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sind, wie in anderen Jahren. Haben die Vogelmörder m Spanien, Italien und Griechenland so unter ihnen aufgeräumt? *— Dem IH. Wahlbezirke, welcher den ge- samten Amtsgerichtsbezirk Lichtenstein umfaßt, ge hören nach einer amtshauptmannschaftlichen Bekannt machung als Beisitzer bezw. Ersatzbeisitzer dem Gewerbegericht folgende Herren an: s) aus dem Stande der Arbeitgeber: Strumpf- sabrikant Eduard Borsprecher in Lichtenstein, Strumpf fabrikant und Stadtrat Paul Fankhänel in Lichten stein. Deckenfabrikant Paul Zierold in Callnberg, Fabrikant Kurt Müller in Lichtenstein (Ersatzbeisitzer), Fabrikant Louis Berger in Callnberg, Baumeister Conrad Härtel in Lichtenstein, Dekorationsmaler Emil Keller in Lichtenstein, Kartonnagenfabrikant Franz Eckert in Lichtenstein (Ersatzbeisitzer); b) aus dem Stande der Arbeitnehmer: Fabrikarbeiter Hermann Hofmann in Lichtenstein, Weber Friedrich Münch in Lichtenstein, Fabrikarbeiter Louis Löffler in Calln berg, Fabrikarbeiter und Hausmann Wilhelm Bär in Lichtenstein (Ersatzbeisitzer), Wirker Hermann Karl Scharf in Lichtenstein, Wirker Ernst Hermann Hütten rauch in Lichtenstein, Silberarbeiter Friedrich Otto Lahl in Lichtenstein, Weber Ernst Robert Küchler in Lichtenstein (Ersatzbeisitzer.) *— Der Regimentstag der 107cr, der am 6. Juni in Dresden stattfinden sollte, ist auf die Zeit vom 13. bis 15. Juni verlegt worden. Man hat diesen Termin deshalb gewählt, weil das Regi ment zu dieser Zeit zu Uebungszwecken in Dresden sich aufhält und den Teilnehmern am Regimentstag dadurch Gelegenheit gegeben ist, mit den aktiven Mannschaften Fühlung zu nehmen. *— Ein vernünftiges Verbot. Auf den Roß- und Jahrmärkten findet häufig ein Verkauf von Waren in der Form statt, daß einzelne Gegen stände im Wege der Abwärtsversteigerung dem Minderbiel enden zugeschlagen werden. Derartige Verkaussstände, in denen Hosenträger, Taschenmesser, Portemonnaies, Zigarrentaschen rc. rc., alles Schund waren, zum Verkauf gelangen, sind immer von Neugierigen und Kauflustigen umlagert. Der preußische Handelsminister hat nun durch eine Ver fügung vom 16. April die Behörden angewiesen, solchen Veranstaltungen mit Nachdruck entgegcnzu- treten, da diese in der Regel als Schwindelverkäufe anzusehen und sowohl das Publikum als andere Gewerbetreibende zu schädigen geeignet sind. — ra «r. vrrctas. Wegen Massen schüttung der Mülsengrunostraße auf der Strecke von dem Hause Brand-Kat.-Nr. 66 bis zu dem Hause Brand.-Kat.-Nr. 86 bleibt diese vom 11. bis mit 16. d. M. für den gesamten Fährverkehr gesperrt und letzterer auf den rechts des Mülsengrundbaches gelegenen Dorfweg verwiesen. In goldenen Ketten Roman von F. S u t a u. (Nachdruck verboren.) (25. Fortsetzung.) „Den armen Franz werde ich unter meine Fittiche nehmen und ihn anlernen", erklärte Leska jetzt mit komischer Würde. „Ich besitze sicher die nötige Ge duld dazu." „Wirst Du auch die Köchin anlernen und das neue Hausmuochen?" fragte Marta spöttisch. „Warum nicht? Traust Du mir das nicht zu?" „O, die Köchin versteht ihre Sache," nahm die Frau Rat jetzt das Wort. „Das meine ich auch," stimmte ihr Schwieger sohn bei, „das Essen war ausgezeichnet." „Sie wirtschaftet nur etwas sehr aus dem Dollen", warf Marta dazwischen, „Herr Gott, was hat der Haushalt in den letzten Wochen gekostet." „Das ist meine Sache, denke ich," erwiderte Brandhorst gereizt und hob die Tafel auf. Er begab sich dann hinüber nach den Glas hütten, und Leska zog sich mit den Schwestern zu einem