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WMiMlhMWN Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich SeMs-Anzeiger für Koftdorf Mdlitz, Kemdorf, Mors, U Lgidim, Keimchsorl, Ammon nni> Mlsm. Aintsblcrtt füv den Stadtrat zu Lichtenstein. — ———- 45. Jahrgang. -—— - — ———— Nr. 383. Freitag, de» 6. Dezember 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene KorpirSzeÜ« oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. —> Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BMMtWKchMg. Wegen Reinigung der Raislokalitöten bleiben Sonnabend, den 7. Dezember 18N5 die Polizei Expedition und dar Staudesamt und Montag, den 9. Dezember 1895 die Sparkassen-Expeditio» und die Gtadtsteuer-Einnahme geschlossen. Lichtenstein, am 5. Dezember 1895. Der Stadtrat. Lang e. Bm. Gesehäftstage der Sparkasse zu Calluberg: Montag, Donnerstag und Sonnabend. NelMKÜMchMg. Im Verhandlungssaale des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts soll am 10. Dezember 1895, vormittags N Uhr gemäß Z 45 des Gerichtsverfassungsgefttzes in öffentlicher Sitzung durch Aus losung die Reihenfolge bestimmt werden, in welcher die für den hiesigen Amts- gerichtsbszirk gewählten Hauptschöffen in dem Geschäftsjahre 1896 an den einzelnen ordentlichen Sitzungen des Königlichen Schöffengerichts allhier teilzunehmen haben, was hiermit bekannt gemacht wird. Königliches Amtsgericht Lichtenstein, am 3. Dezember 1895. Gehler. TMeIMfchjchte. Lichtenstein, 5. Dez. Die treffliche Chemnitzer Stadtkapelle, unter Leitung ihres Direk tors Hrn. Pohle, brachte uns gestern, dank der Aufopfe rung des Streichquartetts und der dabei beteiligten Herren, in Hohndorf einen herrlichen Kunstge nuß durch das im Kalich'schen Gasthofe von ersterem arrangierte Sinfonie-Concert. Das war ein wahr haft seelisches Empfinden, wie unter der Leitung des Meisters Hwrn Max Pohle die Künstler ihre Weisen den Instrumenten gleichsam unsichtbaren Geistern entlockten und die reinen so schwierigen Accorde leise, dann anschwellend hindurchklangen und die Herzen und Ohren der zahlreich anwesenden Gäste erfreuten. Und wie wir in Herrn Pohle den Beherrscher seiner Kunst kennen, so war auch Herr Ohliger, der Vio- linsolist, ein Künstler ersten Ranges, dieser weiche, edle und dabei doch volle Ton, diese glückliche Be herrschung der von Sarasate mit vsrschwendrifcher Hand ausgestreuten Schwierigkeiten har gewiß alle überrascht die den ruhig auftretenden Künstler noch nicht kannten. Das dankbare Publikum spendete den Künstlern nach jeder Nummer reichen Beifall. Hoffentlich ist uns im nächsten Jahre wieder eine solche Gelegenheit geboten wie der gestrige Abend uns brachte! Den Veranstaltern deshalb an dieser Stelle im Namen der Corcertbesucher den besten Dank. *— Die Zählung der Pferde und Rinder. Die König!. Amtshauptmannschaft richtet an die Herren Bürgermeister zu Callnberg und Ernstthal und die Herren Gemeindevorstände des Verwaltungsbezirks Glauchau eine Bekanntmachung, derzufolge, gemäß Verordnung des Königlichen Ministeriums des In nern vom 7. dieses Monats die in ß 4 o der Ver ordnung vom 4. März 1881 die nach dem Reichsgesetz; vom 23. Juni 1880 für die wegen Seuchen getöteten Tiere zu gewährenden Ent schädigungen betreffend, vvrgeschriebene Aufzeichnung der vorhandenen Pferde und Rinder im lausenden Jahre in sämtlichen Orten am 18. Dezember nach Maßgabe der in der angezogenen Verordnung ent haltenen Vorschriften vorzunehmen ist und daß die in den Spalten 1, 2 und 3 ausgefüllten Formulare unmittelbar darauf und spätestens bis zum 8. Ja nuar 1896 an die