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Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich KeMK-ZUM ßr Koftdors, Ddliß, Amsdorf, Küsdors, Kl LOim, KeinriHsorl, Dm« md Mlsm. Anrtsblcrtt für den Stadtrat zu Lichtenstein. ——"— 45. Jahrgang. — ——— —--—----------- — Nr. 264. N.--N,-A«»s»wd Mittwoch, den 13. November 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends sür den folgenden Tag. - Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltrne LvrpuSzeUe oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekaMtmschMg. Wir suchen einen Laterrreuwärter. Antritt am 1. Januar 1896. An Lohn wird sür jeden Abend, an welchem das Anbrennen und Auslöschen der Laternen zu besorgen ist, 75 Pfennige gewährt. Putzen der Laternen wird besonders vergütet. Bewerbungen sind bis E»de November schriftlich bei dem unter zeichneten Bürgermeister anzubringen. Callnberg, am 9. November 1895. Der Etadtgsmsmdsrato Prahtel, Bürgermeister. GefGäftsLKgUer^Sparkasse zu UMnberg: Montag, DsAusrstag und Sonnabend. Lagssgeschöchte. * — K-. Lichtenstein, 12. Nov. Gestern abend beging in dem sinnreich dekorierten Saale des Hotels zum gvldnen Helm die hiesige Freiwillige Feuerwehr ihr 34. Stiftungsfest. Die Begrüßungs- Ansprache in Verbindung mit einem kurzen Rückblick auf den Entwickelungsgang des Feuerwehr-Korps hielt Herr Vize-Kommandant Zahnkünstler Lade mann. Ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den hohen Protektor von Sachsens Feuerwehren, Se. Majestät König Albert, bildete den Schluß dieser Ansprache. Das reichhaltige Programm enthielt ge sangliche und musikalische Darbietungen gewähltester Art und kamen sämtliche Nummern in recht an heimelnder Weise zum Vortrag. Vervollständigt war daL Programm durch Einlage eines 2aktigen Lust spiels: „Ein Knoten". Dieser ZwebAkter, der viel Humor in sich birgt, gelangte höchst fesselnd zur Darstellung und wurde somitder Knoten glänzend gelöst. Alle Mitwirkenden errangen für selbstbewußte Hin gabe, sicheres Auftreten und treffliches Zusammen wirken die lebhafteste Anerkennung aller Anwesenden, was letztere durch wiederholten Beifall bekundeten.— Mit diesem Stiftungstage verband sich gleichzeitig ein recht feierlicher Aktus. Den Wehrmännern Herren Simon und Schwalbe wurde für geleistete 25- jährige treue Feuerwehrdienste das von Sr. Maj. dem König gestiftete Ehrenzeichen durch Herrn Bür germeister Lange unter anerkennende» Worten über reicht. Auch erhielten die Wehrmänner Herren Seifert, Straß, Franz und Lauterlein für zurück gelegte 20jährige treue Dienstzeit im Feuerwehr- Korps je ein vom Landesverbands von Sachsens Feuerwehren zuerkanntes Diplom ebenfalls unter anerkennenden Worten durch Herrn Bürgermeister Lange übermittelt. Mözen die so Ausgezeichneten die immer bewiesene Aufopferung im Dienste der Nächstenliebe auch in Zukunft bethätigen und dem hiesigen Feuerwehr-Korps noch lange thatkcäftig er halten bleiben! * — Ein vorzeitiger Maikäfer, welchen die lin den Lüste an die Erdoberfläche getrieben haben, wurde heute unserer Redaktion von Freundeshand überliefert. Derselbe wurde auf der Rümpf gefangen und krabbelt lustig auf dem Pulte herum. — Bei Eintritt der rauhen Jahreszeit werden in vielen Wohnungen die Fenster geschlossen und womöglich während des Winters nicht mehr geöffnet, und wer ein solch' ungelüftetes Zimmer betritt, dem duftet eine Luft entgegen, die ihn geradezu an widert und ihm den Atem benimmt. Wie unwissend und unpraktisch sind solche Leute, die glauben, bei geschlossenen Fenstern eine wärmere Stube zu haben und an Heizung zu sparen! Nicht unreine, sondern eine reine Lust wärmt am meisten und ist am leich testen zu erwärmen. Wo in Räumen große Menschen mengen zusammengedrängt find, da