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rich August, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde, sowie Se. Hoheit der Prinz Albert von Sachsen-Altenburg teilnahmen. — Sachsens Elbgau-fresse schreibt: Eine ge- genwärtige in Belgien Aufsehen erregende Schrift konstatiert, daß im Kongostaate mehr Menschen durch den Alkohol zu Grunde gehen, als durch Krieg, Brand und Mord zusammen. Im Jahre 1893 sind in jenem Staate nicht weniger als 1400 054 Liter deS schlechtesten Branntweins eingeführt worden. Welche unseligen Folgen die Trunksucht zeitigt, daS ersieht man wieder aus dem BerwaltungSbericht des Rates zu Dresden. Von den in den letzten 5 Jahren im städtischen Irrenhaus« Aufgenommenen waren 566 lediglich durch die Trunksucht wahnsinnig geworden. Rechnet man noch diejenigen hinzu, welche durch die Trunksucht zuerst eine andere Krankheit als Jrsinn bekamen, aber endlich doch auch noch irrsinnig wurden, so ergicbt es sich, daß 50 Prozent, also die Hälfte der im Jrrenhauss aufgenommenen Männer, durch den Trunk sich um idren Verstand gebracht hatten. Nirgends erfüllt sich so augen scheinlich die Drohung des göttlichen Gebotes von der Sünde der Väter an den Kindern heimgesucht als in der Wirkung des Alkohols auf die Nach kommenschaft der Trinker. Ein Professor Damme beobachtete 10 kinderreiche Familien, wo die Eltern bez. die Voreltern tranken, und 10 kinderreiche an dere Familien, wo die Eltern nüchtern lebten! Die Familien der Trinker hatten 57 Kinder auszuweisen, von denen 12 Kinder bald nach der Geburt an Le bensschwäche starben und 36 kränklich waren und zwar 8 blöd- bez. schwachsinnig. 12 hatten Krämpfe, 2 waren taubstumm, 5 waren zwerghaft, 3 verwachsen, 5 litten an der Trunksncht und waxen epileptisch und nur 9 hatten sich normal entwickelt. Hingegen wurden in der anderen, in der Gruppe der nüch ternen 61 Kinder gezählt. Davon starben 5 gleich nach der Geburt, 2 bekamen Veitstanz, 2 waren ver wachsen, 2 geistig schwach; 50 aber entwickelten sich vollständig normal. Und da sollten den Leuten die Augen noch nicht aufgehen! — Dresden, 21. Okt. In einer Restaura tion der inneren Stadt fand man vorgestern früh, als die Zimmer gereinigt werden sollten, eine« wild- fremden Menschen, der in einer Gaststube auf dem Sofa lag, und laut schnarchend den Schlaf des Gerechten schlief. Als man ihn erweckt hatte, stellte es sich heraus, daß man einen nächtlichen Eindring ling und Spitzbuben erlangt hatte. Derselbe, ein heruntergekommener, mittelloser Kommis hatte sich abends in's Grundstück emgeichlichen, um dort ir gendwo zu schlafen, war nach Geschäftsschluß in die Restaurationsräume gegangen und hatte dort zunächst von den Speisevorräten tüchtig gegessen. Dann hatte er sich aus einem Schranke allerlei Schnäpse einge schenkt und hatte solange geschnapst, bis er selig ein- geschlafe». DasErwachen war natürlich unangenehm. Die Polizei nahm sich des Menschen an. — Ein ehemaliger Unteroffizier, welcher wäh rend des Feldzuges 1870/71 bei der 9. und 12. Kompanie des 4. Infanterie-Regiments Nr. 103 diente, hat eine Summe gestiftet, welche an diejenigen Vete ranen, die während dieser Zeit einer der obengenann ten Kompanien als Kombattanten angehörten, zur Verteilung gelangen soll. Gesuche solcher Veteranen können an dasjenige Bezirkskommando eingereicht werden, tu dessen Bezirk die Gesuchsteller wohnhaftsind. — W a l d e n b u r g , 21. Okt. Se. Durchlaucht Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg ist, von Schloß Hermsdorf kommend, heute mittag hier ein- getrvffen. — Ihrs Durchlaucht die Frau Fürstin Pamela von Schönburg.Waldenburg ist, von Schloß Pomssen kommend, heute abend auf dem Bahnhof Alliierte. Original-Roman von Gustav Lange. — (Nachdruck verbalen.) (Fortsetzung.) Mehr vorwärts geschoben und gestoßen, als Waldau selbst