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er. Redaktion, Druck und Verlag von Carl Matthe» in Lichtenstein Markt 179). will Dich bestechen. Au dem Tage, an dem MrS. St. Uku sich mir verlobt, habe ich nicht» mehr da« gegen, wenn Du den Herzog — oder irgend einen Anderen — heiratest. Und au dem Tage, an wel chem Nit« St. Ulm meine Gattin wird, befreie ich Dich von meiner Gegenwart — und verlasse Schloß Pare. Nun, was sagst Pu dazu?" Lady Dar«'- große Augen blitzten auf, «ud eine lebhafte Nöte färbte ihr« Wangen. „Danke mir nicht!' rief ihr Bruder, herablassend mit der Hand winkend. „Sprich kein WM! Hch weiß, daß Du e» jetzt thun wirst —* Würdigkeit und Freundschaft entgegenkommend. „O nein!" erwiderte Lady Dare schnell und gehässig. „Höflich — natürlich in meinem eigenen Hause; freundschaftlich — nein!* Duvar lachte wegwerfend. Höflich und freundschaftlich, m» ödere!" sagte Ich will Dir auch verraten, weßhalb! Ich durch irgend ein Versprechen «Kunden hgben. E» war da ein Knabe — «in Neffe oder Verwandter de- Hauptmanns — welcher sei» Erbe sein mußte, wen» er seine Rechte genau genug kappte, uw sie z» erzwingen. Meiner Meinung nach wurd« die sonderbare Heirat, von der ich Hyr erzählte, die in Sever'» Gegenwart stattfand, völligen, um die Recht« de» Knochen zu schütze».' Ban Ruble und seine Schwester reisten die nächste Woch« von Sydney ab. Sie gingen erst nach Paris, wo sie, wie ste erwartet, Lady Dare trafen. Derrick Duvar war bei ihr. JA Letzterem erkannte Elix Sever ihren gehxjmmSvollen Verfolger up- de» ihr von Annette Veli bezeichnete» Räuber ihre» KindeS. Diese Ent deckung änderte dir Pläne der Briden rin wenig, wie man sogleich sehen wird. Ban Ruble und Lady Dare hatten sich nie ge- sehe«, und es ist zweifelhaft, ob Letztere sowohl, wie Duvar je von seiner Existenz gehört hatten; Elix jedoch war so verändert, daß sie sich sicher fühlt?, von ihnen nicht erkannt zu werden, zumal sie sie tot glaubten. * ck * Lady Sylvia Dare war «»t ihrer Tochter von ihrer große» Reise zurückgekehlt; sie w-ren jetzt un gefähr acht Tage zu Hanse, und da- Schloß war vo» einer ausgesuchten Gesellschaft geladener Gäste belebt. Derrick Duvar hatte seine schöne Schwester auf ihrer Reise begleitet — ja, er begleitete sie eigentlich überall, wohin sie ging, gleichviel, ob er ihr ange nehm war oder nicht. In diesem Augenblick war Mylady allein i» ihren Privatztmmern; sie hatte eben ihre Diner- Toilette beendigt und ihr Mädchen weggeschickt. Jz «tue« blaßgelbe« seidenen Kleide mit gelben Rose« ty de« schwarze« Haare und unschätzbare« Ru- biW« um Hals und Arme sah sie schöuer au- al» je. Sie wartete auf Duvar, welcher ihr hatte sagen lassen, daß er sie vor dem Diner zu sprechen wün- sch«; doch die Zeit verging und er ka» nicht, und Mylady klopfte ungeduldig mit ihrem atlaSbefleide- ten Fyße den Bode«. „Er weiß, wie ich da» Warfty hasse; ahrr er liebt e», wich zu peinige», selbst in solche« Kleinig keiten,' murmelte sie. „Ach MagynS, Du bist ge rächt ! Ich habe n«r den Herrn gewechselt und einen schlimmere» bekommen, al» Du jemals warst!' Sie seufzte tief und ging langsam im Zichmex umher, zu unruhig, um unbewegt zu bleiben. „Ich möchte wißen, wa» Derrick will? Wahr- scheinlich wieder wegen de» Herzog» einige imper tinente Fragen stellen. Früher hätte ich heiraten können, ohne ihn zu fragen, jetzt wage ich es nicht.' Die Thür öffnete sich und Duvar trat in voller Gesellschaftstoilette und bildhübsch auSsehend ein. Da» Gold seines Lockenhaares war nur wenig ge bleicht und seine Augen so blau und funkelnd wie immer. Er lächelte. „Hier,' würde fast