möge man während der Zeit nach jeder Stunde die Fenster fünf Minu ten lang öffnen; jede Wohnung werde täglich zu wiederholten Malen gelüftet. Niemand darf sich fürchten, bei offenen Fenstern zu schlafen; um frische Lust in'S Zimmer zu bringe», genügt im Winter oft eine kleine Spalte. Nur reine, frische Luft schützt ihn vor allerlei Krankheiten! * — 8 Callnberg, 12. Nov. Welch eines erfreulichen Aufschwunges sich der hiesige Kgl. Sächs. Militär «Verein erfreut, davon legte die gestrige Monats-Versammlung beredtes Zeugnis ab. Unter der reichhaltigen Tagesordnung befanden sich nicht weniger als 9 Aufnahmen und ist die Mitglieder zahl von 100 dadurch überschritten worden. Nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten war es be sonders Kamerad Lehrer Schaller als Meister des Pianosortes, welcher die Kameraden durch seine künst lerischen als auch humoristischen Darbietungen in lau nigster Weise noch lange zusammenhielt. Unter seiner staunenswerten Fertigkeit auf dem Instrumente erklangen einige Variationen aus „In einem kühlen Grunde", „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten", „Der Sturm aus Spichern", „Das Herz am Rhein" usw., welchen die Mitglieder begeistert lauschten. Aber auch die Sanges-Abteilung genannten Vereins ließ es sich nicht nehmen, in abwechselnder Reihen folge die bis jetzt in ihren Kräften liegenden Weisen zu Gehör zu bringe», und so kam es, daß der Abend ganz unvorbereitet sich zu einem recht genußreichen gestaltete. Mit dem Wunsche, noch recht viele der artig kameradschaftlich Gesinnte wie Kamerad Schaller zu dem Verein zählen zu dürfen, schließt Einsender dieses unter dem Motto: „Mit Gott für König und Vaterland!" — Im Königreich Sachsen wird bereits seit einiger Zeit der Versuch gemacht, auch ohne Hilfe der Reichsgesetzgebung durch Benutzung des Begna digungsrechtes die „bedingte Verurteilung" einzu führen und zwar zunächst in Bezug auf jugendliche Verbreche« (unter 18 Jahren). Auf Grund einer Verfügung des sächsischen Justizmmisters prüfen jetzt bei jeder Verurteilung eines Jugendlichen zu einerFrei- heitsstrafe die Strafvollstreckungs-Behörden, ob wegen Erwirkung eines längeren Aufschubes derSirasvoll- streckung zum Zwecke der Ermöglichung einer Be währung durch gute Führung Bericht an das Justiz ministerium zu erstatten sei. Die Prüfung Hai sich u. A. zu erstrecken auf die Führung im Hause, in der Schule, in der Lehre, in neuer Arbeitsstellung und hat zu erwägen, ob Aussicht auf günstige tadel lose Führung vorhanden ist. Das Ministerium ent scheidet dann, ob ein Aufschub zu gewähren sei oder nicht. Wird er gewährt, so hat der Verurteilte in der Zwischenzeit nur die Verpflichtung, jeden Woh nungswechsel dem Gericht anzuzeigen; aber eine be sondere Ueberwachung findet nicht statt. Nach Ab lauf der Aufschubfrist ist durch Anfrage bei der Po lizei und eventuell bei der Schulbehörde festzustellen, wie die Führung des Verurteilten gewesen. Stellt sich in dieser Frist heraus, daß der Verurteilte wesent lich sich gebessert hat, so wird er dem König zur Begnadigung empfohlen. — Parlamentarische Erinnerungstage. Mit dem bevorstehenden Wiederzusammentreten des deutschen Reichstags werden die gesetzgebenden Körperschaften unsres deutschen Reiches die 25. Wiederkehr des Tages begehen, an dem sie zum ersten Male ihre Sitzungen begonnen haben. Der Bundesrat hat am 20. Februar, der deutsche Reichstag am 21. März 1871 seine erste Sitzung abgehalten. Ars dem Bun desrat wirken von jenen 39 Herren, wie die „Köln. Ztg." zusammen stellt, welche der ersten Sitzung bei gewohnt haben, nur noch vier, der damalige General postdirektor Stephan, die württembergischen Minister v. Mittnacht und v. Riecke und der hanseatische Ge sandte