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eine angemessene Sühne gehalten, der Vorsitzende sprach aber die Hoffnung aus, daß der Angeklagte Ispäter in die Fürsorge-Erziehung kommen werde. M Imt aß jetzt die Samt Men! Von der Heimat mußt' ich ziehen Weit hinaus in Gottes Welt, Ob mein Tun mir wird erblühen? Dies steht oben am Himmelszelt; Ein stetes Denken, Tun, Nichtrasten Ist für mich nun jetzt bestimmt, Auf dem Herzen schwere Lasten, O, wär' ich noch dort l ein Kind. Auf mich selbst nun angewiesen Bin ich hier im fremden Land, Täler, Berge, Wald und Wiesen Sind mir hier ast' unbekannt; Jni Herzen schleicht sich Sehnsucht ein, Ich fühl' mich sehr verlassen, — Wie war's so schön beim Mütterlein, Doch Herz! Du mußt' dich fassen. Das gute, herz'ge Mütterlein Liegt lang, schwerkrank darnieder, Wer weiß, mein liebes Mütterlein, Seh' ich Dich jemals wieder; Du sorgtest Dich gar oft um mich, Hitt'st "manche schwere Stunde, O Schmerz! Ich kann dir danken nicht, Mein Herz hat tiefe Wunden. A. E., Lichtenstein. Buntes Feuilleton. Ein ergötzliches Gefchichtcheu er zählt man sich in Graslitz ii B. aus den Tagen des letzten stärksten Erdbebens. In einem Gasthause in der Langen Gasse saßen de s Abends einige Gäste beim Bier, und um die ängstliche Stimmung etwas zu vertreiben, opferte einer ein Zweihellerstück und warf es in den Musikautomaten. Doch dieser hatte keine Lust, seine lustigen Weisen zu spielen, und so blieb der Zweiheller auf halbem Wege stecken. Auch die Gäste kümmerten sich nicht weiter um den wider spenstigen Automaten und gingen bald nach Hause. Doch gegen Mitternacht, als alles schlief, erschütterte plötzlich ein heftiger Erdstoß das ganze Haus und entsetzt sprangen der Gastwirt und seine Familie aus den Betten. Wie sehr wurde aber der Schreck vermehrt, als auch der Automat sich zu rühren be gann und mit dem beruhigenden Lied einsetzte: „Komm herab, o Madonna Theresa!" Der Erdstoß hatte nämlich das Zweihellerstück vollends an den Bestimmungsort hinabgeschüttelt, was der Automat prompt mit dem Liede quittierte. Ein brennendes Meer. Unlängst er blickte man plötzlich an den Hafenmolen der Stadt Noworosseisk dichte schwarze Rauchwolken, die sich immer mehr verdichteten. Sofort erfüllte der Schreckens ruf : „Die Stadt brennt!" alle Straßen und in großen Scharen eilte das Volk dem Orte zu, von dem die Rauchwolken aufstiegen. Als man sich dem Hafen näherte und bemerkte, daß hier der Brand offenbar seinen Ursprung hatte, glaubte man, ein Dampfer brenne, doch den Neugierigen bot sich ein ganz anderes, weit interessanteres Bild dar. Das ganze Meer, so weit man blicken konnte, stand in Flammen! Es war nämlich die auf dem Wasfer schwimmende Naphtha zwischen dem Ufer und den Diolen in Brand geraten nnd das Feuer bildete in seiner Großartigkeit ein wundervolles Schauspiel. schon so eines stattlichen Verehres sich rühmen konnte, ein so großer, hübscher Mensch mit dunklem Schnurr bart, der sie, und das war das Allerschönste, schon ganz als Dame behandelte. „Ich glaubte schon, Sie würden auch den Ka sinoball heute besuchen, gnädiges Fräulein," sagte Leutnant Adloff. „Seit einer Stunde schon spähe ich vergebens nach einem blauen Kleide und nach einem Pelzbarett mit blondem Haar darunter." „Drei Töchter auf einmal auf einen Ball zu führen, das ist doch zu viel für meine Mama," ver setzte Leska mit bitterem Lächeln. „Aber warum müssen Sie da stets zurückstehen?" frug Leutnant Adloff. „Weil ich die Jüngste bin!" „Meiner Ansicht nach wäre die Aelteste eher dazu verpflichtet," bemerkte der Offizier. „Erna? die sollte meinetwegen zu Hause bleiben? die wäre die letzte, die verzichtete. Ich soll ja bald etwas lernen, meint meine andere teure Schwester, soll Lehrerin werden oder Telephonistin oder Stütze der Hausfrau. Gott was, weiß ichs. Nur dem Ver gnügen leben, sei nicht mehr zeitgemäß für die heu tige Jugend. Das können höchstens noch meine Schwestern als