Jeder gesagt haben, «ist endlich ein glücklicher Mensch, besten Pfad niemal- ei» Schatten verdunkelt habe« kann, in dessen Brust weder Reue noch Gewissensbisse Platz finden können.' Sylvia preßte ärgerlich die Lippen auf einander, al» er eintrat. E» erbitterte sie immer, zu sehen, wie heiter er da» Leben nahm, während da» ihre trotz aller Zerstreuung so qualvoll war. „Nun," sagte sie ungeduldig, „waS giebt e«? Ich hätte schon seit einer halbe» Stunde unten sein sollen bei meinen Gästen.' „Hättest Dn?' fragte Duvar leichthin, als er vor etuen großen Spiegel trat und sich darin be wunderte. „Wozu? Hast Du vielleicht ein Rendezvous mit dem Herzoge? Ich wollte Dir nur sagen' — hier wandte er sich u« uup blickte ihr gerade in da» hochmütige, erblassende Gesicht — „daß Du gegen meine Freundin, MrS. St. Ulm, und deren Cousiy, Mr. Atwood, eine heftige Abneigung gefaßt zu habe» cheinst. — Höre!' rief -r, al» seine Schwester ihm antworten wollte, gebieterisch seine schmale, weiße Hand ausstreckend, an deren kleinem Fiuger ein großer Diamant blitzte. „ES ist mir ganz gleichgültig, ob ie Dir gefällt oder nicht, und ebenso gleichgültig ind mir Deine Grüude. Was ich indeß verlange, st, daß Du sowohl die Dame, al» den Herr« so behandelst, wie eS sich der Wirtin den Gästen gegen- über ziemt. Du wirst aufmerksam uud zuvorkommend gegen sie sein und ihnen mit ausgezeichneter LiebeoS- WeltkeuntuiS uud Erfahrung, i« meinem HMche», romantischen Herze» eine Art Anbetung für Haupt- manu Sever entzüudete, ehe er noch kaum ei« Dutzend Worte mit mir gesprochen hatte? Wie sie r» anstellte, ihn so weit zu bringe«, mir eine» Hei- ratSautrag zu machen, da» begreif« ich »jcht; den» er liebte wich nicht. Damals wustte ich e» nicht, ich merkte es erst später: er heiratet« mich nur, weil Sylvia Dare eS wollte. Unterbrich mich nicht, Van', sagte sie, al» er sprechen wollte. „Wir haben darüber schon so oft gcnng -«sprach«». Du sagst, er lerut« mich später, nach unserer Hochzeit, lieben, daß er damal« in der Schweiz, al» wir uns da» letzte Wal sahev, kau« rurkchLUvL-iähig war, da jene» Weib während seine» Aufenthalte» in Eng- land, von wo er ab« zurückgxkehrt war, e» vermocht hatte, sein Herz mit wütender Eifersucht zu erfüllen. Gut, nehmen wir an, et war so. Mei» Gatt« mag mich ein« Zeit lang geliebt haben, wie ich ihn liebte, wie ich ihn noch liebe,' brach sie plötzlich in leiden schaftliche» Weine» au»; doch augenblicklich wischte sie sich die Trä»en mit beiden Händen au» de» Auge» und ging einige Wal» heftig im Zimmer auf und ab. „Ja, Ban,' sagte sie dann, znrück- kommeud und de» Kopf an sein« Schulter lehnend, „ich glaube fast, mein Mann haßt mich; wen» Du ihn an jenem Morgen gesehen uud gehört hättest, dann würdest Du nicht daran zweifeln. Aber ich liebte ihn! O, ich liebt« ihn unaussprechlich; schluchzte sie aus'» Neue, ermanste sich jedoch wieder, „uud ich liebe ih« noch.' „Ich kann mir ihn nicht tot denken; ich weiß ja, daß er e» ist, vnd doch kann ich mir ih» nicht tot denke». Vedaure mich, Ban! Ich habe solche wilden, unsinnigen, unmöglichen Träume, daß ich ihn Wiedersehen und seine Liebe »och erringen werde. Weßhalb sollte eine solche Anbetung, wie sie noch heutigen Tages mein arme» Herz verzehrt, immer ohne Erwiderung fortlebe»?" „Mein arme», armes Kind!' bat Ban, indem er sie zu besänftigen suchte, obgleich auch seine Au ge« voll Thränen standen, „das fiud Dinge, di« wir nicht verstehen können. Vielleicht in einer anderen Welt —' Doch seine Schwester unterbrach ihn. „Davon will ich Nicht» höre». Ich sage Dir, für «ich ist er nicht tot. Toch da« Alles gehört