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hat. Laut aussprechen darf er dar freilich nicht, denn in Frankreich regiert das Ministerium und der Präsident der Republik repräsentiert blas. Recht un schön ist das Gebühren der englischen Zeitungen, die mit gesteigerter Wut über den kleinen Burensiaat Transvaal herfallen und heute noch lieber als morgen einen Krieg beginnen möchten, weil die Buren sich im Gefühl ihre- Rechte- weiger«, sich den Londoner Forderungen blindlings zu unterwerfen. Die eng lische Regierung wird hoffentlich mehr Einsicht zeigen. Unter diesen Verhältnissen ist es aber den Buren gar nicht zu verdenken, wenn sie vorsichtshalber jetzt ei» starkes bewaffnetes Korps an ihrer Grenze auf gestellt haben. Der Krieg der Engländer gegen di« aufständischen Matabele Eingeborenen, die in Hellen Haufen die Stadt Bulawayo umgeben, dauert fort. Truppen sind unterwegs, aber noch weit entfernt, und die Bürger von Baluwayo haben recht knappen Proviant, so daß sie wohl schwere Tage zu erwarten haben werden. Im nördlichen Afrika ruhen die Waffen. Die Italiener haben die Verhandlungen mit dem König Menelik von Sbessyniea wegen de« Friedens al- ganz nutzlos abgebrochen, aber za neuen militärischen Aktionen ist eS noch nicht gekommen. Fürst Ferdinand von Bulgarien hat auch in Peters burg Orden und Auszeichnungen erhalten; wie un» endlich tief muß er sich vor Rußland gedemütigt haben, denn verschenkt wird doch in Petersburg wahr lich nichts. Bon der Newa geht er, wie bekannt, über Berlin nach Paris, wo er als Gast der fran zösischen Nation empfangen wird. Er kommt als Halb-Ruffe, also kann man wohl nicht gut weniger anwenden. In Wien wird über die neue Wahlreform verhandelt und Budapest schmückt sich für die große Feier deS tausendjährigen Bestehens deS ungarischen StaateS. Von der Maifeier der Sozialisten ist eS nun doch ein wenig stiller geworden. — In dem AvkündjgungSteile des „Dresdner Journals" befindet sich eine Erklärung der den Ord- nungSparteien angehörigen Mitgliedern beider Kam mern der Ständeversammlung. Dieselbe hat folgen den Wortlaut: „Die unterzeichneten Mitglieder beider sächsischen Stäodekammern erklären beim Schluß deS 26. ordentlichen Landtag«, daß sie ein Zusammen gehen der staatserhaltenden Parteien, dar sich wäh rend der vergangenen Landtage auf daS Beste bewährt hat, auch außerhalb deS Landtage- allenthalben zum Wohle des sächsischen Volke« und Vaterlandes dringend geboten erachten, und daß sie daher gewillt sind, hierfür und für gemeinsames Eintreten dieser Parteien bei öffenltchen Wahlen zu wirken. Unter zeichnet ist der Ausruf von folgenden Abgeordneten: Ackermann. Ahnert. Dr. Andree. Bassenge. Dr. Beck. BehrevS. Beutler. Dr. Birch-Hnschfeld. Boch^ mann, von Bodenhausen. Freiherr von Burgk. Crüwell. Dr. Crusius. Däbritz. Dr. Dietrich. Graf von Einsiedel. Eulitz. Freiherr vou Fink. Dr. von Frege-Weltzien. Frenzel. Dr. Friederici. Fritzsche. Aritzsching. Georgi (Mylau). Dr. Georgi (Leipzig). Gruner (Leipzig). Hähnel. Härtwig. Hempel, von Herder. Herfuhrt. Hering. Heymann. Horst. Hultzsch. Huste. Kästner. Dr. Käubier. Kellner. Klötz-r. Kluge. Kockel. Kökert. Graf aon Könneritz. Kramer. Dr. Kühlmorgen. Leithold. Liebau. Graf zur Lippe. RattheS. May. Dr. Mehnert. Dr. Meyer, von Metzsch-Reichenbach. Dr. Minckwitz. Müller. Nau mann. Niethammer, von Nostitz Wallwitz. Opitz. Dr. Pank. Philipp. Dr. Pfeiffer, von de, Planitz. Preibisch. Reißmann. Graf von Rx (Z-dtlitz). Graf von Rex (Zehista). Richter (Baselch). Richter (Großschönau). Rößner. Rollfuß. RostoSky. Rüder. Sahrer von Sahr. Dr. Schill. Schmoke. Dr. Schober, von Schönberg. Graf von Schönbarg. Schubart Die seltsame Heirat. Roman aus dem Amerikanischen von August Leo. 117 > Nachdruck vrrbotru. (Fortsetzung.) ES