letzte Jugendgeneration. Bei mir soll aber mit siebzehn Jahren eine große Arbeitsplage losgehen." Valeska sah bei diesen Worten mit schelmischem Lächeln zu dem jungen Offizier auf. „Sie Telephonistin, Stütze, Lehrerin I" rief dieser empört. „O daß ich auch kein Vermögen habe. Die verdammte Kaution ist schwer zu verschaffen. Wie mancher Liebestraum junger Offiziere ist daran schon gescheitert. (Fortsetzung folgt.) Es handelte sich um Naphtha, die beim Verladen auf die verschiedenen Fahrzeuge ausgeflossen war. Der Brand, der eine ganze Stunde dauerte, richtete glücklicherweise keinen nennenswerten Schaden an, sodaß man sich an dem „brennenden Meer" vollauf erfreuen konnte. Man erzählt sich, daß zwei Ar beiter auf der Mole gesessen und die schwimmende Naphtha auf dem Wasser beobachtet hätten. Da habe der eine dem anderen gesagt: „Wenn Du willst, zünde ich jetzt das Meer an." Er habe dann ein Streichhölzchen angezündet und auf das Wasser geworfen, das im nächsten Augenblick ein Flammen meer gebildet habe. Lesefrüchte. Du sollst mit Arbeit nach Gut streben Gleich als wolltest du ewig leben, Und doch steh'n in steten Sorgen Als würdest du heute sterben oder morgen. Unter Reue verstehen manche Frauen: die süße Erinnerung ihrer Fehler, mit dein schmerzlichen Bedauern, nicht wieder von vorn anfangen zu können. de Bernard! Heißt dein Herz dich gutes tun, Du' es rein um deinetwillen; Läßt das Schöne dich nicht ruh'n, Bild' es deinen Trieb zu stillen; Doch das lasse dich ungeirrt, Was die Welt dazu sage« wird. Geipel. -TeLegrÄMAre. Cxplosion eines Ofens. Waldenburg, 14. April. In der Wohnung des Bergmanns Schreiber in Gottesberg explodierte der Ofen. Die herumfliegendenTrümmer demolierten die Stube und verletzten einige Kinder Schreibers schwer. Wahrscheinlich war in den Kohlen Explo sionsstoff enthalten. Starke Schneefälle Berlin, 14. April. Aus der Provinz Sachsen und anderen Teilen Deutschlands wurden starke Schneefälle gemeldet. Aehnliche Nachrichten liegen aus dem Niesengebirge und den bayrischen Hoch alpen vor. Grausige Tat. Essen a. Ruhr, 14. April. Am Sonnabend abend gegen 11 Uhr erstach der Seeoffiziers-Aspirant Hüßner den Fußartilleristen Hartmann, den Sohn des geachteten und beliebten Besitzers des hiesigen „Berliner Hofes" wegen Verweigerung des Grußes. Hüßner wollte deshalb den ihm gleichaltrigen und bekannten Hartmann nach der Wache sistieren, was dieser wegen des Bekanntscins verweigerte. Hart mann erhielt 3 Stiche mit dem Seitengewehr. Ein Stich in die Lunge führte den sofortigen Tod herbei. Von» Handlungsgchilfcntag Köln, 14. April. Hier trat am Ostersonntag unter starker Beteiligung der 8. deutsche Handlungs gehilfentag zusammen und nahm eine vom Vor- sitzendenSchach eingebrachteResolution an, nach welcher die Kaufmannsgerichte überall organisiert, ihre Wirk samkeit auf alle Handlungsgehilfen und Lehrlinge ohne Unterschied des Gehaltes ausdehnen sollen. In der zweiten Resolution bedauert der Handlungs gehilfenverband, daß die Regierung in die Novelle zum Krankenversicherungsgesetz auch die Ausdehnung des Versicherungszwanges auf die Handlungsgehilfen ausgenommen hat. Demonstration. B r e st , 14. April. Gestern abend zogen 2000 Mann unter Absingung revolutionärer Lieder durch die Straßen der Stadt. Die Polizei mußte ein schreiten, wobei es zu einem heftigen Streite kam. Auf beiden Seiten kamen Verwundungen vor. Die Menge zog hierauf vor die Redaktionen katholischer Blätter, wurde aber von der Polizei zerstreut. Humoristisches. Gemütlich. Fremder (der etwas ins Be schwerdebuch eintragen will): „Sagen Sie 'mal, werden denn die Beschwerden auch gelesen?" Oberkellner: „O ja, wenn sie recht originell und fiedel abgefaßt sind, haben die Gäst' 'n Mordsspaß daran!" („Fl. Bl.") Poesie und Prosa. Als Braut singt Fräulein Laura täglich zum Klavier aus dem „Waffenschmied" : „Gern geb' ich Glanz Und Reichtum hin für Dich, Für Deine Liebe!" An ihrem Vermählungstage