ging, wurde er von den Männern fortgejchleppt. Als das Geräusch des Verkehrs menschliche Stimmen und Wagengerasfel an sein Ohr schlugen und Lichterschein das Dunkel unter brach, tauchte neue Hoffnung in ihm auf. Die Männer waren jetzt mit ihrem Gefangenen an der Stelle angelangt, wo die dunkle Gasse in eine größere hier und da erleuchtete Straße etnmün- dete, und es schien Waldau, als zögerten ste etwas im Vorwärtsschreiten, doch er hatte kaum Zeit, über dies alles Betrachtungen anzustellen, deun ein leiser Pfiff ertönte, und im nächsten Augenblicke hielt dicht vor ihnen eine geschlossene Droschke. Der Wagen- fchlag wurde hastig geöffnet, uud mit Gewalt wurde Waldau in das Innere des Gefährts gestoßen, die Männer hinter ihm her. Die fünf Mensche» bilde ten einen dichten Knäuel in dem engen Raume, aber noch bevor sich derselbe aufgelöst, fuhr auch schon die Droschke in schnellem Tempo davon. Die Män ner lachten höchst befriedigt auf, daß ihnen der Plan so gut gelungen. Aus ihren höhnischen Worte ent nahm er auch, daß sie die Absicht hatten, ihn in einem unterirdischen Raume verschmachten zu lassen, um so Rache an ihm zu üben für den Verrat ihrer Pläne. Diese wenig tröstliche Aussicht erweckte in Waldau einen geheimen Schauder, der im Verein mit dem bereits ausgestaudenen Schrecken und der hierselbst eingetroffen und hat sich von da mittels Wagens direkt nach Lichtenstein begeben. — Am Sonntag nachts gegen 3 Uhr brach im rechten Flügel-Anbau des Colosseums zu Remse Feuer aus; die Remser Feuerwehr, welche sofort alarmiert wurde, griff thatkräftig ein, sodaß in kurzer Zeit die Flammen gelöscht waren. Brandstiftung wird vermutet. — Wolkenstein, 18. Okt. Vergangenen Montag früh ist der 15jährjge Buchdruckerlehrling Adolf Bruno Nestler aus Wolkenstein von seinen dort wohnenden Eltern weggegangen, um sich zu seinem Lehrherrn nach Ehrenfriedersdorf zurückzube geben. Dort ist derselbe bisher aber noch nicht an gekommen, sondern spurlos verschwunden. — F a l k e n st e i n, 20. Okt. Vor einigen Tagen hat der Friedhofsgärtner Barth hier beim Äufackern eines Feldraines eine Anzahl Silber- und Kupfer- münz-n sächsischen Gepräges aus dem Jahre 1764 entdeckt. Neben den Münzen lag im Erdreich eine Kanonenkugel in der Größe eines Billardballes. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist von dieser Kugel ein Soldat getroffen und getötet worden und von dem selben rühren auch die Münzen her, da ein Gefäß, wie solches bei Münzfunden immer anzutreffen ist, nicht angeiroffen wurde. Die Ueberreste dürften aus dem Befreiungskriege herrühren, da in unserer näch sten Umgegend zahlreiches Militär anzutreffen ge wesen ist. — Aus dem Vogtland, 20. Okt. Seit dem Jahre 1886 sind hier Versuche angestellt worden, die im Vogtlands häufig vorkommenden Ebereschen (Lordnb) zu veredeln. Die Frucht der Edeleberesch« grebt ein äußerst wohlschmeckendes, die Preißelbeere fast noch übertreffendes Kompot, und es wurden Heuer z. B. m Markneukirchen Trauben im Gewichte von 200 A und darüber geerntet. Während dort Organist Hellriegel für die Ausbreitung der süßen Eberesche thätig ist, beschäftigt sich in Tobertitz bei Plauen der Rentier Gottsmann mit der Zucht der artig veredelter Bäume, die auf Wunsch nach allen Gegenden und dieser Tage auch nach Großröhrsdorf (Lausitz) gesandt wurden. Während die Eberesche Wildwachsend, nur mäßige Höhe erreicht, sind ver edelte Bäume von 4 m Höhe nichts seltenes. — Die Lommatzscher Gegend wird fort während durch freche Einoruchsdiebstähle beunruhigt. In der Nacht zum Mittwoch sind beim Gutsbesitzer Görne m Berntitz 1200 Mk. in bar aus dem Geld schranke gestohlen worden, nachdem zuvor der Schlüs selbund gestohlen worden war. Herr Görne war indeß m der glücklichen Lage, 900 Mk., die in ein Tuch eingebunden und in einem Wasserbehälter vor dem Gut versteckt