Plauderstündchen in ihr Zimmer zurück. „Du fühlst Dich nun wohl schon ganz als reiche Frau, die sich keinen Wunsch mehr zu verjagen braucht?" fragte Klara die Schwester. „Schnell genug gewöhnt man sich wenigstens daran", sagte Leska, „aber das laßt Euch gesagt sein: Das Höchste, was ein Mädchen erringen kann, ist es nicht, und die Wünsche schweigen auch nicht, die unerfüllbaren meine ich!" Sie sprang aus und lief in dem Zimmer hin und her, am Fenster blieb sie dann stehen. Der Mond war aufgegangen und in seinem blassen Lichte machte die Landschaft draußen einen ernsteren, melancholischeren Eindruck als am Tage. Leska war es plötzlich, als *— Mülsen St. Niclat. Vormanöver der I Leipziger und Wurzener Artillerie werden vom 24. j August d. I. ab im Mülsengrund-Gelände, nament lich zwischen der Funckenburg an der Chemnitzer Chaussee und Glauchau abgehalten. Zwickau. Gestern früh um 7 Uhr wurde der Leichnam des Kutschers Emil Wagner der Hupfer- schen Fabrik zu Bockwa in der Mulde aufgefunden. Der Ertrunkene war am Sonnabend, den 25. April vormittags in der 8. Stunde beim Reinigen der Wiese am Muldeufer infolge Nachgebens des Erd reichs in die Mulde gestürzt und ertrunken. Sofort auf die Anregung eines Augenzeugen, eines Arbeiters der gegenüberliegenden Cainsdorfer Brauerei, vorge nommene Rettungsversuche hatten leider keinen Er folg. Der Leichnam wurde erst gestern ganz nahe bei der Unfallsstelle, an einer Baumwurzel mit den Füßen festgeklemmt, aufgefunden. Herr Wagner war 44 Jahre alt, lebte in glücklichster Ehe und hinter läßt Witwe und 5 Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren. Glauchaü. (Eine große Arbeiter-Aussperrung in Sicht?» schon seit einiger Zeit hat unter der hiesigen Arbeiterschaft eine gewisse Mißstimmung Platz gegriffen, die bereits zu den ärgsten Auseinandersetzungen zwischen den Fabrikanten (der Webereibesitzern) und den Arbeit nehmern Anlaß gegeben hat. Die Zwistigkeiten scheinen ihre Ursache in einer Differenz, die bei der Firma Petzold L Co. ausgebrochen ist und durch die Entlassung eines Arbeiters (des Verbandsvorsitzenden des Textilarbeiter- Verbandes, Ortsgruppe Glauchau) entstanden ist, zu haben. Infolgedessen haben die Arbeiter bei genannter Firma die Arbeit niedergclcgt und bis jetzt noch nicht wieder ausgenommen. Die Fabrikanten haben nun den Arbeitern mitgeteilt, daß am Sonnabend, den 9. Mai die Aussperrung sämtlicher Arbeiter erfolgt, wenn am genannten Tage morgens 6 Uhr die Arbeit bei Petzold ck Co. nicht ausgenommen ist. (N. V. Z.) Meerane. Wegen Unterschlagung amtlicher Gelder und Urkundenfälschung ist der Landbrief- trügcr Metzner hier verhaftet worden. Meerane. Einen für alle jungen Leute nachnahmenswertenEifer, sich in seinem Berufe immer mehr zu vervollkommnen, legte ein junger Mann namens Hugo Weber aus Schlunzig an den Tag. Derselbe besuchte vier Jahre lang die höhere Webschule in Glauchau und mochte das Wetter auch noch so arg sein, so scheute er doch niemals den weiten Weg von seinem Dör^ yen hier her und versäumte auch nicht eine einzige Unter richtsstunde. Im Lernen bewährte sich dieser Web schüler so gut, daß ihm kürzlich Uu Belobigungs- dekret der Kgl. Regierung ward. Die höhere Webschule aber tat em Uebriges und spendete dem strebsamen jungen Manne für Fleiß und Pünkt lichkeit noch eine kleine Geldprämie. Lugau Am 5. d. M. wurde ein hiesiger Berg arbeiter festgeuomuum, der seinem Kameraden beim Nach- hausegehcn infolge einer Eifersuchtsszene mit einem Messer mehrere Verletzungen am Kopse beigebracht