nicht hierher," rügte fie mit plötzlich verändertem Tone hinzu. „Wir sprachen von meiner Furcht vor Lady Dare; sie ist verschwunden, Van. Diese Jahre hier mit Dir haben ein Weib aus mir gemacht, wie ich früher niemals die Gelegenheit hatte, e» zu wer den. Ich war sonst immer Sind, trotz der Jahre, und weil Lady Dare mit ihren Schandthaten AlleS durchsetzte, gewöhnte ich mich daran zu denke», die« müsse immer der Fall sein. Doch das ist vorüber — jetzt bin ich an der Reihe. Ban," sagt« sie plötzlich, ihn küssend, „ich möchte Dir etwas Sonderbare« sagen: Du erinnerst Dich doch an da- Kiud, von dem ich Dir erzählte, von dem ich schon so oft ge sprochen habe — an die kleine Lady Regina?' «Ja." „Nun wohl; sie kann ich nicht haßen, obgleich sie da« Kiud diese» Weibe« ist. Wenn ich au Sylvia denke und mich meiner Leide» eriuoere — selbst, wenn ich an meine Kleine denke, bereu fie, wie wir doch fest überzeugt find, mich beraubt hat, selbst bau« kann ich dieses Kind nicht hassen. Mei» Herz ist voll gehässiger Gefühle gegen die Mutter, und doch sehnt eS sich fast nach dem Anblicke deS kleinen, süßen, stolzen Gesichtchen-. Ist daS nicht sonderbar?" „ES ist wohl wegen ihrer Güte zu Dir in jener Zeit, wo Du dieser dringeud bedurftest, oder viel leicht, weil sie Dir da» Bild DetueS Kinde» in daS Gedächtnis zmückruft, welche», wen» e» lebt, wohl eben ein solch süße» Geschöpf geworden ist, und welches Du noch immer hoffst, in di« Arme schließen zu können.' „Ja," sagte Elix langsam mit dem schöne» Kopfe »tckevd, während ein strahlende» Lächeln um ihren Mund spielte. „Für Lady Sylvia Dare wird eS ein schrecklicher Sturz sein, wenn wir daS beweisen, wa» wir er warten,' sagte Van, «und daß e« gerade durch Dich kommt, wird ihr da» Schlimmste sein." Elix warfbeidiesenWortendenKopf aus;da»Lächeln erstarb auf ihren Lippen und die Sanftmut in ihren gvldschimmernden Auge». „Wenn sie gewußt hätte, was wir jetzt wißen,' entgegnete sie, „so wäre e» wohl nicht Fergu» Dare gewesen, den sie damals geheiratet hätte." Er lachte schadenfroh. „Weun sie gewußt hätte, waS sie that, als sie die Heirat zwischen MagnuS Sever uud mir betrieb, so würde sie sich wohl lieber die rechte Hand abge- schnitten haben. LS scheint, als ob da« Schicksal selbst ihrer ipotten wollte. Oder weun Magnu» selbst eS gewußt hätte!" „Ich glaube, er wußte «S," sagte Bau, „doch ! er wollte FerguS Dare nicht zu nahe treten. Sie , waren als Knaben Spielgefährten gewesen, und j Fergu« hatte sich sehr schön gegen MagnuS benom men zu einer Zett, wo ihm dies sehr wohlthat; ja, er hatte ihm zweimal da« Leben gerettet. Wenn eS der Hauptmann auch noch so sicher gewußt hätte, so würde er, so lange sein Freund lebte, nichts ge sagt haben, uud später, glaube ich, dürfte ihn Sylvia Er stoW«. da ihm der Plötzlich vechHchsWS- druck von Wylydy» Gesicht oufstq. „Derrick," rief sie au», „weißt Du, NWS Ma« sagt vo» — von Hauptman» Sever?' Duvar'» Gesicht verßsthrrk sich bei Nennung diese- Name«», daß man eß kaum wiedererkaWit«; er wprde bleich upd sah au-, als ob «r vm mit MH« atme» könnt«. „Nein!" antwortete er, dpch die einzig« Silbe schien sich mit Mühe seiner K«hkzu entringen. „Ver flucht !" schrie er luum, „Pu Wißt, «je ich es hofft, diesen Namen zy höre»!' „Ja, und ich beabsichtige auch »icht davon zu spreche«. Doch Pu sMM Dich so sicher zu fübft». und ich sterbe vor AvD; deshalb koo«te ich «ich nicht zurgckMkH D«r Arzgg, sagt« «iL «UM zähle sich, da- MagnuS Sever nicht tot psi. „Wer sagt das? LS ist ein« LHge. Natürlich ist er tot. Ist er »icht bei dM Sisenbaho-uf»» mevstoß getötet worden — oher irgendwo a»dexS?