wem es durchaus einBe- dürfnis ist, einen Waldvogel im Zimmer zu halten, der sollte alles mögliche tun, um den Vogel das Leben und den Aufenthalt in der Gefangenschaft er träglich zu machen. *— Ein neuer Naturmensch, ganz nach der Art des bekannten „gustav nagel", taucht gegen wärtig im westlichen Sachsen auf. Der Naturmensch, mit Namen Jannasch, befindet sich auf dem Wege von Hof nach Arendsee (Regierungsbezirk Magde burg), woselbst er mit seinem Gesinnungsgenossen Nagel dann zusammen eine „Kolonie für Natur menschen" gründen will, zu welchem Zwecke sie be reits am See ein Stück Land gekauft haben. Bei seinen Wanderungen trägt Jannasch eine Rose in der Hand und erregt bei den Passanten, denen er begegnet, begreifliches Aufsehen. Bekleidet ist er nur mit einer Art großen Badehose. Zum Schutze gegen Witterungsnnbilden führt er ein Tuch mit. Er nährte sich m'" ^on Obst und Früchten und nächtigt meist im ^eien. Dieser Tage ist der sonderbare Kauz durch die Werdauer Gegend gewandert, und zwar, von Hof kommend, über Fraureuth, Werdau und Crimmitschau. In Crimmitschau erregte er besonderes Aufsehen. Alle seine Einnahmen an Geschenken und Geld, das Jannasch für Vorträge, die er manchmal hält, bekommt, schickt er nach Arendsee zu seinem Ge nossen Gustav Nagel, damit sie beide ihre Ideen, die Gründung eines Heims für Naturmenschen, waS natürlich Geld kostet, bald verwirklicht sehen. Aller dings ist, ebenso wie sein Gesinnungsgenosse Nagel, auch der Naturmensch Jannasch mit der Polizei wegen seines einfachen Kostüms mehrfach in Konflikt