hatte. — Am gleichen Tage'mußten 3 Bergarbeiter von hier in ärzt liche Behandlung treten, die sich im Streit und Zank gegenseitig mit den Messern aus der Dorsstraße stachen. In Grimma wurde die Hutgarniererin Scholz, der ihr Geliebter, Husar Heider, die Pulsader ge öffnet hatte, als geyeilt aus dem Krankenhause ent lassen; auch Heider, der im Garnisvnlazarett liegt, wird voraussichtlich am Leben bleiben. Nossen. In Neukirchen wurde ein vom Feld heim- ! kehrender I4 Jahre alter Pferdejungc des Gutsbesitzers I Birkner vom Blitz erschlagen. hätte sie dis alles schon einmal im Traume gesehen, diese mit den dunklen Tannen bewachsenen Berge, das kalte klare Mondlicht darüber, und dort weil untem im Tale das Haus, das dort so weltabgeschieden zwischen hohen Bäumen lag, gleich einem Zufluchtsort sür welt müde Menschen. Unverwandt starrte sie auf dieses Haus, ihr war es, als weilte in demselben ein Menschen schicksal, ein Menschenleben, das sich dorthin vor den Enttäuschungen der Welt geflüchtet hatte. Oder war es ihr eigenes Schicksal, einsam zu sein im Herzen? Da trat ihr Mann in das Zimmer. „Willst Du die Glasbläser scheu?" fragte er, „Es ist gerade sehr interessant heute abend in den Hütten." Sein Angesicht leuchtete förmlich, so hatte ihn Leska aus der ganzen Reise kaum gesehen. Seine Werke, die Glashütten und alles, was damit zusammenhing, das war ja ein Element, darin ging er auf. Sie mußte schon versuchen, als seine Gattin auch einiges Interesse dafür zu zeigen, der Zauber der Mondnacht war ohnedies mit Brand horsts Eintreten verflogen. Und als sie nun mit Brandhorst, Erna und Klara, die sich auch angeschlvsscn, in der Glashütte stand, wo die Feuer glühten, und die Glasbläser die glühende Masse den Kesseln entnahmen, bliesen und formten und all die zierlichen Gegenstände daraus entstanden, da ging ihr auch einiges Verständnis auf über die Macht der großen vaterländischen In dustrie, die einen Teil des Weltmarktes beherrschte und auch in diese stillen Berge eingedrungen war. Ein ordentlicher Respekt erfaßte sie ihrem Mann gegenüber, der dies alles hier beherrschte und alles leitete. Mit welcher Ehrfurcht die Arbeiter alle zu ihm aufsahen. Gleich einem Herrscher stand er da in dem roten Feuerschein. Der Ausdruck seines Ge sichts war so kühn, so energisch, förmlich durchleuchtet Flöha. Tinen Selbstmordversuch unternahm im nahen ErdmannSdorf ein junges Mädchen von auswärts, indem es sich in den Mühlgraben stürzte. Die jugendliche Selbstmörderin konnte aber noch rechtzeitig aus den Fluten gerettet und durch ärzt liche Kunst wieder zum Leben zurückgerufen werden. DaS Mädchen unterhielt ein Verhältnis mit einem hiesigen Lehrer und soll die Tochter eines auswär tigen Kantors sein. Wie die Bautzener Nachrichten bestimmt melden, wird Se. Majestät der König noch in diesem Sommer die Stadt Bautzen und die Ober lausitz mit seinem hohen Besuche beehren. Rutzdorf. Am Mittwoch mittag 12 Uhr brach in der Erbschänke Langenberg Feuer aus, durch welches 3 Schweine verbrannten. Die Frau des Besitzers erlitt bei den Rettungsarbeiten nicht unerhebliche Brandwunden. Das Gut, welches aus drei Gebäuden bestand, brannte vollständig nieder. Der Brand soll durch Fahrlässigkeit eines Kindes ausgekommen sein. Aus Thüringen Gera. Hier droht ein Streik der Barbier- und Friseurgehilfen auszubrechen. Dieselben wollen in eine Lohnbewegung eintreten. Sollten ihre Forde rungen von den Geschäftsinhabern zurückgewiesen werden, so beabsichtigen sie, am 30. Mai die Arbeit niederzulegen. Allerlei