Kgl. Amtshauptmannschaft einzu reichen sind. — Die im Jahre 1892 ausgestellten QuittungS- karten der Jnvaliditäts- und Altersversicherung ver lieren mit dem Schluffe dieses Jahres ihre Giltig keit, sofern sie nicht bis zum 31. Dezember zum Umtausche vorgelegt sind. Der Umtausch muß er- folgen, auch wenn dieselben noch nicht voll beklebt sind. — Entfernung fremder Körper aus dem Auge. Ein einfaches Verfahren zur Erreichung dieses Zweckes besteht darin, daß man, ohne erst zu reiben oder zu drücken, das obere Augenlid an den Wimpern faßt und möglichst vom Auge abzieht, hierauf das untere Augenlid mit der anderen Hand so hoch als möglich in die Höhe schiebt und nun das obere Augenlid über das untere herunterzieht. In den meisten Fällen ist durch dieses viel schneller ausgeführte Verfahren der Schmerz erzeugende Gegenstand verschwunden. Festhaftende Drehspäne, Glassplitter und dergleichen erfordern eine Behandlung von fremder Hand. — Die leidige Dienstbotenfrage würde rmt einem Schlage aus der Welt geschafft sein, wenn alle vier Wochen einmal Weihnachten wäre. So um die jetzige Zeit geht mit den Güsten, Annas, Klaras und wie die Kriegsnamen alle lauten, eine Wandlung vor, die, wenn sie ernst wäre, vor Rührung und Freude unsere Hausfrauen in Thränen zerfließen lassen müßte. „Aber Männchen," so heißt es, „was mag nur mit unserm Mädchen los sein? Als sie im Oktober den Dienst antrat, kehrte der neue Besen nur wenige Tage gut, sodaß ich schon wieder an Künmgung dachte, und plötzlich überbietet Minna sich förmlich in Aufmerksamkeiten. Ja sie thut mehr als ihre Pflicht. Da scheinen wir ja endlich 'mal etwas Vernünftiges getroffen zu haben. Na, Zeit war's aber auch. Du weißt doch, bas ist in diesem Jahre schon dis fünfte!" Der Herr des Hauses weiß sich die Sache auch nicht zu erklären; er meint, dann müsse man schon ei« übriges than, und der „Wun dermaid" sein Wohlgefallen zu Weihnachten zu er kennen geben. Heiligabend kommt heran; Minna erhält für die drei Monate Dienstzeit reichen Anteil von der Bescherung — ein Kleid, Schürzen, Taschen, tücher und ähnliches — und zieht sich in ihr Reich zurück. Am andern Morgen entsteht ein Donner gepolter; Minna ist auf dem Korridor mit dem Kaffeegeschirr gestolpert. Mittags brennt der Braten an; abends ist kein Petroleum im Hause, da Minna die Sonntagsruhe vergessen hat. Und so folgt Ner ger auf Aerger. Diese abermalige, überraschend schnelle Wandlung ist Minnas „Dank". Sie war mit den Geschenken nicht zufrieden! Zum Februar verläßt die Wundermaid natürlich das Haus und großmütig denkt Madame nicht an die Geschenke, die herauszufordern sie eia Recht hätte, nur um Ruhe und Frieden zu haben und in der Nachbar schaft nicht noch „beredet" zu werden. — Man kaufe also für die Beherrscherin des Kochherdes zum be vorstehenden Weihnachtsfest außer obigen „Kleinig keiten" noch einen modernen Abendmantel, eine gol dene Uhr oder gleichwertigen Schmuck, dazu vielleicht noch ein hübsches Portemonnaie mit einem Goldfuchs auf dem Marzipanteller, vergesse aber auch nicht, eine Kiste Cigarren für „ihn" zu besorgen. Wenn das nicht zieht, zieht gar nichts mehr, höchstens — Minna! — Gegenwärtig werden im Schoße der Zweiten sächsischen Ständekammer vertrauliche Beratungen wegen Abänderung des sächsischen Wahlgesetzes ge pflogen, deren Ziel angeblich die Beseitigung der sozialistischen Abgeordneten aus dem sächsischen Land tage sein soll. Der Census soll erhöht und die ge heime Wahl durch offene Stimmabgabe ersetzt werden. Es wird angeblich beabsichtigt, am Donnerstag di« diesbezüglichen