war ihm versprochen worden, daß er wäh rend der Feiertage acht Tage in KenliS zubringen sollt«, and man hatte e- nicht einmal für nötig ge halten, eine Entschuldigung oder eine Ausrede beizu- fügeu, als man dieses Versprechen zurücknahm. Die Geduld war endlich dem armen Burschen auSgegan- qeu, so daß er selbst Mr. Berl leid that. Er dachte sich e« wohl, daß man mit dem Knaben nicht so umginge, wie e- sich gebühre, wenn er e- auch nicht sagte. Ec selbst war für die FeiertagSwoche zu einem Freunde etngeladen und reiste den Tag vor Weih nachten ab, seinen fast verzweifelnden Zögling mit der alten Wirtschafterin allein zurücklassend. In der Stunde, in welche, Lady Dare mit ihrem Bruder da- oben erwähnte Gespräch führte, saß Rupert Sever allein in seinem Lehrzimme,. ES war durchaus kein angenehmer und »och viel weniger luxuriöser Raum. Doch e- wa, hier wärmer al- anderswo, und alle feine Schätze befan den sich in diesem Zimmer. Er saß auf einem niedrigen Stuhl vor dem Kamin, die Ellbogen auf die Sutee gestemmt, starrte brütend in da- Feuer und dachte, wie unglücklich er sei, als Plötzlich heftig an de, Thürglocke der Rrc- tory geläutet wurde. Das Lrhrzimmer führte hinaus auf den Korri dor, und er konnte hören, wie das Dienstmädchen aus der Küche kam und die Thür öffne« ging. Er (Euba). Sei«. Seydel. Graf zu Solms-Wildenfels. Steiger. Steyer (Naundorf). Steye, (Reinholdshain). Streit. Teichmann. Thiele. Thieme, von Trebra- Lindenau. vou Trützschler. Uhlemann (Görlitz). Uhlig (Saumbach). Uhlig (Herm-dorf). Uhlmann (Stoll berg). Volke. Dr. von Wächter, von Watzdorf. Wecke. Wehinger. Wehner. Wetzlich, von Wiede- dach. Wolf. Zndler. von Zezschwitz". Hierzu be merkt da- „Dresdner Journal": „Da- feste Zusam- meustehrn der staatSerhaltenden Parteien Sachsen-, welche- nun schon seit einer Reihe von Jahren an dauert und unserem Vaterland« m jeder Beziehung zum Segen gereicht, ist nach dieser Erklärung für die Z ckunst gesichert. Gerade am Vorabende deS Ge burtstage- deS Königlichen Lande-Herren werden alle Gutgesinnten in Sachsen diese erfreuliche Thatsache mit vefonderer Genugthuung begrüße». Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit auch noch, daß der beim Land tage 1893/94 gebildete Seniorevkonvent auch indem eben vergangenen Landtage eraenert worden ist. In dem Konvent hat die konservative Partei 5, di, nationallibe,ale Partei 3 und di« Fortschrittspartei 2 Mitglieder entsendet. Der Seniorevkonvent hat die Aufgabe, das Zusammengeden der genannten drei Parteien auch außerhalb deS Landtag- zu pflegen, etwaige Zwistigkeiten au-zugletchen and in jedem Falle ei», geschlossene- Vorgehen der Anhänger der Ordnungkparteier» geger-über der Sozialdemokratie zu fördern. Die Führung der Geschäfte des Senioren- konocnt« ruht wie bisher, so auch künftig in den Händen des Vorsitzenden der konservativen Fraktion, deS Abgeordneten Dr. Mehnert". *— MülsenSt. Mi chelv, 23. April. Hier erkrankten die sämtlichen Mitglieder einer Familie nach dem Genuß von Klüsen. Maa nimmt an, daß vielleicht Rattengift die Ursache sei. Der Vater der Familie ist bereits gestorben und die übrigen Familien glieder liegen noch krank darnieder. *— St. Lgidien , 22. April. Bei dem kurz nach 10 Uhr von hier nach Glaucha« abgehenden Zuge versuchte heute früh ein von einem GerichtS- dlener von Stollberg nach Zwickau zu transportie render Häftling zu entspringen. Der Transport sollte in dem letzten Abteil des letzten Personenwa gens de- Zuges stattfiaden. AlS nun der Gerichts« diener den Häftling emsteigen lassen wollte, sprang derselbe um den Zug herum, und suchte durch eine Lücke, dcS den Lshnhof einschließenden lebenden ZaaneS, das freie Feld zu gewinnen. Der Sträf ling strauchelte jedoch und so gelang