P Ein Wiedersehen! Aus einer Schank- wirtschaft in Halle wurde einem Gaste ein Sommer überzieher gestohlen Der Bestohlene und der Dieb hatten aber zufällig einen Weg, sie trafen auf dem Bahnhofe zusammen, wo der rechtmäßige Eigentümer zu seiner Freude seinen Ueberzieher auf dem Leibe eines Mannes sah, den er sogleich festnehmen ließ. Der Dieb, ein Bäckergeselle, wär sofort geständig. ch Schweidnitz. Der am Bögeudorfer Pulver magazin vom Wachtposten Erschossene ist als der 25jährige geistesschwache Arbeiter Scholz aus Hoh- giersdorf rekognosziert worden, der oft in den Nach barorten umherircte. -j- Der diesjährigen Bockprobe iw Hofbrän- hause wohnten außer vielen sonstigen höheren Be amten und Offizieren fast alle Minister bei, während der Regierungspräsident von Oberbayern, Ritter von Schraut, die Ehren des Hauses erwies. Unter den Anwesenden befanden sich der Ministerpräsident Frei herr von Podewils und der frühere Ministerpräsident Graf Crailshaim. Diese am Vormittag begonnene gesellige Unterhaltung in solcher Eigenart, wie dies eben nur in Bayerns gemütlicher Hauptstadt möglich ist, ging erst in den Nachmittagsstunden zu Ende und man kam allgemein zu der Erkenntnis, daß der diesjährige Bock wieder einmal vorzüglich geraten sei. Prosit! -ß Irrsinnig erklärt wurde in Wien Konrad Hagen aus Leipzig, welcher bekanntlich in der Wiener Stefanskirche in das Publikum schoß. Das Ver fahren wurde daher gegen ihn eingestellt und er wird in seine Heimatstadt Leipzig zur Abgabe an eine Irrenanstalt eingeliefcrt werden. 7 Mord in einer Irrenanstalt Ein schweres Verbrechen ist nachrs in oer bei AUenstein in Ostpreußen gelegenen Irrenanstalt Kortan verübt wordeu. Dem dort beschäftigten Krankenwärter Ludorfs lag die Auf sicht über mehrere Geisteskranke ob, unter denen sich auch der seit längere Zeit bettlägerige Scherenschleifer Jungellit aus AUenstein befand. Dieser verließ in der Nacht heimlich sein Lager, überfiel den Wärter und erschlug von dem festen, alles beherrschenden Willen. Mit diesem Willen hatte er auch sie gezwungen, sein Weib zu werden, ohne zu fragen, ob sie ihm die rechte Liebe entgenbrachte. — O, daß sie ihn noch lieben lernen könnte! Dann wäre ja ein Alp von ihrem Herzen genommen. Sie sah zu ihm aus, und als sich ihre Blicke be gegneten, da ging ein eigenes Leuchten über die energischen Züge Brandhorsts. Der harte Ausdruck derselben wurde plötzlich weich, fast innig. Leska mußte in diesen Augenblicken eines Liedes gedenken. Adloff hatte es einst gesungen, das einzige Mal, wo sie seine Stimme gehört. Ein schwüler Maiabend war es gewesen, wo sie mit der ahnungs losen Martina an seiner Wohnung vorübergegangen war, und als sie die schöne Baritonstimme Adloffs gehört, lauschend stehen geblieben waren. Martina wußte nicht, wer der Sänger war, aber sie fand die Stimme wunderschön. Die Endreime des Liedes lauteten: „Und dennoch hab' ich starker Mann Die Liebe wohl gespürt". Auch der willensstarke Mann, der da vor ihr in dem rotglühenden Licht stand, er spürte die Macht der Liebe wohl, und er war ihr Mann! Die Maien zeit des Lebens aber war vorüber für sie beide, sie waren ja Mann und Frau, die auch Pflichten hatten und nicht nur Schwärmereien nach hängen durften. „Woran denkst Du, Leska?" fragte Brandhorst. „Deine Augen blicken wie in weite Fernen." Leska schreckte zusammen. „An ein Lied dachte ich", erwiderte sie dann ganz wahrheitsgemäß, „die Schlußstrophen desselben lauten: „Und dennoch hab ich starker Mann Die Liebe wohl gespürt". (Fortsetzung folgt.)