worden waren, wiederzufinden. — Im Auftrage der Ministerien des Innern und der Finanzen wird auch in diesem Jahre an der Königlichen Forstakademie zu Tharandt durch den Professor vr. Nitsche ein Lehrkursus für Fisch zucht abgehalten werden. Derselbe beginnt Donners tag, den 14. November nachmittags 5 Uhr und schließt Sonnabend, den 16. November nachmittags 4 Uhr. Der Kursus wird wie früher aus Vorlesun gen und praktischen Uebungen bestehen und Jeder mann unentgeltlich gegen einfache Emzeichnung seines Namens in die an Ort und Stelle ausliegend« Liste zugänglich sein. Während aber bisher dieser Lehr- kurfus vornehmlich die künstliche Fischzucht behan delte, wird er sich in diesem Jahre auf Teichwirt schaft beziehen und es sollen in Zukunft beide Gegen stände derart mit einander abwechseln, daß in den Jahren mit gerader Jahreszahl über künstliche Fisch zucht, in den Jahren mit ungerader Jahreszahl über Teichwirtschaft gelesen wird. ihm widerfahrenen rohen Behandlung ihn in eine tiefe Ohnmacht fallen ließ, sodaß er nicht mehr sah und hörte, was um ihn her vorging. — Erst in der tiefen Dunkelheit, auf kaltem feuch ten Boden liegend, kam Waldau wieder zur vollen Besinnnung. Welche Empfindungen wurden in ihm wach, als die schrecklichen Traumbilder, die während der tiefen Ohnmacht seinen Geist umgaukelt, zur er tsetzlichsten Gewißheit wurden. Krampfhaft griff er nach dem Herzen, und mit den Nägeln durch wühlte er sein Fleisch. Erst nach und nach kam stille Ergebenheit über ihn, und heiße Gebete aus tiefstem Herzen, so innig und wahrhaft gläubig, wie sie wohl noch nie im Leben über seine Lippen ge- kommen, sandte er gen Himmel. Etwas getröstet und von Zuversicht erfüllt, daß sein Schicksal sich doch vielleicht noch zum Guten wenden würde, lehnte er bas Haupt ermüdet gegen die kalte Wand und versank in ruhiges Sinnen, während seine Lip pen nur noch leise den Namen den Geliebten flüsterten. * * -ir Eine seltsame drückende Schwüle, man konnte fast sagen Beklommenheit, herrschte heute imPolizet- gebäude zu Rom; es mußte etwas in der Luft liegen, wie die Beamten einander zuraunten und doch wußte niemand einen bestimmten Anhaltspunkt dafür an zugeben. Früher als wie gewöhnlich war heute der Chef, Vicomte Serrano, auf seinem Bureau erschie nen und ununterbrochen hatten Konferenzen mit den verschiedenen Beamten stattgefunden. Die fast ner vöse Unruhe, welche heute de« Polizeichef beherrschte, Z Berlin, 20. Okt. Der .Hamb. Corr.» berichtet sehr eingehend über dis Erfahrungen mit der zweijährigen Dienstzeit und mit den vierten Ba taillonen. Die Erwartungen Caprivis, die zur Wahl der zweijährigen Dienstzeit drängten, hätten sich in der Praxis bewahrheitet. Die Ausbildung der Fuß- truppen blieb nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre um nichts gegen früher zurück, eher sei sie besser geworden, weil die Cadres in zweijähriger Dauer weder unterbrochen, noch gewechselt, noch fühl bar gehindert wurden. Es sei ein Arbeiten nach einem System im Großen. Im Allgemeinen spreche sich die am 1. Okt. fällig gewesene amtliche Bericht erstattung günstig über die zweijährige Dienstzeit aus. Anders stehe es mit den vierten Bataillonen, die keine organisatorische Musterschöpfung seien; sie würden schwerlich ein langes Leben haben. Eine Aenderung innerhalb des Rahmens der jetzigen Prä senzziffer wäre durchaus nichtunmöglich. Vergleiche man sie Gesamtheit der Ergebnisse der früheren, durchlöcherten dreijährigen Dienstzeit nebst den Er satzreserven mit der jetzigen zweijährigen Dienstzeit, so neige die Wagschal« zu Gunsten letzterer. Jeden falls seien die vierten Bataillone viel besser als die selige Ersatzreserve. — Sehr viel günstiger lautet ein Urteil in der gleichfalls Fühlung zu amtlichen Kreisen unterhaltenden „Post" über die vierten Bataillone, von deren Wiederabschaffung gar keine Rede sein könne. 