eS dem Gerichts- beamten, denselben zu fassen. Die nunmehr ange legten Fesseln sicherten gegen ferneren Fluchtversuch. — Dresden, 23. April. De, Kaiserliche Sooderzug traf vormittag- 11 Uhr 44 Min. auf der Haltestelle Strehlen ein. Se. Majestät der Kai ser, Alle'höchftwelcher die Uniform (Oberrock) de» Königl. Sächsischen 2. Grenadier-Regiment- Nr. 101 trugen, wurden an der Wartehalle von Ihre, Ma jestät der Königin, den Hofdame» Gräfin Linfiedel und Gräfin Reurtner v. Weyl und Gefolge empfan gen. Nachdem Se. Majestät der Kaiser die zum Empfange erschienenen Damen und Herren huldvollst begrüßt hatten, begaben Sich Allerhöchstderselbe mit Ihre, Majestät der Königin zu Wagen durch den Garten nach der Königl. Billa, woselbst Se. Maje stät der König den Kaiser erwarteten. Beide Mo narchen begrüßten Sich auf- herzlichste. Sodann nahmen die Drei Majestäten da- Frühstück allein ein, während für die Suiten Marschallsfrühstück stattfand. Das Kaiserliche Gefolge (mit Ausnahme de- Generalmajors v. Kessel, welcher in Billa Streh len verqaartiert ist) fuhr nach der Ankunft auf Hal testelle Strehlen alsbald mit dem Kaiserlichen Leer sragte sich, als er draußen spreche» hörte, wer den« daS wohl sein könne. Dann schien Jemand eingelasseu zu werden; die Thür wurde wieder geschloffen, und kurze, eilige Schritte näherten sich dem Zimmer. „LS ist nirgends ander« eingeheizt, Miß," hörte Jane sagen, bevor sie die Thür zum Lehrzimmer öffnete. Dann jedoch war ihm, al« habe ihn der Blitz getroffen; denn da vor ihm stand wie ein En gel, der, um seine Verzweiflung zu mildern, vom Himmel herabgestiege», seine Regina. Ihr dunkle- bezauberndes Gesichtchen strahlte vor Lachen und über mütigem Entzücken; ihre Augen leuchtete« wie zwei Sonnen, und ihre blauschwarzen Löckchen Wauden sich und ringelten sich in altgewohnter Weise um ihre graziösen Schultern. Rupert sprang auf, schloß sie in seine Arme «ud brach in Thränen ans. „Ich war gerade mit Selbstmordgedanken be schäftigt", erklärte er leidenschaftlich, als er sich be schämt die unwillkommenen Tropfen au« den Lugen wischte. „O, Re, Du bist eiu Engel — gewißI" Regina lachte freudig; eS klang ihr wieSilber- glöckche«. „Nun also, sage der jungen Person dort, daß sie mir etwa« zum Essen bringen soll; ich habe seit dem Frühstück noch keinen Biffen gegessen". Jane, welche erstaunt zugeschaut hattr, wurde sogleich nach Erfrischungen fortgeschickt. „Rupy", rief Regina mit Enthusiasmus, „Du bist noch Millionen««! schöner al-Du früher warft". „Und Da anch", war die entzückte und natür liche Antwort, „u«d Du warst ohnehin schon so schön." zuge nach dem Böhmischen Bahnhofe zurück und be gab sich von dort mittels Hofwageo in die Abstei gequartiere lm König!. Residenzschloffe. Daselbst war für die Kaiser!. Suiten ebenfalls Marschall»- frühstück. Gegen '/«1 Uhr begaben Sich Ihre Ma jestäten der Kaiser und der König zur Parade nach dem Slaunplatze. Nachmittag« uw S Uhr fand in der Königl. Billa Strehlen Familientafel statt, an welcher Ihre Majestäten der Kaiser, der König und die Königin, Se. Kaiser!, und König!. Hoheit der Erzherzog Otto von Oesterreich, Ihre König!. Ho heiten der Prinz Georg, di« Prinzen Friedrich Au gast und Johann Georg nebst Durchlauchtigsten Ge mahlinnen, der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde teilvamen. Die Abreise Sr. Majestät de» Kaisers ist für morgen vormittag 8 Uhr 55 Min. ab Haltestelle Strehlen nach der Wartburg in Aus sicht genommen. — Dresden, 23. April. Bei der heutigen Parade, die von schönem Wetter begünstigt war, führte der Kaiser zwei Mal sein Grenadierregiment dem Könige vor. Erzherzog Otto von Oesterreich und Prinz Georg von Sachsen ritten mit dem Garde- reiterregimevt vorbei. DaS Publikum jubelte begei stert dem