Dr. Krüger. Den Vorsitz in der ersten Bun desratssitzung führte nicht Fürst Bismarck, wie auch seine beiden Nachfolger, Gras Caprivi und Fürst Hohenlohe, für die Regel dem stellvertretenden Vor sitzenden die Geschäftsleitung überlassen haben. Da mals war eS Minister Delbrück bis 1876; dann kam Minister v. Hofmann bis 1880 und seitdem hat un unterbrochen Minister v. Bötticher den Vorsitz in Stellvertretung des Reichskanzlers geführt. Weit schwerer ist festzustellen, welche Männer aus dem am 3. März gewählten, am 21. März 1871 zum ersten Male zusammengetretenen deutschen Reichstag noch leben; ein Teil der damaligen Abgeordneten hat nur ganz kurze Zeit dem politischen Leben angehört, sehr wenige von chmn sind noch heut« parlamentarisch Lhätig. Von den damaligen 382 Abgeordneten sind es nur 19, welche auf eine 25jährige ununterbrochene parlamentarische Thätigkeit znrückblicken können. Von den Konservativen v. Schöning, v. Sperber und Uhden, von der deutschen Reichspartei o. Kardorff und Stumm, von den NaLionalliberalen v. Benda, v. Bennigsen, Dr. Hammacher, Dr. v. Marquardsen und Dr. Böhme, der anfänglich der Fortschritts partei angehörte, von de« Fortschrittspartei Eugen Richter, vom Centrum Dr. Bock, Aachen, v. Grand- Ry, Frhr. v. Heeremsnn, Dr. Lieber, Lingens und Dr. Rudolphi, von den Polen v. Kalckstein und von den Sozialdemokraten Gebel. Zum Beschluß dieser Aufzählung sei noch der schönen Worte der Thron rede gedacht, die an jenem 21. März vom Kaiser Wilhelm in Gegenwart der meisten deutschen Fürsten verlesen wurde: „Der Geist, der in dem deutschen Volke lebt und seine Bildung und Gesittung durch dringt, nicht minder die Verfassung des Reiches und seme Heereseinrichtungen bewahren Deutschland in mitten seiner Erfolge vor jeder Versuchung zum Miß brauche seiner durch seine Einigung gewonnenen Kraft. Die Achtung, die Deutschland für seine Selbständig keit in Anspruch nimmt, zollt es bereitwillig der Unabhängigkeit aller anderen Staaten und Völker, der schwachen wie der starken. Das neue Deutsch land, wie es aus der Feuerprobe des gegenwärtigen Krieges hervorgegangen ist, wird ein zuverlässiger Bürger des europäischen Friedens sein, weil es stark und selbstbewußt genug ist, um sich die Ordnung seine« eigener Angelegenheiten als sein ausschließ liches aber auch ausreichendes und zufriedenstellendes Erbteil zu bewahren". Das deutsche Reich kann es sich zum höchsten Ruhme anrechnen, daß es diese kaiserliche Verheißung in den ersten 25 Jahren seines Bestehens glänzend erfüllt hat. — Wieder eine amerikanische Erbschaft! In Dresden ist eine Pcivatzuschrift eingegangen, in welcher erzählt wird, daß vor kurzem in Milwaukee ein Heinrich Wilhelm Glöckner gestorben sei, der „ein schönes Stück Land, sowie etwas Pferde und Vieh" hinterlassen habe; der Verstorbene sei unge fähr 65 Jahre alt geworden, wahrscheinlich in Dres den verheiratet gewesen und habe eine Tochter. Der Briefschreiber, dessen Person völlig unbekannt ist und dessen Angaben auf ihre Richtigkeit nicht geprüft sind, hat um Ermittelung dieser Angehörigen mit dem Hinweise gebeten, daß am Sterbeorte unmittel bare Erben nicht bekannt wären. In den Dresdner Melderegistern ist der fragliche Name nicht gefunden worden, und da auch seit dem Jahre 1840 auf einen solchen dort ein Paß nicht ausgefertigt worden ist, konnte bisher nichts ermittelt werden. Sachdienliche Mitteilungen werden an die Dresdner Polizei z» Tb. III. 781 erbeten. — Der Zwickauer Gewerbeverein hat sein 50. Vereinsjahr begonnen und besitzt jetzt 250 Mit glieder und 45,200 Mk. Vermögen. — Am 10. d. beging der Turnverein zuGlau - chau das 50jährige Jubiläum seines Bestehens. — Waldenburg, 9. Nov. Das „Schönb. Tgbl." schreibt: Der verstorbene Kaufmann und