8 Berlin, 21. Okt. In Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin, sowie der vier ältesten kaiserlichen Prinzen und anderen Fürstlichkeiten fand heute die feierliche Einweihung der Kaiser Fciedrich- Gedächtnis-Kirche unter dem Geläute der Glocken sämtlicher Berliner Kirchen statt. Mittags -2 Uhr erfolgte ebenfalls in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin die feierliche Enthüllung des Denkmals der Kaiserin Augusta. 8 Die schlechten Rechner sind eine Ursache, daß bas Handwerk den goldenen Boden verloren hat. InBerlin wurden Malerarbeiten für das Haupt gebäude der Gewerbeausstellnng von 1896 ausge schrieben. Da« niedrigste Gebot betrug 14207 M., das höchste 54869 Mark. Daß das niedrigste zu tief gegriffen ist, leuchtet ein, wenn man bedenkt, daß der Aufbau eines allen Anforderungen ent sprechenden Malergerüstes nach dem Urteil von Fach männern allein schon rund 8000 Mark kostet. Da blieben für den Maler noch 6000 Mark. 8 Welch traurige Gchulverhältnisse noch in näch ster Nähe von Berlin bestehen, geht aus einer Zuschrift hervor, die der „Voss. Ztg." aus Weid mannslust im Kreise Niederbarnim gesandt wird. Es heißt darin: „Der Lehrer mußte gestern sechzehn Kinder wegen Mangels an Platz nach Hause schicken. Von den 73 Ki>.dern, die in einer einklassigen Schule unterrichtet werden sollen, sind also jetzt 16 Kinder ohne Unterricht, und die Übrigen 57 müssen sich mit 48 Sitzplätzen behelfen, weil die zuständige Gemeinde von Lübars nicht für Schulbänke gesorgt hat und den Schulhausbau, trotzdem das Schulgrundstück schon seit einem Jahre gekauft ist, noch auf zwei Jahre hinausgeschoben hat". 8 Das Berliner Schöffengericht verurteilte einen dortigen Kaufmann zu 50 Mark Geldstrafe, weil derfelbe einen anderen, mit dem er sich verun einigt hatte, dadurch etwas am Zeuge zu flicken ge sucht hatte, daß er sich in Inseraten bereit erklärte, ausgeklagte Forderungen an denselben aufzukaufen. 8 Die Terrorisierung von Sozialdemokraten wegen Beteiligung an der Illumination wird noch immer fortgesetzt. In einer Versammlung des sozial demokratischen Gastwirtsvsreins in Berlin wurden 4 Mitglieder, welche am Sedantage illuminiert hatten - war keiner der Untergebenen an ihm gewöhnt, selbst in den aufgeregtesten Zeiten nicht. Nachdem Vicomte Serrano wieder eine längere Unterredung mit zwei Geheimpolizisten gehabt und dieselben mit Instruktionen versehen, entlassen hatte, befand er sich allein mit seinem Sekretär Giraldo, einem kleinen, verschmitzt aussehenden Männchen, welcher in hoher Gunst bei seinem Vorgesetzten stand und sich dessen vollsten Vertrauens erfreute. Wer z daher irgend ein Anliegen hatte, Pflegte gut zu thun, sich erst an Sekretär Giraldo zu wenden, er konnte da sicher sein, daß seine Sache in guten Händen ruhte. Die Hände auf den Rücken gelegt, die Augen brauen finster zusammengezvgen, sodaß der an und für sich kalt und streng erscheinende Gesichtsausdruck Vicomte Serranos noch unfreundlicher erschien, so durchwanderte der gefürchtete Polizeichef Roms mit großen Schritten den nur mit zwei Schreibpulten und mehreren Sesseln, sowie Aktenregalen ausge statteten Raum, das Haupt tief auf die Brust herabgesenkt. „Es scheinen sich Himmel und Hölle in letzter Zeit gegen mich verschworen zu haben," grollte Vi comte Serrano, in seiner Wanderung inne haltend und hinter dem emsig schreibenden Sekretär Giraldo stehen bleibend. „Anders kann ich es gar nicht be zeichne». Habe diesen Mordbuben Solfivo, der mir nächtlicher Weile auflauern wollte, schon so gut wie sicher in meinen Händen, um ihn der wohlverdienten Strafe zuzuführen, beauftrage den zuverlässigsten Offizier mit seiner Verhaftung, aber als die Mann schaften in die Taverna kommen, ist der Vogel aus« geflogen. Noch nicht genug damit, gebe ich meinem