Pläne zu veröffentlichen. (Wir können nur dringend raten, dem Arbeiter das Wahlrecht nicht zu nehmen. In der Volksvertretung mutz jeder Stand zu Worte kommen können. In Oesterreich plant man denn auch eine Erweiterung des Wahl rechts, um Arbeitsvertreter in die Kammer zu be kommen.) — Da die König!. Staatsregierung bereits in dem Staatshaushalte für 1896 und 1897 einen Jahresbeitrag von 2500 Mk. fordert, um dadurch ein Anrecht auf 25 Betten zur Verpflegung lungen- § kranker Beamter m der zu errichtenden Volks-Heil stätte für Lungenkranke, welche, wie bekannt, in der Nähe von Retboldsgrün kommen soll, zu erlangen, so hat es den Anschein, als ob diese Volkshetlstätte bereits im nächsten Jahre erstehen solle. Es ist dies ein außerordentlicher Erfolg des erst vor noch nicht zwei Jahren ins Leben getretenen Vereins zur Be gründung und Unterhaltung von Volksheilstätteu im Königreich Sachsen, der seinen Sitz in Auerbach hat. Die Erwartung, daß sich der oft bewährte Wohl- thätigkeitssinn ganz Sachsens dem Werke zuwenden - werde, hat sich erfüllt. Gilt es doch, auch ärmeren Volksklassen die Heilung einer Krankheit zu ermög lichen, die geradezu als ein Würgengel bezeichnet werden kann — in Sachsen allein betragen dis Opfer der Schwindsucht jährlich etwa 12 000 —, und Hei lung ist nicht ausgeschlossen, wenn der Kranke in einem weniger vorgeschrittenen Stadium der Wohl- that teilhaftig werden kann, eine Kur in einer Heil stätte für Lungenkranke durchzumachen. — Kaiser Wilhelm hat dem Deutschen Pa triotenbund zur Errichtung eines Völkerschlacht-Denk mals bei Leipzig, um seine warme Teilnahme und sein Interesse an dem Unternehmen zu bethätigen, zur Förderung desselben einen Beitrag von 10,000 Mark aus seiner Schatulle bewilligt. — Eine Uhr, welche nach einmaligem Aufzuge ein volles Jahr geht und schlägt, wird gegenwärtig durch das Uhrengeschäft von Hugo Treppenhauer in Dresden in den Handel gebracht. --- Aus Dresden wird berichtet: Die Zu kunft des Meißner Dombaues scheint jetzt gesichert zu sein. Auf eine Anregung des Vereins für Ge schichte Meißens wendete sich der königlich sächsische Altertumsverein an das Domkapitel mit dem Er suchen, es möge ein Ausschuß von Sachverständigen ernannt und ein umfassender Plan für die Erneu erung und den Ausbau des Domes ausgearbeitet werden, alsdann wolle man an die Beschaffung der Mittel gehen; Domherr Graf Rex versicherte in der am Montag stattgefundenen Sitzung des Altertums vereins, daß diese Frage das Domkapitel lebhaft beschäftige. Das Meißner Dombaukomitee hat schon Pläne anfertigen lassen und beim königl. sächsischen Finanzministerium auf Grund dieser Pläne um die Erlaubnis einer Dombaulotterie nachgesucht. Die Kosten des Erneuerungs- und Ausbaues würden sich auf 1,300,000 Mark belaufen. Das Ministerium hat aber erklärt, daß die bisherigen Unterlagen ihm noch nicht ausreichend erscheinen. Das Meißner Dombaukomitee wird daher nunmehr wahrscheinlich mit den beiden Vereinen und dem Domkapitel Hand in Hand gehen. — In Erfüllung eines Wunsches Ihrer Maje stät der Königin soll in der nächstjährigen Bau periode eine Erweiterung des königl. Jagdhauses zu Rehefeld, woselbst Ihre Majestät bekanntlich mit be sonderer Vorliebe weilt, unternommen werden. Ge plant ist nach den hierüber vorliegenden näheren Mitteilungen die Herstellung eines turmähnlichen Erkers an der südöstlichen Giebelseite. — Ein außergewöhnlich kostbares Schmuckstück ist in dem Verkaufsgeschäft Gustav Krieg in der Petersstraße in Leipzig ausgestellt: eine für den Sultan in Dell auf Sumatra bestimmte Herren-