steht dann im Amtsblatt: Vollständige Gütertrennung haben ver einbart die Ehegatten Bodo und Laura Vorgmeier, geb. Säuselduft." („Fl. Bl.") Der erste Gedanke. Maurer (welcher drei Stock hoch herabfiel, ohne Schaden zu nehmen): „Jetzt möcht i nur miß', z' wegen i mei Kranken- geld zahl'!" Mitteilungen ans den Verhandlungen des Gemeinderates zn Hohndorf. Sitzung vom 31. März 1903. Anwesend 14 Mitglieder. Da sich niemand zur Geschäftsordnung meldet, wird sofort zur Tagesordnung übergegangen und betrifft dieselbe 1) Kenntnisnahme der Genehmigung des Regulativs zur Erhebung einer Biersteuer im hiesigen Orte. 2) Kenntnisnahme eines Dankschreibens von der Familie des verstorbenen Gemeindevorstandes a. D. H. Reinhold, Teilnahme an der Beerdigung des Entschlafenen betr. 3) Ersucht die Kgl. Amtshauptmannschaft um nochmalige Aussprache wegen der Anstellung eines anderen stellvertretenden Trichinen- und Fleischbe schauers für Hohndorf. Der Gemeinderat beschließt, seinen zu dieser Angelegenheit in voriger Sitzung gefaßten Beschluß aufrecht zu erhalten. 4) Einladung zur Feier des goldenen Amts jubiläums des Herrn Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau. Man beschließt, an dieser Feier durch eine Deputation teilzunehmen. 5) Vorschläge des Straßen- und Bauausschusses, Protokoll am 30. März a. c. Arnoldstraße betr. Der Gsmeinderat ist mit den Vorschlägen einver standen und gibt hierzu seinen Beschluß. 6) Beschließt der Gemeinderat die Einstellung einer bisher gezahlten Unterstützung an eine von ihrem Ehemanns getrennt lebende Ehefrau hier. 7) Kenntnisnahme des Resultats der chemischen Untersuchung des Brunnenwassers des Herrn Steiger Liebe. Dasselbe ist als gutes Trinkwasser befunden worden. 8) Erledigung eingegangener Reklamationen gegen die Einschätzung zu den diesjährigen Ge meindeanlagen. Dergl. sind eingegangen 63, wovon heute 21 zur Erledigung gelangten. Sitzung vom 6. April 1903. Anwesend 15 Mitglieder. 1) Vorlage zweier Konzessionsgesuche zur Er bauung von Sälen zum regulativmäßigen Tanz halten von Herrn Restaurateur Joh. Leistner und Herrn Gastwirt L. Wagner hier. Zunächst wurde die von der Königl. Amts hauptmannschaft gestellte Bedürfnisfrage zur Er richtung eines zweiten Saales zum regulativmäßigen Tanzhalten vom Gemeinderat einstimmig anerkannt, und hierauf mittels geheimer Abstimmung mit 9 gegen 6 Stimmen beschlossen, das Wagner'sche Ge such als das geeignetste zur Genehmigung zu be fürworten. 2) fand ein Dispensationsgesuch des Herrn Bauunternehmer Nobis, Grenzabstand betreffend, Berücksichtigung. 3) Fortsetzung der Erledigung der eingegangenen Steuerreklamationen. Zur Erledigung kamen 23. Standesamtliche Nachrichten für Lichtenstein auf die Zeit vom 6. bis 11. April 1903. Geburten: Friedrich Paul, S. d. Kohlen händlers Friedrich Paul Wagner. Elisabeth Martha, T. d. Wirtschaftsgehilfen Moritz Oskar Beyerlein. Außerdem 1 uneheliche Geburt. Aufgebote: Keine. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: Der Pflegling Christian Friedrich Höfer, 77 I. 11 M. 12 T. alt. Kurt, S. d. Bergarbeiters Karl Hermann Klotz. sächsischer, - 7 - 90 - 65 - 7 - 40 6 und preußisch sächsischer, neuer 50 . 7 . 7 - - 90 - 90 . 60 . 40 - 6 - 7 - 7 -1t - . 9 - . 4 - - 40 - - 60 - . SO - . 40 7S . 30 ° 2S . . 2 . 90 . . 2 . 10 . . 2 . 60 . - 2 . 80 - - sächsische - Futter- Hafer, sächsischer - preußischer 2 1 2 2 Erbsen Koch- Erbsen,Mahl- u.Futter- Heu - verrcgneles Stroh (Ftegeldrusch) „ Maschinendrusch Kartoffeln, inländ. neue Butter 10 . — 8 . 50 3 - — - diesjähr. Ernte, — Roggen,niederländ.sächs. 6 - preußisch., neuer - hiesiger, - fremder, - neuer Gerste, Brau-, fremde 6 6 7 Marktpreise der Stadt Chemnitz. Vom 11. April 1903. Weizen, fremde Sorten, 8 M. 6S Pf. b. 8M. 98 Pf. pro SO Kilo -7-15 -7-15 - 6 - 7S - 7 - SO Preisnotierungen der Produktenbörse zu Chemnitz bet Abnahme von 10 000 lcx. Voraussichtliche Witterung. Windig und kühl mit Niederschlag.