* setzte er hinzu, indem er ih, eiu-a souderbgreo Bück zuwarf. Die schöne hochmütige Lady betrachtete iß»«» Bruder »eagierig, uud mit einer Art Furcht; es war ft selten, daß D«var sich die Mühe, nah», bsfe M werde». Der alte Zweifel, der niemals aafgehM hatte, sie zu quäle», kehrte mit doppelter Kraft zurück, Wie, wen» er fie betröge» hätte? Wie, we»« wirklich Magnus Sever noch lebte — lebte, am zu wissen, daß fie ihrerseits den vertrag gebrochen hatte? Ihre» Bruder Stimme unterbrach raäh diese dSstrre» Gedanken. „Du kannst einem wirklich »Ye Sreyde pirder- ben, Sylvia. Wenn D« weißt, wie eS «Ich auft.Pf—" „Ich weiß gar nicht weSholbl Du bleibst dyh ganz kalt bei dem anderen, — hem entfetzstchariG Geschäfte —- „Willst Pu ftjll sei»!' jchxft er »it ei«» wil den Fluch«. „Pu hättest Wpigfie»- ei« a»«« Zeit wähle« können», fKgte ex »ach einer finst-r,» Panse hinzu. Mylady schritt der Thür zu, uud als fie die beringte Hand schoo »» dem Schlofft hotte, sagte fie bitt«: „Ich wüßte «icht weshalb! Du nimmst;a auf mich auch keine Mficht. Kommst Du? Wir habe« gerade noch drei Minute«, um hmunter za gehend. „Gehe nur", brummte er. „Ich komme schon'. Sie ging hinaus uud ließ ihn allein. Duvar wandte sich zam Spiegel und betrachtete sein bleiches Gesicht; er wischt« sich den Schweiß ah, welcher in groß«» Tropfen auf seiner Stirn ftaah. „WaS kann zu diesem Gerüchte Veraplaffuna gegeben haben?" murmelte er. „Kana er eMohea sein? Ich muß in den nächst«» Tagen Hinfaßrest'. „Aber — wie kann ich daS, weun Mrs. St. Ul« hier ist? Verflucht!" 13. Kapitel. Im Treibhaus«. AlS Lady Dare das Speisezimmer durch di« Hauptthür betrat, kam ihre Tochter Lady Regipa durch ein« Nebenthür, welche zu den Sewächshämer» führte. Sie war in ein mattrofa Seidenkleid, daS sehr einfach gearbeitet war, gekleidet und trug keinen Schmuck al» einen Strauß duftender Rosen au der Schulter, ei» Bouquet derselben Blumen trug sie in der kleinen weißen, so vollendet geformten Hqpd, daß felbst ein Ring der Schönheit derselben Nutrag getha« haben würde. St« war gewachsen, seitdem vir sie zum letzten Male sahen, und ihre Gestalt hatte sich zu jene« schöne« Eheumatze abgerundet, welche- daß Auge de» Bildhauers entzückt. Jedes Jahr, jeher Tag, ja jehe Stunde halft Leser herrlichen, bezaubernoea Schönheit eisten neue« Reiz htnz»gefügt, so daß sie jetzt,unbeschreiblich wax. In den weichen, tixfe», lichtenden Auge» gfW» )a» elektrische Licht ihrer Lindheit »och «Höh^ u» hre vollendet geformte« Schulter« floß, di« Frssel» >er Mode verachtend, derselbe Strom langer, loser, flatternder, seidenweicher Locke», und die zarte, doch rbhafte Färbung der Lippen und Waagen hpt allen Maler« Trotz. Bei Regina befand sich Mrs. St» Ul«, die Dame, von der Duvar zu ftiqer Schwester gesprochen satte. Sie »par in weißen Sammet geveidet zuch «it Onyx »pd Digwstatev geschmückt. Noch Niemand hatte sie — wenigsten» in dies«« Laude — je etwas andere« als Schwarz oder Weiß trage» sehe». Maa hält sie für «tn« g«boreae Australierin uud für sehr reich; jedenfalls bifitzt ft« einen fremdartige», eigentümlichen Reiz, welcher Se te», der sie stehst, «»zieht und bezaubert. Ihr Se icht ist frisch uud jugendlich, vollendet schön i« Schnitt und Färbung. Ihre Augen find sehr duakel; doch zeigt sich zuweilen ein goldiges Erglüh«« in ihren dunkle» Tiefe«. Ihre Augenbrauen and Wim pern sind tiefschwarz; doch ihr Haar — da» sie wie eine Krone um den Kopf trägt — ip schneeweiß und glänzt wie Silber. Der Eontraft ist auffallend, doch «»beschreib- ich anziehend. Ihr, Aage» find traarig; ab« ihr Lächeln ist bezaubernd. sollt.)