K.iser, dem Könige und dem Erzherzoge, der Gardereiteruviform trug, zu. Um */,3 Uhr, nach der Parade, nahm der Kaiser mehrere Mel dungen entgegen und fuhr an der Seite deS König- unter dem Jabel der Bevölkerung vom Paradefelde zurück. — Dresden, 23. April. Der in Dresden so überaus segensreich wirkende Verein zur Speisung bedürftiger Sämlkmder ließ am heutigen Donnerstag zu Ehren de« Geburtstags- Sr. Majestät deS Königs gegen 1000 Schulkinder aus sämtlichen Bezirks- schulen Dresden- in 14 auf alle Stadtteile verteilten Lokalen speisen. — Aus Anlaß der 1898 bevorstehendem 25jäh- rigen Regierungsjubiläums soll dem König Albert ein Denkwal errichtet werden. Die Mittel sollen von Dresden und Umgebung aufgebracht werden. Ein am 10. März versendetes vertrauliches Schrei ben zu privater Sammlung hat auch ein ganz außer ordentliches Ergebnis geliefert. Bis zum 20. April abendS waren 184,641 Mark etvgegangen. ßBer lin,22.April. DerStaatSanwaltDrescher führte auS: Er nehme zu Gunsten der angeklagten Hammerstein bezüglich des Betrugs und der Unterschla gung nicht reale, sondern ideale Konkurrenz an. Der Thatbestand deS Betrugs und der Urkundenfälschung sei völlig erfüllt. Die Zubilligung mildernder Um stände sei wegen so ehrenrühriger, schmutziger Punkte in der Anklageschrift ausgeschlossen. Der große von dem Angeklagten der „Kreuzzeitung" und dem Pa- Pierhändler Flinsch zugefügte Schaden, die Art ver Fälschung erinnere an die Streiche eines ganz gemeinen Hochstaplers. Der Angeklagte habe die Stellung als Chefredakteur mißbraucht, er, der für Königstreue, Moral und Religio» gekämpft hätte, habe Jahre lang den Heuchler gespielt. — Hammersteins Ber- teidiger befürworteten mildernde Umstände und baten, jedenfalls nicht auf Zuchthaus zu erkennen, v. Ham merstein erklärte, weoer der LuxuS noch das Spiel, sondern RepräsentationSpflitten und eine aufreibende Thätigkeit seien der Grund deS Verfalls seiner Pri, vatangelegenheiten. Einen rechtzeitigen Rücktritt habe die Rücksicht auf seine Partei verhindert. Hammer stein betonte sein offenes Geständnis. Er wolle sich auf Niemanden berufen und Niemanden in eine miß liche Lage bringen, er wolle, Gott vertrauend, weiter leben. Er erbat sich mildernde Umstände. Z Hammerstein wurde mit drei Jahren Zucht haus, 1500 Mark Geldstrafe event. noch 100 Tagen „Wo ist Mr. Berl?" fragte Regina etwas be ängstigt. „Glaubst Du, daß er mich wird hierbleiben lassen?" „Er ist auf acht Tage fortgefahrenl" rief Rupert jubelnd. „Warte einen Augenblick, Re! Ich laufe nur hinaus, um Jane zu sagen, baß sie das Souper für unS Bride hier hereinbringen soll, gerade so wie früher in KenliS. Ich habe noch nicht- gegessen; vorher hatte ich keinen Hunger. Ach, Re, ist da rin Jux!" Und er sprang auf sie zu und tanzte wie toll mit ihr im Zimmer umher. Dano eilte er hinaus. Als er zurückkam, knüpfte Regina noch an de« Bändern ihre- Hute-. „Jane ist eme Perle", erklärte Rupy, al- es ihm endlich geglückt war, die widerspenstigen Bänder auszuknüpfen. „Sie wird unS ein großartige- Mahl anrichten und grinst von eine« Ohre bis zum andem vor Freude über den Spaß. Jetzt aber sage mir, Regina, wie Da da- angestellt hast. Lady Dare hat e- doch nicht erlaubt?" „Mama? Na, ich glaube wohl nicht!" rief Re gina, indem sie auf- Neue in ein so fchalleodeS Ge lächter au«brach, wie eS die alte Rectory noch fette« gehört hatte. Dann erzählte sie ihm, wie sie es durchgeführt. „Sprich kein Wort darüber!" schloß sie, nach dem sie von dem unterschlagenen and geöffneten Briefe gesprochen. „Ich habe e« schon lange ver mutet; aber wir Beide kennen doch Mama. Ich «ahm et« schwarzes Kleid «ad eia T«ch au- Geor gette'- Zimmer und einen großen Hut «it Schleier, «nd als ich fast a« Bahnhof« war, vrrbarg ich mich